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Teamwork

Aus dem Off...

Teamwork

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Frage: „Was trinken Chefs am liebsten?“ Antwort: „Leitungswasser!“

Es ist in den letzten Jahren in vielen Firmen modern geworden, um nicht zu sagen „angesagt“, nicht von oben nach unten zu regieren, sondern sog. „flache Hierarchien“ in freundlichem, hemdsärmeligen Stil zu präsentieren. Wobei manche das tatsächlich so machen, andere hingegen nur nach außen hin so tun. Die Vorstellung, z.B. mit dem berüchtigten Chef der Fa. TRIGEMA in einem(!) Großraumbüro(!) zu sitzen, lässt sicher manche/n wünschen, doch lieber ein eigenes Zimmer zu haben.

Der immer noch anhaltende Synchron-Boom und die immer weiter verschärften Arbeitsbedingungen sind eine Tatsache. Aber wo kommt der Druck für alle Beteiligten her – und wo geht er hin? Er kommt von ganz oben, dem Auftraggeber, und geht dann, zumeist in senkrechter Linie, nach unten. Ähnlich verhält es sich, nebenbei bemerkt, auch mit der Zahlungsmoral: Wenn der Auftraggeber spät, später oder viel zu spät zahlt, zahlt häufig auch unser Arbeitgeber, die Synchron- oder Werbeproduktion, in der gleichen Weise. Und wieder mal heißt es: „Is’ so!“ Denn wer sich beklagt oder gar „klagt“, kann dadurch ganz schnell aus dem Rennen sein…

Ein gutes Team (zum Beispiel Die drei ???, 5 Freunde, Hertha BSC, Ali Baba & die 40 Räuber, 300 Spartiaken u.a.) zeichnet sich durch viele Qualitäten aus, die diese Gruppe zusammen halten. Aber das Wichtigste ist, dass ein glaubwürdiges Team sich im Prinzip nur aus Freiwilligen bilden kann. Auf der Galeere sitzen zwar auch alle in einem Boot, aber die angeketteten Ruderer sind doch eher eine Zwangsgemeinschaft – unter der Herrschaft der Herrschaften auf dem Oberdeck.

Es gibt natürlich die verschiedensten Mittel und Methoden, Menschen zu suggerieren, sich in einem Team zu befinden: Die Firma wird zum Beispiel als eine Familie angepriesen (Wir…bei KRUPP, Daimler-Benz oder ........), und bei IKEA müssen sich sogar alle duzen! Und dann muss so eine Familie – erst recht in schweren Zeiten – zusammen stehen und persönliche Opfer bringen. Eigentlich sollten boomende Zeiten ja gute Zeiten sein, aber in der Realität bringen sie immer öfter mehr Stress und weniger Spaß am Synchron-Fließband.

Dass beim diesjährigen Synchronpreis der GILDE die Teamarbeit aller Beteiligten einer gelungenen Produktion und nicht nur Einzelleistungen im Vordergrund standen, ist grundsätzlich eine gute Sache. Aber nach der großen Party kommt bekanntlich der Alltag. Und dort geht es oft genug ganz anders zu. Das wissen und sehen alle von uns, die nicht mit Scheuklappen ins Atelier kommen: Das „Produkt“ muss unter allen Umständen geliefert werden, der Kunde ist König, der Abgabetermin heilig. Aber ist das denn noch Teamarbeit oder schon mehr „Mobiles Einsatz-Kommando“? Sich in diesem Alltag für (mehr) gegenseitigen Respekt und Anerkennung einzusetzen, gehört deshalb ebenso zu unserer Arbeit wie das Sprechen unserer Rollen.

„Aber das ist doch nicht unser Job?!“ „Doch, ist es!“

Stefan Krause