MAGDEBURG KOMPAKT 2015 - 07

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UNTERHALTUNG

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ch weiß, man sollte die Betrachtung einer bestimmten Situation niemals mit den Worten beginnen: Ich hatte Recht! Aber bei der Betrachtung dieser speziellen Situation klopfe ich mir selbst auf die linke Schulter und verkünde hier: Ich hatte Recht! Jetzt fragt sich der geneigte Leser zu Recht: Womit hatte der Autor dieser Kolumne denn Recht? Nun, ganz einfach: Ich habe den Ausgang der letzten Oberbürgermeisterwahlen in der Landeshauptstadt Magdeburg vorausgesagt und ich hatte Recht. Die dritte Amtszeit für und mit Dr. Lutz Trümper. Doch die Wahlbeteiligung an dieser Wahl lässt auf eine traumatische Wahlmüdigkeit schließen. Viele Magdeburger scherzten auf die Frage, warum sie nicht zur letzten Wahl gegangen seien mit den Worten: Ach, wenn ich gewusst hätte, dass es die letzte Wahl ist, wäre ich sicher hingegangen. Tä tä! Tä tä! Tä tä! Narrhalla-Marsch! Lutz Trümper wurde mit einer absoluten Mehrheit von 69,2 Prozent der abgegebenen Stimmen wieder in sein für ihn erschaffenes Amt gewählt. Aber nur 35 % der Wahlberechtigten haben ihre Stimme abgegeben und sind nun sprachlos. Wenn man jetzt versuchen wollte die Quote zu errechnen, bräuchte man sicher den MathematikNobelpreis, den es ja bekanntlich gar nicht gibt. Wie viel sind 69,2 % von 35 %? Liebe geneigte Leser, rechnen Sie das bitte selbst aus. Würde ich es versuchen, würde ich unweigerlich scheitern oder zu einem Ergebnis kommen, welches mir den seit 25 Jahren eingetrichterten Glauben an die Demokratie wieder verlustig machen würde. Also, erst einmal egal. Bis 2022 wird der alte und neue OB in seiner „Lutze- Butze“ residieren. Moment! Ein bisschen rechnen kann ich doch. Ich war immerhin Schüler der „Maxim-Gorki-Oberschule“! Bis 2022 Oberbürgermeister der Stadt Magdeburg? Laut Kommunalgesetzgebung darf aber ein Oberbürgermeister nicht älter als 65 Jahre sein. Warum das so ist, konnte mir bisher niemand so richtig und plausibel erklären. Schlägt der Jugendwahn in diesem Lande sogar vorhandene Qualität aus Ämtern?

Hengstmanns andere Seite!

Schmoll-

Kinderbücher fernab jeglicher Klischees?

L Lutz Trümper, einige der wenigen Amtsinhaber mit Migrationshintergrund, er ist gebürtig in Oschersleben, ist geboren im Jahr 1955. 2020 wäre er de facto Rentner, also wohl mehr Pensionär. Würde das spekulativ bedeuten, dass die Magdeburgerinnen und Magdeburger in fünf Jahren schon wieder an die Urne müssten? Und wenn „Lutze“ dann nicht mehr zur Wahl antreten darf? Geht denn dann überhaupt noch Eine oder Einer oder überhaupt jemand zur Oberbürgermeister-Wahl? Die heutige Generation ist doch eigentlich die Genese vieler vorangegangener Generationen. Ich will nicht sagen: Damals war alles besser! Viel mehr will ich behaupten: Damals war alles noch besser! Die jungen Mitglieder einer damaligen Generation verehrten die Alten ob ihrer Weisheit, Erfahrung und des Handelns für die Jungen. Ich wünschte mir, dass unser OB erst dann zurücktritt, wenn ihn eine opulente Ehrlichkeit befällt und er gesteht: „Nee! Also jetzt habe ich wirklich keine „Lutzt“ mehr. Das fände ich dann wirklich fair und wäre nicht von kommunalen Gesetzgebern oktroyiert. Also, Lutz Trümper! Ein wiederholtes Willkommen in der „Lutze- Butze“! Herzlichst Ihr Frank Hengstmann

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Die „Lutze-Butze“ uns zum Nutze!

eipziger Buchmesse 2015 – Besucherrekord, Buchstaben so weit das Auge reicht, Veranstaltungen bis die Köpfe qualmen. Jedes Jahr scheint es höher, schneller, weiter zu gehen. Und besser? Das ist Ansichtssache. Zumindest in einem Bereich gibt es – was die Qualität bezüglich der Inhalte betrifft – noch Nachholbedarf. Kinderbücher. Bunt, schön, heile Welt. Prinzessin Lillyfee, Conni etc. – alles Klischee. Verstehen Sie mich nicht falsch. Auch solche Bücher muss es geben, die Kinder in Fantasiewelten und putzige Geschichten fernab jeglicher Realität entführen. Doch leider überwiegt die Zahl dieser Werke im Gegensatz zu den Kinderbüchern, die die Vielfalt, den Alltag und die Probleme der heutigen Welt aufzeigen, zu stark. Wer nicht in das Bild der mittelständischen, heteronormativen, deutschen Mehrheit passt, wird in Kinderbüchern ignoriert. Andere Kulturen, Religionen, Sprachen, Hautfarben scheinen keine Rolle zu spielen. Dass es auch anders geht, zeigt – als einer der wenigen – der Nono Verlag. In Geschichten wie „Unsa Haus“ treten Familienkonstellationen, Identitäten und Lebenssituationen unterschiedlicher Art auf. Es kommen Jungen vor, die rosa Kleider tragen, Mädchen, die Lkw fahren wollen, Kinder, deren Eltern nach Deutschland einwanderten. Auch eine schwedische Kinderbuchautorin widmet sich heiklen und tabuisierten Themen, die bei uns oft zu kurz kommen. Pernilla Stalfelt beschäftigt sich mit dem Tod, mit Toleranz, Gewalt, Eifersucht und sogar mit Kacke. Unter dem Titel „So ein Kack!“ erklärt sie, wie Toiletten funktionieren, dass Exkremente als Dünger dienen können, wie wichtig Windeln für Babys sind und was Durchfall oder Verstopfungen verursachen kann. Dinge, die Kinder eben interessieren und die auch angesprochen werden sollten! Tina Heinz


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