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St. Isidor
Eine Erinnerung
Psychische Erkrankung, Depressionen, Antidepressiva, Antipsychotika, Borderline-Syndrom – Begriffe und Ausdrücke, denen wir fast tagtäglich in der einen oder anderen Form im Alltagsleben oder in den Medien begegnen. Im Therapiezentrum „St. Isidor“ am Kohlerer Berg werden Menschen mit den unterschiedlichsten psychiatrischen Krankheitsbildern, die parallel auch eine Suchtkrankheit aufweisen, aufgenommen und betreut. Mittlerweile ist ein erster Patient von einer psychiatrischen Haftanstalt mit niedriger Sicherheitsstufe in St. Isidor aufgenommen worden, wobei noch weitere folgen werden.
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Ich hatte die Möglichkeit über ein Jahr lang im Therapiezentrum zu arbeiten und im direkten Kontakt mit dieser Art von Patienten zu stehen. Ich kann ohne schlechtes Gewissen behaupten, dass ich hin und wieder an meine körperlichen und nervlichen Grenzen gestoßen bin, da diese Arbeit sehr viel Kraft und Energie braucht und auch verbraucht. Ich konnte im Rahmen meiner täglichen Arbeit erfahren, was es heißt an Depressionen zu leiden oder mit einer drogeninduzierten Psychose zu kämpfen. Ich hatte die Möglichkeit
22 direkt an der „Front“ zu sehen, was es bedeutet am Borderline-Syndrom erkrankt oder mit Suizid-Verhalten konfrontiert zu sein. Meine anfängliche Skepsis und Kritik Medikamenten gegenüber war bald verflogen, denn für manche Patienten ist eine medikamentöse Behandlung unumgänglich und ermöglicht ihnen auch eine gute Lebensqualität. Wie oben schon erwähnt, ist mittlerweile ein erster Häftling aus einer psychiatrischen Haftanstalt in St. Isidor aufgenommen worden. Die Aufregung im Team im Vorfeld war groß, doch bis dato hat sich der neue Patient im Haus sehr gut eingelebt und es hat noch keine allzu großen Schwierigkeiten gegeben.
Trotz vieler Entbehrungen und Schwierigkeiten, gab mir diese Arbeit auch viele positive Eindrücke. Schwierige Patienten und „Meister der Tarnung“ zeigen ihre weiche und sensible Seite; junge und ehemals psychotische „Rebellen“ genesen wieder und finden in die Gesellschaft zurück und alte chronische Patienten bekommen einen Platz in einer Wohngemeinschaft und erhalten so wieder ein Stück an Lebensqualität.
Bei der Arbeit mit diesen Menschen ist ein heterogenes und gut funktio
nierendes Betreuerteam das Um und Auf. Ich möchte hiermit ausdrücklich sagen, dass ich mich sehr gut mit meinen Arbeitskollegen verstanden und gerne mit ihnen gearbeitet habe und wünsche allen auch in Zukunft nur das Beste!
Horst Gamper
