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Kultur
Und wie
GUT
sind Sie? Von der gutherzigen Prostituierten zum skrupellosen Kapitalisten: Lili Epply spielt Brechts „Der gute Mensch von Sezuan“ am Landestheater und weiß, wann Pfiffe und Zurufe Gutes bedeuten. BEZAUBERND LEIDENSCHAFTLICH. Vom Drama über Action bis hin zum Psychothriller: Lili Epply beherrscht eine große Palette an Emotionen – auf der Bühne und vor der Kamera.
Text: Viktória Kery-Erdélyi Fotos: Alexi Pelekanos / Landestheater Niederösterreich, Viktória Kery-Erdélyi
A
doleszente Lässigkeit. In der Pause werden Sprüche geklopft, in der Finsternis darf dann ungeniert um Shen Tes Schicksal gezittert werden. Bertolt Brechts „Der gute Mensch von Sezuan“ – in einer vormittäglichen Schulvorstellung am Landestheater. „Kinder und Jugendliche sind erbarmungslos“, schmunzelt Lili Epply, als sie in mit Rosen umrankten Doc Martens und mit frisch geföhnten Haaren aus der Garderobe zum Interview kommt. Das ist durchaus Pflichtprogramm bei einer Herbst-Winter-Produktion, in der es auf der Bühne regnet. Pfiffe, Zurufe, dann wieder Mucksmäuschenstille. Das junge Publikum
lebte mit. „Mich freut es, wenn Theater so ein kommunikativer Raum ist“, sagt die Wienerin, die nun regelmäßig nach St. Pölten pendelt. Sie spielt in Peter Wittenbergs Inszenierung – die Musik macht Bernhard Moshammer – die Prostituierte Shen Te, deren Gutherzigkeit sie alsbald in eine tiefe Krise stürzt. Um zu retten, was noch zu retten ist, verkleidet sie sich als Mann und gibt sich als ihr skrupellos kapitalistischer Vetter aus … Kein federleichtes Frühstück eigentlich, doch Lili Epply hüpft mit erstaunlichem Geschick von einer Rolle in die andere (Abendvorstellungen bis Mitte Dezember). 78
Seit der Volksschule ist die Bühne Teil ihres Lebens; mit zehn Jahren beginnt sie an der Wiener Staatsoper zu tanzen. Jeden Tag nach der Schule, hinzu kommen Proben und Vorstellungen am Wochenende. „Es war so schön, wie es schwierig war“, sagt die junge Frau, die mit 15 schweren Herzens das professionelle Tanzen bleiben lässt. „Im klassischen Ballett gibt es die Perfektion, der Weg dahin ist hart. Es ist eine Erleichterung im Schauspiel, dass es viele Wege, viele Möglichkeiten gibt, sich auszuprobieren. Das nicht Perfekte kann gleichermaßen perfekt sein.“ Die plötzlich gewonnenen Freiräu-