Coverstory
N
ur zwei Jahre nachdem Miriam Fussenegger ihren Abschluss am Wiener Max Rainhardt Seminar gemacht hat, ergatterte sie mit der Buhlschaft die wohl begehrteste Rolle in der Theaterlandschaft. Der Grundstein für das schauspielerische Talent der jungen Oberösterreicherin wurde übrigens am Bundesrealgymnasium Hamerling in Linz gelegt. „Wir haben uns total gefreut, als wir erfahren haben, dass Mimi die Buhlschaft spielen wird“, erzählt Anita Döllerer. Gemeinsam mit ihrem Mann Anton ist sie für den musisch-kreativen Zweig am BRG Hamerling verantwortlich, acht Jahre lang war sie die Englischlehrerin von Miriam Fussenegger. Und schon damals ist die Blondine mit ihrem besonderen Talent bei Aufführungen aufgefallen. „Mimi hatte schon als Jugendliche eine tolle Ausstrahlung auf der Bühne“, erinnert sich Anita Döllerer. Auch Journalistin und Laiendarstellerin Susanna Wurm erinnert sich noch gerne an ihre Schauspielkollegin: „Wir standen 2012 in Horváths ‚Kasimir und Karoline‘ in Freistadt gemeinsam auf der Bühne. Miriam Fussenegger ist mir sofort aufgefallen, weil sie mich optisch total an die junge Romy Schneider erinnert hat“, schwärmt Susanna Wurm. Look Salzburg-Chefredakteurin Anglica Pral-Haidbauer hat mit Miriam Fussenegger in Salzburg gesprochen und eine junge selbstbewusste Frau ohne Starallüren erlebt. Frau Fussenegger, kaum eine Rolle ruft bei den Salzburger Festspielen mehr Medien-Interesse hervor als die Buhlschaft. Was haben Sie gefühlt, als Sie das Angebot bekommen haben? Im ersten Moment, in dem das Angebot kam, war ich geschockt, geschmeichelt, aufgeregt und ziemlich perplex – alles auf einmal. Und mir war klar: Das muss ich erst einmal sickern lassen. Sie haben nicht sofort Ja gesagt? Ich wollte mir erst einmal darüber klar werden, ob ich mich dieser Verantwortung überhaupt gewachsen fühle. Ich bin eine Grüblerin. Ich will nicht
vollkommen blauäugig in eine Sache hineingehen. Wenn man allerdings diese Gedanken ein bisschen zur Seite schiebt, bleibt eine große kindliche Freude über das Angebot. Ich könnte hüpfen und schreien. Und irgendwann habe ich einfach gesagt: Natürlich mache ich das. Es ist ein Abenteuer und eine Herausforderung, der ich mich gerne stellen will. War es für Sie immer schon klar, dass Sie Schauspielerin werden wollen? Ich bin in Linz geboren und in Luftenberg aufgewachsen. Mehr oder weniger durch Zufall kam ich auf das BRG Hamerling, wo ich den musischkreativen Zweig absolvierte. Ich hatte immer eine Leidenschaft für Musik und Gesang und dachte, dass mich mein Werdegang mal in diese Richtung führen wird. Bis ich 16 Jahre alt war, hätte ich nie gedacht, das Schauspiel zum Beruf zu machen. Ich hatte eher im Kopf, mit meiner E-Gitarre Rockstar zu werden (lacht). Erst mit 16 Jahren habe ich angefangen, regelmäßig ins Theater zu gehen und mich mit dem Ablauf der Aufnahmeprüfungen für das Schauspiel-Studium zu befassen. Und trotzdem ging es nach der Matura nicht sofort auf die Schauspielschule … Nein, ich hatte noch zu großen Respekt davor. Ich habe in Graz ein Semester lang Psychologie studiert. Ich wollte mich mit dem Menschen an sich auseinandersetzen, habe aber schnell gemerkt, dass mir das Auswendiglernen von Hirnnerven zu trocken war. Also habe ich es versucht: Ich bin nach Stuttgart gefahren und habe die Aufnahmeprüfung tatsächlich auf Anhieb bestanden. Als Österreicherin wollte ich es aber wenigstens einmal am Max Reinhardt Seminar in Wien versuchen. Dort wurde ich ebenfalls genommen, und so habe dann auch am Max Reinhard Seminar studiert. In Theaterkreisen heißt es, die Buhlschaft sei die größte kleinste Rolle – sie besteht nur aus 30 Sätzen. Was macht den Reiz dieser Figur für Sie aus? Obwohl es nur wenig Text ist, empfinde ich die Buhlschaft als das Pendant zum Jedermann. Eine „Jederfrau“ sozusagen. Sie verkörpert den Prototypen
©Salzburger Festspiele/ Anne Zeuner
Text: Angelica Pral-Haidbauer, Nicole Madlmayr Fotos: APA, Salzburger Festspiele/katsey, privat
OBEN: Miriam Fussenegger mit ihrer Buhlschaft-Vorgängerin Brigitte Hobmeier.
UNTEN: Miriam Fussenegger während der Schulzeit bei einer Theateraufführung im BRG Hamerling in Linz
ICH SPÜRE IN LINZ GANZ STARK MEINE WURZELN, DIE MICH ERDEN.“
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