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„Der Rosenkrieg ist ein Auslaufmodell“ Das weiß Rechtsanwalt Mag. Christian Schönhuber aus Schwanenstadt aus Erfahrung. Im Laufe seiner 24-jährigen Berufslaufbahn hat er sich unter anderem auf Scheidungen spezialisiert.
Gespräche gehen meist ganz massiv in die persönliche, seelische und materielle Richtung. Da ist großes Einfühlungsvermögen von meiner Seite gefragt. Ich versuche herauszufinden, wo das Problem in der Ehe liegt und ob es noch Hoffnung auf eine Weiterführung gibt. Viele Klienten sagen nach dem Gespräch, das ein bis zwei Stunden dauert: „Jetzt geht es mir besser!” Meine Aufgabe ist, die Klienten in rechtlicher und auch in psychologischer Hinsicht zu beraten.
Wie viele Klienten vertreten Sie bei Scheidungen in einem Jahr? Pro Jahr sind es 30 bis 40 Scheidungen unterschiedlicher Größenordnung. Drei Viertel meiner Scheidungsklienten sind übrigens Frauen. Warum haben Sie sich unter anderem auf Scheidungen spezialisiert? Das hat sich im Lauf meiner Tätigkeit als Anwalt so ergeben. Wenn ich hochrechne, dann habe ich bisher rund 800 Scheidungsklienten vertreten und verfüge über eine dementsprechende Berufserfahrung. Wie läuft der Erstkontakt mit Klienten ab, die sich scheiden lassen wollen? Wenn sich Klienten an mich wenden, lade ich sie zu einer Erstbesprechung. Die
Worin liegt gegenwärtig bei Scheidungen das größte Problem? Das Hauptproblem ist in den häufigsten Fällen das Finanzielle. Vielfach funktioniert die Ehe schon lange nicht mehr, das Paar lässt sich aber aus wirtschaftlichen Gründen nicht scheiden. Häufig verlieren Paare bei einer Scheidung sehr viel. Vor allem junge Eheleute bauen oft große Häuser, die zu einem großen Teil fremdfinanziert sind. Im Endeffekt haben sie dann eine wunderbare Immobilie, die sich keiner der beiden leisten kann. Die Immobilie muss verkauft werden. Auch hier kann ich helfen, da ich auf Vertragsund Immobilienrecht spezialisiert bin. Gibt es noch richtige Rosenkriege? Kaum, der Rosenkrieg ist ein Auslaufmodell. Der Hauptgrund darin liegt im Wandel der Gesellschaft. Die meisten Frauen haben einen guten Beruf und verdienen ihr eigenes Geld. Rosenkriege gab es vor allem zu Zeiten der so genannten „Hausfrauen-Ehen“. Da wurde die finanzielle Situation über einen langen Zeitraum ausgestritten. Das ging häufig bis zum Obersten Gerichtshof.
Was kosten Scheidungen? Ich habe Scheidungen in der Größenordnung von 1.000 bis 80.000 Euro. Die längste Scheidung in meiner Karriere hat sich über acht Jahre gezogen. Sie sind seit 24 Jahren tätig, was hat sich bei Scheidungen geändert? Am scheidungsresistentesten war die Generation der heute 70- bis 80-Jährigen. Zu dieser Zeit hat man sich kaum getrennt. Die heute 40- bis 50-Jährigen bleiben nicht mehr um jeden Preis zusammen. Viele Partner bleiben häufig lange Zeit wegen der gemeinsamen Kinder zusammen. Wenn diese das Haus verlassen, dann zerbricht auch oft die Ehe. Und dann gibt es noch die ganz junge Generation, diese Paare gehen oft schon nach einem Jahr auseinander. Welche Rolle spielen Eheverfehlungen? Diesbezüglich gibt es einen sehr umfangreichen Katalog. Die gängigsten Verfehlungen sind das Fremdgehen eines Ehepartners, Alkoholismus und auch Egoismus. Das Vorliegen von Eheverfehlungen ist primär relevant für den nachehelichen Unterhalt und hat eine gewisse - wenn auch untergeordnete - Bedeutung im Bereich der Vermögensaufteilung. Soll man, wenn man eine Ehe schließen möchte, einen Ehevertrag machen? Der Ehevertrag ist heute völlig aus der Mode. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass ihn meist nur Leute beanspruchen, die sich von vornherein mit Misstrauen begegnen oder wenn auf einer Seite ein sehr großes Vermögen vorhanden ist. Ulli Wright
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