5 minute read

Der neue Vorstand stellt sich vor...

INTERVIEW

Antoine Monot, jr.

Antoine Monot, jr.

© Ron Flieger

Advertisement

Der neue Vorstand stellt sich vor…

Fragen an Antoine Monot, Jr.

Denise Kanty: Lieber Antoine, Du bist langjähriges Vorstandsmitglied des BFFS. Seit wann bist Du dabei und hat sich im neuen Vorstandsteam etwas für Dich geändert?

Antoine Monot, Jr.: Ich bin seit 2006 im Vorstand, eine lange und sehr intensive Zeit, die mich geprägt hat. Interessant ist, es ändert sich mit jeder Neubesetzung etwas. Das ist mir irgendwann bewusst geworden. Es gibt, auch in harmonischen Zusammensetzungen, positive Koalitionen, Verbindungen die einzelne untereinander eingehen. Geht einer und kommt jemand neues dazu, verschiebt sich plötzlich alles.

Die Kunst einen Vorstand zusammenzustellen besteht darin, unterschiedliche Meinungen zuzulassen, niemandem seine Meinung aufzudrängen, sich konstruktiv auseinanderzusetzen, um Positionen zu kämpfen, aber zu wissen, dass man dem Anderen grundsätzlich vertrauen kann. Diesen Zustand haben wir momentan und das empfinde ich persönlich als eine sehr produktive Phase, in der wir uns befinden.

Welche Ressort- bzw. Themenschwerpunkte hast Du Dir gesetzt?

Antoine: Ich verantworte das Ressort Marketing. Einerseits gilt es die Impulse, die ich aus den politischen Ressorts bekomme, umzusetzen. Andererseits ist mein Ziel dieses Jahr, die Homepage neu aufzustellen, die Kommunikation per E-Mail und, gemeinsam mit der Redaktion, das neue Online- und Print-Magazin aufzubauen, das aus diesem Heft entsteht.

Sehr viele Impulse kommen auch aus der Mitgliedschaft, von den Ressort- und Regionalpaten, die es inzwischen in 7 Städten gibt. Wir haben so viele beeindruckende Projekte, die aus den einzelnen Städten kommen. Ganz inspirierend finde ich dabei zum Beispiel Deine Perlen.de, ein Projekt, das Esther Roling betreut. Daraus ist eine beeindruckende Datenbank entstanden, in der sich unsere 3.400 Mitglieder kostenfrei im Internet präsentieren können. Viele weitere Projekte gehören hier gleichberechtigt genannt. Klappe auf!, die Interview-Reihe, die sich auf verschiedenen Filmfesten etabliert hat, ebenfalls eine Initiative aus Hamburg, oder die Demoband-Bewerbungen BFFS Ungeschminkt und natürlich auch diese Redaktion, die zum Teil aus dem IVS und zum Teil aus dem BFFS entstanden ist.

Das ist es auch, was den BFFS für mich so bedeutsam macht. Wir sind alles Individuen. Wenn wir uns zusammentun und gemeinsam etwas erschaffen, dann sind wir eine starke Kraft. Das wiederum habe ich seinerzeit versucht in unserem heutigen Logo abzubilden. Wir sind viele, bunt gemischt, aber zusammen sind wir stark.

Was sind aus Deiner Sicht die wichtigsten Ziele des BFFS und was steht für Dich in den kommenden Monaten und Jahren auf der Agenda?

Antoine: Wir Schauspielerinnen und Schauspieler müssen sozial viel besser abgesichert sein. Es darf und kann nicht sein, dass wir arbeiten und kein gutes soziales Netz haben, das uns auffängt und dabei aber ebenso in die Systeme einzahlen. Durch die neue Ungerechtigkeit, die sich für unsere Kolleginnen und Kollegen aus dem Film und Fernsehbereich ergeben hat, die unständig versichert werden, gehört dringend korrigiert. Jetzt arbeiten wir, bekommen netto von unserer Gage kaum was raus und erwerben keinen Anspruch auf Arbeitslosengeld. Was hier passiert ist bodenlos.

Die Synchronschauspieler haben schon viel erreicht, aber bei der Sozialversicherung zum Beispiel besteht weiterer dringender Handlungsbedarf. Hier bestehen noch viele Probleme in der praktischen Umsetzung. Kolleginnen und Kollegen werden zum Beispiel überversichert, was durch die Krankenkassen oft nachträglich nicht korrigiert werden kann und das Finanzamt

beispielsweise hat Probleme die Sozialabgaben anzuerkennen.

Und im Bereich der Privattheater – die Initiative kam auch vom Hamburger Stammtisch – benötigen wir endlich Tarifverträge mit verbindlichen Einstiegsgagen. Die ersten Schritte wurden bereits gegangen und wir stehen in Verhandlung mit einem ersten Theater. Ich bin froh, dass sich aus dem Vorstand Klara Deutschmann und Heinrich Schafmeister immer in Zusammenarbeit mit Bernhard F. Störkmann und Brien Dorenz dieser Themen angenommen haben.

Eine großartige Neuigkeit ist dabei auch, dass der BFFS Mitgesellschafter der GVL geworden ist und somit mehr Einfluss hat und die Schauspielerinnen und Schauspieler zukünftig dort noch besser vertreten werden. Till Völger hatte sich dankenswerterweise dieses Themas angenommen.

Du drehst sehr viel, unter anderem als Anwalt in „Ein Fall für Zwei“. Wie bekommst Du das alles unter einen Hut?

Antoine: Seit einigen Jahren bin ich wieder zu meinen Wurzeln zurück und habe angefangen Regie zu führen, was ich ursprünglich auch studiert hatte. Ich produziere und bin auch unternehmerisch tätig. Ich mache mir nie Gedanken, wie ich alles unter einen Hut bekomme, aber ich mache mir Gedanken, wie ich meinen Tag strukturiere. Was will ich bis wann erledigt haben und was sind meine Ziele.

Über die Ziele nachzudenken, ist etwas vom Wichtigsten, was ich gelernt habe. Wenn ich nicht weiß, wo ich ankommen will, kann ich auch schwer den Weg dorthin finden.

Wie entspannst Du Dich nach getaner Arbeit?

Antoine: Am liebsten mit der Familie, mit meiner Lebensgefährtin Stefanie. Das ist mein Ruhepol und meine Tankstelle.

Hat Deine Rolle als „Tech-Nick“ für einen großen deutschen Elektromarkt Deinen Weg als Schauspieler beeinflusst?

Antoine: Ich hatte vorher das Glück, große Rollen in vielen deutschen Kinofilmen spielen zu dürfen, wie zum Beispiel „Absolute Giganten“, „Das Experiment“, „Lamm-

bock“, „Who Am I“ oder jetzt „TKKG“ und natürlich den Anwalt in unserer ZDF-Serie „Ein Fall für zwei“. Die Saturn-Kampagne hat dem ganzen einen großen Schub gegeben, den ich bis heute spüre und für den ich dankbar bin. Popularität ist eine wichtige Währung in unserer Branche.

Was macht Dir am meisten Spaß an Deiner Arbeit als Vorstandsmitglied?

Antoine: Was mich für meine Arbeit im Vorstand antreibt, ist, dass wir es endlich selbst in der Hand haben. Mit der Gründung 2006 sind wir Schauspielerinnen und Schauspieler endlich aus der Meckerecke herausgekommen und haben angefangen selbst zu gestalten. Dieses Privileg möchte ich nie wieder missen.

Und als Schauspieler?

Antoine: Die Lust, mich auf Regisseure einzulassen, die etwas mit mir gestalten und eine Geschichte gemeinsam erzählen wollen. Diese gegenseitige Neugierde, die sich im besten Fall ergänzt, ist ein Geschenk - das treibt mich an. Neugierig sein und seine eigenen Grenzen kennenlernen und diese dabei permanent überschreiten.

Beim BFFS bist Du für das Ressort Marketing zuständig. Was sind die größten Herausforderungen, mit über 3.400 Mitgliedern zu kommunizieren?

Antoine: Wo und wie holen wir jeden einzelnen ab, das ist eine der Hauptfragen, die ich mir regelmäßig stelle. Was unterscheidet alle unsere Mitglieder und was ist der gemeinsame Nenner. Wir vereinen drei Berufsgruppen, die Synchronschauspieler, die Bühnenschauspieler und die Film- und Fernsehschauspieler und -schauspielerinnen. Und viele davon bewegen sich nicht nur in einer Sparte. Wie sprechen ich einen 16-jährigen Schauspielschüler an und wie eine Grande Dame des deutschen Films, die beide Mitglieder sind? Wo hole ich sie ab? Diesen Herausforderungen stelle ich mich jeden Tag mit viel Neugierde und Freude.

Was kann der BFFS in der Außenkommunikation verbessern?

Antoine: Wir müssen klarer kommunizieren was wir erreicht und welche Erfolge wir bereits erzielt haben. Da haben wir Nachholbedarf. Manchmal vergessen wir vor lauter Arbeit, über die Erfolge zu berichten. Und

manchmal können wir darüber nicht berichten, weil wir dadurch unsere Verhandlungen torpedieren würden. Es ist oft eine Gratwanderung.

Eine wichtige Frage, die wir uns immer wieder stellen, ist, wie können wir komplexe Themen leicht verständlich aufbereiten. Darüber müssen wir weiterhin sprechen und uns noch ein gehöriges Stück nach der Decke strecken. Manchmal ist es aber auch schier nicht möglich, weil das Thema einfach komplex ist.

Und wir alle dürfen nicht vergessen, dass wir, die Regional- und Ressortpaten, die Redaktion dieses Hefts beispielsweise und natürlich auch der Vorstand, unsere Arbeit ehrenamtlich machen. Wir erledigen unsere Vorstandsarbeit neben unserem Berufs- und Privatleben. Das ist auch das große Plus unseres Verbandes. Wir Schauspielerinnen und Schauspieler verändern unsere Wirklichkeit und wir sind keine festangestellten Funktionäre.

Was macht den BFFS Deiner Meinung nach so erfolgreich?

Antoine: Dass wir zusammen für unsere Ziele einstehen. Deswegen ist es auch so immens wichtig, dass wir noch weiter wachsen und permanent unsere Ziele mit der Mitgliedschaft abstimmen.

Welchen Beruf hättest Du gewählt, wenn Du nicht Schauspieler geworden wärst?

Antoine: Ich wollte als Kind Schreiner, Bäcker oder Konditor werden – in dieser Reihenfolge.

Welchen Ratschlag kannst Du Berufseinsteigern mit auf den Weg geben? Antoine: Schauspielerei ist der schönste Beruf der Welt, den ich niemandem empfehlen kann. Überlege es dir gut. Es ist ein Beruf, in dem du permanent kämpfen musst. Ohne Unterlass.

Vielen lieben Dank für das interessante Gespräch, lieber Antoine.

Denise Kanty