Special: Frauen des Jahres 2014
AUSGEZEICHNET. Sabatina James erhält den „look! Female Rights World Award“
über die das Oberste Gericht in Lahore am 16. Oktober die Todesstrafe durch Erhängen bestätigt hat. „Ich werde alles tun, um diese Frau zu retten“, verkündete die Preisträgerin. TIROLERIN: Wenn Sie heute die Möglichkeit hätten, eine Heldin auszuzeichnen, wer wäre es? Sabatina James: Die Gottesmutter Maria. Das ist für mich eine Frau, die mich sehr
inspiriert hat. Sie hat nie an sich gedacht, sondern ihr Leben in den Dienst der anderen gestellt. 2001 sind Sie zum Christentum konvertiert. Was fasziniert Sie am katholischen Glauben? Die Liebe. Es ist das höchste Gebot. Liebe ist das, wonach ich mich in meiner Kultur gesehnt habe. Vor allem auch, dass Gott nicht eine Kraft ist, die irgendwo herumschwirrt, er macht sich sichtbar durch Jesus Christus. Als junges Mädchen sollten Sie zwangsverheiratet werden. Konnten Sie sich damals irgendjemandem anvertrauen? Nein. Meine Klassenkollegen hatten andere Sorgen, wie etwa: was ziehe ich zum Ball an? Meine Sorge war: wie gebe ich meinen Eltern zu verstehen, dass ich meinen Cousin nicht heiraten will? Wurden Sie mit diesem Vorurteil öfters konfrontiert? Ja, das ist genau die Problematik bei MEDIALES INTERESSE. Sabatina James stand Rede und Antwort
Ehrenmorden. Frauen, die zu den Behörden gehen, werden nicht ernst genommen, wenn sie sagen, mein Vater will mich umbringen. So werden muslimische Frauen im Stich gelassen und gehen oft wieder in die Gewaltsituation zurück, weil keine Hilfe da ist. Und genau diese Hilfe bieten Sie mit Ihrem Verein Sabatina e.V.? Ja. Frauen, die zu uns kommen, wissen oft nicht einmal, wie man einen Behördengang erledigt, deshalb muss man sie voll unterstützen. Das, was ich mit meinem Verein mache, ist eigentlich Aufgabe des Staates. Welche Einstellung haben Sie zur momentanen Integrationspolitik? Der Staat beschränkt sich darauf, zu diskutieren, welche Strafen die Täter bekommen. Die Wünsche der Opfer kommen zu kurz. Ein besserer Opferschutz wäre gut. 2006 haben Sie Ihren eingetragenen Verein Sabatina gegründet. Wie blicken Sie auf die vergangenen acht Jahre zurück? Wir haben hunderte Frauen beraten und ihnen in ein neues Leben geholfen, wir haben in Pakistan Sklaven befreit und wir geben Frauen dort Nähkurse. Haben Sie Pläne oder Wünsche für die Zukunft? Kinder bekommen (lacht)! Ich habe eine Familie verloren und jetzt wünsche ich mir wieder eine. Ein großer Wunsch ist auch, dass ich irgendwann wieder mit meiner Familie vereint bin.
TIROLERIN November 2014 | 171