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Jetzt und für immer

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MehimChörbli!

MehimChörbli!

STADT, LAND, STUTZ Ich habe mal in einem Ratgeberbuch gelesen, dass man die meisten Dinge des Alltags grundsätzlich entscheiden sollte. Der Autor schilderte zum Beispiel, dass er Veranstaltungen immer vor dem Dessert verlässt. So muss er nicht bei jeder Veranstaltung aufs Neue abwägen, ob er noch bleiben soll oder nicht. Indem er also wortwörtlich keinen Gedanken mehr darauf verschwenden muss, hat er in seinem Kopf Platz für andere Überlegungen.

Ich finde das sehr einleuchtend. Also vor allem die Theorie dahinter, denn ich persönlich würde natürlich niemals freiwillig einen Raum verlassen, in dem bald Dessert serviert wird. Aber jedem seine eigenen Regeln, nicht wahr? Eigentlich halte ich mich selbst für zu sprunghaft für solche «Jetzt und für immer»-Entscheidungen. Zudem neige ich dazu, erst mal genau das Gegenteil zu machen, wenn mir jemand sagt, wie ichs ma- chen soll. Ich muss davon ausgehen, dass das auch bei Anweisungen von mir selbst so ist. Andererseits habe ich festgestellt, dass ich bereits einige solcher Regeln im Alltag habe. Ich habe sie vielleicht nie ausformuliert, aber sie sind da: Gibt es eine Bio-Alternative, kaufe ich die. Muss ich auf eine öffentliche Toilette, wähle ich die erste Kabine. «Wollen Sie die Quittung?» Nein. Und freitags nehme ich keine Termine vor 9 Uhr an.

Dank dieser Prinzipien stehe ich keine Millisekunde lang ratlos vor dem Wattestäbchenregal in der Migros, im Toilettenbereich eines Restaurants, an der Kasse bei Zara oder vor meinem Outlook-Kalender. Und sie waren mir ja nicht einmal bewusst! Ich stelle mir gerade vor, wie viele lästige Alltagsfragen ich systematisch für immer klären könnte. Dieser ganze Platz, der in meinem Kopf entstünde, um zum Beispiel über perfekte Desserts zu sinnieren … MM

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