LM-Sonderbeilage Getreide und Alternativen 2012

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Getreide & Altenativen

15. februar 2012

Getreide & Altenativen

15. februar 2012

Sortenempfehlung

Getreide mit der richtigen Düngung steuern

Sommergersten (Tabelle): Zu den ertragsstärkeren Sorten gehören Agrippina (Lager 2, Ertrag 3); Calcule (Lager 5, Ertrag 2) und Vienna (Lager 4, Ertrag 3). Zu den standfesten Sorten zählen Victoriana (Lager 2, Ertrag 4) und nochmals Agrippina. Als frühreif fallen Wilma (Lager 4, Ertrag 4); Tatum (Lager 4, Ertrag 4) und auch die bereits genannte Vienna auf. Strohreich im Sinne einer hohen Wuchshö-

Stickstoff zur passenden Zeit aber auch Mangan bei lockeren, trockenen Böden, wirken sich stark auf Ertrag aus

bwohl im Vorjahr Wintergetreide bedingt durch die frühe Maisreife sehr früh ausgesät werden hätte können, wurde lieber wieder zugewartet und die günstigen Anbaubedingungen verpasst. Anfangs hätte man meinen können, dass dies mit einer deutlich schlechteren Vorwinterentwicklung bestraft werden würde. Aber es kam glücklicherweise anders. Die warme Witterung im November begünstigte die Entwicklung hin zum Pflanzenoptimum von sechs Blättern bei Weizen und neun Blättern bei Gerste.

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Stickstoffdüngung Faustregel: So niedrig wie nötig und so früh wie möglich. Die wahrscheinlich besser als erwartet in den Winter gegangenen Bestände sollten heuer nicht zu stark angedüngt werden. Wintergetreide benötigt zu Vegetationsbeginn je nach Entwicklung zwischen 30 bis 60 Kilo Stickstoff (N) je Hektar, bei schlechter Bodenstruktur sogar um 20 Prozent mehr. Gering ist der Bedarf bei guter Vorwinterentwicklung von beispielsweise mehr als drei bis vier Trieben (neun bis zwölf Blätter) je Pflanze. Entsprechend hoch ist der Bedarf bei schlechter Entwicklung, wo die Pflanze nur ein bis drei Blätter aufweist. Auch die Phosphordüngung kann bei dieser Gabe in Form von Volldüngern mit verabreicht werden. Auf schlecht strukturierten Böden ist die Phosphordüngung nochmals hervorzuheben. Sollte ein Bestand so dicht aus dem Winter kommen, dass weit mehr als vier Triebe je Pflanze vorhanden sind und nicht einmal mehr die braune Erde sichtbar ist, dann wäre eine Harnstoffblattdüngung sinnvoll, um die Bestockung nicht noch zusätzlich anzuregen. Mit dieser Maßnahme werden nur die besten Triebe gefördert, weil nur sie in den Genuss des Stickstoffs über das Blatt kommen. Von der Aufwandmenge an Harnstoff werden je Hektar 40 bis 50 Kilo Harnstoff (20 bis 25 Kilo N) in

300 Liter Wasser empfohlen. Die erste Stickstoffdüngung sollte so früh wie möglich und wenn wasserrechtlich erlaubt durchgeführt werden. Wintergerste darf bereits ab 1. Februar, anderes Wintergetreide erst ab 16. Februar mit stickstoffhaltigen Düngern versorgt werden. Spezielle zeitliche Auflagen existieren für Öpul-Betriebe und in Wasserschutz- und -schongebieten. Auf wassergesättigten, tief gefrorenen und schneebedeckten Flächen darf keine Düngung vorgenommen werden. Für jene, die ihre pH-Werte noch etwas auf Vordermann bringen wollen: Niedrige pH-Werte (unter 5,5 bis 6,0, je nach Bodenschwere) führen sowohl bei Mais aber noch stärker bei Getreide zu Ertragseinbußen. Notfalls kann mit kohlensaurem Kalk oder Mischkalk auf Wintergetreide gekalkt werden, wenn es die Bodenbedingungen erlauben. Sollten zu Vegetationsbeginn innerhalb der Bestockungsphase noch immer trockene Bedingungen herrschen, empfiehlt es sich, die Bestände mit einer zwei bis drei Kilo in 300 Liter Wasser Mangansulfatlösung zu besprühen. Dringend zu empfehlen ist bei extremer Trockenheit das Überwalzen der Bestände. Denn Trockenheit oder zu lockere Böden blockieren die für die Bestockung wesentliche Manganaufnahme.

len die Ährenzahlen je Quadratmeter und, schlimmer noch, die Kornzahl je Ähre.

Nicht zu dicht Gerade das letzte Jahr hat mit seinen dünnen Beständen bewiesen, dass die großen Erträge nur dann erreichbar sind, wenn die Bestände nicht zu dicht aus dem Schossen kommen. Dichte Bestände haben einfach schlechtere Tausendkorngewichte und damit

Stickstoffdüngung so niedrig wie nötig, so früh wie möglich. Karl Mayer, LK-Pflanzenbauexperte

auch eine schlechtere Futterqualität. Summa summarum sollten dünne Bestände mit weniger als 600 Trieben je Quadratmeter (Boden ist sichtbar) zum frühesten Termin (Schossbeginn, EC 29 bis 30) gedüngt werden. Das gleiche gilt auch auf leichten und trockenen Standorten. Dichte Bestände mit mehr als 2.000 Trieben je Quadratmeter sollten in Richtung Zweiknotenstadium gedüngt werden. Die Kontrolle der Triebspitze der jüngsten Triebe bietet hier eine gute Kontroll-

möglichkeit. Sollten diese bereits gelblich werden, weist das darauf hin, dass Stickstoff bereits in die Mangelsituation kommt und mit der Düngung begonnen werden sollte. Güllebetriebe sollten Düngefenster anlegen. Dabei wird die geplante N-Menge um 40 bis 50 Kilo N je Hektar über die Fläche reduziert und an einer ausgesuchten kleinen Fläche die reguläre Menge verabreicht. Sollte sich eine Aufhellung der niedrig gedüngten Fläche zeigen, dann wird die Spätgabe vorgezogen.

Sommergetreide sollte so früh wie möglich angebaut werden und das Feld zuvor bereits gedüngt worden sein Agrarfoto.com

sommergersten

Sommergetreide-Saat Wenn die Bedingungen es zulassen, Anbau schon im Februar m Gegensatz zum Wintergetreide ist beim Sommergetreide die Ertragsbildung wesentlich von der Anzahl der ährentragenden Halme abhängig. Der Grund: Die Ährengewichte fallen, bedingt durch die geringere Kornzahl je Ähre, geringer aus. Deshalb muss die Bestockung mit allen Mitteln gefördert werden. Das heißt, einen so früh wie möglichen Anbautermin zu nutzen und bereits vor dem Anbau die Andüngung mit Stickstoff in

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Form eines Einzel- oder Volldüngers durchführen. Auch die Saatstärke ist höher: 300 bis 400 Körner bei Sommergerste und Hafer, sowie 280 bis 350 Körner bei Sommerweizen. Es gilt, je später ausgesät wird, umso höher sollte die Saatstärke gewählt werden, um die schlechtere Bestockung zu kompensieren. Apropos Saattermin, dieser sollte so früh wie möglich – wenn möglich schon im Februar – gewählt werden. Ab April wird der Sommergetrei-

deanbau im Süden immer uninteressanter, da die nötige Bestockungszeit und die erforderliche Kältestimmung für das Schossen fehlt. Bei Sommergetreide hat sich immer wieder gezeigt, dass die überlockerten Saaten nicht rasch genug ankeimen oder noch im Blattstadium Manganmangelsymptome zeigen. In diesem Fall sollte man nicht lange zögern, sondern sofort mit einer Walze die Bestände andrücken, um die Entwicklung zu beschleunigen. Karl Mayer

Schosserdüngung Mit der Schosserdüngung, die zwischen Schossbeginn (EC 30) – nur in Einzelfällen früher – und Zweiknotenstadium (EC 32) ausgelegt wird, beeinflusst man einerseits noch die Triebreduktion und anderseits die Kornzahl je Ähre. Die Höhe der Schosserdüngung schwankt zwischen 30 und 70 Kilo N je Hektar. Entscheidend ist die Wahl des Düngezeitpunktes, weil in diesem Zeitraum die Triebreduktion abläuft. Wird zu früh und zu hoch gedüngt, laufen die Bestände aus dem Ruder und werden lageranfällig. Wird zu spät und zu niedrig gedüngt, fal-

he sind Evelina (Lager 5, Ertrag 5) und die schon erwähnte Sorte Wilma. Sommerweizen: KWS Collada (Lager 3, Ertrag 3); Trappe (Lager 2, Ertrag 2) und SW Kadrilj (Lager 2, Ertrag 3). Hafer: Effektiv (Lager 3, Ertrag 4); der frühreife Espresso (Lager 6, Ertrag 4), Max (Lager 4, Ertrag 2); Obelisk (Lager 3, Ertrag 4), der frühreife Triton (Lager 5, Ertrag 4) und Typhon (Lager 5, Ertrag 3).

Stickstoffspätgabe Diese Düngung hat bei Weizen, insbesondere bei Mahl- und Qualitätsweizen die größte Bedeutung, weil damit der Proteingehalt und das Tausendkorngewicht beeinflusst werden können. Terminlich fällt die Düngung zwischen Fahnenblattstadium (EC 37, Fahnenblatt spitzt aus dem Halm) und Ähren-, Rispenschwellen (EC 49, Grannenspitzen). Die Höhe richtet sich nach dem Ertragsniveau und dem Aufhellen der Blätter und dem Fahnenblatt. Im Durchschnitt wird bei Futtergetreide 40 Kilo N je Hektar gedüngt. Höhere Werte von 60 bis 80 Kilo werden bei Mahlgetreide oder bei beginnender Aufhellung des ersten und zweiten Blattes unter dem Fahnenblatt berechnet, soweit darf es aber nicht kommen. Karl Mayer

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Landwirtschaftliche Mitteilungen

Stickstoffdüngeempfehlung für Getreide Saattermin: Saatstärke Körner/m² Pflanzen Ende Oktober Triebe bei Veg.-Beginn (gezählt werden nur kräftige Triebe, mind. 3 Blätter) N-Düngeraufwand / dt Korn kg N/ha / % Herbst kg N/ha / % Veget.Beginn kg N/ha / % EC 30 – 32 kg N/ha / % EC 37 – 49

WW 1. – 10.10. 220 – 250 220

WR TR z WG 20. - 30.9 25.9 – 5.10. 15. – 25.9. 170 – 200 180 – 220 280 – 320 180 180 280

m WG 15. – 25.9. 220 - 250 200

400 – 500

350 – 450

350 – 450

1000–1200

600 – 800

1,8 – 2,4 1,5-1,7 1,6 - 1,8 ------------30 – 50 / 22 30 – 40 / 30 40 – 70 / 40 40 – 70 / 33 30 – 60 / 35 30 – 40 / 30 50 – 100 / 44 40 – 50 / 35 40 – 50 / 30

1,7 – 2,0 0 – 25 / 10 50 – 70 / 40 30 – 50 / 25 40 – 50 / 25

1,6 - 1,9 0 – 25 / 10 40 – 60 / 30 50 – 60 / 35 40 – 50 / 25

Quelle: Dr. Dennert; N-Düngergaben bei EC 30 – 32 und 37 – 49 je nach Bodennachlieferung usw. evtl. splitten

Agrippina Bojos Calcule Cerbinetta Datcha Eliseta Estana Evelina Espinosa Felicitas Kontiki Paula Plasma Quench Saide Signora Sunshine Tatum Victoriana Vienna Vivaldi Wilma Xanadu

Reife Wuchshöhe Lager Mehltau Zwergrost Netzflecken Rhynchosporium nichtparasitäre Blattverbräunungen/Ramularia Ertrag

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Sorte

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6 6 7 5 4 3 3 5 6 6 6 5 5 7 4 5 6 5 6 4 5 4 4

4 4 3 3 3 5 2 6 4 3 3 4 3 2 3 3 4 4 3 4 3 5 3

2 3 5 4 4 7 2 5 4 4 4 3 3 4 4 2 3 4 2 4 4 4 3

2 2 5 2 2 2 8 5 2 2 2 2 2 2 2 2 5 2 2 3 2 4 2

1 = sehr gut, 9 = sehr schlecht

3 5 3 5 7 6 7 6 7 6 7 4 6 8 6 5 3 4 6 5 6 4 7

4 5 3 4 5 5 6 3 4 4 4 6 5 6 5 6 5 5 5 3 5 3 7

3 5 3 4 5 6 5 4 4 4 4 5 4 3 5 3 4 3 5 4 3 3 4

6 7 5 6 7 7 7 5 6 7 7 6 6 7 7 7 5 6 7 5 6 5 7

3 5 2 2 3 5 7 5 2 4 4 5 5 3 4 7 4 4 4 3 5 4 7


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