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VERLAGE ZUM VERLIEBEN
Der Hype um Romance-Imprints und ihre Bücher
Immer mehr Verlage gründen Imprints, ganz speziell zum Genre Romance beziehungsweise New/ Young Adult. Liebesgeschichten sind gefragter denn je, vor allem bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen. Das gilt nicht nur für den deutschen Buchmarkt, sondern auch international. Vor allem über die sozialen Medien, wie Instagram und TikTok, entsteht dabei ein regelrechter Hype.
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„Verliebe dich immer wieder neu in unsere Bücher, deren Geschichten und Charaktere.“ So ungefähr beschreiben die meisten Verlage ihre Romance-Imprints. Dass sie damit Erfolg haben, merkt man schnell. Sowohl bei LYX, dem Imprint von Bastei Lübbe, welches schon seit 2007 auf dem Markt ist, als auch bei den Neueinsteigern wie LoeweIntense (2021) vom Loewe Verlag oder everlove (2022) vom Piper Verlag.
Der Hype auf Social Media
Bookstagram und Booktok boomen. Das bringt den Verlagen nicht nur viele neue Leser:innen, sondern erweitert auch die Möglichkeiten der Vermarktung. Die Imprints erstellen eigene Accounts und produzieren Content, ganz spezifisch nach den neuesten Trends und ihren Leser:innen. Selbst in den Buchhandlungen finden sich bereits Verkaufstische oder Regale zum Thema #Booktok.
Ein weiterer Vorteil für die Verlage: der Lizenzhandel mit jenen gehypten Büchern. Auf diesen Plattformen ist nämlich nicht nur der deutsche Buchmarkt vertreten, sondern vorwiegend auch der internationale. Wenn man sich nun die Verlagsvorschauen für das nächste Jahr anschaut, findet man schnell einige der Bücher wieder. So schafft es selbst der „kleinere“ Lago Verlag mit einem durch Social Media gehypten Buch wie Welch grausame Gnade von Chloe Gong auf die Spiegel-Bestseller Liste.
Immer wieder das Gleiche
Wie bei anderen Buchgenres auch, arbeiten die Verlage im Romance Segment nach einem ähnlichen Prinzip: Bunte, aufwendig gestaltete Cover sind beliebt, welche vor allem die weibliche Leser:innenschaft ansprechen sollen. Schließ- lich machen diese einen Großteil der Verkäufe aus. Es wird mit Buchreihen gearbeitet, damit Kund:innen nicht nur ein Buch kaufen, sondern am besten gleich mehrere. Sogar die Klappentexte sind auffälligerweise ähnlich geschrieben.
Die Verlage sehen dabei ein klares Verkaufskonzept, aber wie wirkt das speziell auf die Kund:innen? Macht es wirklich Sinn, dass die Romance Bücher in ihrer Gesamtheit dann so ähnlich sind? Oder macht es nicht viel eher den Eindruck, dass hinter all diesen Büchern mit scheinbar gleichen Covern und gleichen Klappentexten im Endeffekt die gleiche Geschichte steckt? Was unterscheidet jenes Buch von hundert anderen wirklich? Will man tatsächlich immer ähnlich wirkende Bücher, oder sehnt man sich beim Stöbern durch die Buchhandlung nicht auch mal nach etwas Neuem und Überraschendem?
Die Sache mit den Extras
Außerdem beliebt: farbige Buchschnitte, Charakterkarten, Signieraktionen und so weiter… Heutzutage scheint es nicht mehr zu reichen, einfach nur ein Buch herauszubringen. Mittlerweile wünschen sich die Leser:innen eben genannte Extras, möglichst kostenlos dazu. Große Verlage machen es vor, kleinere ziehen nach. Autor:innen müssen ihre Fans enttäuschen, wenn die erste Auflage keinen bunten Farbschnitt hat oder rechtfertigen, dass es zu ihrem neuen Buch keine Signieraktion gibt. Aber sollte es nicht eigentlich viel mehr um die Romane und deren Geschichten an sich gehen? Müssen diese Extras immer sein? Braucht es zu jedem Buch eine Postkarte, auf der die Protagonist:innen illustriert sind? Geht es beim Lesen nicht viel mehr darum, sich diese nach seiner eigenen Fantasie vorzustellen? Und braucht heutzutage jeder Roman einen farbigen Buchschnitt, wenn er am Ende doch sowieso nur zwischen vielen anderen im Regal steht? Zählen nicht eigentlich das Leseerlebnis und die Unterhaltung, das Verlieben in Bücher, wie die Verlage es doch so deutlich betonen?
Anna Göber