KOLUMNE | 26.7.2021 | 49
Illustration: Rinah Lang
Nächster Halt Altstetten STADT, LAND, STUTZ Schon oft und laut stark habe ich über die SBB geschimpft. Wenn ihr Zug eine «unbestimmte Ver spätung» hatte, sie wieder mal völlig vom Schnee überrascht wurden oder der Kon trolleur mich büsste, weil ich seiner Mei nung nach das Onlineticket zu spät gelöst hatte. Ich schimpfte, wenn der Zug mit einem Waggon weniger fuhr und wenn mir der Schweiss von der Stirn lief, weil die Klima anlage ausgestiegen war. Es ist sehr schwei zerisch, sich über den öffentlichen Verkehr aufzuregen – gibt ja sonst nicht so viel. So schimpfte ich auch, als ich vor Kurzem am Bahnhof von Mailand festsass, weil der Zug aus der Schweiz eine Stunde Verspätung hatte. Eigentlich hätte ich um 20.10 Uhr los fahren sollen, nun zeigte die Tafel am «Mi lano Centrale» eine immer grösser werdende Verspätung an. Ich rechnete: 3 Stunden und 17 Minuten dauert die Fahrt zum Zürcher
Lisa Stutz (27) sucht die Balance zwischen urban und ländlich. Und pickt von beidem das Beste heraus.
Hauptbahnhof – es könnte knapp werden mit dem letzten Anschlusszug ins Dorf. Während der Fahrt wurde schliesslich verkündet, dass der Zug nicht auf direktem Weg nach Zürich fahren kann, sondern um geleitet werden muss. Ich sah mich schon am HB campieren. «Doofe SBB», fluchte ich, wobei ich in Wahrheit nicht «doof» sagte. Doch dann spazierte plötzlich ein Zugbe gleiter durch die Gänge. Er fragte jeden ein zelnen müden Passagier, wo er oder sie ab Hauptbahnhof noch hinmüsse. Und wenn es keine Verbindung mehr gab, organisierte er ein Taxi auf Kosten der SBB. Ich war beein druckt. Als der Zugbegleiter schliesslich bei mir ankam, prüften wir die Verbindungen in mein Dorf. Ab Hauptbahnhof gab es keine mehr – aber ab Altstetten. Und so veranlasste der SBB-Mann, dass der Zug extra wegen mir in Altstetten einen Stopp einlegte. Das werde ich, bei allem Schimpfen, nie vergessen. MM
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