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Knorr Markenfestival


Bei allen Angeboten sind bereits reduzierte Artikel ausgenommen. Angebote gelten nur vom 14.3. bis 20.3.2023, solange Vorrat sie vom Boden auf und schichtet sie zu einem grossen Haufen auf.
1 Im Inneren der Kakakoschote verbergen sich die begehrten Bohnen.

2 Im Kreis sitzend, öffnen die Erntenden eine Schote nach der anderen mit der Machete.
3 Bananenblätter bedecken die Samen während der siebentägigen Fermentierung.
Antoine entfernt die letzten Fruchtfleischreste von den Bohnen. Nach einer Woche Luft- und Sonnentrocknung sind sie bereit für den Abtransport.
Um diesen herum lädt Antoine nun zum «Cabossage» (von Französisch «cabosse» für «Schote»), dem Öffnen der Schoten und der Entnahme der Kakaobohnen – oder genauer: von Samen der Kakaofrucht. Gemeinsam sitzt man mit Freunden und Verwandten im Kreis und knackt die Schoten mit zwei, drei gefühlvollen Machete-Hieben. Anschliessend werden die Bohnen samt Fruchtfleisch herausgedrückt und in eine Grube gekippt. Ist diese voll, erhält sie einen Deckel aus Bananenblättern. Jetzt vollbringen Wärme und wilde Hefebakterien das Wunder der Natur und verleihen den Kakaobohnen bei der Fermentation innert einer Woche ihren unvergleichlichen Geschmack.

Hier im Südosten der Elfenbeinküste, unweit des kleinen Orts Guiré, besitzen Antoines Familie und Verwandte 44 Hektaren Kakaobäume. Er ist verantwortlich für die Bewirtschaftung dieser überdurchschnittlich grossen Fläche. Die Ernte, zweimal pro Jahr, ist zu 100 Prozent Handarbeit. Keinen Motorenlärm, keine Maschinen, nicht einmal richtige Strassen gibt es hier. Nur die Stille des Tropenwalds. Idyllisch, ja. Aber gewiss kein Schoggijob. Die kleinbäuerlichen Strukturen Westafrikas, woher zwei Drittel der weltweiten Kakaoproduktion stammen, bedeuten für den 32-jährigen Familienvater harte, körperliche Arbeit. «Ich wünschte mir modernere Produktionsmethoden», sagt er. «Zum Trocknen tragen wir die Bohnen auf dem Kopf ins Dorf, und das bis tief in die Nacht.»
Trotzdem ist Antoine mit sich und seiner Arbeit im Reinen. «Der Kakao ist mein Leben», sagt er. Ganz freiwillig war seine Berufswahl aber nicht. Eigentlich wollte er ins Büro, aber sein damals schon betagter Vater meinte: «Wer wird sich um die Plantage kümmern, wenn du weggehst? Dein Platz ist hier.» Neben der Nachfolgeregelung stellte der Vater
1 Antoine macht Mittagspause vor dem Haus seiner Schwester.
2 Die getrockneten Bohnen werden in 60-Kilo-Säcke gepackt.

3 Transport ins Zentraldepot der Kooperative Necaayo

4 Der erste sogenannte Musterzug zur Qualitätsbestimmung
5 Analyse der Kakaobohnen auf Qualität, Grösse und Fermentierungsgrad vor seinem Tod noch eine zweite wichtige Weiche für die Zukunft des Familienbetriebs: Zusammen mit Gleichgesinnten gründete er 2009 die Kakao-Kooperative Necaayo, die drei Jahre später eine Partnerschaft mit der Migros einging. Heute sind 1400 Familien aus der Region angeschlossen. 650 von ihnen beliefern den Migros-Industriebetrieb Delica mit Rohkakao, aus dem im aargauischen Buchs die Frey-Schokolade entsteht. Darunter auch die Tafelschokolade der Reihe «Côte d’Ivoire» (Französisch für «Elfenbeinküste»).

Die Zusammenarbeit währt inzwischen über zehn Jahre, und beide Seiten profitieren: Kakaobauern wie Antoine haben Gewissheit, dass ihnen die Migros jedes Jahr einen vertraglich festgelegten Teil der Ernte abnimmt. Zum Weltmarktpreis kommen Prämien für die RainforestAlliance-Zertifizierung hinzu, sowie neu 50 Rappen für jede verkaufte Tafel «Côte d’Ivoire». 2020 startete zudem ein Agroforstprojekt, das durch den Migros-Klimafonds finanziert wird. Die Kakaofelder werden dabei mit zusätzlichen Schattenbäumen ergänzt, die das Mikroklima für den Kakao positiv beeinflussen und ihn widerstandsfähiger gegenüber klimatischen Veränderungen und Krankheiten machen. Darüber hinaus können die Bauern ein Zusatzeinkommen generieren, weil die Bäume Früchte oder Wirtschaftsholz abwerfen. Ausserdem absorbieren sie CO2 aus der Luft, was die Klimabilanz des Kakaos verbessert.
Auch für den Abnehmer lohnt sich die enge Beziehung zu den Bauern in der Elfenbeinküste, die weit mehr sein können als Lieferanten von Qualitätskakao: Die Migros weiss nicht nur genau, woher dieser stammt, sondern auch, von wem und unter welchen Bedingungen er hergestellt wird. Statt nur Gelder gegen strukturelle Probleme wie Kinderarbeit, Armut oder Umweltschäden bereitzustellen, kann man sich jedes Jahr vor Ort ein Bild machen. Die Fortschritte lassen sich sehen, aber es bleibt auch viel zu tun (siehe Seite 58).
Antoines Bohnen haben die letzten Tage an der Sonne getrocknet und sind nun bereit für ihre lange Reise in die Schweiz. Zunächst packt er sie in 60-Kilo-Säcke und lädt sie auf Kleinlaster – grosse Fahrzeuge hätten auf den unasphaltierten Landstrassen keine Chance. Im Zentrallager der Kooperative im Ort Guiré werden Proben entnommen und wird die Qualität kontrolliert, darunter Grösse, Fermentierungsgrad und Restfeuchtigkeit. Ist die Charge in Ordnung, kommt alles auf den grossen Lastwagen. Dieser erreicht nach 100 Kilometern den Kakaohafen von San Pedro an der Atlantikküste. Nach einer erneuten Qualitätsprüfung werden die Bohnen gereinigt, in Exportsäcke umgepackt und palettiert. In Containern geht es nun aufs Schiff und die knapp zweiwöchige Überfahrt nach Europa.
Mit dem Transport endet die Arbeit des Kakaobauern, die anderswo auf der Plantage längst von Neuem begonnen hat: Ernten, Öffnen, Fermentieren, Trocknen bestimmen in der Hauptsaison von Oktober bis März den Takt des Lebens. Bis eine fertige Tafel «Côte d’Ivoire» im MigrosRegal steht, werden jedoch noch viele Leute ihren Teil beitragen. Doch alles beginnt in den Tropenwäldern Westafrikas und mit dem, was Menschen wie Antoine und seine Familie hier leisten. •