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Hängebrückenausflüge

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Stadt, Land, Stutz

Stadt, Land, Stutz

Wer Höhenangst hat, muss wahrscheinlich zu Beginn der Tour kurz leer schlucken. Direkt vom Bahnhof Fürgangen bei Bellwald VS geht es mit der Luftseilbahn 300 Höhenmeter empor nach Bellwald. Maximal acht Personen finden in der roten Gondel Platz. Platzangst sollte man da lieber keine haben. Innert weniger Minuten erreichen wir das Gommer Bergdorf, dort erkundigen wir uns nach unserem heutigen Ziel, der Aspi-Titter-Hängebrücke. «Ja, die ist nach der Wintersperre endlich wieder offen», heisst es an der Bergstation.

Die Einheimischen sind sichtlich stolz auf das neueste Highlight der Region. 2016 wurde die Brücke über die 120 Meter tiefe Weisswasserschlucht am Fusse des Fieschergletschers eröffnet. Jahr für Jahr zieht sie mehr Besucher an. Eine Handvoll weiterer Wanderer ist an diesem strahlend schönen Freitagmorgen auf dem gleichen Weg unterwegs. «Beim Brunnen links abbiegen, dann den Wegweisern nach», erklärt der freundliche Herr im Dorfladen. Los gehts!

Vorbei an den fürs Goms typischen sonnenverbrannten Holzhäusern und Ställen spazieren wir gemütlich dorfauswärts. Dem Sessellift entlang machen wir schnell Höhenmeter gut und kommen das erste Mal ins

Hochalpin, spektakulär, nichts für Angsthasen: Auf fast 2400 Metern über Meer verbindet die 90 Meter lange Brücke die beiden SAC-Hütten Salbit und Voralp. Sie ist auch ein Beispiel für gelungenes Recycling: Denn bei der Hängeseilkonstruktion handelt es sich um die alte Triftbrücke aus dem Gadmertal im Berner Oberland. Diese wurde 2009 durch einen Neubau ersetzt.

Lauschig:

Batöni, Weisstannen SG

Bilder: zVg, Richard Walker, Heidiland Tourismus, Tourismus Adelboden-Lenk-Kandersteg Den Übernamen «Wasserfallarena» trägt der Batöni-Talkessel nicht umsonst: Gleich drei mächtige Kaskaden rauschen hier in die Tiefe: der Piltschinabachfall (81 Meter hoch), der Sässbachfall (86 Meter hoch) und der Muttenbachfall (45 Meter hoch). Seit 2017 führt eine Hängebrücke über die Bäche, die am Fusse der Klippen zusammenlaufen.

Gemütlich:

Hohstalden, Frutigen BE Damit ihre Kinder sicherer zur Schule kommen, liess Familie Wäfler eine 153 Meter lange Hängebrücke über die Engstlige bauen. Damit sich die private Investition amortisiert, zahlt man für die Überquerung einen Franken – oder konsumiert etwas im Brückenbeizli. Dann entfällt der Obolus. Achtung: montags geschlossen

Buchtipp: Hängebrückenführer Schweiz, Milo Häfliger, Fr.32.70 bei exlibris.ch

Passieren. Obwohl erstklassig gesichert: Mit Kindern sollte man hier Vorsicht walten lassen. Schwindelfrei oder nicht, dieser Abschnitt ist ein kleiner Stresstest. Oder eine mentale Vorbereitung auf das, was jetzt kommt.

Knie zittern beim Blick in die Tiefe Denn da ist schon die Aspi-TitterHängebrücke in ihrer 160 Meter langen Pracht: Mit einem beachtlichen Durchhang spannt sie sich spektakulär über den Abgrund. Unten Felsen und eine enge Schlucht. Schon bei den ersten zaghaften Schritten schaukelt die Drahtseilkonstruktion leicht. Erst treten wir noch mit zittrigen Knien auf, dann immer beherzter. Irgendwann wagen wir sogar einen Blick über das Geländer in die Tiefe und entdecken zwei Kletterer, die an einem Seil gesichert an der Wand hängen. Im Vergleich dazu wähnt man sich auf den 80 Zentimeter breiten Holzplanken fast auf festem Boden.

Wir werden mutiger, passieren die Brücke – einmal, zweimal, noch einmal! – und treffen andere Wanderer, die es uns gleichtun. Es ist ein erhabenes Gefühl, so über dem Abgrund zu schweben. Ganz klar: Hängebrücken machen süchtig! Beflügelt steigen wir über Alpwiesen und Felsstufen hinab nach Fieschertal. Beim anschliessenden Zmittag schmieden wir Pläne: Wer ein bisschen mehr Ausdauer hat, kann die Wanderung nämlich auch in die andere Richtung absolvieren und nach Ankunft in Fürgang noch über eine weitere Hängebrücke, die Goms Bridge, gehen. Nächstes Mal wollen wir den doppelten Kick. MM

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