Oberösterreicherin April 2018

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Wirtschaft

Es ist mir relativ wurscht, was Österreich über mich denkt. Christian Trierenberg

bien. Dort lebte ich neun Jahre, in Medellin, um genau zu sein. Die Drogenhochburg! Wie war das? Sind Sie Pablo Escobar begegnet? Wir bekamen den Drogenkrieg ziemlich mit. Man musste natürlich gut aufpassen und wissen, wie man sich bewegt. Dann war es relativ ungefährlich. Escobar wohnte in etwa 500 Metern Luftlinie von mir. Ich habe ihn hin und wieder aus der Ferne, bei den legendären Pferdeauktionen in unserem Ort, gesehen. Es gibt kaum Interviews mit Ihnen, über Geld reden Sie gar nicht gern. Das habe ich immer versucht zu vermeiden. Unser Unternehmen hatte immer einen Exportanteil zwischen 96 und 99 Prozent, und daher war es auch nicht so wichtig, mit der heimischen Presse zu reden. Mir war und ist offen gesagt relativ wurscht, was man in Österreich über mich denkt. Und was Geld betrifft: In Österreich nehmen die Leute den Umsatz, multiplizieren ihn mit zwei und glauben, das liegt auf der Bank. Wenn man einen Betrieb hat, heißt es nicht automatisch, dass man auch Geld hat. Dieses Thema schürt nur die Neiddebatte. Ich würde lieber über Georgiberg reden. Dann tun wir das. Haben Sie das Gefühl, hier angekommen zu sein? Ja, zu 80 Prozent gehöre ich sicher dazu. Wir produzieren guten Wein und erhalten pro Jahr zehn, zwölf Auszeichnungen. Unser Bekanntheitsgrad ist noch nicht der, den wir uns wünschen würden, aber das ist klar. Denn die arrivierten Weinbauern der Gegend sind ja schon seit 50, 60 Jahren im Geschäft. Das aufzuholen ist herausfordernd. Was ist Ihre Strategie? Hochpreisige Terroir-Weine? Wir haben Terroir-Weine, deren Lagen zu den besten in der Südsteiermark gehören. Das Problem ist ein anderes: 95 Prozent aller Weine, die in Österreich verkauft werden, kosten im Geschäft unter fünf Euro. Da bleibt für

Der Industrielle Christian Trierenberg möchte sich künftig mehr um sein Weingut Georgiberg in der Steiermark kümmern.

den Produzenten nicht viel übrig. Die Herausforderung ist, die anderen fünf Prozent über die richtigen Kanäle zu vertreiben. Wie kann man sich hier positionieren? Qualität geht über Quantität. 80 bis 90 Prozent arbeiten nach dem gleichen Schema. Man muss versuchen, andere Wege zu finden – andere Verpackungen beispielsweise, um auf sich aufmerksam zu machen. Ähnlich läuft es bei Vulcano. Damit erreichen wir auch nur 131

zehn bis 15 Prozent der Bevölkerung. Hier ist Luft nach oben. Steht für Georgiberg ein Rebranding an? Für gewisse Bereiche sicher. Man muss eine Marke etablieren und Aktionen setzen, die Aufmerksamkeit erregen. Das betrifft das ganze Areal, und es ist uns recht gut gelungen. Im Moment sind wir sicher eines der schönsten Weingüter der Region. Auch das Restaurant hat sich gut etabliert.


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