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BALKONE UND TERRASSEN IN DEUTSCHLAND
Verwertbar als insektenfreundliche Blühflächen?
Diese Idee funktioniert nur, wenn ein großes Umdenken bei den Besitzern der Balkone und Terrassen in der Gestaltung sowie Bepflanzung stattfindet und Gartencenter und Supermärkte ihr Sortiment auf heimische Wildstauden und Blumensaaten umstellen. Das hätte ein hoch zu bewertendes Öko-Potenzial in urbanen Gebieten mit circa 50 000 Blumenwiesen á 1 000 Quadratmetern.
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Welche Gründe hat Insektensterben und was kann dagegen getan werden?
In allen Medien wird berichtet, was auf uns zukommt, wenn wir weiterhin so viel Massen- und Artenverluste an Insekten erleiden. Inzwischen sind es nachweislich 70 Prozent an Masse, die jedes Frühjahr einfach nicht mehr da sind. Die Gründe sind vielzählig, wie der Einsatz von diversen Pestiziden weltweit oder der Verlust von Lebensräumen für die Insekten. Sei es am heimischen Blütenangebot oder auch an Lebensräumen, wo die Brut abgesetzt werden kann. Deshalb ist die Sicherung der noch vorhandenen Lebensräume, die Minimierung der eingesetzten chemischen Substanzen und die Schaffung neuer Lebensräume von großer Bedeutung.
Beinahe jeder hat die Gelegenheit, Rückzugsgebiete und Nahrungsmöglichkeiten für Insekten zu schaffen. Für über 500 Wildbienenarten, Hummeln, Schwebfliegen, Wespen, Hornissen, Käfer, Schmetterlinge, Spinnen und Ameisen. Alle haben ihren Sinn und Zweck in der Natur. Diese Tiere leben von und mit den Wildblumen, Totholz, Blühgehölzen und Bäumen. Von diesen Insekten leben auch viele andere Tiere, die wir nicht verlieren möchten – wie Rotkehlchen, Igel, Zwergspitzmäuse und mehr.
Balkone, Terrassen und Garagendächer bieten Lebensräume auf kleinstem Raum
Wichtig ist die richtige Bepflanzung der vorhandenen Blumenkästen, Pflanztröge und Minibeete mit heimischen Blühgehölzen, Stauden, Wildblumen und Blumenzwiebeln.
Wenn möglich mit der Ausstattung von kleinen Sandhügeln und Lehmhaufen, kleineren Holzstämmen oder Asthaufen. Nicht zu vergessen sind zugängliche Wasserstellen.
Also weg von den sterilen Geranienangeboten im Frühjahr. Lasst die überdüngte Massenware bei den Discountern links liegen. Diese optisch vielleicht ansprechenden Blumen bieten unserer heimischen Tierwelt sehr, sehr wenig. Fragt den Gärtner eures Vertrauens nach heimischen Stauden und Blumensaaten. Hier ist die nesselblättrige Glockenblume, die Kugeldistel, der Wasserdost und der Teufelsabbiss zu suchen und an den richtigen Standort zu pflanzen. Man muss wissen, dass auch heimische Blumen und Gehölze den richtigen Platz zum Gedeihen brauchen. Trocken oder feucht, sonnig oder schattig, windig oder windstill. Das ist Wissen eines guten Gärtners oder man liest es sich an.
Wo ist solches Wissen zu finden?
Es braucht Zeit und Muße für das Thema Grundwissen zu sammeln. Am Ende ist es bestimmt eine Genugtuung, wenn ihr mit euren Smartphones demnächst Blattwanzen oder Schwebfliegen auf der wilden Möhre in der bepflanzten Suppenschüssel fotografieren könnt. Lasst euch inspirieren und animieren nicht nur naturnah zu denken, sondern nach euren Möglichkeiten zu handeln.
© privat
Denkt daran, die meisten Pflanzen, die ihr in den Blumentrog setzt, blühen mehrere Jahre. Wenn ihr gut seid, erntet ihr euren eigenen Samen und begeistert damit euren Nachbarn. Viel Erfolg und traut euch, denn ihr wisst: „Es geschieht nichts Gutes, außer man tut es.“
Axel Kornblum
Buchtipps zum richtigen Handeln im Shop des Naturgarten e. V.: Naturnahe Balkone und Topfgärten (Naturgarten e. V.), Das Wildpflanzen Topfbuch (Reinhard Witt), Fertig zum Einzug: Nisthilfen für Wildbienen (Werner David), Haufenweise Lebensräume (Sigrid Tinz), Schön wild (B. Kleinod und F. Strickler)