36 | 3.1.2022 | KOLUMNE
Lisa Stutz (28) sucht die Balance zwischen urban und ländlich. Und pickt von beidem das Beste heraus.
STADT, LAND, STUTZ Ich möchte hiermit offiziell bekannt geben, dass ich meine Skiund Snowboardkarriere beendet habe. Nicht, dass ich besonderes Talent gehabt hätte. Eben nicht. Ich war schon immer eine ängstliche Wintersportlerin. Schon mit drei Jahren stand ich wie ein dick eingepacktes Bonbon auf den Ski. Von da an war ich jedes Jahr in der Skischule die Kleinste und Langsamste. Ich hatte Schiss vor all den Haudegen, die ohne Rücksicht auf Verluste die Piste hinunterbretterten. Ich war immer das Schlusslicht, verlor ständig meine Gruppe und summte bei der Talabfahrt leise vor mich hin, um mich von der Todesgefahr abzulenken. Irgendwann stieg ich aufs Snowboard um, aber damit wurde es nicht besser. Ich stürzte nun viel öfter. Und ich landete alles andere als federweich. Am Abend vor dem Kamin zählte ich meine blauen Flecken. Als Erwachsene musste ich dann nicht mehr in die Ski-
ferien mit meinen Eltern, und kein Gruppendruck zwang mich mehr in ein Skilager. Ich stand nur noch einmal pro Saison aufs Brett, damit ichs nicht verlernte. Verstehen Sie mich nicht falsch: Ich habe nicht nur schlechte Erinnerungen an die Skiferien und -lager sowie an die einzelnen Tage in den Bergen. Natur plus Bewegung führen bei mir mit Garantie zu Glücksgefühlen. Allerdings darf gerne die Todesgefahr sub trahiert werden. Darum bin ich jetzt auf der Suche nach einem neuen Wintersport. Ich kann ja nicht einfach faul rumliegen, während meine Freunde die Piste stürmen. Ich habe an Langlauf gedacht und sehe mich schon wie das Bisiwetter über die Loipe gleiten. Mich reizt aber auch «Snowga», das ist Yoga im Schnee. Oder soll ich mir mal die Schneeschuhe anschnallen? Sicher ist: Es gibt da draussen einen Wintersport für mich – ganz ohne schwarze Piste. MM
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Illustration: Rinah Lang
Nie mehr schwarze Piste
