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Leben auf 2313 Metern

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Interview

Interview

reits Herbst. Mauro Loretz (33) schiebt mit einer Schubkarre Holzscheite in Richtung Hütte. Nora Honegger (34) sitzt auf der Terrasse über ein Stück Papier gebeugt an einem Tisch, das Val Maighels im Rücken, die Sonne im Gesicht. Fünf Jahre ist es her, seit das Paar die Pro-und-ContraListe ausgefüllt hat. Es war trotz Pragmatismus eine Herzensentscheidung, als sie ihre Bewerbung für die Hütte abschickten. Sie habe sich gefragt, wie es wäre, wenn nun andere die Maighelshütte führen würden. «Die Hütte ist mein zweites Zuhause, das wollte ich irgendwie nicht verlieren», sagt Nora Honegger.

Von Zürich in die Bündner Berge Es war Nora Honeggers Vater Bruno, der vor über 30 Jahren selbst Hüttenwart werden wollte. Er stammt ursprünglich aus Zürich und arbeitete als Bergführer. Noras Mutter ist in Sedrun GR aufgewachsen, arbeitete damals in einem Reisebüro in Zürich. Sie zögerte. «Sie ist immer oft und gern gereist und wusste, dass sie sich als Hüttenwartin an diesen Ort bindet», erzählt Nora Honegger. Trotzdem übernimmt die Familie die Hütte, die auf 2313 Metern in der Nähe der Rheinquelle liegt.

Soweit sie sich erinnern kann, habe sie das Leben in den Bergen geliebt. «Als Einzelkind sah ich natürlich nur Vorteile darin. Ich hatte immer jemanden, der sich mit mir beschäftigte. Ob das nun jemand vom Personal oder Kinder von Gästen waren.» Als Nora in den Kindergarten kommt, achten ihre Eltern darauf, dass so oft wie möglich jemand von ihnen in Sedrun sein kann. Dort hat die Familie eine Wohnung. Das habe aber nicht immer geklappt. «Ich war auch immer wieder bei meiner Grossmutter oder den Nachbarn zum Zmittag.»

Aus 16 Bewerbern ausgewählt Als sie älter ist, fährt sie auch mal mit Verwandten und Bekannten in die Ferien. Mit 16 zieht sie für die Kantonsschule nach Chur. Danach studiert sie an der Pädagogischen Hochschule und geht nach Zürich, um als Lehrerin zu arbeiten. «Die Maighels», wie Nora Honegger die Hütte nennt, blieb aber immer ein wichtiger Anziehungspunkt. Sie habe auch während der Ausbildung bei ihren Eltern gejobbt, um Geld zu verdienen. «Aber ich habe immer gesagt, dass ich die Hütte sicher nie übernehmen werde.»

Als ihre Eltern aber über eine Pensionierung nachdenken,

Die Maighelshütte (2313 m ü.M.) auf einem Ausläufer des Piz Cavradi

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«Meine Eltern haben noch immer einen Schlafplatz auf der Hütte und sind jederzeit willkommen.»

Nora Honegger

spricht die junge Lehrerin mit ihrem Freund darüber. «Ich wusste, dass ich es nur mit ihm machen würde.» Mauro Loretz ist gelernter Ofenbauer und wie seine Freundin in Sedrun aufgewachsen: «Ich habe wohl schon früher damit geliebäugelt als Nora.» Es kommt zur Pro-undContra-Liste. Und zur Bewer-

Anzeige bung. «Am Ende haben wir richtig gebibbert.» 16 andere, die meisten davon Paare, wollten die Hütte ebenfalls bewirtschaften. Die Freude sei gross gewesen, als sie erfahren haben, dass die Sektion sich für sie entschieden hat. «Nicht nur bei uns, auch bei meinen Eltern.» Nach über einem Vierteljahrhundert sei es ihnen nicht leichtgefallen aufzuhören. So sei es ein Abschied auf Raten. Die einstigen Hüttenwarte arbeiten die neuen ein und helfen auch heute regelmässig. «Sie haben noch immer einen Schlafplatz auf der Hütte und sind jederzeit willkommen», sagt Nora Honegger.

Zufriedene Gäste als Belohnung In der Hütte, die auf sechs Zimmer verteilt Platz für 83 Gäste bietet, haben die beiden nicht viel verändert. Ein bisschen was neu dekoriert. Zudem achten sie, so weit als möglich, darauf, regionale Produkte zu servieren. Ihre grösste Belohnung? «Zufriedene Gäste!», meint Nora Honegger. «Wenn wir ein Kompliment bekommen und spüren, dass es den Leuten bei uns auf der Hütte gefällt, dann wissen wir, dass wir unseren Job hier oben gut machen.»

Da die Hütte im Sommer und im Winter geöffnet ist, können die beiden von ihrem Beruf als Hüttenwarte leben. Freie Zeit haben sie während der beiden Hauptsaisons nur wenig. Umso mehr schätzen sie es, wenn am Morgen mal Zeit bleibt, um eine kurze Skitour zu machen. In die Ferien können sie dann, wenn die Hütte geschlossen ist. Wohin sie reisen, entscheiden sie nach Lust und Laune und ganz ohne Pround-Contra-Liste. Hauptsache, es hat Berge in der Nähe.  MM

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