
3 minute read
Brauchts wirklich 60º?
Wäscht man noch bei 60 Grad?
Was sollte man wie heiss waschen? Und welche Waschmittel brauchts? Caroline Schunk von der Mibelle Group weiss alles übers Waschen.
Text: Monica Müller
Was sollte man 60 Grad waschen?
Heutige Waschmittel entfalten ihre volle Waschleistung bereits bei 40 Grad. Also kann man bedenkenlos alles 30 bis 40 Grad waschen. Trotzdem wasche ich persönlich gewisse Textilien lieber bei 60 Grad: Hand- und Frotteetücher, Bettwäsche und Putzlappen beispielsweise.
Wann würden Sie 60 Grad dennoch empfehlen?
Wenn man die Waschmaschine mit vielen anderen Leuten teilt, würde ich meine erste Wäsche jeweils 60 Grad mit einem bleichehaltigen Pulverwaschmittel waschen. Bei Tests haben wir gesehen, dass manche Waschmaschinen nach circa 15 40-GradWaschgängen schlecht zu riechen beginnen. Je nachdem, mit welchem Waschmittel und bei welcher Temperatur die anderen Bewohner waschen und wie sie es dosieren, wäre das hygienischer.
Bild: Getty Images
Warum?
Bei 60 Grad werden Pilze oder Bakterien zu 100 Prozent abgetötet, bei 40 Grad ist das nicht der Fall. Bei mit Mikroben belasteten Textilien, etwa bei Putzlappen, ist mir eine gründliche Reinigung wichtig. Wie heiss man wäscht, ist auch eine persönliche Frage. In erster Linie sollte man sich auch immer an die Anweisungen auf dem Wäscheetikett halten.
Angenommen, ich habe meine eigene Waschmaschine und wasche nicht wärmer als 40 Grad …
…dann würde ich auch hie und da eine Wäsche mit Küchentüchern oder Putzlappen bei 60 Grad mit einem WhitePulverwaschmittel (Vollwaschmittel) waschen. So werden mögliche Keime und Waschmittelrückstände verringert. Ein grosser Energieverbrauch beim Waschen entsteht bei der Herstellung der Waschmaschinen. Die Produktion der Maschine, der Waschmittelverbrauch und der verbrauchte Strom belasten beim Wäschewaschen die Umwelt gleichermassen. Wir sollten uns also alle darum bemühen, auch den Waschmaschinen Sorge zu tragen.
60 Grad hie und da ist also auch aus ökologischen Gründen wünschenswert?
Genau. Aber nicht bei Textilien, die daran Schaden nehmen. Und nicht ohne guten Grund. Denn rund 75 Prozent des Energieverbrauchs bei einem Waschgang wird benötigt, um das Wasser zu erhitzen.
Warum wird manche weisse Wäsche mit der Zeit gräulich?
Das kommt von Kalk- und Schmutzablagerungen in der Waschmaschine und beim Waschgang. Auch deshalb ist eine Wäsche bei 60 Grad ab und zu sinnvoll. Grundsätzlich empfiehlt sich für weisse Wäsche ein White-Waschmittel, da dieses Bleichmittel (beim Pulver) oder optischen Aufheller enthält.
Wenn ich nur zwei Waschmittel besitzen möchte, welche empfehlen Sie mir?
Ein White-Pulver, weil da Bleiche mit drin ist. Aber Achtung, dieses darf nicht für farbige Wäsche verwendet werden, da es sonst die Farben ausbleicht. Für alles andere empfehle ich ein flüssiges «1 for All Waschmittel». Wenn ich mehrere Kleidungsstücke aus Wolle und Seide besitze, würde ich auf ein Feinwaschmittel zurückgreifen.
Gibt es Dinge, die man 90 Grad heiss waschen sollte?

Grundsätzlich muss nichts mehr bei 90 Grad gewaschen werden. Ganz hohe Temperaturen sind wirklich nur notwendig, wenn Bakterien oder Viren im Spiel sind. Ansonsten lohnen sich die hohen Energiekosten nicht.
Die Expertin
Caroline Schunk entwickelt bei der Mibelle Waschpulver und Weichspüler. Die gelernte Chemie laborantin kriegt jeden Flecken weg. Die Mibelle Group gehört zur Migros.
So wäschst du nachhaltiger
Waschmittel Sie sind einer der drei dicken Posten in der Ökobilanz eines Waschprozesses. Die Chemikalien werden aufwendig produziert und belasten am Ende das Abwasser. Die Verpackung ist dagegen relativ unbedeutend, erst recht bei Pulvern in Folienverpackungen. Tipp: Nicht überdosieren. Nutze vor allem Color- oder Feinwaschmittel. Ihre Rezepturen sind relativ umweltschonend und strapazieren Fasern und Farben der Textilien weniger als bleichmittelhaltige Vollwaschmittelpulver. So halten Wäschestücke länger.
Energie Der Stromverbrauch verursacht im Schnitt ein weiteres knappes Drittel der Umweltbelastung beim Waschen. Tipp: Beim Maschinenkauf auf gute Umwelteigenschaften achten. Auch bei alten Geräten lässt sich sparen: Abgesehen von Schonprogrammen die Trommel – ohne Gewalt – vollstopfen und die Temperatur möglichst niedrig wählen.
Waschmaschine Ihre Produktion verschlingt Rohstoffe und Energie und verursacht – bei 15-jähriger Lebensdauer und 300 Wäschen pro Jahr – pro Waschgang umgerechnet ein weiteres knappes Drittel der Umweltbelastung beim Waschen. Tipp: Geht deine Waschmaschine kaputt, lohnt sich die Reparatur aus ökologischer Sicht fast immer. Ein guter Reparaturservice ist also wichtig. Bei Neukauf solltest du ein Gerät mit dem Urteil «sehr gut» in der Dauerprüfung wählen.
Die Angaben basieren auf einer Ökobilanz der Stiftung Warentest. Sie hat den gesamten Waschprozess analysiert – vom Rohstoffverbrauch und den Herstellungsprozessen für die Maschine über den Betrieb mit Wasser, Strom und Waschmittel bis hin zur Entsorgung.