ZEITREISE TOTAL! Eine Abenteuergeschichte
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Herausgeber: MÄRKISCHER KREIS Der Landrat Fachdienst Kultur und Tourismus Fritz Thomée-Str. 80 58762 Altena Tel: 02351 966-7021 Fax: 02351 96688-7021 museen@maerkischer-kreis.de www.maerkischer-kreis.de www.luedia-und-otto.de Fotos Lüdia und Otto: Michael Bahr Text: Holger Schroer Druck: Druckerei MÄRKISCHER KREIS
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Stiftungspartner: Stiftung PHÄNOMENTA Lüdenscheid Phänomenta-Weg 1 58507 Lüdenscheid 02351 – 21532 www.phaenomenta-luedenscheid.de
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Die Re eise beg innt. Über den sanften Hügeln des Märkischen Sauerlandes geht langsam die Sonne auf. Der Tau glitzert in der Morgensonne und leichter Nebel zieht durch die kleinen, schmalen Täler. Ritter Otto liegt in seinem Bett und obwohl in der Ferne schon der Hahn kräht, schläft er wohl tief und fest. Er bemerkt noch nicht einmal, dass die Tür von seiner kleinen Kammer aufgeht und seine kleine Freundin Lüdia, die Roboterdame, hereinkommt. „Wach auf, du Schlafmütze!“, ruft sie ihm entgegen. „Wir wollen doch heute einen Ausflug machen. Das hast du mir gestern Abend versprochen.“ Ritter Otto macht die Augen auf und springt schnell aus dem
Bett. Damit hat Lüdia nicht gerechnet. Sie ist ganz erschrocken. „Weiß ich doch, hab doch nur so getan, als ob ich noch schlafen würde“, sagt Ritter Otto und kann sich ein Lachen kaum noch verkneifen. „Das ist nicht lustig. Hab mich gerade richtig erschrocken. Mach so was nie wieder… sonst… kann…“ Lüdia macht immer mehr Pausen beim Sprechen und ihre Augen fangen an, in verschiedenen Farben zu leuchten. Das Display an ihrer Brust flackert immer wieder auf. „Ist alles in Ordnung mit dir? Du sprichst so komisch und so eigenartig haben deine Augen auch noch nie geleuchtet.“ Ritter Otto hat jetzt doch ein schlechtes Gewissen.
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Du kannst in der Zeit herumreisen?
Lüdias Bewegungen werden immer abgehackter. „Wie kann ich dir helfen? Welchen Knopf muss ich auf deinem Display drücken, damit es dir wieder besser geht?“ Ritter Otto wird leicht nervös, denn das hat er nicht gewollt. „Nicht…drücken…“, stammelt Lüdia, aber Ritter Otto will seinen Fehler wieder gutmachen und fängt an, alle Schaltflächen auf Lüdias Display zu drücken. „Ich versuche es mal mit dem roten Punkt.“ „Nein… bitte… nicht“, ruft Lüdia verzweifelt. Ritter Otto lässt sich nicht abhalten und Lüdia fängt wild zu tanzen an. „Mach das aus!“, sagt Lüdia. Ritter Otto wird sehr nervös. „Ich versuche es mal mit dem blauen Symbol. Sag mal, ist das neu? Kenne ich noch gar nicht.“ „Nicht auf das blaue Symbol… das ist…“ Doch Ritter Otto ist bereits mit seinem Finger auf das blaue Symbol gekommen, bevor Lüdia den Satz beenden kann. Plötzlich gibt es einen lauten Knall. Nebel kommt auf und die kleine Kammer von Ritter Otto fängt an, sich zu drehen. Beide halten sich in den Armen und schreien laut auf. „Warum hörst du nicht auf mich?!“, fragt Lüdia. „Was passiert denn hier ge-
rade?“, fragt Ritter Otto zurück. Bevor Lüdia antworten kann, blitzt es mehrere Male und es wird erst einmal dunkel.
Die Höhle Nach einer Weile sehen die beiden wieder Licht. Buntes Licht. „Wo sind wir?“, fragt Ritter Otto. „Woher soll ich das wissen?“, antwortet Lüdia „Du hast doch auf das Symbol gedrückt.“ Otto ist ganz besorgt: „Geht es dir wieder besser?“ „Ja, es geht mir gut…aber es interessiert mich mehr, wo du uns hingebracht hast“, antwortet Lüdia. „Ich habe nur auf das blaue Symbol auf deinem Display gedrückt. Mehr nicht“, antwortet Ritter Otto. „Damit hast du meine Zeitmaschine aktiviert.“ „Zeitmaschine? Du meinst, du kannst in der Zeit herumreisen? Das ist ja super.“ Ritter Otto freut sich und hüpft wild umher. Auf einmal stößt sein Helm an einen Stein. „Aua. Das hat wehgetan.“ Ritter Otto schaut sich um und sieht, dass er und Lüdia in einer Höhle sind. Überall fallen kleine bunte Wassertropfen von der Decke. Die Stei-
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ne funkeln richtig in dem bunten Licht. Auf der einen Art wirkt der Ort für die beiden eher etwas unheimlich, aber irgendwie sind sie auch von dieser bunten Höhlenwelt beeindruckt. „Das sieht aus wie eine Höhle! Schau mal da, Lüdia, die komischen Stangen, die von der Decke runterwachsen. Die sehen lustig aus.“ Ritter Otto schaut ganz interessiert nach oben. Plötzlich stolpert er und fällt der Länge nach hin. Lüdia kann sich ein Lächeln kaum verkneifen. „Das geschieht dir recht.“ „Schau mal, Lüdia, aus der Erde wachsen diese komischen Stangen auch.“ „Ja, das sind Stalaktiten und Stalagmiten. So werden diese Stangen genannt.
Es dauert mehrere tausend Jahre, bis sie richtig groß sind. Fass sie lieber nicht an, die sind sehr empfindlich!“ „Woher weißt du das alles?“, fragt Ritter Otto. „Ich bin ein Roboter. Ich weiß fast alles.“ Die beiden gehen weiter durch die Höhle. Plötzlich hört Ritter Otto ein ganz leises Brummen. „Hast du das auch gehört?“, fragt er Lüdia. „Was soll ich gehört haben?“ „Na, dieses Geräusch. Hör doch mal!“ Ritter Otto geht bis zur nächsten Ecke der Höhle. „Da war es wieder.“ „Also ich höre nichts, mach dir lieber mal Gedanken, wie wir hier wieder wegkommen. Es ist ganz schön kalt hier und feucht. Das mag ich über-
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Kennst Du komische Stangen, die von der Decke wachsen? haupt nicht. Meine Elektronik ist sehr empfindlich.“ Ritter Otto hört ihr gar nicht zu. Er geht immer weiter durch die Höhle. Lüdia versucht, ihm zu folgen. „Hörst du mir überhaupt zu?“, fragt sie Ritter Otto. Der ist ziemlich abgelenkt: „Da ist ein Geräusch. Ich habe es ganz genau gehört. Bin wirklich neugierig, was das wohl sein könnte.“ Lüdia schaut Ritter Otto an und sagt: „So, wie ich dich kenne, ist das bestimmt dein Magen. Du hast doch ständig Hunger!“ Ritter Otto schaut sie an: „Hör auf mit deinen Witzen. Da ist irgendetwas.“ Lüdia horcht jetzt auch. Sie hört aber nichts. „Jetzt komm, drück auf das blaue Symbol auf meinem Display und schon sind wir weg hier! Ritter Otto? Wo bist du denn hin? Ritter Otto?“ Lüdia steht ganz alleine in dem Höhlenraum. „Ziemlich kalt hier. Ich will wieder nach Hause. Aber der Herr Ritter ist mal wieder zu neugierig. Wie immer!“ Lüdia geht weiter durch die Höhle. Von Ritter Otto ist aber keine Spur. „Das ist jetzt nicht mehr witzig. Wo bist du, Ritter Otto? Ich habe keine Lust auf Verstecken spielen. Lass das komische Geräusch und komm zurück!“ Lüdia läuft weiter. Doch auf einmal kann sie nicht mehr weiter. Der weiche Boden an dieser Stelle der Höhle lässt sie einsinken. Lüdia steckt fest. „Oh nein. Nicht das
auch noch. RITTER OTTO! HILFE! Ich stecke fest. RITTER OTTO!!!“ Ritter Otto geht immer tiefer in die Höhle. Er ist einfach zu neugierig und will wissen, was hinter diesem Brummen steckt. Er hört es wieder. Allerdings jetzt ein wenig lauter als vorher. „Aha, wir kommen der Sache näher“, sagt er zu sich selbst. Er zieht sein Schwert aus seinem Gürtel. „Besser ist besser. Das Licht wird immer weniger. Gleich ist es ganz dunkel. Aber du bist ja bei mir und kannst mir mit deinen Augen leuchten, nicht wahr, Lüdia?!“ Ritter Otto schaut sich um. „Lüdia? Wo bist du denn? LÜÜDDIA?“ Ritter Otto schaut zurück. Doch Lüdia ist nicht da. Jetzt bekommt er doch ein wenig Angst. Ritter Otto dreht sich wieder um und sieht plötzlich in zwei helle Augen. Das Brummen ist ganz laut. Aus der dunklen Ecke kommt ein Höhlenbär auf ihn zu. „Was ist das denn für ein Ungeheuer? Schnell weg.“ Ritter Otto rennt ganz schnell den Weg zurück. Der Bär fängt an, ihn zu verfolgen. Ritter Otto rennt weiter durch die Höhle. „LÜÜDDIIIAAA, WO BIST DU?“, ruft er immer wieder ganz laut. Lüdia steckt immer noch fest. Das Wasser, das von der Höhlendecke tropft,
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macht ihr auch Angst. Ihre Elektronik ist nicht für Wasser geeignet. Auf einmal kommt Ritter Otto auf sie zugelaufen. „LÜÜDDIIIAAA, da bist du ja. Wir müssen hier schnell weg. Da ist ein gruseliges Tier hinter mir her. Lass mich noch eben auf das blaue Symbol drücken, dann kommen wir hier weg.“ Er tippt auf dem blauen Symbol herum. Aber es reagiert nicht. Ganz aufgeregt fragt Ritter Otto: „Warum funktioniert das nicht?“ „Das ist bestimmt die Feuchtigkeit. Versuch es immer weiter“, antwortet Lüdia ganz schwach. Ritter Otto tippt noch intensiver. Auf einmal brummt es hinter ihm richtig laut. Ritter Otto dreht sich langsam um. Der Höhlenbär steht direkt vor ihm. Ritter Otto schreit auf. Mit seiner linken Hand tippt er nervös auf das blaue Symbol auf Lüdias Display, aber es passiert nichts. Der Höhlenbär holt mit seiner großen Tatze aus und setzt zum Schlag an. Wie aus dem Nichts kommen ein Blitz und ein lauter Knall. Rauch quillt auf. Es dreht sich wieder alles um Lüdia und Ritter Otto. Als der Rauch weg ist, ist auch der Höhlenbär verschwunden. Und in der Höhle sind die beiden auch nicht mehr.
Mit dem Aufzug ins Mittelalter „Wo ist dieses gefährliche Geschöpf abgeblieben?“, fragt Ritter Otto. Beide schauen sich um. Sie sind nicht mehr in der Höhle. Die bunten Lichter und der Bär sind verschwunden. „Es ist weg!“, antwortet Lüdia. Ritter Otto atmet erleichtert tief durch. „Dann kann ich mein Schwert ja wieder einstecken“, sagt er. Lüdia schaut sich um. „Schau mal, die Wände sind ganz grau und glatt. Wie in einem Tunnel. Wo sind wir hier?“, fragt Lüdia. Ritter Otto schaut sich ebenfalls vorsichtig um. „Irgendwie kommt mir der Ort bekannt vor“, sagt er, während er sich weiter umschaut. „Klar. Hier wohne ich… dein Freund…“ ertönt eine Stimme. Ritter Otto dreht sich nach
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allen Seiten um. Er sieht aber niemanden. „Das ist unheimlich“, erklärt Lüdia. „Lass uns hier weg“. Ritter Otto ist aber zu neugierig. Gerne möchte er wissen, wer hinter der Stimme steckt. „Zeig dich…sonst bekommst du ganz viel Ärger mit mir. Ich bin schließlich ein tapferer Ritter.“ Da kommt plötzlich ein kleines, fliegendes Tier zu den beiden. „Und ich bin Burghard, die Fledermaus, dein Freund.“ Jetzt erkennt Ritter Otto die Fledermaus auch und ist erleichtert. „Ach, du bist es. Lüdia, das ist Burghard, mein Freund und Bewohner vom Erlebnisaufzug“, erzählt Ritter Otto. Plötzlich fällt ihm auch wieder ein, wo er sich befindet. „Ja klar, wie konnte ich das nur nicht erkennen!? Wir sind im Erlebnisstollen unterhalb meiner Burg.“ Ritter Otto fängt an, zu lachen. Lüdia ist auch erleichtert. „Dann sind wir also wieder in der richtigen Zeit. Gut gemacht, Ritter Otto.“ Ritter Otto überlegt eine kleine Weile. Dann macht er einen Luftsprung und sagt: „Dann drücke ich noch einmal auf dein blaues Symbol und zeige dir, wie die Burg im Mittelalter aussah.“ Ritter Otto will schon wieder auf das Display von Lüdia
tippen. Die weicht ihm aber schnell aus. „Nein. Mach das bloß nicht. Denk doch mal nach, Ritter Otto. Im Mittelalter gab es diesen Tunnel und den Aufzug doch noch gar nicht. Wenn du jetzt auf das Symbol drückst, dann stecken wir im Berg fest.“ Burghard hat eine Idee und sagt zu den beiden: „Warum fahrt ihr mit dem Aufzug nicht nach oben zur Burg und macht dort eure Zeitreise?“ Ritter Otto findet die Idee sehr gut. „Ja, prima. Das ist eine gute Idee. Komm, Lüdia. Ab ins richtige Mittelalter.“ „Nein“, antwortet Lüdia. „Das mache ich nicht. Erstens möchte ich nicht schon wieder ein gefährliches Abenteuer mit dir erleben und zweitens…ich fahre nicht mit einem Aufzug. Aufzüge mag ich überhaupt nicht.“ Ritter Otto nimmt Lüdia an die Hand. „Ach, komm schon. Ich bin ja bei dir.“ Lüdia weiß ganz genau, dass es schwierig ist, Ritter Otto zu widersprechen. Ritter Otto zieht Lüdia hinter sich her. Auf einmal stehen die drei an einem Wasserbecken. „So. Das war‘s. Durch Wasser gehe ich nicht. Dann gehe ich kaputt. Meine Elektronik hält das doch nicht aus.“ Ritter Otto beruhigt sie. „Das Wasser hier ist nicht
Ich habe Angst vor dem Aufzug! 8 20220509_Buch_Otto_Luedia.indd 8
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stimmt. Guck doch. Ich stehe schon im Wasser und meine Stiefel sind trocken.“ Wieder blickt Lüdia ihn an. Ritter Otto hatte recht. Ganz vorsichtig rollt auch Lüdia auf das Becken zu und wundert sich. Das Wasser ist gar nicht nass. Lüdia lacht. „Das ist ja witzig.“
echt. Schau, du kannst da hergehen, ohne nass zu werden.“ Lüdia schaut ihn komisch an. „Das sagst du doch nur so.“ Ritter Otto beruhigt sie. „Nein. Das
Alle drei gehen weiter bis zum Aufzug. Lüdia stoppt und lässt Ritter Otto los. „Ich steige nicht in diesen Aufzug. Ich habe Angst.“ Ritter Otto nimmt wieder ihre Hand. „Komm schon, Lüdia. Die Fahrt dauert überhaupt nicht lange. Ganz schnell sind wir oben auf der Burg.“ Bevor Lüdia etwas sagen kann, hat sie Ritter Otto schon in den Aufzug geschoben. „Viel Spaß, ihr zwei. Ich bleibe hier in meinem Stollen“, sagt Burghard die Fledermaus. Da geht auch schon die Tür zu und der Fahrstuhl setzt sich in Bewegung. Lüdia zittert. So ganz geheuer ist ihr die Fahrt nicht.
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Abenteuer auf der Burg Nach ein paar Sekunden geht die Tür auch schon wieder auf. „Siehst du. Schon sind wir auf meiner Burg angekommen.“ Lüdia ist erleichtert und erstaunt zugleich. „Das ging ja wirklich schnell“, sagt Lüdia fröhlich. Ritter Otto ist ganz aufgeregt. „Schau mal, Lüdia, da ist der Bergfried. Der ist zum Schutz für die Burgbewohner gebaut worden. Falls die Burg mal angegriffen wurde. „Wer hat die Burg denn dann verteidigt?“, fragt Lüdia. „Natürlich wir, die tapferen Ritter.“ Stolz geht Ritter Otto mit Lüdia über den Burghof. „Ich muss ja gestehen“, sagt Lüdia, „ich würde gerne mal sehen, wie das hier wirklich im Mittelalter aussah.“ Ritter Otto sagt ganz aufgeregt: „Nichts leichter als das. Ich muss nur auf deinen Knopf drücken.“ Und schon drückt er auf den Knopf. Es knallt wieder. Alles dreht sich. Nebel wabert um die beiden. Sie halten sich ganz fest an den Händen. Der Nebel lichtet sich. Vorsichtig schaut Lüdia sich um. „Ist das jetzt deine Burg im Mittelalter? Sie sieht ganz anders aus als in unserer Zeit. Ritter
Otto? Was ist los?“ Ritter Otto steht wie versteinert im Burghof. „Pssst. Sei ganz still, Lüdia, irgendetwas stimmt hier nicht.“ Lüdia schaut ihn fragend an. „Was soll denn nicht stimmen?“ Ritter Otto antwortet: „Die Burgbewohner schauen uns alle so komisch an. Sieh doch.“ Jetzt sieht Lüdia auch auf einmal die Ritter und die Burgbewohner. Alle schauen die beiden mit großen Augen an. Der Graf zeigt auf Lüdia und Ritter Otto und sagt zu seiner Burgmannschaft: „Eindringlinge. Ergreift sie.“ Ritter Otto läuft weg. „Lauf Lüdia... ich meine roll… so schnell du kannst.“ Lüdia rollt hinter Ritter Otto her. In einem großen Saal verstecken sich die beiden. „Ich dachte, das ist deine Burg und du hättest hier das Sagen“, zischt Lüdia zu Ritter Otto. „Das stimmt ja auch. Das muss aber eine andere Zeit gewesen sein. Hast du nicht gesehen, dass die Burg noch gar nicht richtig aufgebaut ist?“ Ritter Otto verriegelt die Tür des Saals. Lüdia hat eine Ritterrüstung entdeckt und setzt sich den Helm auf. „Schau mal, jetzt sehe ich fast so aus wie du mit deinem Helm.“ Ritter Otto schaut sie an und sagt: „Den wirst du auch brauchen. Die Ritter sind schon an der Tür.“ Die Tür geht auf. Die Ritter haben die beiden ertappt. Der Burggraf schaut Lüdia und Ritter Otto zornig an. „Ihr habt wohl geglaubt, ihr könntet die
Eine Burg wurde von den tapferen Rittern verteidigt!
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Burg einfach so erobern?! Wie heißt du, Ritter, und wo kommst du und dieses… Ding her?“ Ritter Otto stellt sich ganz mutig vor Lüdia und sagt mit ganz ruhiger Stimme: „Ich bin Ritter Otto und ich werde hier auf der Burg Altena leben.“ Die Ritter und der Burggraf lachen laut los. „Wie war das bitte?“, fragt der Graf. „Du wirst hier auf meiner Burg leben? Niemals.“ Ritter Otto schaut ihn an: „Doch, ich bin ja schließlich ein Nachfahre von dir und…“ Der Graf hebt sein Schwert und sagt: „Genug… du bist nicht ganz von Sinnen. Ihr dringt hier in meine Burg ein und behauptet, ihr würdet hier wohnen! Lügner. Ab ins Verlies mit euch.“ Lüdia wird ganz nervös. Bevor die beiden überhaupt etwas machen können, werden sie von den Rittern gepackt und zum Bergfried ins Verlies geschleppt. Da sitzen die beiden nun im Verlies der Burg, bewacht von zwei Rittern. „Na toll. Das hast du ja gut hinbekommen, Ritter Otto, ich wollte doch nur sehen, wie deine Burg im Mittelalter ausgesehen hat und schon haben wir wieder Schwierigkeiten. Wirklich großartig.“ Sauer wendet sich Lüdia von Ritter Otto ab. „Gibt es auch mal Tage mit dir, an denen mal nichts passiert? Ich komme in deine kleine Kammer…du drückst einfach auf meinem Display rum und schon sind wir mittendrin im Abenteuer.“ Ritter Otto horcht auf: „Mensch, Lüdia, das ist es. Ich drücke einfach wieder auf dein Zeitreise-Symbol und wir sind hier weg. Das habe ich in der Aufregung ganz vergessen. Der Graf kann uns dann nicht wieder gefährlich werden.“ Schnell geht Ritter Otto zu Lüdia und drückt auf das
blaue Symbol. Aber es passiert nichts. „Warum passiert jetzt nichts, Lüdia?“ Lüdia schaut ihn traurig an: „Vielleicht ist mein Akku schon zu schwach. Das Zeitreisen kostet mich viel Energie. Ich muss wohl langsam mal wieder an eine Steckdose.“ Ritter Otto schaut Lüdia fragend an: „Wo soll ich hier bitte eine Steckdose herbekommen? Wir stecken mitten im Mittelalter. Auf einer Burg. Die wissen hier noch nicht mal, was Strom ist. Jetzt konzentrier dich bitte, sonst kommen wir hier nie raus. Nimm all deine letzte Akku-Kraft zusammen und bring uns hier weg!“ Lüdia schaut ihn an und sagt: „Ok. Aber danach muss ich mich erst einmal richtig ausruhen. Keine weiteren Abenteuer mehr. Versprochen?“ Ritter Otto lächelt und sagt: „Versprochen!“ Er drückt noch einmal auf den Knopf. Lüdia konzentriert sich ganz stark und sammelt nochmal alle ihre Energiereserven zusammen. Nach einer Weile funktioniert es. Der Nebel wabert wieder. Die beiden Ritter, die die Ritter Otto und Lüdia bewachen sollen, werden nervös. „He, ihr da. Was macht ihr da?“ Ritter Otto antwortet ihnen mit einem erleichterten Grinsen: „Wir reisen wieder in die Zukunft.“ Die Ritter schauen sich verdutzt an. „Hört auf damit!“, rufen sie. Doch dann knallt es. Lüdia und Ritter Otto sind verschwunden. Es blitzt wie verrückt. Der Nebel wird immer dichter und es dreht sich wieder alles. Lüdia und Ritter Otto werden richtig durchgeschüttelt.
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Die Pir raten ko m men! „Wir haben es geschafft!“, freut sich Ritter Otto „Ich bin so stolz auf dich, Lüdia.“ Bevor Lüdia etwas antworten kann, rutschen beide auf einem sehr feuchten Boden aus und durch eine dunkle Röhre steil nach unten. „WAS IST DENN JETZT SCHON WIEDER LOS???“, ruft Ritter Otto. Nach einer kurzen Weile fallen alle beide in ein Wasserbecken. Ritter Otto sieht Lüdia im Wasser liegen. Sie bewegt sich nicht mehr. „Lüdia, was ist los? Ich hole dich hier raus. Wasser ist doch nicht gut für deine Elektronik.“ Ritter Otto zieht Lüdia aus dem Wasserbecken. Er legt sie auf eine Liege. „So, Lüdia, hier ist es warm.
Jetzt ruh dich aus und trockne erst einmal wieder.“ Lüdia macht die Augen auf. Sie schaut Ritter Otto an. Ganz schwach fragt sie ihn: „Wo sind wir?“ Ritter Otto guckt sich um. „Hier stehen ganz komische Bäume. Es gibt viel Wasser. Warm ist es. Sehr warm.“ Lüdia blickt ihn weiterhin an und fragt wieder ganz leise: „Was ist passiert? Wo sind die Ritter und der Graf?“ – „Weg“, sagt Ritter Otto ganz knapp. „Wir sind in Sicherheit… Glaube ich… kein Ritter ist zu sehen. Nur komische Bäume…Wasser…Wasserrutschen. Ich glaube, auf einer sind wir gerade auch runtergerutscht. Deshalb musst du erst einmal trocknen. Es sieht hier ganz friedlich
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aus. Entspann dich, damit es dir wieder besser geht. Ich bleibe bei dir und beschütze dich.“ – „Danke“, erwidert Lüdia schwach. „Ruhe kann ich jetzt sehr gut gebrauchen.“ Sie macht die Augen zu und schläft ein. Ritter Otto bleibt bei ihr sitzen. „Langweilig, einfach nur langweilig. Nur rumsitzen und nichts tun.“ Ritter Otto sitzt jetzt schon seit über einer Stunde bei Lüdia und passt auf sie auf. Er hört das Wasser von den Rutschen rauschen. Eigentlich würde er ja viel lieber rutschen gehen. Das hat ihm eben sehr viel Spaß gemacht, obwohl er im ersten Moment ein wenig Angst gehabt hat. Aber ein Ritter hält, was er verspricht und bleibt an Lüdias Seite.
Nach zwei Stunden voller Langeweile macht Lüdia die Augen wieder auf. Ritter Otto schaut sie an: „Bist du wieder fit?“ „Ein wenig“, antwortet Lüdia. „Ich muss ganz schnell an eine Steckdose. Mein Akku zeigt nur noch 12 Prozent Leistung.“ Ritter Otto guckt sich um. „So, wie das hier aussieht, gibt es hier keine Steckdose.“ Lüdia hebt ein wenig den Kopf und sieht auch keine. „Wo sind wir überhaupt?“, fragt Lüdia leise. „Gute Frage. Weiß ich auch nicht. Aber es ist schön warm und ganz friedlich hier. Sehr, sehr friedlich“, antwortet Ritter Otto. „Du würdest wohl wieder Abenteuer erleben wollen, anstatt hier nur rumzusitzen? Na los. Lauf schon. Du willst doch bestimmt noch einmal die Wasserrutsche ausprobieren. Die, die wir eben schon mal gerutscht sind“,
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Ich fahre jetzt über die Weltmeere!
sagt Lüdia mit einem kleinen Lächeln. „Das würde ich wirklich gerne. Ich will dich aber auch nicht alleine lassen. Du bist schwach“, antwortet Ritter Otto. „Geh schon. Mir kann nichts mehr passieren. Wir haben Glück gehabt. Meine Elektronik hat nicht viel abbekommen von dem Wasser. Außerdem bin ich ja auch schon wieder vollkommen trocken. Jetzt lauf. Ich warte hier auf dich.“ Ritter Otto springt auf und rennt zum Rutschenturm. Immer und immer wieder rutscht er die verschiedenen Wasserrutschen herunter. So viel Spaß hat er schon lange nicht mehr gehabt. Nach einer Weile kommt er zu Lüdia zurück. Lüdia liegt immer noch auf der Liege. „Ich habe dich beobachtet. Du hast ja eine Menge Spaß beim Rutschen“, sagt Lüdia lächelnd. „Ja. Das ist richtig cool.“ Ritter Otto schaut auf die andere Seite vom Wasserbecken und sieht ein Piratenschiff. „Hey Lüdia, schau mal. Ein Piratenschiff. Das habe ich ja noch gar nicht gesehen. Meinst du, ich kann da mal draufgehen?“, fragt Ritter Otto. Bevor Lüdia antworten kann, ist Ritter Otto schon Richtung Schiff unterwegs.
„Schau mal, Lüdia, ich bin ein Pirat. Ich habe das Schiff unter meine Kontrolle gebracht und fahre jetzt über die Weltmeere, um fremde Länder zu erobern.“ Ritter Otto dreht das Steuerrat des Schiffes und lacht dabei wie ein kleines Kind. Ritter Otto bemerkt gar nicht, wie hinter ihm mehrere Gestalten auftauchen und einen großen Sack über Otto werfen. Ritter Otto steht im Dunkeln. „Was ist denn jetzt los? Wer hat das Licht ausgemacht?“, fragt Ritter Otto ganz verwundert. „Packt ihn, Männer. Er hat unser Schiff gekapert. Nehmen wir ihn gefangen und holen uns unser Schiff zurück“, schreit der Piraten-Kapitän. „Fesselt ihn und bringt ihn weg.“ Die Piraten fesseln Ritter Otto, tragen ihn vom Schiff runter zu einer großen Holztruhe und sperren ihn kopfüber dort ein. Lüdia liegt weiterhin auf der Liege und ruht sich aus. Nach einer Weile wundert sie sich, dass sie von Ritter Otto gar nichts mehr hört und sieht. Sie hat noch einmal geschlafen, nachdem Ritter Otto auf das Schiff gelaufen war.
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Jetzt war von ihm nichts mehr zu hören und zu sehen. Sie steht auf und blickt Richtung Schiff. Da ist er aber nicht. Langsam macht sie sich Sorgen. „Wo ist er denn jetzt schon wieder?“, fragt sie sich selbst. Trotz ihres fast leeren Akkus macht sie sich auf die Suche. Sie kommt an der Holzkiste vorbei und hört eine leise Stimme. „Ritter Otto, bist du das in der Kiste?“, ruft sie laut. „Ja. Hilf mir hier raus!“ Mit viel Kraft holt Lüdia Ritter Otto aus der Kiste, löst seine Fesseln und nimmt ihm den Sack ab. „Das war höchste Zeit, Lüdia. Ich habe fast keine Luft mehr bekommen“, schnaubt Ritter Otto. Lüdia schaut ihn an: „Wie bist du denn da reingekommen?“ „Piraten haben mich entführt, weil ich ihr Schiff gefahren bin“, antwortet Ritter Otto. Lüdia fragt verdutzt: „Piraten haben dich entführt? Das soll ich dir glauben? Das erzählst du doch jetzt nur.“ „Nein“, antwortet Ritter Otto. „Es waren wirklich Piraten.“ Von hinten ertönt die Stimme des Kapitäns. „Der Gefangene hat sich befreit. Los Männer, fesselt ihn nochmal.“ Ritter Otto schnappt sich Lüdia und rennt schnell weg. „Schnell weg. Mit denen ist nicht zu spaßen“, sagt Ritter Otto. Mit Lüdia
unter dem Arm rennt er an den Rutschen vorbei und klettert auf einen kleinen Turm. Die Piraten hinterher. Ein Ausweg bleibt ihnen nur noch – der Sprung ins tiefe Wasser. „Dann gehe ich aber endgültig kaputt. So viel Wasser erträgt meine Elektronik wirklich nicht. Außerdem habe ich Höhenangst und es ist hier schon ziemlich hoch“, sagt Lüdia und schließt die Augen. Ihre Akkuanzeige zeigt nur noch 4 Prozent. „Lüdia, jetzt lass mich bitte nicht im Stich. Die Piraten kommen immer näher. Wenn wir nicht springen, dann drücke ich wieder dein Symbol. Lüdia? Lüdia, wach auf!!! LÜDIA.“ Ritter Otto drückt wild auf das Display von Lüdia. Der Akku zeigt jetzt nur noch 2 Prozent an. Ritter Otto drückt immer weiter. Die Piraten sind jetzt auch oben auf dem Turm angekommen. Mit ihren Säbeln kommen sie langsam auf Lüdia und Ritter Otto zu. Die Akkuanzeige zeigt noch 1 Prozent. Ritter Otto ist richtig verzweifelt. „Komm schon Lüdia…wach auf…bring uns hier weg.“ Ritter Otto drückt noch einmal ganz fest auf Lüdias Display. Dann wird es schwarz und es folgt ein lauter Knall.
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Hurra, endlich zu Hause! Ritter Otto macht die Augen auf. Die Piraten sind weg. Lüdia steht neben ihm, ihr Akku zeigt immer noch 1 Prozent an. „Lüdia, wir haben es wieder geschafft“, freut sich Ritter Otto. Lüdia schaut sich um. Sie ist ganz schwach. Langsam hebt sie ihren Arm nach oben und sagt ganz leise: „Da, der Turm. Mein Zuhause. Ich brauche eine Steckdose.“ Der Akku zeigt jetzt null Prozent. Lüdia schließt die Augen und bewegt sich nicht mehr. „Das ist aber ein merkwürdiger Turm. So spitz. Lüdia?“ Ritter Otto schaut die kleine Roboterdame fragend an. „Wo ist denn deine Steckdose?“, fragt er sie. Lüdia antwortet nicht mehr. „Ich werde mal im Gebäude nach einer passenden
Steckdose für dich suchen“, sagt Ritter Otto und geht los. Lüdia nimmt er an die Hand und lässt sie hinter sich her rollen. In Lüdias Zuhause, einem Erlebnismuseum, angekommen, macht sich Ritter Otto direkt auf die Suche nach einer passenden Auflademöglichkeit für Lüdia. Direkt am Eingang sieht er eine große Kugelbahn an der Wand. „Hey, das ist ja lustig. Ich will auch mal einen Ball durch die Kugelbahn laufen lassen“, sagt Ritter Otto und rennt los, um sich eine Kugel zu besorgen. „Das macht Spaß. Schau, Lüdia, was die Kugel macht.“ Ritter Otto ist ganz
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begeistert. „Lüdia? Ach du Schreck. Ich habe dich ganz vergessen, Lüdia“, bemerkt Ritter Otto. Er nimmt Lüdia wieder an die Hand und geht mit ihr in den nächsten Raum. „Schau mal, Lüdia, mein Kopf ist richtig groß und dick, sobald ich hinter diesem komischen Glas stehe. Ohjee, sieht das komisch aus.“ Ritter Otto lacht laut los. Er ist neugierig geworden und geht weiter durch das Museum. Im oberen Stockwerk bemerkt Ritter Otto, dass er ja eigentlich für Lüdia eine Steckdose finden will. Er macht eine Tür auf. Er betritt einen großen hellen Raum. Er ist jetzt im Inneren des Turms. Ein großes Pendel hängt von der Turmspitze herunter und schwingt hin und her. Beim Zuschauen wird Ritter Otto müde. Kurz bevor er einschläft, schlägt das Pendel an seinen Helm. Sofort macht er die Augen auf und sagt laut: „Steckdose! Lüdia, jetzt suche ich aber wirklich nach einer Steckdose für dich. Dann bist du ganz schnell wieder aufgeladen und wir können gemeinsam durch das Museum laufen.“ Nach einer Weile und viele Türen später entdeckt Ritter Otto einen kleinen Raum mit vielen Steckdosen. Neben den Steckdosen steht ein kleiner Roboter, der genauso aussieht wie Lüdia. Ritter Otto traut seinen Augen kaum. „Oh man, Lüdia, jetzt sehe ich dich schon doppelt“, sagt Ritter Otto und schüttelt dabei Lüdias Hand. Ritter Otto sieht, dass der zweite Roboter an einem Kabel festgemacht ist, das in einer Steckdose steckt. Er nimmt das Kabel aus dem kleinen Roboter heraus und will Lüdia an das Kabel anschließen,
Ich brauche unbedingt eine Steckdose!
als der kleine Roboter ihn anschaut und fragt: „Was soll das? Ich bin noch nicht ganz aufgeladen. Steck sofort das Kabel wieder rein!“ Ritter Otto antwortet: „Meine Freundin braucht den Strom jetzt viel dringender!“ – „Nein“, antwortet der Roboter. „Das ist meine Steckdose. Such dir eine andere. Sonst werde ich sauer.“ Ritter Otto hört gar nicht hin. Er steckt das Kabel in Lüdias Akku. Aber es passiert nichts. Das Display bei Lüdia zeigt immer noch null Prozent. Ritter Otto begreift es nicht. Er hat doch alles richtig eingesteckt. Doch Halt! Der Stecker ist gar nicht in der Steckdose. Der kleine Roboter hat den Stecker aus der Steckdose gezogen. „Hi hi“, lacht er. „Wenn ich keinen Strom bekomme, bekommt Lüdia auch keinen.“ Ritter Otto schaut ihn an: „Woher kennst du sie?“ Der Roboter schaut ihn an: „Ich bin Ludwig. Der kleine Bruder von Lüdia. Und das ist meine Steckdose.“ – „Das ist mir egal. Lüdia braucht jetzt den Strom viel dringender“, antwortet Ritter Otto. „Dann komm und hol dir das Stromkabel!“, sagt Ludwig und rollt schnell aus dem Raum. Ritter Otto steht auf und will hinterher, doch Ludwig schlägt ihm die Tür vor der Nase zu. „Aua!“, schreit Rit-
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ter Otto. „Das hat wehgetan. Na, pass bloß auf, du Blechbüchse.“ Ritter Otto ist richtig sauer. Er reißt die Tür auf und rennt hinter Ludwig her. Doch wo ist er nur geblieben? Ritter Otto rennt durch das ganze Museum. Ludwig ist nicht zu finden. Erschöpft setzt sich Ritter Otto auf eine schwarze Box. Er denkt nach, wie er Lüdia helfen kann. Plötzlich steht Ludwig vor ihm. „Jetzt bin ich der Roboter, der hier das Sagen hat. Endlich. Und du wirst Lüdia nicht mehr helfen können.“ Ritter Otto schaut Ludwig fragend an. „Was meinst du damit?“ Ludwig antwortet: „Immer steht Lüdia an erster Stelle. Immer. Sie ist bei den Besuchern sehr beliebt. Ich komme nur ersatzweise zum Einsatz. Damit ist jetzt Schluss. Jetzt bin ich der Roboter Nummer eins.“ Ritter Otto will aufstehen und sich das Ladekabel schnappen, aber er kommt nicht mehr von der Kiste hoch. Irgendetwas hält ihn fest. „Hi hi“, lacht Ludwig „Du kannst ihr nicht helfen. Ich bin die Nummer eins. Ich zeige dir jetzt mal, wie das ist, wenn Strom durch den Körper fließt. Das tut weh.“ Ludwig
Roboter Ludwig ist eifersüchtig!
nimmt ein Kabel, das aus der schwarzen Box kommt und steckt es in eine Steckdose direkt neben der Box. Ritter Otto merkt, wie es in seinem Körper zu kribbeln anfängt. Es wird immer stärker. Er fängt an, zu zappeln. Er bewegt sich hin und her. Vor seinen Augen wird es schwarz. Er wird ordentlich durchgeschüttelt. „NEIN. AUFHÖREN. AUFHÖREN“, schreit Ritter Otto und macht die Augen auf. Vor ihm steht Lüdia und rüttelt ihn. „Was ist denn los?“, fragt Lüdia. Ritter Otto weiß gar nicht mehr, was los ist. „Lüdia? Du bist wieder aufgeladen? Wo ist dein böser Bruder?“ Lüdia schaut Ritter Otto fragend an: „Was meinst du? Natürlich bin ich aufgeladen. Wie immer. Und mein Bruder ist im Museum. Wo soll er sonst sein?“ „Er wollte nicht, dass du aufgeladen wirst, damit er der Besucherliebling ist und nicht du.“ Lüdia schaut Ritter Otto immer noch fragend an: „Was redest du denn da? So etwas würde Ludwig nie tun. Warum soll ich denn nicht aufgeladen sein? Verstehe ich nicht.“ „Wir beide waren auf Zeitreise. Erst in einer Höhle mit einem großen Höhlenbären, dann waren wir im Mittelalter und haben echte Ritter getroffen. Danach waren wir in einem Schwimmbad, wo uns Piraten gejagt haben. Durch die Zeitreise ging dein Akku leer und ich musste eine Steckdose für dich finden. In deinem Museum hat mich Ludwig daran gehindert und dann hat der mich unter Strom gesetzt...“, sagt Ritter Otto, ohne Luft zu holen.
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Lüdia schaut ihn ganz ruhig an: „So so. Eine Zeitreise. Höhlenbär, Ritter, Piraten…Du hast das alles nur geträumt, Ritter Otto. Ich kann doch gar nicht durch die Zeit reisen.“ Ritter Otto schaut sie an und sagt: „Doch, du hast einen blauen Knopf auf deinem Display und…“ Ritter Otto schaut auf das Display. „Dein blauer Knopf ist weg.“ Lüdia beruhigt ihn und sagt: „Ritter Otto, du hast geträumt. Ich habe keinen blauen Knopf. Du hast das alles nur geträumt. Wahrscheinlich, weil wir heute einen Ausflug in eine Höhle machen wollen.“ Ritter Otto stutzt und sagt: „Geträumt? Ich habe das alles nur geträumt? Da bin ich aber froh. Ich dachte schon, du wirst gar nicht mehr lebendig.“ Lüdia lacht laut auf: „Doch, ich bin sehr lebendig. Und jetzt los, du Schlafmütze. Wir haben heute viel vor. Wir besichtigen eine Höhle, danach wollen wir
noch durch deine Burg und später geht es ins Schwimmbad und dann zu mir. Zusammen mit Ludwig spielen.“ Ritter Otto steht auf und macht sich fertig. Völlig erleichtert, dass er das alles nur geträumt hat, macht er sich mit Lüdia auf, um einen wunderschönen Tag mit ihr zu verbringen. „Wer weiß?“, sagt Ritter Otto zu Lüdia. „Vielleicht sehen wir ja wirklich einen Bären in der Höhle? Später dann Ritter auf der Burg und Piraten im Schwimmbad?“ Lüdia schaut ihn an: „Wer weiß? Vielleicht?“ Beide lachen laut auf und gehen aus Ritter Ottos Kammer. Zusammen erleben die beiden einen abwechslungsreichen und wunderschönen Tag. Erst in der Dechenhöhle in Iserlohn, später auf der Burg Altena, dann im AquaMagis in Plettenberg und zum Abschluss in der PHÄNOMENTA in Lüdenscheid.
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Tschüss!
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