Holzbulletin 85/2007

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Haus Tumilasca, Fürstenaubruck Zwei Kilometer nördlich von Thusis liegt die kleine Ortschaft Fürstenaubruck: genau dort, wo der Albula in den Hinterrhein fliesst. Hier entstand nahe dem Flussufer das Wohnhaus ‹Tumilasca› auf einem leicht geneigten, grosszügigen Grundstück mit dichtem Baumbestand. Das namensgebende Wort findet sich als Bezeichnung für die Region erstmals um 840; es wird als ‹Tal von Tomils› gedeutet. Die Idee bestand darin, die räumlichen Qualitäten der Parzelle herauszuschälen. Durch die Setzung des Gebäudes sollten Akzente wie der Baumbestand, die weitläufige Wiese und die Waldböschungen erfahrbar bleiben. Die innenräumliche Anordnung reagiert dabei auf die spezifischen landschaftlichen Situationen insbesondere über verschiedene Öffnungsarten der Fassade. Die äussere Erscheinung ist fremd und vertraut zugleich: Das Vordach mit den Sparren, die auskragenden Pfetten, der Giebel und die massiven Fensterfutter lassen den Strickbau erahnen. Doch die eigentliche Hülle erscheint mit einem braun gefärbten Putz. Dann, im Gebäudeinnern, tritt der in Holz gestrickte Kern in Erscheinung. Der Strickbau bildet die tragende Struktur und gliedert gleichzeitig den um diesen Kern verlaufenden offenen Raum. Nicht Zimmer und Korridore, sondern Übergänge zwischen unterschiedlich nutzbaren Bereichen prägen das Innenleben. So gelangt man vom Eingangsbereich mit Garderobe zum Beispiel in den Wohnraum mit zugeordneter Küche, einem offenen Essplatz und einem Rückzugsbereich oder aber in die über zwei Geschosse führende Bibliothek mit Arbeitsplätzen. Daran angegliedert befinden sich im Obergeschoss zwei Schlafbereiche mit jeweils eigenem Bad.

Der 120 mm starke Strickbau in Fichte übernimmt die Gebäudestabilisierung und zusammen mit den vier bei den Aussenwänden liegenden säulenartigen Strickkonstruktionen die vertikale Lastabtragung. Die Geschosstrenndecke mit integrierter Hypokaustenheizung ist in Beton ausgeführt. Eine nichttragende, hochdämmende, vorgefertige Ständerkonstruktion umhüllt das Ganze. Innen sind diese Aussenwände mit Stoff oder mit einem Lehmputz bekleidet. Diese eher ungewöhnliche Kombination der beiden Holzbausysteme hat zum Vorteil, dass gleichzeitig eine hochdämmende Gebäudehülle bei kleiner Konstruktionsstärke sowie eine grosse, speicherwirksame Holzmasse im Innern vorhanden sind.

Situation

t

Längsschnitt

1652


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