THE Stylemate issue 03 | 2025 Time to Shift

Page 1


Mindful Essentials

Seite 3

Metamorphosis

Seite 4–7

Der Mensch im Beta-Test

Seite 8

LIFE:

Süßer Jahreskreis

Seite 9

Gene auf Reset

Seite 10–11

Lichtjahre voraus

Seite 12–13

Rezension:

Yuval Harari zieht den Stecker

Seite 14

STYLE:

Metamorphosis Teil 2

Seite 15

Zwischen gestern und morgen

Seite 16–18

Vom Raum zur Idee

Seite 19

„Design ist das intelligente Management von Chaos“

Seite 20–21

Von der Werkhalle zum Laufsteg

Seite 22–23

Mode als Denkraum

Seite 24–25

Die stille Revolte der Materie Seite 26–27

Lifestylehotels™ Selection:

ZASH

Seite LH-Cover 01

Lifestylehotels™ Directory

Seite LH 02

Mia Alpina

Seite LH 03

Heureka Atomos

Seite LH 04–05

Bergwiesenglück Seite LH 06

New Member:

Everelmus

Seite LH 07

Wilmina

Seite LH 08

OLM Nature Escape

Seite LH 09

Puradies

Seite LH 10

Kaer x Sublime Comporta

Seite LH 11

Racó d’Artà

Seite LH 12

Impressum Seite 2

Über die Kunst, sich neu zu erfinden

Metamorphose – schon das Wort selbst trägt einen feinen Zauber in sich, etwas Schillerndes, das mehr verspricht als bloß Veränderung. Denn Veränderung ist Alltag: die neue Wohnung, der andere Haarschnitt, die kleine Diät. Metamorphose hingegen ist die Idee einer Verwandlung, die tiefer geht, die uns als ganze Person betrifft.

Doch wie oft geschieht sie wirklich? Wandeln wir uns ein Leben lang oder tragen wir lediglich Variationen desselben Ichs spazieren? Vielleicht ist es beides.

Wir bleiben, wer wir sind, und doch gleiten wir zugleich durch Schichten, Häutungen, Versionen – jede davon ein Entwurf, ein Versuch.

Warum aber diese Sehnsucht nach Verwandlung?

Vielleicht, weil wir spüren, dass das Leben im Stillstand verkümmert. Vielleicht, weil wir ahnen, dass Identität kein starres Gebilde ist, sondern ein Text im Entstehen, an dem wir fortwährend mitschreiben. Die Unzufriedenheit mit uns selbst ist, so gesehen, weniger Schwäche als Beweis dafür, dass wir lebendig sind.

Diese Ausgabe widmet sich der Metamorphose in all ihren Facetten. Den großen Transformationen, die unser Leben in ein Davor und Danach teilen – und den stillen, die sich fast unbemerkt vollziehen, im Tonfall einer Stimme, in der Art, wie wir die Welt sehen.

Vielleicht ist die schönste Erkenntnis am Ende diese: Wir sind niemals endgültig. Und genau darin liegt die Freiheit.

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KOMFORT NEU GEDACHT

MINDFUL ESSENTIALS

Mindful Project by Natuzzi, Preis auf Anfrage, natuzzi.com Ein Sofa, das nicht nur gut aussieht, sondern aktiv zu unserem Wohlbefinden beiträgt – mit Mindful 365 bringt Natuzzi eine völlig neue Definition von Komfort ins Wohnzimmer. Italienisches Design trifft hier auf innovative Wellness-Technologie: Zero-Gravity-Position für bessere Durchblutung, sanfte Mikrobewegungen für den Körper, personalisierte Anpassungen für Kopf, Rücken und Beine. Sogar Atmung und Herzschlag können in Einklang gebracht werden, um den Stress des Alltags Schritt für Schritt loszulassen. Doch Mindful 365 ist mehr als ein Möbelstück – es ist Teil einer Philosophie, in der Zeit, Achtsamkeit und Balance den wahren Luxus darstellen. Ein Ort, an dem man nicht einfach sitzt, sondern bewusst lebt.

RESET FÜR DEN HERBST

proderm Serum Extrait Liposomal von Louis Widmer, ca. 43,90 €, louis-widmer.com Nach einem Sommer voller Sonne und Abenteuer braucht die Haut vor allem eines: einen bewussten Neustart. Louis Widmer, die Schweizer Dermokosmetikmarke mit pharmazeutischem Anspruch, begleitet uns durch diese Zeit mit einer Pflegeroutine, die auf Wissenschaft, Wirksamkeit und Achtsamkeit setzt.

Im Fokus steht dabei der Trend zum Skinimalism – weniger Produkte, aber gezielt eingesetzt und hochwirksam. Ob Skin Cycling, Barrier Care oder Eye Wellness: Die Essentials von Louis Widmer liefern alles, was unsere Haut im Herbst braucht, um sich zu regenerieren und zu erstrahlen. Statt aggressiver Treatments heißt es nun: sanfte Recovery, intensive Feuchtigkeit und Schutz für die Hautgesundheit. Ein Beauty Reset, der sich anfühlt wie ein tiefes Durchatmen – klar, bewusst und wohltuend.

KASCHMIR MIT BERGBLICK

Alps Getaway-Kollektion von Falconeri, ab ca. 200 €, falconeri.com

Die Dolomiten als Inspiration, die Natur als Essenz – die neue Alps Getaway-Kollektion von Falconeri übersetzt die Ruhe der Berge in luxuriöse Mode. Feinster Kaschmir und edle Naturmaterialien umhüllen uns wie klare Bergluft: leicht, warm und unvergleichlich weich. Es ist Mode, die nicht laut auftritt, sondern still überzeugt – mit zeitloser Eleganz, nachhaltiger Fertigung und dem Gefühl, sich in jedem Stück ein Stück Geborgenheit mitzunehmen. Die Kollektion ist wie eine Reise in die Alpen: bewusst, entschleunigt und getragen von dem Wunsch, näher an sich selbst und der Natur zu sein. Ein Hauch von Bergblick – immer dabei.

RITUALE DES LICHTS

Limited Edition von Looops, ab 26 €, looopsmoments.com Kerzen sind weit mehr als kleine Flammen – sie sind Ankerpunkte für Achtsamkeit im Alltag. Die handgemachten Looops-Kerzen bringen uns mit ihren natürlichen Düften und sanften Lichtmomenten zurück ins Hier und Jetzt. Inspiriert von der Natur, schaffen sie eine Atmosphäre, die Wärme und Geborgenheit schenkt und gleichzeitig zum Loslassen einlädt. Gerade im Herbst und Winter, wenn die Tage kürzer und die Abende länger werden, verwandeln die Kerzen von Looops jedes Zuhause in einen Ort der Ruhe. Ein bewusstes Ritual: Docht entzünden, tief durchatmen, innehalten. Kleine Flamme – große Wirkung.

FREUDE IN DUFT GEGOSSEN

Alto Astral von Byredo, ab 240 €, byredo.com

Mit Alto Astral eröffnet Byredo ein neues olfaktorisches Kapitel – voller Licht, Farbe und Lebensfreude. Der Duft ist inspiriert von der positiven Energie Brasiliens, von Samba in der Abenddämmerung bis zur Meeresbrise an Rios Stränden. Aldehyde und Kokosnuss eröffnen strahlend, Jasmin und Weihrauch verleihen Wärme und Tiefe, während Sandelholz und gesalzener Amber eine sinnliche Basis schaffen. So entsteht ein Parfum, das nicht nur getragen, sondern gelebt wird: optimistisch, bewegend, kraftvoll. Fotografisch begleitet von intimen Momenten brasilianischen Lebens, erzählt die Kampagne Geschichten von Tanz, Nähe und kulturellem Ausdruck. Alto Astral ist mehr als ein Duft – es ist ein Statement: Freude als Haltung, Optimismus als Zustand.

ART BASEL X SAMSUNG – KUNST IM DIGITALEN RAUM

ABB Collection im Samsung Art Store, ab sofort auf allen 2025er Samsung TVs, samsung.com Mit der neuen ABB Collection präsentieren Art Basel und Samsung die bislang größte Auswahl zeitgenössischer Werke im Samsung Art Store. 38 Arbeiten internationaler Künstler – von Roméo Mivekannin bis Zandile Tshabalala – zeigen ein Panorama künstlerischer Vielfalt über Kontinente und Medien hinweg. Parallel zur Messe in Basel lädt Samsung im „ArtCube“ dazu ein, digitale Kunst über The Frame, MICRO LED und Neo QLED 8K in beeindruckender Detailtiefe zu erleben. So entsteht ein Kunsterlebnis, das die Messe überdauert und in die Wohnzimmer der Menschen reicht.

SKIN

Ovid beginnt seine Metamorphosen mit einer Binsenweisheit, die allerdings keine Spur an Staub angesetzt hat: Alles fließt, alles verwandelt sich, und wer glaubt, er könne festhalten, was er einmal war, wird früher oder später vom Schicksal ausgelacht. Seine Figuren – Götter, Nymphen, Jäger, Opfer – lösen sich auf in Bäume, Quellen, Felsen und Gestirne. Ovids Pointe:

DIE WELT

IST NICHT

EIN THEATER

SIE IST

FEST,

DER ÜBERGÄNGE.

Text: Nina Prehofer

WIR ABER, MODERNE KINDER DER AUFKLÄRUNG UND DES KAPITALISMUS, TUN SO, ALS HÄTTEN WIR ALLES IM GRIFF. WIR NENNEN ES SELBSTOPTIMIERUNG, LEBENSPLANUNG, KARRIEREWEG – BEGRIFFE, DIE NACH STABILITÄT KLINGEN, TATSÄCHLICH ABER NUR EIN ANDERES WORT FÜR STÄNDIGE METAMORPHOSE SIND. NUR DASS WIR UNS DABEI NICHT IN ANMUTIGE LORBEERBÄUME ODER FUNKELNDE STERNE VERWANDELN, SONDERN IN EXCEL-TABELLEN, POWERPOINT-FOLIEN UND IM BESTEN FALL IN GLÄNZENDE AVATARE AUF SOCIAL-MEDIA-PLATTFORMEN.

META MOR PHOSE

Die größte Verwandlung unserer Zeit betrifft das Ich selbst. Identität ist keine Statue mehr, sondern ein Abo-Modell: monatlich kündbar, jederzeit erweiterbar. Heute bin ich produktiv, morgen kreativ, übermorgen „offline“, weil mein Coach mir digitale Entgiftung empfohlen hat. Wer bin ich? Eine Mischung aus Marketingkonzept, Spiegelbild und Selfie.

Natürlich verkauft man uns diese Metamorphose als Freiheit: „Du kannst alles sein!“ Doch hinter diesem verheißungsvollen Imperativ lauert die erschöpfende Pflicht: Du musst alles sein. Ein wenig sexy, aber nicht vulgär. Ambitioniert, aber bitte nicht zu verbissen. Verwundbar, aber nur, wenn es sich auf LinkedIn in eine Erfolgsgeschichte verwandeln lässt. Wer sich dieser Dauertransformation verweigert, wer einfach nur „ist“, läuft Gefahr, irrelevant zu werden.

„IDENTITÄT

IST KEINE STATUE MEHR, SONDERN EIN ABO-MODELL:

MONATLICH KÜNDBAR, JEDERZEIT ERWEITERBAR.“

KÖRPERLICHE METAMORPHOSEN

Der Körper – dieses alte Gefäß der Identität – ist längst zur Baustelle geworden. Früher sprach man vom „Leib“, heute vom „Projekt“. Ernährung, Fitness, Schönheitschirurgie, Hormone: Der Körper ist Rohstoff, der sich beliebig transformieren lässt. Wir verwandeln uns nicht in Steine, sondern in Silikon und Hyaluron. Und wie Ovids Figuren werden auch wir gezwungen: Nicht von Göttern, sondern von Algorithmen, die uns sagen, wie ein „gesunder Körper“ auszusehen hat. Muskeln sind Pflicht, Falten sind Verbrechen, Cellulite eine moralische Schwäche. Und wenn das Gewicht steigt, dann bitte schön auch der Druck, sich endlich zu ändern.

Selbst im Innersten, in der Psyche, findet die Verwandlung kein Ende. Mentale Gesundheit, einst Privatsache, ist zu einem öffentlichen Statement geworden. „Ich bin erschöpft, aber wachse daran“, so lauten die modernen Bekenntnisse. Kranksein ist erlaubt, solange es sich in eine inspirierende Narration verwandelt. Die Depression als Instagram-Story, die Panikattacke als TED-Talk.

POLITISCHE METAMORPHOSEN

Doch nicht nur der Einzelne verwandelt sich, auch die Welt tut es mit atemberaubender Geschwindigkeit. Demokratien, die wie Felsblöcke wirkten, erodieren im Zeitraffer. Parteien mutieren von Volksvertretern zu Influencer-Clubs. Und aus der Asche einer liberalen Ordnung erheben sich, wie phönixhafte Karikaturen, neue Formen von Autoritarismus – so geschickt verpackt, dass man sie beinahe für Lifestyle-Angebote halten könnte.

Das Politische selbst hat eine Metamorphose durchlaufen: Es ist nicht mehr Aushandlung von Interessen, sondern Inszenierung von Identität. Politik als Reality-TV, bei dem es weniger darum geht, wie man regiert, als wie man sich inszeniert.

Ovid hätte seine Freude daran gehabt: Ein Parlament als Bühne, Minister als Gestaltwandler, die je nach Stimmungslage der Masse neue Rollen annehmen.

METAMORPHOSE DER WELT

Noch gewaltiger ist die Verwandlung der Welt im wörtlichen Sinne. Der Klimawandel ist die Metamorphose der Natur in Echtzeit. Gletscher verschwinden, Flüsse vertrocknen, ganze Landschaften verwandeln sich – allerdings nicht in Götter oder Mythen, sondern in Wüsten, Überschwemmungsgebiete und Ruinen. Eine Art Anti-Ovid: Verwandlung nicht als ästhetisches Schauspiel, sondern als schleichende Katastrophe. Und doch wiederholt sich das Muster: Der Mensch versucht, die Metamorphose zu deuten, zu meistern, vielleicht sogar zu inszenieren. Wir sprechen von „Transformation“ der Wirtschaft, von „grünen Technologien“ und „nachhaltigen Lösungen“. Klingt gut, fast poetisch. Doch der Beigeschmack bleibt: Wer rettet hier wen? Wir die Welt oder die Welt uns?

„DEMOKRATIEN,

DIE WIE FELSBLÖCKE

WIRKTEN, ERODIEREN IM ZEITRAFFER. PARTEIEN MUTIEREN VON VOLKSVERTRETERN ZU INFLUENCER-CLUBS.“

LIEBE, BEZIEHUNGEN, INTIMITÄT

Auch die Liebe ist metamorphisch geworden. Sie gleicht einem Labor für Identitäten, einem ständigen Experiment. Tinder und Co. haben die Verwandlung beschleunigt: vom Match zum Gespräch, vom Gespräch zum Verschwinden – alles innerhalb von Stunden. Beziehungen, die einst fürs Leben gedacht waren, sind heute wie Software-Versionen: v. 1.0, v. 2.3, v. 4.7 – mit Fehlerbehebungen, aber ohne Garantie. Selbst Intimität ist transformiert: Sex ist mal Performance, mal Selbsttherapie, mal Währung. Wir verwandeln uns je nach Partner, Situation oder Erwartung. Manchmal sind wir Begehrte, manchmal Begehre, manchmal nur noch ein Algorithmusvorschlag.

IRONISCHE ZWISCHENBEMERKUNG

DOROTHY PARKER HÄTTE AN DIESER STELLE VERMUTLICH GESAGT: „METAMORPHOSE IST JA SCHÖN UND GUT, ABER MUSS ICH WIRKLICH JEDES MAL MITMACHEN?“ SIE HÄTTE GELÄCHELT, DIE ZIGARETTE GEZÜCKT UND DIE MENSCHHEIT DARAN ERINNERT, DASS NICHT JEDE TRANSFORMATION EINE VERBESSERUNG IST. WIR VERWANDELN UNS, JA, ABER NICHT SELTEN IN KARIKATUREN UNSERER EIGENEN HOFFNUNGEN.

DIE KUNST DER METAMORPHOSE

Was also tun? Man könnte resignieren, wie ein antiker Held, der in einen Stein verwandelt wird und sich sagt: Wenigstens muss ich jetzt keine Steuern mehr zahlen. Oder man könnte versuchen, eine neue Kunst der Verwandlung zu entwickeln: die Fähigkeit, Wandel nicht nur zu ertragen, sondern ihn zu gestalten. Diese Kunst müsste anerkennen, dass wir nicht alles kontrollieren. Dass manche Metamorphosen uns überrollen – politisch, ökologisch, psychisch. Aber sie müsste auch die Freiheit nutzen, die im Wandel liegt: Wir können uns neu erfinden, Masken wechseln, Rollen ausprobieren. Vielleicht ist das die einzige Konstante: Nicht der Stillstand, sondern die Bereitschaft, sich im Wandel nicht aufzulösen.

IRONISCHER TROST

OVIDS FIGUREN ENTKAMEN DEN ZUMUTUNGEN IHRER WELT, INDEM SIE SICH VERWANDELTEN IN BÄUME, IN STEINE, IN WASSER. WIR HINGEGEN ENTKOMMEN NICHT. UNSERE METAMORPHOSEN SIND WENIGER SPEKTAKULÄR, ABER DAFÜR ALLGEGENWÄRTIG. WIR VERWANDELN UNS TÄGLICH, STÜNDLICH, MANCHMAL WIDERWILLIG, MANCHMAL BEGEISTERT.

DIE EIGENTLICHE FRAGE LAUTET ALSO NICHT, OB WIR UNS VERWANDELN, SONDERN WIE: IN OPFER ODER GESTALTER, IN FASSADE ODER SUBSTANZ, IN MYTHEN ODER RUINEN. UND VIELLEICHT LIEGT GENAU HIER DER ZARTE, IRONISCHE TROST: WENN SCHON ALLES IM WANDEL IST, DANN DÜRFEN WIR WENIGSTENS SELBST ENTSCHEIDEN, OB WIR AM ENDE ALS STATUE IN EINEM MYTHOS ENDEN ODER ALS LÄCHELNDE FUSSNOTE IN EINEM ESSAY ÜBER DIE METAMORPHOSEN UNSERER ZEIT.

KÖNNEN

WIR UNS

NEU

ERFINDEN.

WILLKOMMEN ZUM WOHL

TEUERSTEN UPGRADE DER WELT: BRYAN JOHNSON V 1.0.

Für den Preis eines kleinen Privatjets bekommt man einen Mann, der sich weigert, wie der Rest von uns biologisch abzubauen.

SPECS:

– Prozessor: menschliches Gehirn, läuft auf Kernel-Support

– RAM: täglich 111 Supplemente – Akku: 8 Stunden Schlaf, null Alkohol, null Zucker – also quasi endlos – OS: „Blueprint 3.2“ – Bugfixes enthalten, wenn die Haut zu sehr knittert

WAS KANN DAS DING?

– Organe wie frisch aus dem Karton

– Fitnesswerte, die jeden Personal Trainer in Panik versetzen

– ein Lebensstil, der klingt wie ein Elon-Musk-Experiment, aber ohne Raketen

USER EXPERIENCE:

Funktioniert nur, wenn man sich komplett in Excel-Tabellen verwandelt. Emotionale Features (Pizza, Bier, spontane Nachtaktionen) nicht kompatibel.

FAZIT:

Ein Mensch als iPhone-Update –faszinierend, teuer, nicht wirklich alltagstauglich. Für Early Adopters, die finden, dass Sterblichkeit ein altmodisches Feature ist.

BEWERTUNG: 7/10. Cool zum Anschauen, aber die Garantiebedingungen sind noch unklar.

Wer leben möchte wie Bryan Johnson: bryanjohnson.com

Der Mensch im

Text: Nina Prehofer

Süßer Jahreskreis

AN MANCHEN ORTEN SIND FRÜHLING, SOMMER, HERBST UND WINTER NUR KALENDERDATEN. IM AGRITUR

LA DOLCE MELA HINGEGEN VERFÜHREN UNS DIE JAHRESZEITEN IN GANZ EIGENE WELTEN VOLLER GERÜCHE, GESCHMÄCKER UND GEFÜHLE. DIE NATUR IM VALLE DEI LAGHI IM TRENTINO ZEIGT UNS, DASS AUCH WIR TEIL IHRES WANDELS SIND. MANCHMAL AUF LEICHTFÜSSIGE ART DURCH DIE TAUFRISCHE WIESE TÄNZELND, MANCHMAL VÖLLIG FREI IN DEN BIOSEE HÜPFEND, MANCHMAL TIEF DURCHATMEND IM SCHATTEN DER APFELBÄUME MIT EINEM GLAS WEIN IN DER HAND UND MANCHMAL IN SICH GEKEHRT IN DIE FERNE AUF DIE BERGE BLICKEND.

FRÜHLING

Die Zeit der Blüte

Wenn die ersten warmen Tage kommen, verwandeln sich die Apfelgärten in ein einziges blühendes Meer aus Weiß und Rosa. Die Luft ist erfüllt vom Duft frischer Gräser und wilder Blüten, während Rehe und Hasen über die Felder huschen und Schwalben die Rückkehr des Lebens am Himmel verkünden.

Auf dem Teller: frisches Gartengemüse, wilde Kräuter und junger Almkäse.

Zu erleben: Spaziergänge durch die blühenden Obstgärten, leichte Wanderungen im Wald oder eine erste Radtour durch das Tal.

SOMMER

Lebendige Fülle

Im Sommer ist das Tal ein Fest der Farben: Die Apfelbäume tragen schwere Früchte, die Weinberge strecken sich der Sonne entgegen, die Seen schimmern in tiefem Blau. Bienen, Schmetterlinge und Marienkäfer zeugen von einem pulsierenden Ökosystem, während die Wälder nach Harz und Wildblumen duften.

Auf dem Teller: Gemüse aus dem Garten, Beeren, Honig und leichte Gerichte der Trentiner Küche.

Zu erleben: Schwimmen in den Seen, Höhenwanderungen, Weinverkostungen und entspannte Stunden im Garten.

HERBST Die goldene Zeit

Wenn sich die Weinberge rot färben und die Buchen golden leuchten, spiegelt sich die ganze Palette des Herbstlaubs in den sieben Seen des Tals. Es ist die Zeit der Ernte: Der Duft frisch gepflückter Äpfel liegt in der Luft, begleitet von Kastanien und jungem Most.

Auf dem Teller: Äpfel, Nüsse, Pilze, Kürbis und herbstlich-wärmende Gerichte. Zu erleben: Apfelernte, Kastanienfeste, Weinverkostungen im Keller und Spaziergänge durch die farbintensiven Wälder.

WINTER Stille und Einkehr

Wenn Schnee Dächer und Felder sanft bedeckt, hüllt sich das Tal in Ruhe. Die Apfelbäume stehen kahl und still, während Füchse, Rehe und Vögel ihre Spuren im Schnee hinterlassen. Aus den Kaminen duften Holzfeuer, in den Küchen Zimt und Gewürze.

Auf dem Teller: heiße Suppen, Polenta, Wildgerichte, Desserts mit Äpfeln und wärmender Glühwein.

Zu erleben: Schneeschuhwanderungen, entspannende Saunagänge, gemütliche Stunden am Kamin und Besuche der Weihnachtsmärkte des Trentino.

PROF. DR. HC. MULT. NIKE SCHRÖDER, EPIGENETIKCOACH, MISSION IMPOSSIBLE MINDSET EXPERT & CO-FOUNDER VON PALAZZO FIUGGI. DORT VERBINDET SIE MODERNE DIAGNOSTIK MIT ALLTAGSTAUGLICHEN RITUALEN, UM GESUNDHEIT, VITALITÄT UND LANGLEBIGKEIT ZU FÖRDERN. DER PALAZZO GILT ALS EINES DER FÜHRENDEN HEALTH- UND WELLBEING-RETREATS EUROPAS UND VEREINT WISSENSCHAFT, EPIGENETIK UND LUXUS ZU EINEM EINZIGARTIGEN KONZEPT FÜR NACHHALTIGE TRANSFORMATION.

Mehr Inspiration unter: nike-schroeder.com

Gene Reset

Text: Nina Prehofer

Fiuggi;
Porträt:
Sabine Radke

NIKE SCHRÖDER

Der Palazzo Fiuggi in Rom bietet ein auf jeden Gast individuell abgestimmtes Programm mit medizinischen Leistungen, Wellness-Behandlungen und ganzheitlichen Therapien.

Frau Schröder, wie erklären Sie einem Kind, was Epigenetik ist?

Nike Schröder: Ich sage gerne: Stell dir deine Gene wie ein riesiges Klavier vor. Die Tasten sind vorgegeben – das ist deine DNA. Aber wie du spielst, welche Melodie entsteht, hängt von dir ab. Ernährung, Bewegung, Schlaf und sogar Gedanken sind die Finger, die die Musik beeinflussen. Manchmal reicht schon eine kleine Veränderung im „Spiel“, um ein ganz neues Lied im Leben zu „hören“.

Was war Ihr persönlicher Aha-Moment, als Sie gemerkt haben: Wow, unsere Lebensweise kann unsere Gene beeinflussen? Das war bei meinem Partner Lorenzo Giannuzzi. Jahrelang hat er Antibiotika genommen, bis wir uns seine epigenetischen Marker genauer angeschaut haben. Als wir Ernährung, Bewegung und Mindset verändert haben, war der Effekt verblüffend: weniger Entzündungen, mehr Energie, sichtbar gesündere Haut. Da habe ich begriffen, wie stark Lifestyle tatsächlich Gene „umprogrammieren“ kann.

Gibt es in Ihrem Alltag Routinen oder Rituale, die Sie selbst epigenetisch gesund halten?

Ja – mein Morgenritual: Zehn Minuten Atemübungen, danach ein Glas warmes Zitronenwasser, Bewegung an der frischen Luft und bewusstes Frühstück. Abends ist digitales Detox für mich heilig. Und etwas sehr Einfaches: Ich gehe fast täglich barfuß über Rasen oder Sand – das sogenannte „Grounding“ gibt mir unglaublich viel Ruhe und Balance.

Wie sehr bestimmen Schlaf, Ernährung und Bewegung wirklich, wie unsere Gene „sprechen“?

Sie sind die Big Three. Schlaf steuert Reparaturprogramme, Ernährung liefert den Brennstoff, Bewegung aktiviert Schutzmechanismen in den Zellen. Zusammengenommen sind sie mächtiger als jedes Medikament.

Viele Menschen fühlen sich gestresst –was macht Stress epigenetisch mit uns? Und wie kann man gegensteuern? Chronischer Stress aktiviert Gene, die Entzündungen fördern und uns schneller altern lassen. Gegensteuern kann jeder: bewusste Atmung, kleine Meditationen, Spaziergänge ohne Handy. Manchmal reicht es schon, tief durchzuatmen und den Blick in den Himmel zu heben.

Gibt es kleine, einfache Veränderungen im Alltag, die einen großen Unterschied machen können?

Ja – öfter barfuß gehen, abends das Handy weglegen, Zucker reduzieren und täglich 15 Minuten Tageslicht tanken. Auch eine ausreichende Wasserzufuhr ist elementar – das klingt banal, ist aber epigenetisch ein echter Booster.

Ernährungstrends gibt es viele – wie finden wir heraus, was epigenetisch wirklich zu uns passt?

Indem wir auf unseren Körper hören und Daten nutzen. Blutwerte, Mikrobiomanalysen und Lifestyle-Tracking helfen, jenseits von Hypes den eigenen Weg zu finden. Kein Körper gleicht dem anderen – das macht Epigenetik so individuell und spannend.

Was erwartet Personen, die zu Ihnen ins Epigenetik-Coaching kommen?

Kein Dogma, sondern eine maßgeschneiderte Strategie. Wir verbinden

„EPIGENETIK WIRD SO SELBSTVERSTÄNDLICH SEIN WIE HEUTE DAS BLUTDRUCKMESSEN. WIR WERDEN ERNÄHRUNG, THERAPIEN UND COACHING INDIVIDUELL AUF UNSERE GENE ABSTIMMEN.“

High-End-Diagnostik mit Ritualen, die wirklich in den Alltag passen. Wissenschaft trifft Luxus-Wellbeing. Und ich nehme mir die Zeit, den Menschen in seiner Gesamtheit zu sehen – nicht nur die Laborwerte, sondern auch seine Geschichte, Wünsche und Ziele.

Haben Sie ein Beispiel aus Ihrer Praxis, in dem ein Mensch durch kleine Anpassungen im Lebensstil spürbar mehr Energie oder Wohlbefinden gewonnen hat?

Ein Klient war ständig erschöpft. Durch das Einführen einer festen Schlafenszeit, Reduktion von Kaffee nach 14 Uhr und tägliche Spaziergänge kam nach drei Wochen der „Wow-Effekt“: mehr Energie, klarerer Kopf und bessere Laune.

Wie schaffen Sie es, wissenschaftliche Erkenntnisse so herunterzubrechen, dass Menschen sie umsetzen können?

Ich erzähle Geschichten, statt Fachbegriffe zu nennen. Statt „methylierte DNA“ sage ich: „Dein Lifestyle schaltet Gene wie Lichtschalter an oder aus.“ Menschen merken sich Bilder, nicht Paragrafen.

Glauben Sie, dass wir mit Epigenetik unser Leben länger jung halten können?

Ja – wir können den biologischen Alterungsprozess zwar nicht stoppen, aber deutlich verlangsamen. Epigenetik ist einer der Schlüssel, um nicht nur länger, sondern auch gesünder und vitaler zu leben.

Wenn Sie nur drei Tipps geben dürften: Welche Lifestyle-Hacks sind aus epigenetischer Sicht die wichtigsten?

– Schlafe mindestens sieben Stunden. – Iss bunt und naturbelassen.

– Bewege dich täglich –selbst kleine Schritte zählen.

Wo sehen Sie die Epigenetik in zehn Jahren – ist das ein Gamechanger für Gesundheit und Lebensführung?

Definitiv. Epigenetik wird so selbstverständlich sein wie heute das Blutdruckmessen. Wir werden Ernährung, Therapien und Coaching individuell auf unsere Gene abstimmen. Es ist kein Trend, sondern die Zukunft von Medizin, Longevity und Leadership.

Lichtjahre

WIE ROTLICHTTHERAPIE DEN TRAUM VON LONGEVITY IN DEN ALLTAG BRINGT

ES GIBT TRENDS, DIE LAUT KNALLEN: FLÜSSIGER STICKSTOFF ZISCHT IN KRYOKAMMERN, INTRAVENÖSE VITAMININFUSIONEN TROPFEN IN LUXURIÖSEN LONGEVITY-KLINIKEN UND GANZE REGALE VOLLER SUPPLEMENTS VERSPRECHEN JUGEND AUS DER KAPSEL. UND DANN GIBT ES ANSÄTZE, DIE BEINAHE LEISE DAHERKOMMEN. ROTLICHT GEHÖRT DAZU: UNSPEKTAKULÄR, ANGENEHM WARM, EINFACH ANZUWENDEN. UND GERADE DESHALB GEWINNT ES IN DER LONGEVITY-SZENE AN GEWICHT. HINTER DER SIMPLEN ERFAHRUNG, IN LICHT EINZUTAUCHEN, STECKT EIN BEEINDRUCKENDES FUNDAMENT AUS WISSENSCHAFT, NACHHALTIGKEIT UND LIFESTYLE.

EIN MOLEKULARER JUNGBRUNNEN

Das Prinzip ist simpel, die Wirkung komplex: Rotlicht in bestimmten Wellenlängen stimuliert die Mitochondrien, die Kraftwerke der Zellen. Sie produzieren dadurch mehr Adenosintriphosphat (ATP), die universelle Energieeinheit unseres Körpers. Das wirkt auf fast alle Systeme: Muskeln erholen sich schneller, Haut wird glatter, Schlaf erholsamer, das Immunsystem stabiler. „Es geht am Ende um Energie. Wenn die Zellen besser versorgt sind, profitiert der ganze Organismus“, erklärt Thomas Lechner, Mitgründer von Luminous Labs. Über 9000 Studien haben in den letzten Jahren die Effekte untersucht, von entzündungshemmenden Eigenschaften über bessere Durchblutung bis hin zu kognitiven Vorteilen. Gleichzeitig ist das Risikoprofil so niedrig wie bei kaum einer anderen Technologie im LongevityBereich: Negative Effekte sind fast ausschließlich bei Überdosierung mit Lasern dokumentiert. Szenarien, die mit LEDbasierten Geräten gar nicht möglich sind.

ZWISCHEN LABOR UND LIFESTYLE

„Wir wollten ein System entwickeln, das sich in den Alltag integriert“, sagt CEO und Mitgründerin Barbara Sekulovska. „Es darf nicht medizinisch kalt wirken

oder nur unter Aufsicht funktionieren.“

Deshalb entstand der Redgevity Master, ein Rotlicht-Bett, das wie ein architektonisches Möbelstück in Räume passt. Man legt sich hinein, wählt per Software sein Programm und erlebt die Anwendung im Self-Service. Ein Erlebnis, das eher an ein Spa erinnert als an eine Klinik und doch auf soliden wissenschaftlichen Grundlagen basiert. Das unterscheidet die Technologie deutlich von anderen Trends. Kryokammern beispielsweise benötigen geschultes Personal, Wartung und große Mengen Energie. Bei Rotlicht hingegen ist das Handling einfach und effizient: „Unser System verbraucht nicht mehr Strom als ein professioneller Haartrockner“, erklärt Lechner.

NACHHALTIGKEIT ALS DESIGNPRINZIP

Auch die Produktion von Luminous Labs folgt einer klaren Linie. Gefertigt wird ausschließlich in Österreich, in Zusammenarbeit mit einem Netzwerk aus zwölf regionalen Betrieben. Der modulare Aufbau erlaubt Austausch und Reparatur einzelner Komponenten, anstatt ganze Geräte zu entsorgen. „Das ermöglicht eine echte Circular Economy“, sagt Sekulovska. „Nachhaltigkeit bedeutet für uns nicht nur ökologische Verantwortung, sondern auch Langlebigkeit für den Nutzer.“

Text: Nina Prehofer

KINI ist ein tragbares, leistungsstarkes Gerät, das die Kernvorteile der Rotlichttherapie in ein unkompliziertes, effizientes Format bringt.

Tatsächlich ist die Ausfallsquote minimal: Der erste B2B-Kunde in London setzt das System seit über vier Jahren täglich ein, ohne einen einzigen Wartungsfall. Für eine Technologie im Wellness-Segment ist das fast revolutionär.

EVIDENZ UND VORSICHT

Neben Lifestyle-Orientierung und Design bleibt die Forschung der Kern von Luminous Labs. In Kooperation mit IVF-Kliniken in der Schweiz und Österreich wird untersucht, wie Rotlicht das Endometrium beeinflusst. Erste Ergebnisse zeigen, dass gezieltes Licht die Gewebedurchblutung verbessert, ganz ohne zusätzliche Hormone. Ein Befund, der Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch neue Optionen eröffnen könnte. Und doch sind die Gründer vorsichtig: Schwangere, Kinder unter zehn Jahren oder Menschen mit Epilepsie sollten die Technologie meiden, ebenso wie Personen mit ausgeprägter Photosensitivität. „Wir sehen uns in der Verantwortung, ehrlich zu kommunizieren“, betont Lechner. „Gerade weil die Technologie so sicher ist, dürfen wir nicht in die Falle überzogener Versprechen tappen.“

RITUALE IM ALLTAG

Für Barbara Sekulovska ist Rotlicht längst fester Bestandteil des Tages. Statt Kaffee gönnt sie sich morgens zehn Minuten im Licht, das nicht nur den Stoffwechsel, sondern auch das Hormonsystem anregt. „Es macht mich wacher, ausgeglichener und wirkt wie ein kleiner Reset.“ Solche Routinen lassen sich personalisieren,

etwa durch die Auswertung von FitnessTrackern, die Daten wie Schlafzyklen und Regeneration mit den Rotlicht-Sessions verknüpfen. Diese Alltagstauglichkeit macht Rotlicht so attraktiv: Es verlangt keine extremen Umstellungen, keine komplizierten Protokolle. Anders als bei vielen Longevity-Methoden wird das Versprechen von Jugend und Energie nicht durch Verzicht, sondern durch ein angenehmes Ritual eingelöst.

„ERSTE ERGEBNISSE ZEIGEN, DASS

GEZIELTES

LICHT DIE GEWEBEDURCHBLUTUNG

VER-

BESSERT, GANZ OHNE ZUSÄTZLICHE HORMONE. EIN BEFUND, DER FRAUEN MIT UNERFÜLLTEM KINDERWUNSCH NEUE OPTIONEN ERÖFFNEN KÖNNTE.“

In einer Welt, in der Biohacking oft nach Verzicht, Disziplin und Grenzerfahrung klingt, bietet Rotlicht etwas Seltenes: Genuss. Die Wärme auf der Haut, das sanfte Leuchten, die Ruhe während der Session. Es ist ein Luxus, der gleichzeitig regeneriert. Genau darin liegt der Unterschied zu schnelllebigen Wellness-Gadgets: Rotlicht ist so unspektakulär wie verlässlich. Vielleicht ist es dieser stille Charakter, der es zu einer der spannendsten Technologien im Longevity-Feld macht. Es ist wissenschaftlich fundiert, ästhetisch erlebbar, ökologisch vertretbar und dabei angenehm unkompliziert.

Thomas Lechner bringt es auf den Punkt: „Es geht nicht darum, ewig zu leben. Es geht darum, die Jahre, die wir haben, aktiv, gesund und mit Freude zu gestalten.“

ÜBER LUMINOUS LABS

Mit ihrer eigens entwickelten CellLight™-Technologie kombinieren sie präzise abgestimmte Wellenlängen, um zelluläre Prozesse wirksam zu unterstützen und das Wohlbefinden langfristig zu steigern.

luminouslabs.health

Barbara Sekulovska und Thomas Lechner sind die Gründer von Luminous Labs.
Das

YUVAL NOAH HARARI HAT DAS TALENT, DIE GESCHICHTE DER MENSCHHEIT WIE EINE NETFLIX-SERIE ZU ERZÄHLEN: GROSSE BÖGEN, PACKENDE CLIFFHANGER UND EINE KLARE MORALISCHE BOTSCHAFT AM ENDE JEDER EPISODE. MIT NEXUS VERSUCHT ER NUN, DAS UNSICHTBARE NERVENSYSTEM UNSERER SPEZIES FREIZULEGEN – DAS INFORMATIONSNETZWERK, DAS UNS VON DEN LAGERFEUERMYTHEN DER STEINZEIT BIS ZU DEN ALGORITHMISCHEN PREDIGTEN DER KÜNSTLICHEN INTELLIGENZ GEFÜHRT HAT.

„Yuval Harari zieht den Stecker: Wie Nexus unsere Informationssucht entlarvt“

Es ist ein Buch, das weniger an einem Schreibtisch als in einer Aula geschrieben zu sein scheint, wo Harari als glänzender Redner über die Bühne schreitet. Er beginnt mit dem Offensichtlichen –Sprache, Mythen, Schrift – und führt uns dann zu den dunkleren Kapiteln, in denen Bürokratie, Propaganda und digitale Plattformen mehr über unser Leben bestimmen, als wir es je ahnten. Wer Harari kennt, weiß: Er liebt die große These, weniger die kleine Fußnote. Diese Stärke macht ihn zugänglich wie kaum einen anderen Denker seiner Generation – und gleichzeitig anfällig für Vorwürfe, zu vereinfachen oder zu sehr im Eurozentrismus zu verharren. Doch selbst wenn Historiker die Nase rümpfen, bleibt sein Buch hypnotisch. Da ist der Abschnitt über die sozialen Medien, in dem Facebook nicht mehr als Firmenname, sondern als Schicksalsgott erscheint, der über Wahlen und ethnische Konflikte richtet. Da ist die Passage über den „Silicon Curtain“, eine digitale Spaltung der Welt, die gefährlicher wirken könnte als der Eiserne Vorhang des 20. Jahrhunderts. Und da ist die düstere Vision, dass künstliche Intelligenz nicht nur Werkzeuge schmiedet, sondern eigene Logiken gebiert – eine Macht, die jenseits unserer Kontrolle operiert. Harari ist hier nicht

mehr der sanfte Geschichtenerzähler aus seinem Bestseller Sapiens, sondern die Cassandra unserer Datenzukunft. Gleichzeitig bleibt der Ton elegant, fast betörend. Man liest den Text und ertappt sich beim gedanklichen Mitnicken, selbst wenn man genau weiß, dass die Argumentation manchmal dünner ist, als sie klingt. Kritiker bemängeln die Wiederholung bekannter Thesen, den Hang zum Alarmismus, das Gefühl, dass hinter dem Werk ein Team von Ghostwritern gestanden haben könnte. Aber vielleicht liegt gerade darin der Reiz: Harari schreibt keine Handbücher, er inszeniert ein intellektuelles Spektakel, das mehr Fragen aufwirft, als es beantwortet.

Am Ende hinterlässt Nexus einen Nachgeschmack, der sich irgendwo zwischen Faszination und Beklemmung bewegt. Man ist geneigt, das Buch wie einen Spiegel zu lesen, in dem nicht die Geschichte, sondern unsere Gegenwart mit ungefilterter Klarheit aufscheint. Es ist, wie wenn Vanity Fair ein Porträt über die Menschheit veröffentlichen würde: glänzend erzählt, nicht immer präzise, aber elektrisierend in seiner Mischung aus Unterhaltung, Warnung und Glamour des Denkens.

Selection

Im ZASH Country Boutique Hotel finden sich Gäste in einer anderen Dimension wieder: einer Welt aus langsamen Gesten, neuen Visionen und geheimnisvollen Stimmen. Zash, splash, cucù, crag, ciuf, druum, pluf - die instinktiven und verborgenen Klänge der Natur. Umgeben von Vulkangestein und dem Duft der Orangenblüte ist alles still. Pure Lebensfreude.

ZASH COUNTRY BOUTIQUE HOTEL Italien / Sizilien / Riposto zash.it Minimalismus trifft mediterranen Landhaus-Charme.

Mia Alpina, Zillertal (LH 03)

Heureka - ATOMOS, Venedig - Wien (LH 04–05)

Bergwiesenglück, Paznaun (LH 06)

Everelmus, Brügge (LH 07)

Wilmina, Berlin (LH 08)

OLM Nature Escape, Sand in Taufers (LH 09)

Puradies, Leogang (LH 10)

Kaer x Sublime Comporta, Alentejo (LH 11)

Es Racó d’Artà, Camí des Racó (LH 12)

Lifestylehotels™ Directory

BELGIEN

BRÜGGE Everelmus Boutique B&B

BERLIN Hotel Wilmina

CHIEMGAU Agrad Chalets

JAPAN

TOKIO Hotel K5

KYOTO Genji

PORTUGAL

ALENTEJO Sublime Comporta Country Retreat & Spa

ALGARVE Vila Valverde

AZOREN Santa Bárbara Eco-Beach Resort

AZOREN White Exclusive Suites & Villas

FRIEDRICHSHAFEN Seegut Zeppelin

GARMISCH-PARTENKIRCHEN Das Graseck

PIRNA Laurichhof

TIMMENDORFER STRAND Sand

TIMMENDORFER STRAND SeeHuus DEUTSCHLAND

GRIECHENLAND

AMALIADA/PELOPONNES Dexamenes Seaside Hotel

FOLEGANDROS Hotel Gundari

MYKONOS The Wild by Interni

INDIEN

KASAR DEVI The Kumaon

ITALIEN

APULIEN Paragon 700 Boutique Hotel & Spa

BRIXEN Arthotel Lasserhaus

BRIXEN Hotel Badhaus

CAMAIORE Locanda al Colle

DEUTSCHNOFEN Naturhotel Pfösl

DORF TIROL Küglerhof

MATERA Sextantio Le Grotte della Civita

MERAN Culinaria Living

MERAN Steinach Townhouse

MONTEFOLLONICO Follonico

REISCHACH BEI BRUNEGG Hofergut

RIMINI i-Suite

RIPOSTO Zash Country Boutique Hotel

SAND IN TAUFERS OLM Nature Escape

SANTO STEFANO DI SESSANIO Sextantio Albergo Diffuso

SIZILIEN Monaci delle Terre Nere

ST. LEONHARD Apfelhotel Torgglerhof

VENEDIG Hotel Heureka

Stylish retreats for inspiring timeouts.

lifestylehotels.net

KROATIEN

BRAČ Hotel Lemongarden

STARI GRAD/HVAR Maslina Resort

MEXIKO

BACALAR Boca de Agua

ÖSTERREICH

BAD GOISERN AM HALLSTÄTTERSEE Hallstatt Hideaway

Mountain | Lesehotel

FÜGEN Mia Alpina Zillertal Family Retreat

GEINBERG Geinberg5 Private Spa Villas

GRAZ Augarten Art Hotel

GRAZ Kai 36

GRAZ Schlossberghotel

GROSSARL Hotel Nesslerhof

HALLSTATT Hallstatt Hideaway

HINTERSTODER TRIFORÊT alpin.resort

KALS AM GROSSGLOCKNER Gradonna Mountain Resort

KALTENBACH Das Kaltenbach

KITZBÜHEL Alpenhotel Kitzbühel am Schwarzsee

LEOGANG Puradies Naturresort

LUNZ AM SEE Refugium Lunz

MARIA ALM Hotel Eder

MARIA ALM Hotel SEPP

MAYRHOFEN ElisabethHotel Premium Private Retreat

OBERGURGL The Crystal VAYA Unique

SAALBACH HINTERGLEMM Alpin Juwel

SALZBURG Hotel Goldgasse

SALZBURG Hotel Stein

SCHLADMING Stadthotel Brunner

SEE Bergwiesenglück

SEEFELD/MÖSERN Nidum Casual Luxury Hotel

SERFAUS Alfa Hotel

SÖLDEN T he Secret Sölden

UDERNS IM ZILLERTAL Sportresidenz Zillertal

WIEN Hotel Das Tyrol

WIEN Hotel Motto

LISSABON Torel Palace Lisbon

PORTO Torel Avantgarde

PORTO Torel Palace Porto

PORTO Torel 1884 Suites & Apartments

SCHWEDEN

HARADS Treehotel

SCHWEIZ

LUZERN Hotel des Balances

VALLÉE DE JOUX Hotel des Horlogers

ZERMATT Matterhorn Focus Design Hotel

SPANIEN

MALLORCA Es Racó d’Artà

MALLORCA Convent de la Missio

MALLORCA Fontsanta Hotel Thermal Spa & Wellness

MALLORCA Hotel Can Simoneta

MALLORCA Pleta de Mar

PRIORAT Mas d’en Bruno

TENERIFFA Ecohotel El Agua

VALENCIA Serra Nature Ecosmart Hotel

USA

ARIZONA AmbienteTM Sedona

Der Anspruch an Ästhetik und Qualität ist zentral in der LifestylehotelsTM Vision einer modernen Hotellerie und untrennbar mit seiner Bekenntnis zur Nachhaltigkeit und Achtsamkeit verknüpft.

So wie Kinder beim Spiel ihre Welt ständig neu entdecken, so gestaltet sich auch das Mia Alpina Zillertal Family Retreat fortwährend neu. Mal durch Räume voller Abenteuer, mal durch Oasen der Ruhe – stets getragen von der Idee, dass Vielfalt und Veränderung Teil des Familienlebens sind.

Bewährtes bleibt spürbar: Umfangreiche Kinderbetreuung, Spielräume drinnen und draußen mit Bowlingbahn und Karussell, Sporthallen, Streichelzoo und Rückzugsorte schaffen Vertrautes für jede Generation. Zugleich fügen sich neue Angebote harmonisch ein: Die „Area 500“ mit Ninja-Warrior-Parcours und Boulderwand verwandelt jeden Tag in ein kleines Abenteuer, Woody’s Activitypool lockt mit Rutschen und Wasserfreuden, während das Zirben SPA Ruhe und Entspannung schenkt. Großzügige Familiensuiten verbinden modernen Komfort mit Tiroler Charme, ein moderner Fitnessbereich, liebevoll kuratierte Produkte im hauseigenen Store und ein Fahrrad- und Skiverleih erweitern die Möglichkeiten. Altbewährtes und frische Ideen verschmelzen hier zu einem lebendigen Ganzen. Mia Alpina ist ein Haus, das beständig wächst, dabei jedoch immer seine Persönlichkeit bewahrt – so wie es auch für Kinder ganz natürlich ist.

Gastgeberin Carolin Kobliha über die kontinuierliche Entwicklung des Hotels:

Woran spüren Sie, dass es Zeit ist, etwas zu verändern –und nicht beim Alten zu bleiben?

Wir spüren es oft im direkten Austausch mit unseren Gästen – wenn Wünsche sich verändern oder neue Urlaubsgewohnheiten sichtbar werden. Auch unsere eigenen Ansprüche treiben uns an: Wenn wir merken, dass wir uns selbst als Gäste über etwas Neues freuen würden, ist es Zeit, aktiv zu werden. Stillstand passt nicht zu einem lebendigen Haus wie unserem – wir wollen überraschen, inspirieren und immer einen Schritt voraus sein.

Inwiefern prägen Ihre Kinder auch die Entwicklungen im Hotel?

Unsere Kinder sind unsere ehrlichsten Berater. Sie testen die Spielbereiche, sagen uns direkt, ob ein Gericht in der Kinderkarte ankommt, und zeigen uns, wie sich die Bedürfnisse von Familien mit den Jahren verändern. Wenn sie größer werden, wächst auch das Hotel mit – vom Babyangebot bis hin zu Attraktionen für Teenager. Sie halten uns quasi automatisch am Puls der Zeit.

Wie bewahren Sie die Seele eines Ortes, während sich dessen Gestalt immer wieder wandelt?

Raum

Die Seele unseres Hauses liegt in der persönlichen Gastfreundschaft – und die bleibt, egal wie viel wir umbauen oder modernisieren. Natürlich verändern sich Räume, Designs und Konzepte, aber die Herzlichkeit, mit der wir Familien willkommen heißen, bleibt unverändert. Viele Gäste spüren: Auch wenn das Hotel wächst, fühlt es sich immer noch wie ein Zuhause auf Zeit an. Genau das ist uns wichtig.

„Wenn man etwas wirklich verwandelt, muss man es von Grund auf tun.“
Angela Valach

Zwei Orte, eine

Es gibt Orte, die still geworden sind. Ihre Wände tragen Erinnerungen, doch keine Wärme mehr in sich. Ein venezianischer Palazzo, verkommen und vergessen. Eine desolate Klinik mit bewegter Vergangenheit. Und dann gibt es Menschen wie Angela Valach und ihre beiden Söhne Florian Valach und Christoph Valach, die darin etwas sehen und sich zutrauen, aus Verfall wieder Leben zu schaffen, aus Distanz Nähe und aus Angst Zuversicht. Mit der ATOMOS Klinik in Wien und dem Hotel Heureka ist es ihnen gelungen, das leise Raunen zweier vergessener Welten feinsinnig mit einer gemeinsamen Vision wieder hörbar zu machen.

GEFUNDEN IM VERBORGENEN

Dass der Palazzo in dem so ursprünglichen Viertel von Venedig über die Maßen ruinös war, fiel Angela Valach und ihren Söhnen Florian Valach und Christoph Valach im ersten Moment gar nicht auf. Viel zu sehr waren sie von dessen architektonischer Schönheit und der großzügigen Raumeinteilung eingenommen. Das Haus hatte bereits eine Genehmigung, um in ein Hotel umgebaut zu werden. Doch den entsprechenden Bescheid legten sie gleich zur Seite, als sie sahen, dass darin nur kleine Zimmer vorgesehen waren. Sie wünschten sich, dass der Palazzo nicht in ein verschachteltes Hotel voller „Zellen“ verwandelt werden würde, sondern in seiner ursprünglichen Pracht neu aufleben durfte. Natürlich hätte man den leichteren Weg gehen können, denn mit dieser Entscheidung standen sie wieder am Anfang aller Beantragungen, auch in Hinblick auf den Denkmalschutz.

Und genau darin lag die wahre Verwandlung. Der schöne Palazzo sollte nicht als bloße Erinnerung im Hotel verschwinden, sondern gleichermaßen Palazzo und Hotel sein.

Das Hotel Heureka ist heute ein Haus alter Manier, großzügig in seinen Räumen, mit moderner Handschrift und vom venezianischen Geist inspiriert. Ein Haus, das lebt und seine Türen für alle öffnet.

Von Anfang an setzten sie in der Gestaltung auf venezianisches Handwerk. Es ging nicht darum, Österreich nach Venedig zu bringen, vielmehr wollten sie als Österreicher selbst zur Serenissima finden. Und weil die Stadt am Wasser einen sensiblen Umgang mit Materialien verlangt, griffen sie auf das Wissen alteingesessener Werkstätten und erfahrener Meister zurück. Angela Valachs Handschrift als Interior-Designerin und Gründerin von MasterPlan A EinRichtung folgend, entstanden auch Räume mit Brüchen, um Spannung zu erzeugen. Behutsam ausgewählt stehen so etwa eine indische Marmorsitzgruppe oder ein nepalesisches Vogelhaus im Dialog mit dem Venezianischen. In ihrem Ganzen schaffen sie einen Ort zum Ankommen, einen Ort, an dem man sich geborgen und zu Hause fühlt. Diese Worte schreiben Gäste in wiederkehrender Weise nach ihren Aufenthalten im Gästebuch nieder.

Fotos: Luca Nicolao

Haltung

VON HOSPITAL ZU HOSPITALITY

Ähnliches findet sich in den Feedbackbögen der ATOMOS Klinik wieder, wo Patienten die Wohlfühlatmosphäre betonen und davon sprechen, bei Bedarf gerne wieder einzuchecken. Denn hier, 600 Kilometer nördlich von Venedig, lebt die visionäre Philosophie der Familie Valach in Wien weiter, ergänzt um den gesundheitlichen Aspekt. Wie auch das Heureka, war die einstige Schönheitsklinik ein renovierungsbedürftiges Haus, das seine Blütezeit lange hinter sich hatte. Kein Wunder, dass sie die einzigen Bewerber für das Objekt waren. Doch die Motivation, etwas nachhaltig verändern zu können, war so stark wie ihr Mut. Florian Valach als Geschäftsführer mit medizinischem Hintergrund und der praktizierende Arzt Christoph Valach haben das Haus gemeinsam mit ihrer Mutter von Grund auf verändert. Zwar hatten sie es hier nicht wie im Heureka mit dem Denkmalschutz zu tun, jedoch mit der Herausforderung, alles nach krankenanstaltsrechtlichen Vorgaben umzusetzen. Bis zum Fliesenkleber mussten sie jedes Detail dem Amt vorzeigen. Und vermutlich gibt es nicht viele Menschen, die sich so eine Mühe machen würden.

Mit der Hoffnung, das kränkelnde Gesundheitssystem zu verändern, haben sie das Haus schließlich in das namensgebende unteilbare Ganze verwandelt. Es ist jetzt nicht mehr nur eine Klinik für Schönheitsmedizin, hier werden auch zahlreiche andere Fachrichtungen abgedeckt und unter einem Dach vereint. Und auch, wenn die ATOMOS Klinik den höchsten technischen Standards entspricht, so ist es doch kaum merkbar, dass man sich in einer medizinischen Einrichtung befindet, denn hier steht der seelische Aspekt im Vordergrund, nicht in Konkurrenz mit dem professionellen Anspruch, sondern auf gleicher Ebene. Denn eine Klinik, so Florian Valach, müsse Zuversicht ausstrahlen und helfen, gesund zu werden. Sie müsse ein Ort für den Menschen sein. Das ist hier keine bloße Phrase, sondern gelebte Wirklichkeit.

Die Mitarbeiter der Klinik wurden speziell geschult und bieten jetzt neben ihrer medizinischen Professionalität den besonderen Service und die menschliche Kompetenz, die der Philosophie des Hauses entsprechen. Das Interior Design ist geprägt von warmen Farben und warmem Licht, etwa in den

Allgemeinflächen, den Wartebereichen oder im Bistro. Eine Dachterrasse lädt zum Verweilen ein. Die vielerorts im Haus präsente Kunst hilft, die Gedanken zu lenken und manchmal sogar ein Stück heilsamen Abstand zu sich selbst zu bekommen. Wenn Angela Valach gefragt wird, mit welchen Designobjekten sie gerne einrichtet, dann meint sie, das Geheimnis liege immer im Gesamtkonzept, im Zusammenspiel von Farben, Materialien und Formen: „Das Richtige an der richtigen Stelle“ sei es, was zu einer wahren Verwandlung eines Ortes führe.

Und so, wie sich hier alle Teile zu einem harmonischen Ganzen verweben, so finden auch Angela, Florian und Christoph Valach in ihrer Unterschiedlichkeit zu einer Einheit, in der jeder seinen eigenen Platz hat. Getragen von Vertrauen gehen sie als Familie ihren Weg – und folgen nun auch der Ermutigung von Paolo Cazzin, Sales & Marketing Director des Heureka, ihre Visionen mit ihrer Präsenz sichtbar zu machen. Sie haben somit nicht nur ihren Häusern in Wien und Venedig eine neue Stimme gegeben, sondern auf leise, charmante Weise auch sich selbst.

„Wenn man ein Mosaik zusammensetzt, kommt es nicht nur darauf an, dass die einzelnen Steine schön sind, sondern dass man sie an die richtige Stelle legt. Daraus kann dann ein neues Bild entstehen.“

Angela Valach

HOTEL HEUREKA Italien / Venedig / Cannaregio hotel-heureka.com

Ein venezianischer Palazzo mit zehn stilvoll eingerichteten Zimmern, von denen keines dem anderen gleicht, ruhig gelegen und doch mitten in der Stadt. ( + )

ATOMOS KLINIK
/ Wien / Währing

Vor einer Reise trägt man Sehnsucht in sich. Und danach? Mit dem richtigen Aufenthaltsort bestimmt ein Stück vom Glück. In den Tiroler Bergen, 1.250 Meter über dem Alltag, nimmt man das Hochgefühl im Chalet des Boutique Hotel Bergwiesenglück ein bisschen mit nach Hause. Und was anderswo nach abgedroschener Magazin-Schlagzeile klingt, zeigt sich im Paznauntal ganz unverstellt: Mit diesen vier Wegen geht es hier geradewegs ins Glück.

Momente

BOUTIQUE HOTEL UND CHALETS

BERGWIESENGLÜCK

Österreich / Tirol / Paznaun

bergwiesenglueck.at

Chaletdorf trifft auf Boutiquehotel in den Tiroler Alpen auf 1.250 Metern Höhe abseits vom Alltagstrubel. ( + )

GENUSS

Hätte Glück einen Geschmack, würde es möglicherweise nach dem flaumig-süßen Kaiserschmarren mit hausgemachtem Apfelkompott von Hermanns Kitchen schmecken. Oder auch nach dem Sushi, das hier vom Sushi-Meister aus Tokio zubereitet wird. Jedenfalls nach authentischen Speisen, die warme Gefühle hervorrufen, Erinnerungen wecken und die Seele berühren.

GASTFREUNDSCHAFT

In Tirol sagt man gerne: Bist du ein Tiroler, dann bist du ein Mensch. Als solcher sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hier nicht nur heimatverbunden, sondern auch hilfsbereit und herzlich. Und dort, wo man als Gast gesehen wird, wo man das Gefühl hat, willkommen zu sein und wo Wünsche erfüllt werden, die man noch nicht einmal kennt, ist auch das Glück zu Hause. Und dieses Zwischenmenschliche endet nicht an der Hoteltüre – man kann es mitnehmen und weitergeben. Denn Glück zeigt sich vor allem, wenn wir einander menschlich begegnen.

GEBORGENHEIT

Im Bergwiesenglück genießt man die Privatsphäre eines Chaletdorfs, ohne auf die Annehmlichkeiten eines Hotels zu verzichten. Und wer sich zurückziehen kann, gewinnt Abstand, hört wieder auf die eigenen Bedürfnisse und findet Klarheit. Im Wechselspiel mit Begegnungen entsteht so ein harmonisches Glücksgefühl. Und selbst zu Hause bleibt etwas davon zurück: die Erinnerung daran, wie wohltuend es ist, sich immer wieder kleine Inseln der Ruhe zu schaffen, auch wenn man vielleicht nicht so gut bekocht wird und kein Infinitypool mit Bergblick auf einen wartet. Aber dafür könnte man ja vielleicht wieder einmal ins Restaurant gehen oder einen Ausflug machen?

GELASSENHEIT

Gerade weil das Hotel nicht riesengroß ist, fällt es leicht, zur Ruhe zu kommen und den Alltag hinter sich zu lassen. Auch daheim zeigt sich, dass man nicht immer im größten Trubel sein muss, um glücklich zu sein. Oft genügt es, den eigenen Alltag bewusst zu entschleunigen – einen Moment abzuschalten, das Handy beiseitezulegen und durchzuatmen. Kleine Gesten, die man in den Tiroler Bergen erlebt hat, können so auch zu Hause zu einem Schlüssel für mehr Glück werden.

zum Mitnehmen

Fotos: David Johansson

Ein Präsent aus der Vergangenheit

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EVERELMUS Belgien / Flandern / Brügge everelmus.be

Charmantes Boutiquehotel am Dijver-Kanal mit vier Zimmern im historischen Haus –liebevoll restauriert und mit ausgewählten Stücken versehen.

Manche Geschenke kommen nicht in buntem Papier, sondern durch einen unerwarteten Augenblick. So wie an Fernands Geburtstag, als er mit seiner Frau in Brügge am Wasser entlangging und plötzlich vor einem alten, verfallenen Haus stand. Wie sie beide dieses Geschenk annahmen, es in ein charmantes Bed and Breakfast transformierten – und dabei auch selbst verwandelt wurden.

Fernand ... Es war Anfang 2021, mitten in der Pandemie. Marjan und ich waren mit unseren Kindern in Brügge, um meinen Geburtstag zu feiern. Alles war geschlossen – nur die Museen durften öffnen. Wir besuchten das frisch renovierte Gruuthusemuseum, aßen unterwegs einen Geburtstagskuchen und ich bekam eine Krone aufgesetzt, was für viel Applaus bei vorbeigehenden Touristen sorgte. Auf dem Rückweg sahen wir zufällig ein altes Haus, nur wenige Schritte vom Museum entfernt. Es war in einem sehr schlechten Zustand, aber die Lage – am Wasser, in einer kleinen mittelalterlichen Straße, direkt neben den großen Museen –faszinierte uns sofort.

Dieses Haus hatte Geschichte. Auf der berühmten Karte von Marcus Gerards von 1560 sieht man bereits kleine mittelalterliche Häuser genau an dieser Stelle. Im 18. Jahrhundert wurden sie zu einem Stadthaus zusammengefügt, und seitdem ist die innere Struktur weitgehend unverändert geblieben. Uns zog auch der perfekt ausgerichtete Garten an und wenn man durch das Gartentor tritt, ist man in wenigen Schritten im Groeninge oder im Arentshof – es gibt kaum einen besseren Ort in Brügge.

Von Anfang an wussten wir jedoch: Das Haus ist zu groß für uns allein. Wir wollten ihm eine sinnvolle Zukunft geben, etwas, das mit Kunst, Geschichte und Kultur verbunden ist. Und wir wollten einen Ort schaffen, an dem wir Menschen begegnen, die ähnlich ticken. Unser Traum war es, ein schönes Haus zu gestalten, in dem Gäste sich zu Hause fühlen – minimalistisch, klar, komfortabel, aber mit Seele. Die alten Meister wie Van Eyck und Memling inspirierten uns bei den Farben, und die Zimmer tragen die Namen der Pigmente, die sie damals bevorzugten.

Als wir das Haus übernahmen, entdeckten wir Spuren der Vergangenheit: Blocktapeten aus dem 18. Jahrhundert, alte Böden, Türen, Decken. Historiker erzählten uns von frühen Siedlungen entlang der Dijver, von keltischen Ritualen, vom Kanonikus Johannes van der Stricht. All das wollten wir bewahren. Die Renovierung war eine Herausforderung. Die Behörden machten strenge Auflagen: Wir durften die Struktur nicht verändern, nur einen Teil des Hauses für Gäste nutzen. Manchmal mussten wir Kompromisse eingehen. Es gab auch Überraschungen: Archäologen fanden bei Grabungen im Garten ein paar kleine Objekte, darunter sogar eine Kindersandale. Und dann kam dieser Moment, gegen Ende der Arbeiten, als plötzlich alles zusammenfand – und wir spürten: Jetzt verwandelt sich das Haus wirklich in das, was wir uns vorgestellt hatten.

Heute, wenn wir Gäste empfangen, fühlen wir uns gesegnet. Sie entdecken das Haus, den Garten, die Stadt – sie schätzen die Schönheit, die Mischung aus Alt und Neu, den Charme, den wir so sorgfältig bewahrt haben. Viele sind begeistert vom Frühstück, das wir mit viel Liebe zubereiten, und vom Gefühl, dass sie Teil einer größeren Geschichte werden.

Rückblickend war es eine lange, manchmal anstrengende, aber wunderbare Reise. Über zwei Jahre lang fuhren wir jede Woche nach Brügge, diskutierten Entscheidungen, suchten die besten Lösungen für unsere Gäste. Heute fühlen wir, dass wir die richtigen Entscheidungen getroffen haben. Das Haus hat ein neues Herz und eine neue Lunge bekommen – eine zarte Verjüngung, die man spürt, wenn man hier wohnt und ein paar Tage in ihm verbringt.

Von Geschlossenheit

Berlin ist berühmt für seine unerschöpfliche Energie, seine pulsierende Kreativität und seine facettenreiche Geschichte – eine Stadt, die niemals stillsteht. Zwischen dichtem Verkehr und urbanem Lärm scheint die Suche nach Rückzugsorten fast unmöglich. Und doch eröffnet sich in der Kantstraße ein unerwarteter Zufluchtsort: das Hotel Wilmina. Wo sich einst hinter der neobarocken Fassade eines Gerichtsgebäudes, abgeschirmt von hohen Backsteinmauern, ein Gefängnis verbarg, haben Grüntuch Ernst Architekten ein Stück Stadtgeschichte neu geschrieben. Mit viel Sensibilität führten sie das abgeschlossene Ensemble in die Gegenwart und schufen eine Oase der Ruhe – getragen von der Erkenntnis, dass Vergangenes bleibt, doch das Heute wandlungsfähig ist.

Durch die hohen Mauern entsteht eine nahezu klösterliche Stille. Bepflanzte Innenhöfe verbinden die Gebäude und schaffen friedvolle Rückzugsorte. An jenem Ort, wo Fenster einst vergittert und Türen verriegelt waren, ist mit dem Hotel Wilmina ein Raum der Offenheit und Geborgenheit entstanden. 44 lichtdurchflutete Zimmer und 22 Lofts, das Atrium mit einer Bocci-Lichtinstallation

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und Blick in den Himmel, die Dachterrasse, eine Bibliothek, Spa und Pool schaffen eine Atmosphäre voller Leichtigkeit. Es ist zu spüren, dass die Geschichte ihren Raum gefunden hat und nun in die Freiheit entlassen wird. Die Fenstergitter, die unten verschwinden und nur noch oben sichtbar bleiben, erzählen leise von diesem Loslassen.

In diesem Geist zeigt sich auch der ehemalige Schleusenhof, der nun überdacht ist und das Restaurant Lovis beherbergt. Sophia Rudolph serviert hier regionale Küche, modern interpretiert. Die hoteleigene Bäckerei liefert täglich frisch gebackenes, handgefertigtes Brot. Nicht nur für Gäste, auch für den Kiez – das Ensemble wirkt wie ein kleines eigenes Stadtviertel. Statt auf Trennung setzt man hier auf Begegnung. Das zeigt sich auch in der Lotta Tagesbar mit ihren frischen Waffeln mit Beeren und Buchweizencrunch oder in der Lovis Bar, die ein Geschmacks-Koordinatensystem statt Labels nutzt, um die Drinks einzuordnen. Oder auch im ehemaligen Gerichtshaus, dem Amtsalon, der als multidisziplinärer Raum für temporäre Projekte aus Kunst, Architektur und Design dient.

WILMINA Deutschland / Berlin / Charlottenburg wilmina.com

Historisches Hotelensemble neu gedacht: ein Refugium im Herzen von Charlottenburg mit Bar, Restaurant, Bäckerei und multidisziplinärem Space.

WILMINA
Fotos: Wilmina
Robert Rieger; Markus Gröteke; Slowdown Hotels

Ganz so unangetastet war das Südtiroler Ahrntal an dieser Stelle vorher gar nicht. Es gab hier bereits einen Beherbergungsbetrieb und eine Pension mit 50 Betten. Und dennoch riefen die gewaltigen Erdaufschüttungen, die für den Bau der Geothermieanlage vorgenommen wurden, auch Unmut hervor. Einen gewissen Anfangswiderstand mag es natürlich geben. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, so sagt man. Und doch stellt sich dann so manches als Sturm im Wasserglas heraus.

Nach umfassender Aufklärungsarbeit haben sich die Wogen geglättet. Die Erdmassen wurden schließlich bewegt, um dafür zu sorgen, dass das OLM seine eigene Wärme produzieren kann. Dank der Solaranlage wird auch Strom für den Betrieb produziert. Aus der anfänglichen Kritik wurde Staunen darüber, dass das kreisrunde Eco-Aparthotel energieautark und CO2neutral ist und damit seiner Form alle Ehre macht.

An die ausgefallene Form musste man sich wohl auch erst gewöhnen. Als Ufo, das hier gelandet sei, wurde es etwa bezeichnet. Statt Wesen aus dem All sind es aber Menschen, die mit ihrer Vision hierherkamen, den Kreislaufgedanken sichtbar zu machen. Und damit schenkt das OLM der Region einen Ort, der Architektur und Natur auf einzigartige Weise verbindet und leise schon als Wahrzeichen der Region wahrgenommen wird.

Eine runde Sache

Wenn ein Faden aus dem grünen Teppich der Natur gelöst wird, sorgt das zunächst für Aufsehen. Im Fall vom OLM war das nicht anders. Doch manchmal eröffnet gerade solch ein Eingriff neue Räume, in denen Leben auf unerwartete Weise aufblüht und die Natur sich in neuer Pracht entfaltet.

OLM Italien / Südtirol / Sand in Taufers olm.it

PURADIES

Österreich / Salzburg / Leogang puradies.com

Weitläufiges ruhiges sonniges Resort mit altem Bauernhaus, erweitert um Chalets und Spa-Bereich.

Seit 280 Jahren befindet sich an diesem besonderen Ort ein Bergbauernhof mit Rinderhaltung. Und heuer ist er 180 Jahre im Besitz der Familie Madreiter. Bereits in den 1950er-Jahren, noch bevor die großen Lifte kamen, wurden im Embachhof neben der Landwirtschaft auch Zimmer vermietet.

Anfänglich fünf, später dann 20. Dass die Einheiten sogar über ein eigenes Bad verfügten, war damals ein besonderer Luxus. Sauna und Infrarotkabine erhöhten den Komfort im Haus zusätzlich.

2007 wurden dann sieben Chalets gebaut, später noch einmal ebenso viele. Das Steinalmdorf war eines der ersten seiner Art in Österreich und bietet nach wie vor ein einzigartiges Übernachtungserlebnis. Und irgendwann entstand der Wunsch, die beiden Einheiten zu einem Ganzen zusammenzuführen. Der Altbestand wurde saniert, 60 Zimmer kamen hinzu und mit dem Namen Puradies ist ein Naturresort entstanden, das pur und paradiesisch ist. 2023 wurde der Wellnessbereich schließlich mit dem Heaven Spa erweitert.

Was als Nächstes kommt? So genau weiß das Puradies-Gründer Michael Madreiter noch gar nicht. Viele Ideen schlummern in ihm: ein Mitarbeiter*innen-Haus, ein Burgerlokal, ein Kaltwasserpool für die Sauna. Und auch Gäste tragen ihre Wünsche an das Puradies heran. Es gibt einen Feedbackbogen, und Michael Madreiter befragt gerne die Mitarbeiter*innen, vor allem jene, die in der Kosmetik arbeiten oder im Saunabereich, wo in intimer Atmosphäre über vieles geredet wird.

Behutsame Schritte

Veränderungen geschehen, wenn es nötig ist oder sich richtig anfühlen – oder eben auch nicht. Solange sich Michael Madreiter etwa beim Betreten des Puradies* noch an seiner Designbar im Eingang mit den 16.000 Holzquadern erfreut, wird sie hier eben bestehen bleiben.

Gleichzeitig weiß er, dass das Festhalten am Gewohnten nicht alles ist. „Oft wünscht man Menschen ja, sie sollen bleiben, wie sie sind.“ Doch das sei der schlimmste Wunsch, meint Michael Madreiter. „Denn das bedeutet, nicht offen zu sein für Veränderung und Anpassung.“

„Wir wollen nicht größer, schneller, höher sein, sondern bei unserer jetzigen Größe bleiben und einzelne Schritte behutsam setzen“, sagt er. „Dafür braucht es Flügel und Wurzeln. Wenn man nur Wurzeln hat, fehlt einem der Weitblick, wenn man nur Flügel hat, dann ist man vielleicht zu wenig bodenständig.“

Gerne denkt er dabei an einen Stammgast zurück, der 70 Jahre lang hier Urlaub machte, bevor er mit 90 Jahren gestorben ist. Bei einem seiner letzten Aufenthalte fragte ihn Michael Madreiter, wie er denn damit klarkommen würde, dass sich hier alles über die Zeit so verändert habe im Ort und auch im Puradies. Auf der Bank sitzend und in die Berge blickend, meinte er nur: „Aber es hat sich doch nichts verändert …“

Es ist ruhig hier in diesem Teil von Leogang. An manchen Orten vom Puradies würde man sogar meinen, die Zeit steht einfach still. Wenn man an der alten Mauer sitzt und auf die Berge schaut zum Beispiel – oder beim Anblick der stattlichen Fassade des Pinzgauer Bauernhofs. Und doch bewegt sich hier einiges, aber stets in einem sanften Rhythmus.

PURADIES Österreich / Salzburg / Leogang

Unterwegs zur Veränderung

Eine Reise ist immer auch eine Reise zu einem anderen Ich. Mit den Kaer-Retreats von Barbara den Bak wird diese innere Reise bewusst begleitet: durch Atem, Natur, Gemeinschaft und gezielte Praktiken, die Klarheit, Ruhe und echte Transformation ermöglichen. Ihr Angebot führt zu besonderen Orten auf der ganzen Welt, darunter die beiden Lifestylehotels Sublime Comporta in Portugal und Es Racó d’Artà in Spanien. Wir haben die Gründerin von Kaer zum Interview getroffen.

Was kommt Ihnen in den Sinn, wenn Sie das Wort „Transformation“ hören?

Für mich fühlt sich Transformation nach Freiheit an – der Moment, in dem jemand erkennt, dass er nicht durch alte Muster definiert ist, sondern einen neuen Weg wählen kann. Sie ist sowohl kraftvoll als auch zutiefst menschlich.

Welche unterschiedlichen Ziele bringen Menschen zu den Kaer-Retreats mit und was verbindet sie alle?

Manche kommen, um neue Energie zu tanken, andere, um alte Muster zu durchbrechen, wieder andere, um Klarheit für ein neues Kapitel im Leben zu gewinnen. Was sie alle verbindet, ist der Wunsch, mehr im Einklang mit sich selbst zu sein und wieder zu spüren, was wirklich wichtig ist.

Welche besondere Kraft entsteht, wenn Transformation nicht allein, sondern in der Gruppe geschieht?

Es ist etwas zutiefst Heilendes, wenn man gesehen wird. Eine Gruppe verstärkt Durchbrüche: Wenn man den Mut eines anderen sieht, entfacht das den eigenen. Gemeinschaft macht Veränderung sowohl sicherer als auch stärker.

An welchem Punkt merken Sie, dass sich etwas zu verändern beginnt? Oft passiert es in kleinen Momenten –während einer Atemübung, beim Spaziergang in der Natur oder in einer ehrlichen Gesprächsrunde in der Gruppe. Man erkennt es an der Körpersprache: Die Schultern entspannen sich, das Gesicht hellt sich auf, die Augen werden wieder präsent.

Die Retreats finden an außergewöhnlichen Orten statt – wie entdeckt ihr diese Plätze?

Wir suchen nach Destinationen, die bereits eine transformative Energie tragen, nach unberührter Natur, architektonischer Schönheit und Orten im Einklang mit ihrer Umgebung. Die meisten Orte finden wir durch persönliche Kontakte oder Empfehlungen innerhalb unserer Community.

Was macht Sublime Comporta für Sie besonders? Und was Es Racó d’Artà?

Sublime Comporta besticht durch Einfachheit und Eleganz, mit endlosen Stränden und Pinienwäldern, die zur tiefen Reflexion einladen. Es Racó d’Artà ist pure Kunst: Ein Ort, an dem Design, Nachhaltigkeit und mallorquinische Tradition zu etwas wahrhaft Seelenvollem verschmelzen.

Bald findet ein Retreat im Sublime Comporta statt – was können die Teilnehmer erwarten?

Eine immersive Reise mit täglichen Praktiken der Kaer-Methode, nährender Verpflegung sowie Zeit für Ruhe und tiefe Verbindungen – sowohl zu sich selbst als auch zu anderen. Und natürlich die Magie der Landschaft von Comporta.

Sie bieten auch individuelle Retreats an, zum Beispiel im Es Racó d’Artà – was macht dieses Angebot aus?

Es ist fast wie ein exklusiver Concierge-Service: Mit unseren Kaer Takers gestalten wir individuelle Mehrtagesreisen, die Praktiken wie Breathwork, Achtsamkeit oder Körperarbeit mit der besonderen Atmosphäre von Es Racó d’Artà verbinden. Immer mehr Menschen suchen nicht nur Ruhe, sondern einen persönlichen Weg, um sich neu zu zentrieren und wieder mit sich selbst in

SUBLIME COMPORTA Portugal / Alentejo / Grandola sublimecomporta.pt

Ein magischer Rückzugsort mit ruhigen Zimmern, Suiten und Villen inmitten von 17 Hektar unberührter Natur, umgeben von Pinien, Korkeichen und Dünen. ( + )

Verbindung zu treten.

Wie entscheidet man, welcher Ort der richtige für einen ist?

Wir begleiten die Teilnehmer dabei, nach ihrem inneren Gefühl zu wählen: Die Berge rufen nach Widerstandskraft, die Wüste ruft nach Stille, die Wildnis nach Mut, das Meer nach Klarheit. Der Ort wird zum Spiegel der inneren Reise.

Sie verbinden alte Methoden mit moderner Wissenschaft – wie sieht das praktisch aus? Zum Beispiel beginnen wir ein Retreat mit geführtem Atemtraining (eine alte Praxis) und erklären anschließend die Wirkung auf das Nervensystem anhand der Neurowissenschaften. Diese Verbindung sorgt dafür, dass die Teilnehmer nicht nur die Veränderung spüren, sondern auch verstehen, warum sie funktioniert.

Welche Übungen oder Praktiken sind besonders wirksam für echte Veränderungen? Atemübungen, Achtsamkeit in der Natur und geführte Gruppenaustausche zählen zu den wirkungsvollsten Methoden. Sie regulieren das Nervensystem, schaffen Bewusstsein und stärken die emotionale Resilienz – die Basis für nachhaltige Transformation.

Welche beeindruckende Transformation haben Sie bei Teilnehmern erlebt – und bei sich selbst?

Ich habe Menschen gesehen, die ausgebrannt kamen und mit Klarheit und Leichtigkeit wieder abreisten, bereit für mutige Lebensentscheidungen. Für mich selbst ist Kaer eine ständige Erinnerung daran, dass Wachstum nicht linear verläuft und dass Raum für Ruhe neue Ideen und Energie entstehen lässt.

Endet Transformation mit dem Retreat –oder beginnt sie dort erst?

Sie beginnt dort erst. Ein Retreat wirkt wie ein Katalysator, aber die eigentliche Transformation passiert im Alltag, wenn die Teilnehmer neue Bewusstheit in Beziehungen, Arbeit und Gewohnheiten integrieren.

Welchen Satz oder Kommentar hören Sie am häufigsten von Teilnehmern?

„Ich wusste gar nicht, wie sehr ich das gebraucht habe.“

Mit der Entscheidung, ins Es Racó d’Artà zu reisen, hat die Verwandlung bereits begonnen. Schon beim Aufrufen der Website lädt das Retreat dazu ein, für einen Augenblick innezuhalten. A T M E N: Fünf weiße Buchstaben, die uns sanft dazu bewegen, genau das zu tun. Es ist ein leiser Vorgeschmack auf das, was uns dort erwartet.

Wendepunkt

Dort – wo ist das eigentlich? Auf Mallorca, ja. Und doch in einer ganz eigenen Welt im unberührten Nordosten. Ein Rückzugsort, inspiriert von der Natur und dem Wesen der Insel, aber auch von der Architektur und dem Sinn für Schönes. Auf 220 Hektar Naturland nahe der Küste und der Stadt Artà erhebt sich eine Finca aus dem 13. Jahrhundert.

Hier ertönt das Gezwitscher vieler Vögel und das mallorquinische Licht verzaubert uns zu jeder Jahreszeit, so wie es einst auch Joan Mirò inspirierte. Olivenbäume spendieren Schatten, ein leichter Vorhang wiegt sich im Wind, Skulpturen dienen als Orientierung und viele Wege laden dazu ein, seinen ganz eigenen zu finden.

Barfuß und eingehüllt in ein luftiges Gewand machen wir uns auf die Suche nach unserem Selbst. Und haben es hier doch längst gefunden, auch wenn die Erkenntnis noch nicht ins Bewusstsein gelangt ist.

Vielleicht führt uns der Pfad auf Erkundungstour durch das Areal. Wir vernehmen das Krähen eines Hahns, lauschen dem Rascheln der Blätter, erschnuppern einen lieblichen Duft und sammeln ganz beiläufig Momente, die uns Stück für Stück tiefer bei uns ankommen lassen. Wir verlieren uns im Jetzt.

WIE SPÄT IST ES EIGENTLICH?

Zeit, unsere Hände im traditionellen Korbflechten mit getrockneten Palmblättern zu beschäftigen, noch tiefer in die mallorquinische Lebensweise einzutauchen und dabei den Kopf ganz frei werden zu lassen.

Und dann noch ein paar achtsame Schwimmzüge im Pool, bevor wir uns kulinarisch auf eine geschmackliche Reise begeben zu dem, was Erde und Wasser uns hier schenken.

Wir teilen den Tisch, wir reden und lachen. Spüren Verbindungen und damit auch uns selbst, bevor wir uns herzlich verabschieden und den Rückzug genießen.

Und dann, irgendwann, ganz leise angekündigt durch ein Kribbeln im Bauch. Oder einen tiefen Atemzug. Vielleicht ist es auch ein Geruch? Oder einfach nur der Blick in die Ferne: Ein Moment, in dem wir spüren, dass wir alles loslassen können, dass wir ein neues Verständnis für das Leben gewonnen haben, dass wir den Schlüssel gefunden haben zu uns selbst. Oder zumindest einen von mehreren.

„Eine Veränderung, die beginnt, wenn man die Inspiration findet, seinen eigenen Weg zu gehen, eine neue Art zu leben.“

ES RACÓ D’ARTÀ Spanien / Mallorca / Artà
ES RACÓ D’ARTÀ Spanien / Mallorca / Artà esracodarta.com
mit historischer Finca im Nordosten von Mallorca, umgeben von Natur, Architektur und Kunst.

Kann ein Ort seine Identität verlieren, oder verwandelt er sich lediglich in eine andere Form von Erinnerung?

Gibt es eine Grenze, an der Verwandlung zur Zerstörung wird, und wann beginnt daraus Neues zu entstehen?

Wie verändert sich unser Blick auf ein Objekt, wenn es nicht mehr seiner ursprünglichen Funktion dient?

Ist Metamorphose ein sichtbarer Prozess der Form, oder ein unsichtbarer Prozess der Bedeutung?

Inwiefern ist Metamorphose eher eine Öffnung zu Möglichkeiten als eine endgültige Gestalt?

Kann ein Kleidungsstück oder ein Kunstwerk selbst ein Subjekt der Metamorphose sein – oder ist es immer der Mensch, der sich daran verändert?

Ist jede Metamorphose auch eine Übersetzung –von einer Sprache der Dinge in eine Sprache der Menschen?

Kann Schönheit selbst eine Form der Metamorphose sein, oder ist sie nur ein Moment in diesem Fluss?

Gibt es eine Metamorphose, die ohne Spuren geschieht – und wäre sie dann überhaupt erfahrbar?

FRAGEN

ZWISCHEN

WENN EIN GEBÄUDE ERRICHTET WIRD, DANN TRÄGT ES EINE BESTIMMUNG IN SICH. DOCH WAS GESCHIEHT, WENN SEIN URSPRÜNGLICHER NUTZEN VERBLASST? MAN KÖNNTE ES DEM ABRISS ÜBERLASSEN. ODER ABER DARIN

DIE CHANCE SEHEN, SEINEM DASEIN EINE NEUE BEDEUTUNG ZU SCHENKEN. ADAPTIVE REUSE NENNT SICH DAS ARCHITEKTONISCHE KONZEPT, DAS BESTEHENDES BEWAHRT UND BEHUTSAM UMWIDMET. AUS EINER KIRCHE KANN SO EIN SCHWIMMBAD WERDEN, AUS EINEM LABOR DAS HEADQUARTER EINES MODELABELS ODER AUS EINEM STILLGELEGTEN STEINBRUCH EIN STIMMUNGSVOLLER ORT FÜR KUNST UND KULTUR. ES SIND PROJEKTE ZWISCHEN ERINNERUNG UND ZUKUNFTSERZÄHLUNG, DIE EIN NEUES KAPITEL AUFSCHLAGEN, OHNE ZU VERGESSEN, IN WELCHEM BUCH SIE GESCHRIEBEN STEHEN. GESTERN UND MORGEN

Architektur: DnA Design and Architecture

Jahr: 2024

Ort: Jinyun, China

Vorher: Steinbruch

Jetzt: Kunst- und Kulturzentrum

HUANGYAN QUARRY

CULTURAL & ART CENTER

Jahrhundertelang wurde hier in der bergigen Jinyun-Region Naturstein abgebaut. Mit der Zeit entstand ein spektakuläres System aus Höhlen und unterirdischen Wasserläufen: Eine Kulisse so einzigartig, dass sie nicht länger hinter Stein verborgen bleiben sollte. Heute fungieren drei dieser Steinbruchgruppen als Kunst- und Kulturzentrum auf 20.000 m2 Der Eingriff war minimal. HolzgeflechtBrücken verbinden einzelne Bereiche. Boote ermöglichen es, den Steinbruch aus der Perspektive der türkis-blauen Seen zu betrachten. In den Felswänden befinden sich Galerien und ein Café. Und die bis zu 38 Meter hohen Räume mit den gelblich schimmernden Wänden dienen aufgrund der guten Akustik als natürliche Konzertsäle.

Architektur: Halleroed

Jahr: 2025

Ort: Paris, Frankreich

Vorher: Labor einer pharmazeutischen Kosmetikmarke

Jetzt: Headquarter eines Modelabels

ACNE STUDIOS HEADQUARTER PARIS

Einst wurden in dem 1930 erbauten Stadtpalais mit Laboratorium Kräuter-Tinkturen und Öle von Gomenol hergestellt. Und heute? Steht das prächtige Pariser Haus in interkulturellem Dialog mit dem schwedischen Modelabel Acne Studios. Ebenso minimalistisch, avantgardistisch und elegant wie die Marke selbst zeigt sich auch ihr neues Headquarter. Jonny Johansson, Creative Director von Acne Studios, hat gemeinsam mit dem schwedischen Designstudio Halleroed die rohe Schönheit des Palais mit seinen goldenen Stuckverzierungen, Holzvertäfelungen und Parkettböden bewahrt und mit zeitgenössischen Möbeln, etwa von Lukas Gschwandtner, und Kunst, unter anderem von Daniel Silver, in Kontrast gesetzt. Das einstige Labor ist heute ein Showroom. Neue Kollektionen erstrahlen jetzt unter einer gewölbten Glasfliesendecke in einem Raum mit rohen Betonstützen. Eyecatcher sind dabei die überbordenden Max-LambSofas aus rosa Vinyl. Und eine industriell anmutende Edelstahlküche erinnert an den Ursprungszweck.

Fotos: Wang Ziling
Fotos: Acne Studios / Benoit Florençon

Architektur: MVRDV & Zecc Architecten

Jahr: 2027

Ort: Herleen, Niederlande

Vorher: Kirche

Bald: öffentliches Schwimmbad

HEERLEN

HOLY WATER

Wenn aus einer Kirche ein Schwimmbad wird, hat der Name „Heiliges Wasser“ gleich eine andere Bedeutung. Noch hört man hier in der 100 Jahre alten SintFranciscus van Assisiëkerk aber kein Plätschern, denn das Projekt, das von MVRDV & Zecc Architecten umgesetzt wird, hat gerade erst den Wettbewerb gewonnen. Bis zur geplanten Eröffnung im Jahr 2027 wird das Kirchenschiff aber geflutet sein. Auf der alten Kanzel nimmt dann der Bademeister Platz und die Kirchenbänke finden an der Seite des Pools ihren neuen Platz. Bei Bedarf kann das Wasser übrigens unter einer Plattform verschwinden. Im Trockenen können so unterschiedliche kulturelle Veranstaltungen stattfinden. Wenn das Wasser den Boden nur ein bisschen bedeckt, entsteht eine magische Spiegelung, die dazu einlädt, wie Christus selbst symbolisch übers Wasser zu laufen.

Architektur: Bindloss Dawes

Jahr: 2025

Ort: Gascogne, Frankreich

Vorher: Bauernhaus

Jetzt: Wellbeing-Retreat

Wahrscheinlich hätte sich das verfallene Bauernhaus in abgeschiedener Lage im Südwesten Frankreichs keine passendere Bestimmung aussuchen können, als zu einem Retreat-Zentrum umgewandelt zu werden. Das alte Gemäuer und die meditative Stille der malerischen Umgebung laden nahezu zu innerer Einkehr ein. Unter Erhalt seines unvergleichlichen Charmes wurde das Ensemble bestehend aus Haupthaus, Schweinestall, Bäckerei und Traktorschuppen behutsam renoviert. Das Herzstück jedoch ist eine bis zu zehn Meter hohe 300 Jahre alte Scheune, von der eine sakrale Ruhe ausgeht. Um die Stabilität der Scheune zu gewährleisten, wurde eine Betonkonstruktion erschaffen, die gleichzeitig als Plattform dient. Hier, wo einst Heu gelagert wurde, wird heute also auf zwei Ebenen praktiziert und meditiert.

AMASSA RETREAT
Renderings: MVRDV
Fotos: Ellen Christina Hancock; Bindloss Dawes Architect

Vom Raum

WIE ROBERT EISENBERGER VON INSIDE EINRICHTUNGEN AUS EINEM UNGENUTZTEN RAUM EIN ARCHITEKTONISCHES STATEMENT WERDEN LÄSST.

Es sind nicht nur Wände, Böden und Anschlüsse, die eine Küche formen –es ist die Idee vom Leben, die sich in ihr manifestiert. In einem Altbau mitten in der Stadt wurde aus einem kargen, funktional gedachten Raum ein neuer Lebensmittelpunkt. Die Umwandlung zeigt eindrucksvoll, wie Transformation im Interior Design weit über das rein Ästhetische hinausgeht.

Wo früher ein fensterloser Abstellraum mit niedriger Decke dominierte, öffnet sich heute eine lichtdurchflutete Küchenlandschaft, die Alt und Neu harmonisch verbindet. Tragende Elemente wie alte Mauerwerksbögen blieben erhalten und wurden bewusst in Szene gesetzt, während moderne Materialien – mattes Schwarz, gebürsteter Edelstahl, helle Natursteinflächen – einen klaren Kontrast setzen.

zur Idee

Zentrale Leitidee des Umbaus war nicht nur Funktionalität, sondern auch Emotionalität: Die Küche als Bühne des Alltags, als sozialer Treffpunkt, als Ort der Inspiration. Die Transformation erfolgte in enger Zusammenarbeit zwischen dem Bauherrn und dem Innenarchitekten –ein Prozess, der von Respekt für die vorhandene Substanz und dem Mut zur Neuinterpretation geprägt war. Besonders spannend: Die Kücheninsel ist nicht nur Zubereitungsfläche, sondern auch Skulptur. Eingelassenes Licht lässt sie abends beinahe schweben. Technische Elemente verschwinden diskret hinter nahtlosen Fronten – sichtbar ist nur das, was Wirkung zeigt.

Diese Metamorphose ist ein Beispiel dafür, wie Raumwandel Identität stiften kann. Aus einem vergessenen Raum wurde ein architektonisches Herzstück – klar in der Formsprache, mutig in der Umsetzung und tief verwurzelt in der Idee von zeitgenössischem Wohnen. inside-einrichtungen.at

Als Geschäftsführer der Creative Industries Styria und Mitgestalter des UNESCOTitels „City of Design“ hat Eberhard Schrempf Graz und die Steiermark auf die internationale Landkarte gesetzt. Im Gespräch mit The Stylemate spricht er über Offenheit, die Kraft von Netzwerken, die Bedeutung des Designmonats Graz und warum er die steirische Kreativszene auch in Zukunft bestens positioniert sieht.

Die Creative Industries Styria haben Graz und die Steiermark international sichtbar gemacht. Was war dein Antrieb, dieses Netzwerk über die Region hinaus zu öffnen? Tja – wenn man unter sich bleiben will, bin ich definitiv nicht der Richtige. Meine Erfahrungen als Geschäftsführer von Graz 2003 – Europäische Kulturhauptstadt –haben mir gezeigt, was möglich ist: die Dynamik, der Mut, der Anspruch auf Spitzenqualität. All das katapultierte Graz vom Rand Europas ins Zentrum. Der UNESCO-Titel "City of Design" hat kein Ablaufdatum, sondern ist als Auftrag an die Zukunft zu verstehen – eine logische Konsequenz aus dem Kulturhauptstadtjahr. Eine Öffnung nach außen erfordert immer auch Offenheit nach innen. Authentische Offenheit muss eine Haltung sein – dann kommt auch etwas zurück. Mein Ziel war es stets, den Unternehmen im Netzwerk einen echten Nutzen zu bringen: Reichweite erhöhen, Märkte öffnen, Potenziale erschließen. Die CIS war dafür Radar und Brückenbauerin – hinein in internationale Netzwerke wie die Creative Cities of Design, die heimischen Kreativen Chancen und direkte Zugänge zum Business eröffneten.

Wie hat sich der Begriff „Design“ in deiner Zeit als Geschäftsführer international verändert und wie hast du diese Entwicklungen nach Graz gebracht?

Design wurde hierzulande lange stark auf Ästhetik und Luxus reduziert: glänzende Oberfläche, Branding, teuer – und oft negativ konnotiert. Das zu verändern war ein langwieriger Prozess, selbst unter Kreativen. Für mich ist Design heute das intelligente Management von Chaos, um Resultate der Ordnung zu schaffen. Eine Haltung, die urbane, nachhaltige Kultur prägt, Lebensräume intelligent gestaltet und den Alltag verbessert – ökologisch und sozial verantwortlich.

Design ist Methodik, Prozess, analytischer Zugang, Verantwortung für Ressourcen, Kreislaufwirtschaft, Nachhaltigkeit.

Designer sind längst verantwortungsbewusste Gestalter mit ethischem Gewissen geworden.

Der Designmonat Graz ist heute international etabliert. Welche Bedeutung hat er im weltweiten Netzwerk der UNESCO Cities of Design?

Der Designmonat ist zentral für die Sichtbarkeit von Graz als UNESCO City of Design – und für die Community selbst, lokal wie international. Er ist ein Schaufenster, ein Terminal im Netzwerk der Designstädte, ein „must“ für die Branche. Hier treffen lokale Kreative auf internationale Gäste, hier entstehen Kooperationen, Ideen, Impulse.

Trotz vergleichsweise kleinem Budget erzielten wir eine enorme Reichweite: DEZEEN listete den Designmonat 2018 und 2019 als „Best Design Event“, Contemporary Lynx setzte Graz 2019 auf die „must visit“Liste der zehn wichtigsten Designfestivals

„GRAZ

weltweit – neben Mailand und London. Das Modell „Designmonat“ haben inzwischen andere Städte übernommen. Dass die Veranstaltungen über einen ganzen Monat verteilt sind, statt alles in einer Woche zu bündeln, bringt Vorteile für Studios, Publikum, Medien und Tourismus – und steigert verlässlich die Nächtigungszahlen in Graz.

Du hast zahlreiche internationale Kooperationen initiiert – welche waren für dich besonders prägend oder überraschend? Graz war 2011 die zehnte City of Design –kurz darauf folgte Peking. Ich habe mich stark für die Aufnahme von Detroit, Valencia und Istanbul engagiert, auch durch die Internationalisierung der FH Joanneum. Mit den UNESCO Cities of Design öffnete sich eine völlig neue Welt. Spannend waren etwa das Staff Exchange Programme, „Designers in Residence COD 100“ – ein 100-tägiges Stipendium – oder die mit Montreal gestartete „World Wide Things Collection“, ein globaler Online-Marktplatz für ausgewählte Designprodukte.

Ein weiteres Highlight war die „DesignClinic“: ein Online-Format, in dem anerkannte Experten kostenlose Erstberatung geben. 2025 eröffnete in Puebla, Mexiko, die erste lizenzierte Design-Clinic. Im Kern ging es immer darum, der Creative Community Nutzen zu bringen: Horizonte erweitern, Wettbewerbsfähigkeit steigern, neue Märkte erschließen.

Wie wichtig ist Internationalität für eine vergleichsweise kleine Kreativszene wie die in der Steiermark ? Sehr wichtig – aber nur, wenn die Studios auch bereit sind, international zu agieren. Viele konnten wir durch Vermittlungsprogramme ermutigen, erste Schritte zu wagen. Gleichzeitig sind zahlreiche Studios ohnehin global aufgestellt. Die vermeintlich „kleine“ Szene ist hier ein Vorteil: Man kennt sich, tauscht sich aus, arbeitet zusammen. Das Netzwerk ist internationales Schaufenster, Begegnungsraum, Kooperationsplattform –und für viele Kreative der Startpunkt ihrer ersten internationalen Schritte.

Gibt es Trends oder Strömungen in Design und Kreativwirtschaft, die du auf internationalen Reisen besonders inspirierend fandest? Das hängt stark von der Stadt ab. Detroit tickt anders als Valencia, St. Etienne anders als Helsinki, Kortrijk oder Bilbao. Aber alle haben ähnliche Herausforderungen: Stadtentwicklung, Leerstand, Verkehr, Gestaltung öffentlicher Räume. Kortrijk hat etwa Parksensoren im Asphalt installiert, damit Autofahrer schnell Besorgungen erledigen können. Montreal hat mit dem „Quartier de Spectacle“ einen Stadtteil geschaffen, in dem es laut sein darf. Helsinki integriert Design schon in den Volksschul-Lehrplan. Solche Beispiele inspirieren – auch wenn sie hierzulande oft wenig wahrgenommen werden.

Mit welchen Herausforderungen warst du konfrontiert, wenn es darum ging, Graz international als Designstadt zu positionieren?

Graz war nie „Glanz und Glitzer“. Wir haben die Stadt als Underdog mit Tiefgang positioniert – Designer, die abseits von Red Carpets an echten Lösungen arbeiten. Unser Credo: „Design follows content“. Das war steinig, aber ehrlich.

Gibt es eine Begegnung mit einer Persönlichkeit aus der internationalen Design- oder Architekturwelt, die du nie vergessen wirst?

Viele. Besonders einprägsam war eine Nacht am Bosporus, wo ich mit Stefan Sagmeister, Karim Rashid und anderen bei türkischem Çay über Nation Branding diskutiert habe.

Wenn du in die Zukunft blickst: Welche Rolle könnte die steirische Kreativszene im globalen Austausch noch stärker einnehmen?

Ich sehe großes Potenzial. Erste Schritte gibt es etwa in Kooperation mit Mobility- und Automotive-Städten im Netzwerk. Auffällig ist, dass viele Ideen immer wieder neu erfunden werden – hier könnten wir ansetzen. Die Stärke der Steiermark liegt in ihrem kompakten Ökosystem und den Clustern: innovative Unternehmen, enge Zusammenarbeit mit Hochschulen, hohe F&E-Bereitschaft. Die Chance liegt darin, Design und Kreativität von Anfang an in Entwicklungsprozesse einzubinden, Cross-Cluster-Projekte zu fördern und Zusammenarbeit über Grenzen hinweg zu stärken – lokal wie europaweit.

Persönlich gefragt: Welche Städte oder Kreativzentren weltweit haben dich besonders geprägt – und wo zieht es dich nach deiner Pensionierung privat noch hin?

Sonnenhungrig wie ich bin, wohl nach Valencia. Ebenso faszinierend, nur rauer, sind Detroit oder Bilbao. Am meisten zieht es mich nach Istanbul – dieser kulturelle Clash, das Chaos, die Mischung aus Orient und Okzident, alles im Überfluss – das übt eine unglaubliche Anziehungskraft aus.

CHAOS

EBERHARD SCHREMPF ÜBER INTERNATIONALITÄT, HALTUNG UND DIE ROLLE VON GRAZ IN DER WELT DES DESIGNS

Text: Nina Prehofer

WERKHALLE

LAUFSTEG VON DER ZUM

Text: Nina Prehofer

TOKIO, EINE KÜHLE HERBSTNACHT. AUF DEN STRASSEN VON SHIBUYA MISCHEN SICH BAUARBEITERJACKEN MIT ÜBERGROSSEN MÄNTELN, ARBEITSSTIEFEL MIT HIGH-FASHION-SNEAKERN. ES IST KEIN ZUFALL, SONDERN TEIL EINER MODEBEWEGUNG, DIE JAPAN SEIT JAHRZEHNTEN PRÄGT: DIE TRANSFORMATION VON WORKWEAR IN AVANTGARDE. KAUM EIN ANDERES LAND VERSTEHT ES SO VIRTUOS, DAS FUNKTIONALE, DAS ALLTÄGLICHE – JA SOGAR DAS ABGETRAGENE – IN HAUTE COUTURE ZU VERWANDELN.

DIE WURZELN: SASHIKO, BORO UND DIE SCHÖNHEIT DES GEBRAUCHS

Workwear hat in Japan eine tiefere kulturelle Bedeutung als in Europa oder den USA. Sie ist nicht nur pragmatische Kleidung, sondern Ausdruck von Respekt für Handwerk und Materialien. Schon im 17. Jahrhundert nähten Familien ihre Arbeitskimonos mit Sashiko-Stickereien, die nicht nur reparierten, sondern durch geometrische Muster eine fast meditative Schönheit entfalteten.

Noch ikonischer ist die Technik des Boro: das Flicken und Zusammensetzen alter Stoffe zu neuen Kleidungsstücken. Was ursprünglich aus ökonomischer Not entstand, wurde zum Sinnbild von Nachhaltigkeit und Ästhetik. Heute greifen Marken wie Kapital oder Blue Blue Japan diese Praxis bewusst auf und präsentieren Denim-Jacken, die wie Artefakte einer vergangenen Epoche wirken, dabei aber in Boutiquen von Paris bis Los Angeles über die Ladentische gehen.

AVANTGARDE ALS HALTUNG: YAMAMOTO UND KAWAKUBO

Die internationale Bühne betrat Japan in den 1980er-Jahren mit einem modischen Urknall. Yohji Yamamoto und Rei Kawakubo (Comme des Garçons) zeigten in Paris Kollektionen, die schwarz, asymmetrisch, dekonstruiert und doch subtil von Arbeitskleidung inspiriert waren.

„Ich entwerfe für Menschen, die stark aussehen wollen, nicht für diejenigen, die nur gefallen wollen“, erklärte Yamamoto einmal. Seine Mäntel erinnerten an Uniformen, seine Stoffe an die robusten Materialien der Straßenarbeiter – und plötzlich war Workwear nicht mehr trivial, sondern radikal.

Kawakubo wiederum trug mit Comme des Garçons die Dekonstruktion noch weiter: Westen ohne Funktion, Jacken mit absichtlich „falschen“ Nähten, Kleidungsstücke, die wie unfertig wirkten. Darin steckte ein politischer Subtext, eine Absage an Konventionen, aber auch eine Verneigung vor dem Prozess des Machens selbst.

DIE NEUE GENERATION:

KAPITAL, VISVIM, WATANABE

Während die ersten Avantgardisten die Pariser Salons erschütterten, entstand in Japan eine neue Szene, die Workwear als Luxus neu definierte. Kapital ist berühmt für seine fast humorvolle Neuinterpretation von Denim. Eine Jacke kann gleichzeitig Boro, Americana und Popkultur-Zitat sein. Es ist Mode mit einem Augenzwinkern – und doch so kunstvoll gefertigt, dass die Jacken in Museen landen könnte. Visvim, gegründet von Hiroki Nakamura, verkörpert den japanischen Traum von Authentizität. Nakamura reist um die Welt, um uralte Färbetechniken zu studieren, und verarbeitet sie in Kleidungsstücken, die von amerikanischen

Workwear-Silhouetten inspiriert sind. Das Ergebnis: Parkas, Boots und Jeans, die so luxuriös sind wie ein Maßanzug, nur viel lässiger. Junya Watanabe, einst Schüler von Kawakubo, geht noch einen Schritt weiter. Seine Kollektionen sind Experimente mit Funktionalität: Parkas voller Taschen, Hybrid-Jacken aus Arbeitskleidung und Couture oder Denim mit technischen Details. „Ich sehe Kleidung als Werkzeug“, sagte er in einem Interview und machte daraus High Fashion.

STREETWEAR TRIFFT COUTURE

Spannend ist, wie japanische WorkwearAvantgarde die Grenze zur Streetwear verwischt. Labels wie Neighborhood oder Undercover zitieren Uniformen, Motorradjacken und Bauarbeiterhosen, doch die Inszenierung ist urban, rebellisch, manchmal fast punkig. In den Straßen von Harajuku treffen diese Stücke auf Luxusaccessoires von Louis Vuitton –eine Mischung, die längst globale Trends bestimmt. Selbst westliche Modehäuser wie Dior Homme oder Balenciaga greifen inzwischen auf Codes zurück, die ursprünglich aus Japans WorkwearKosmos stammen: übergroße Silhouetten, Utility-Taschen, Stoffe, die roh wirken, aber technisch raffiniert sind.

MARGIELA UND DIE

EUROPÄISCHE ÜBERSETZUNG

Während die japanische Avantgarde Paris eroberte, griff auch ein europäischer Visionär dieselben Codes auf: Martin Margiela. Der Belgier verstand Workwear als universelle Sprache der Mode. Er zerlegte Arbeitsuniformen, Flohmarkt-Jacken und Overalls, setzte sie neu zusammen und ließ das Prozesshafte sichtbar werden. Seine radikalste Referenz an Japan war jedoch der Schuh: die Tabi Boots, inspiriert von japanischen Arbeiterschuhen mit geteilter Zehe, die Bauern und Bauarbeiter trugen. 1989 brachte Margiela sie in Leder auf den Laufsteg – und machte aus dem praktischen Alltagsschuh ein globales Avantgarde-Symbol. Auch die späteren Replica-Sneaker, angelehnt an Bundeswehr-Trainingsschuhe, zeigten, wie sehr Workwear – ob westlich oder japanisch – für ihn die Grundlage von Luxus war. Damit entstand eine Brücke: Während in Tokio Workwear zur Avantgarde erhoben

wurde, wurde sie in Paris durch Margiela zum Mythos.

WARUM GERADE JETZT?

Die Wiederentdeckung von Workwear in der Mode hat auch mit der Gegenwart zu tun. In einer Welt, die von Überfluss und digitaler Oberfläche geprägt ist, sehnen sich viele nach Echtheit. Japanische Mode bietet das, aber ohne Nostalgie. Sie erhebt Arbeitskleidung zu Kunst, ohne ihre Ursprünge zu vergessen.

Es ist eine Philosophie, die weit über Mode hinausgeht: eine Haltung, die Wertschätzung, Respekt und Nachhaltigkeit vereint. „Workwear ist ehrlich“, sagt Designer Takahiro Miyashita (TheSoloist). „Sie erzählt Geschichten über Leben, nicht über Trends.“

EIN HAUCH VON GLAMOUR IN DER HÄRTE

Was Japan so besonders macht: Es gelingt, selbst in den rauesten Stoffen eine subtile Eleganz zu finden. Auf einer Fashion Week Show in Tokio kann eine Bauarbeiterjacke mit funkelnden Stickereien versehen sein, kombiniert mit Perlenketten und Seidenhosen. Der Kontrast wirkt nicht wie ein Bruch, sondern wie eine Offenbarung: Schönheit liegt im Funktionalen, Glamour in der Härte.

DIE ZUKUNFT DER WORKWEAR-AVANTGARDE

Die nächste Generation japanischer Designer setzt den Weg fort, mit einem noch stärkeren Fokus auf Nachhaltigkeit und Innovation. Von Upcycling-Projekten bis hin zu Hightech-Stoffen, die wetterfest und zugleich luxuriös sind, wächst eine Bewegung, die globale Strahlkraft hat. Workwear ist längst nicht mehr nur Mode. Sie ist kulturelles Statement, Avantgarde und Zukunftsvision zugleich.

Vielleicht liegt darin die Essenz japanischer Mode: Sie zwingt uns, das Gewöhnliche neu zu sehen. Wo andere nur Arbeitskleidung erkennen, sehen Japans Designer Poesie, Rebellion und eine neue Form von Eleganz. Ein Paar Workboots oder eine geflickte Denim-Jacke können dann genauso glamourös sein wie ein CoutureKleid, wenn man nur versteht, wie man sie trägt.

Mode

ZWISCHEN EUROPA UND JAPAN, ZWISCHEN KONZEPT UND SCHÖNHEIT, ZWISCHEN ALLTAG UND PHILOSOPHIE: DIE IN JAPAN LEBENDE ÖSTERREICHISCHE DESIGNERIN EDWINA HÖRL DENKT MODE ALS SPRACHE. IHRE ENTWÜRFE SIND MEHR ALS KLEIDUNG – SIE SIND REFLEXION, DENKANSTOSS UND BRÜCKE ZWISCHEN WELTEN. IM GESPRÄCH ERZÄHLT SIE, WARUM STOFFE MANCHMAL MEHR SAGEN, ALS SIE SELBST GEPLANT HAT, WIESO SIE KLISCHEES ALS CHANCE BEGREIFT UND WESHALB WAHRE SCHÖNHEIT IMMER AUCH HALTUNG BEDEUTET.

Text: Nina Prehofer

ALS DENKRAUM

Ihre Entwürfe wirken oft wie kleine Denkanstöße aus Stoff – wann haben Sie zuletzt selbst gestaunt, was ein Kleidungsstück alles „sagen“ kann?

Wenn ich entwerfe, beginne ich mit einer Idee, einem Konzept, manchmal einem Material oder einer Technik. Doch im Laufe des Prozesses entwickelt das Stück oft eine eigene Sprache, die ich nicht komplett kontrollieren kann.

Das ist ein besonderer Moment: Wenn sich Form, Stoff und Schnitt so verbinden, dass das Kleidungsstück eine Haltung ausdrückt, die über meine ursprüngliche Intention hinausgeht.

Es ist, als würde der Stoff selbst erzählen – von Zeit, Raum, Kultur und Bewegung. Diese unerwarteten „Botschaften“ machen das Gestalten für mich spannend und lebendig.

Manchmal bringt mich genau dieses Staunen dazu, alte Entwürfe neu zu denken oder scheinbar vertraute Formen radikal anders zu betrachten.

Japan und Europa – zwei Welten, zwei Ästhetiken. Wo erwischen Sie sich selbst dabei, dass Sie klischeehaft denken? Zwischen Japan und Europa zu arbeiten, bedeutet für mich, ständig mit Projektionen zu leben – auch mit meinen eigenen.

Ich denke, Klischees entstehen nicht aus Ignoranz, sondern oft aus einem Bedürfnis nach Orientierung. Doch gerade als Gestalterin interessiert mich das Dazwischen: jener Raum, in dem Kategorien verschwimmen, in dem Erwartungen sich auflösen und neue Verbindungen sichtbar werden.

Meine Arbeit will nicht Kulturen vereinen oder ästhetische Codes „mischen“. Sie will zeigen, wie wir sehen – und wie stark unser Sehen geprägt ist von historischen, kulturellen und gesellschaftlichen Filtern. Der produktive Widerspruch zwischen beiden Welten ist für mich kein Problem, sondern mein Arbeitsfeld – und vielleicht eine Chance für neue Perspektiven.

Sie sprechen oft von Konzepten hinter Ihrer Mode. Gibt es auch Momente, in denen Sie sagen: „Ach, jetzt einfach nur schön machen“?

Schönheit ist für mich kein Gegensatz zum Konzept – sie ist Teil davon. Ich habe nicht den Anspruch, Mode zu „verkomplizieren“. Aber ich glaube, dass echte Schönheit dort entsteht, wo Form, Inhalt und Haltung zusammenkommen.

„Einfach schön“ ist oft das Ergebnis von viel konzeptueller Arbeit, auch wenn man das dem Kleidungsstück nicht ansieht.

Welches Kleidungsstück verrät Ihrer Meinung nach am meisten über eine Person – und warum?

Es ist weniger ein bestimmtes Kleidungsstück als einerseits die Art, wie jemand Kleidung trägt, die viel über eine Person verrät. Andererseits sagt die Art, wie jemand Kleidung kombiniert, mehr aus als ein einzelnes Kleidungsstück, denke ich. Ausgenommen vielleicht Kleider oder Overalls.

In Zeiten von Fast Fashion: Was macht ein Kleidungsstück für Sie überhaupt noch „wertvoll“?

Ein Kleidungsstück ist für mich dann wertvoll, wenn es eine Geschichte erzählt – sei es durch die Art, wie es gefertigt wurde, durch das Material oder durch den kulturellen oder sozialen Kontext, in dem es steht. In einer Welt, die von Überproduktion und kurzlebigen Trends geprägt ist, bedeutet Wert für mich nicht Luxus oder Markenname, sondern Tiefe, Zeit, Aufmerksamkeit. Ich glaube an Kleidung als Medium – als Möglichkeit, Haltung auszudrücken und Beziehungen aufzubauen: zur Umwelt, zu den Menschen, zur eigenen Identität. Wenn ein Kleidungsstück in einem respektvollen Prozess entstanden ist, der Ressourcen achtet, Menschenwürde wahrt und Reflexion zulässt, dann wird es für mich wertvoll. Es geht darum, wieder zu spüren, was wir tragen – nicht nur am Körper, sondern auch an Verantwortung.

Wenn Sie Mode mit einem philosophischen Begriff beschreiben müssten – welcher würde am ehesten passen?

„Performativität“, die Kleidung als Handlung und nicht nur als Hülle, und vielleicht „Ästhetik des Politischen“, die Kleidung als Reflexion auf Gesellschaft, nicht bloß als Konsumgut. Performativität beschreibt, dass Identität nicht fest vorgegeben ist, sondern durch Handlungen, Gesten, Sprache und Kleidung immer wieder neu hervorgebracht wird. Die Ästhetik des Politischen beschreibt, wie ästhetische Formen (Kunst, Design, Mode etc.) gesellschaftliche Machtverhältnisse sichtbar machen, verschieben oder kritisieren können.

Haben Sie schon einmal eine Kollektion begonnen und dann komplett verworfen, weil die Idee Sie plötzlich gelangweilt hat? Nein, noch nie. Eine Kollektion ist für mich kein spontaner Einfall, sondern immer ein längerer, intensiver Prozess. Ich lasse mich ganz auf diesen Weg ein –und unterwegs stellen sich viele Fragen, auf die ich Antworten finden muss. Das ist herausfordernd, aber niemals langweilig. Würde ich denselben Prozess zu einem anderen Zeitpunkt beginnen, käme wahrscheinlich eine komplett andere Kollektion dabei heraus. Genau das fasziniert mich daran.

Was nervt Sie mehr: Mode als bloßer Konsumartikel oder Mode als elitärer Kunstanspruch?

Beides ist problematisch, auf unterschiedliche Weise. Mode als reiner Konsumartikel entwertet Kleidung, Menschen und Ressourcen. Sie fördert Ausbeutung, Verschwendung und eine Entfremdung von unserem eigenen Körper und unseren Bedürfnissen. Aber auch Mode als elitärer Kunstanspruch kann ausgrenzen – sie wird dann zum Selbstzweck, unnahbar, realitätsfern. Mich interessiert ein Dazwischen: Mode als Alltagspraxis, als Möglichkeit, kritisch zu denken, sich zu positionieren, Verbindungen zu schaffen. Mode ist kein Statussymbol und keine Galeriearbeit – sie ist eine soziale Sprache.

EDWINA HÖRL

Text: Nina Prehofer

ZÄHLT ZU DEN SPANNENDSTEN VERTRETERN DER ÖSTERREICHISCHEN GEGENWARTSKUNST. MIT SEINEN „REAKTIVEN BILDERN“ VERSCHIEBT ER DIE GRENZEN DER MALEREI, INDEM ER MATERIALIEN UND PROZESSE IN DEN VORDERGRUND RÜCKT, DIE SICH DEM TOTALEN KÜNSTLERISCHEN ZUGRIFF ENTZIEHEN. IN SEINER PRAXIS WIRD DAS BILD NICHT ABGESCHLOSSEN, SONDERN ZUM LEBENDIGEN EREIGNIS UND DAMIT ZU EINER STILLEN, POETISCHEN REVOLTE GEGEN DAS ERWARTBARE.

DIE STILLE REVOLTE DER

ÜBER

SIMON QUENDLER

Simon Quendler wurde 1983 in Wernberg, Österreich, geboren. Sein Medium sind die zeitgenössische Malerei, Prozess- und Materialkunst. Sein zentrales Thema ist die Transformation. Er lebt und arbeitet in Wien und Kärnten.

simonquendler.com

Simon Quendler ist ein Künstler, der den Begriff der Malerei nicht nur erweitert, sondern ihn von Grund auf neu befragt. Seit mehr als zwei Jahrzehnten arbeitet er in Wien und hat in dieser Zeit eine Praxis entwickelt, die weniger mit dem klassischen Atelier als mit einem Labor vergleichbar ist. Seine Werke entstehen in Prozessen, in denen Farbe, Chemikalien und organische Substanzen nicht bloß Mittel zum Zweck sind, sondern eigenständige Akteure. Es ist kein Zufall, dass Quendler von Kritikern und Kuratoren den Beinamen „Malchemist“ erhielt. Er setzt Stoffe wie Kaliumsorbat, Aluminiumsilikat oder Cadmiumsulfid ein, kombiniert sie mit Vulkanasche, Harzen, Metallen oder sogar der gehärteten Haut von Alligatoren. Diese Ingredienzien sind die eigentlichen Protagonisten. Sie reagieren, verändern sich, bilden Kristalle, Risse, Schichtungen. Quendlers Rolle ist nicht die des uneingeschränkten Schöpfers, sondern die eines Impulsgebers, der Prozesse anstößt, deren Ausgang er nur bedingt kontrollieren kann.

Kuratorisch betrachtet, öffnet Quendlers Arbeit ein Feld, in dem Malerei in ein performatives Verständnis überführt wird: Die Leinwand ist nicht mehr fertiges Artefakt, sondern Schauplatz einer Transformation, die während der Betrachtung fortbesteht. In Ausstellungen wie „Reaktionen“ im Bank Austria Kunstforum Wien (2017) wurde diese Dynamik eindrucksvoll sichtbar. Besucher traten nicht vor abgeschlossene Bilder, sondern vor Werke im Werden. Objekte, die sich über die Dauer der Schau weiterentwickelten. Diese Verschiebung des Fokus vom Resultat zum Prozess verweist auf ein grundlegendes künstlerisches Denken: Malerei als offenes System.

Gerade in Zeiten, in denen Kunstmärkte und Bildkulturen auf das Glatte, Perfekte, sofort Verständliche drängen, insistiert Quendler auf der Unvorhersehbarkeit. Seine Arbeiten tragen das Risiko in sich, nicht zu gehorchen. Sie können fleckig werden, sich verfärben, zerfallen. Doch genau darin liegt ihre ästhetische Kraft. Sie konfrontieren uns mit Vergänglichkeit, mit dem Eigenleben der Materie, mit der

Materie

Frage nach Kontrolle und Autonomie. Es sind Fragen, die über die Malerei hinausweisen: Wie gehen wir mit Ressourcen um? Was geschieht, wenn wir den Dingen Zeit geben, ihren eigenen Prozess zu entfalten?

Aus der Nähe betrachtet offenbart sich eine mikroskopische Welt von Partikeln, Schichtungen und Strukturen, die an geologische Formationen oder biologische Wachstumsprozesse erinnern. Aus der Distanz hingegen erscheinen die Bilder als atmosphärische Felder mit fast metaphysischer Strahlkraft. Diese doppelte Lesbarkeit – mikrologisch und makrologisch – macht ihre Faszination aus. Quendler operiert an der Schnittstelle von Naturwissenschaft, Philosophie und Kunst, ohne sich in einer dieser Disziplinen zu erschöpfen.

Für eine kuratorische Einordnung ist zentral, dass Quendlers Werk nicht einfach in die Tradition der abstrakten Malerei einzuordnen ist. Vielmehr aktualisiert er historische Diskurse um das Informel und die Materialästhetik der Nachkriegszeit, verschiebt sie aber in ein zeitgenössisches Register, in dem ökologische und

gesellschaftliche Fragestellungen mitschwingen. Wenn er mit Reststoffen oder ungewöhnlichen Substanzen arbeitet, dann geht es nicht nur um Oberflächenwirkung, sondern auch um eine Ethik des Materials, eine Reflexion darüber, was künstlerische Praxis im 21. Jahrhundert sein kann. So entstehen Arbeiten, die weder nur Objekt noch nur Prozess sind. Sie sind Manifestationen einer Haltung: die Anerkennung, dass Kunst nicht nur Darstellung, sondern auch Transformation ist. In diesem Sinn sind Quendlers Bilder weniger abgeschlossen als vielmehr durchlässige Ereignisse, die das Verhältnis von Mensch und Materie neu verhandeln. Simon Quendlers Position in der österreichischen Gegenwartskunst lässt sich daher als eine stille, aber beharrliche Revolte begreifen. Er widersetzt sich dem Erwartbaren, indem er das Eigenleben der Stoffe in den Mittelpunkt stellt. Seine Malerei ist ein offenes System – fragil, widerständig, poetisch. Sie fordert uns auf, länger zu verweilen, genauer hinzusehen, das Werden selbst als ästhetischen Wert zu begreifen.

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