Mit der Aufstellung der Motte aus der LWL-Ausstellung „AufRuhr 1225“ in Neuenrade-Küntrop wird an die Geschichte des ehemaligen Burgplatzes Gevern erinnert. Der „Gevener Weg“ in Küntrop erinnert heute noch an diesen alten Hofverbands- und Burgnamen. Wie wichtig Gevern einmal war, zeigt die Ausbreitung der ehemaligen Geverner Mark, die auf heutige Verhältnisse übertragen auf den Stadtgebieten von Balve, Werdohl, Neuenrade und Altena liegt. Sie überwand Grafschafts- und spätere Kreisgrenzen und zeigt damit ihr hohes Alter. Konkret umfasste sie halb Leveringhausen, halb Garbeck, Höveringhausen, Benkamp, Blintrop, die Hödinghauser Höfe, Gevern, Küntrop, Freientrop, Kettling, Werdohl, Ütterlingsen, das alte Dorf Rade sowie Dahle. Für Küntrop und Freientrop gab es bereits im Mittelalter eine St. GeorgsKapelle, die damals zur Affelner Kirche gehörte, während Gevern dem Balver Kirchspiel zugehörig war. Auch bei gerichtlichen Fragen war Balve für Gevern zuständig. Die Wasserburg Gevern selbst lag an strategisch wichtiger Grenzposition zweier Grafschaften und nahe der Kreuzung zweier regionaler Handelswege in Nord-Süd und West-Ost Richtung. Dieser Handzettel möchte Ihnen einen kleinen geschichtlichen Überblick zur Geverner Geschichte geben. Wir wünschen eine anregende Lektüre.
Streiflichter aus der Geschichte Geverns
Gräfliche Arnsberg-MarkAllianze.V.
Verein für erlebte Geschichte
~1200 Die „Villikation Blintrop“ ist im Besitz des Kölner Stifts St. Severin und hat ihren Verwaltungssitz in Gevern. 1290 Ritter Hermann Vogt von Elspe besitzt einen Hof in Gevern. 1290 Erenfried und sein Sohn Hermannus von Horst, wie auch Engelbert von Binolen, Hermann von Fürstenberg und Theodor von Freientrop beziehen Geldeinkünfte aus dem Haupthof in Gevern. ~1300 „Theoderich de Vrisendorpe“ (Freientrop) erhält von den Grafen von Arnsberg eine Geldrente aus Gevern. 1311 Bei der Erbteilung der Herren von Ohle auf Haus Brünninghausen werden Besitzungen in Gevern genannt. 1314 Im Güterverzeichnis des Stiftes Meschede wird der Haupthof Gevern mit einem Nebenhof in Höveringhausen erwähnt. 1338 Ritter Deytmarus de Altena hat zu Lehen: 1 Manse in Gevern und die Burg in Herdringen mit Zubehör, 1 Manse des Lehensgutes „Suedinchusen“ sowie weitere nicht genannte Güter. 1338 Das Güterverzeichnis Gottfried VI. von Arnsberg führt zu Gevern einen weiteren Hof des „Conrad Dincgravio de Bochem“ und drei weitere unter „Gerwinus dictus Schele de Andope“ auf. 1341 Nach der Lehnrolle der Herren von Binolen haben „borger van Rode“ Lehen zu Gevern inne.
Ausgewählte Daten zur Geschichte Geverns: 1074 Erste urkundliche Erwähnung, in Gevern findet eine Schenkung von einem Pfund Denare an das Stift St. Kunibert in Köln statt. 1179 Das Damenstift Oedingen – dem Kloster Oelinghausen zugehörig –tauscht eine Hufe (=Hof mit rund 30 Morgen Ackerland) zu „Bredenbecke“ ein, die dem Oedingischen Haupthof zu „Geveren“ zugeordnet wurde. Der „villikus“ zu Geveren, Friedrich zu Gevern, nimmt an den Verhandlungen teil.
Graf Engelbert III. von der Mark zerstört Haus Gevern nach dem Ende der Geldrischen Fehde (vermutlich noch vor der Verleihung der Stadtrechte an Neuenrade). 1356
Graf Gottfried IV. von Arnsberg trägt dem Kölner Erzbischof sein Haus Gevern zu Lehen auf, um es im Streit mit Graf Engelbert III. von der Mark unter herzoglichen Schutz zu stellen. 1355
~1400 Die Geverner Markenrolle weist 11 Höfe zu Gevern aus. 1446 Wilhelm von Ohle verkauft ein Gut zu Gevern. 1552 In Neuenrade werden von dem zerstörten Haus Gevern noch aufbewahrt:-dieTorkette von der Zugbrücke - ein Leuchter - ein Aquamanile in Form eines Löwen Leuchter und Aquamanile dürften aus Bronze gewesen und für liturgische Zwecke benutzt worden sein.
1561 Im Grenzvertrag zwischen Mark und Kurköln fällt der Geverner Burgplatz noch eben auf die märkische (!) Seite.
Graf Gottfried IV. von Arnsberg befestigt Haus Gevern wohl als Reaktion auf die Befestigung Neuenrades. 1354
Graf Engelbert III. von der Mark kauft vom Kloster Berentrop 1 Hufe, 1 Mühle und 1 Kotten zu Gevern (Gut Kisse bzw. Kißling).
1385 Zwei Güter zu Gevern haben Abgaben an die neue Burgkapelle Schwarzenberg zu entrichten.
Graf Adolf II. von der Mark bekommt durch Tausch oder erwirbt aus dem Besitz der Ritter von Altena die Vogtei Blintrop und den Freisitz Freientrop und lässt diese über den Neuenrader Drosten verwalten und überwachen. Die damit verbundenen Rechte in 22 Siedlungen schwächen die arnsbergische Position des Hauses Gevern. 1353
1345
In der Fortschreibung des Lehnsverzeichnisses derer von Binolen wird Land „bei der Altenburg“ zu Gevern erwähnt.
~1810
1625
Die Flur des alten Dorfes Gevern kommt mit dem Haupthof an die Gemeinde Küntrop.
1573
Der Neuenrader Droste Wilhelm von Neuhoff berichtet an die Klever Regierung, die Küntroper hätten sich unterstanden, „die Steinen, so auff dem verfallen Burchhusse Geveren“ gewesen, abzuräumen, um daraus einen Kalkofen hart am „Borchgraffen“ zu bauen. Das Turmhaus muss damit wenigstens zum Teil aus Steinen gebaut gewesen sein.
Leuchter Wir gehen hier von einem metallenen Kerzenleuchter aus, die bevorzugt im sakralen Bereich eingesetzt wurden. Die Sicherung von Leuchter und Aquamanile deutet auf eine besondere Verwendung hin. Dieses zeitgenössische Exponat ist aus der Sammlung von Schloss Burg. Aquamanile Aquamanile sind Gefäße zur Handwaschung und bei Ausführung aus Metall bevorzugt bei liturgischen Handlungen eingesetzt worden. Für den weltlichen Bereich wurden diese meist aus Keramik hergestellt. Dieses Exponat ist aus der Sammlung des Germanischen Nationalmuseums in Nürnberg und datiert auf Lübeck um 1330. (Bildquelle: wikimedia commons)
So könnten die drei Relikte Geverns 1552 ausgesehen haben: Torkette Die Torkette dürfte ein Teil der Zugbrücke über den heute noch erkennbaren Wassergraben des Hauses Gevern gewesen sein. Wir gehen von einer einfachen, aus Eisen handgeschmiedeten und feuergeschweißten Gliederkette aus, die die Last der hölzernen Brücke tragen konnte. Ein Exponat aus dieser Zeit liegt uns derzeit nicht vor, für entsprechende Hinweise sind wir dankbar.
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