UFA-Revue 12/2012

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MARKTGERECHTE SCHWEINEPRODUKTION NUTZTIERE

Erfolgsrezept «Abnahmevertrag» DIE BIO-SCHWEINEHALTUNG ist anspruchsvoll, der Markt für Bio-Schweine klein und sensibel. Heute halten sich Angebot und Nachfrage die Waage. Produzenten sollten unbedingt auf Abnahmeverträge setzen, damit das so bleibt.

Schwein mit Bio Die Bio-Schweinezucht ist höchst anspruchsvoll: Lange Säugezeiten, kein prophylaktischer Antibiotikaeinsatz, Auslauf für Ferkel ab der dritten Woche, Bio-Fütterung und vieles mehr. Für eine Zertifizierung durch Bio Suisse wird «Gesamtbetrieblichkeit» vorausgesetzt, das heisst, der gesamte Betrieb muss die Knospe-Richtlinien erfüllen. Schweinezüchter sollten unbedingt die Abnahme vertraglich absichern – und zwar vor dem Einstieg in den BioSchweinemarkt.

Auslauf ist für Bio-Schweine vorgeschrieben.

Die Bio-Richtlinien setzen die Erfüllung der RAUS-Anforderungen bei allen Tierkategorien voraus. Auch bei den säugenden Mutterschweinen erfordert dies den Bau und die tägliche Reinigung der nötigen Ausläufe im Freien. Da in der Bio-Schweinehaltung der Einsatz von Medizinalfutter nur in absoluten Ausnahmefällen zugelassen ist, sind nebst optimalen Haltungsbedingungen Kenntnisse des Tierbetreuers über komplementär-medizinische Methoden eine grosse Hilfe.

Im Jahr 2000 stellte der Grossverteiler Coop in Zusammenarbeit mit der Bio Pool AG seine Belieferung mit BioSchweinen sicher. Aktiv wurden BioSchweinezüchter und -mäster angeworben. Die Preise waren gut und die Produktion wuchs. Mit knapp 18 000 geschlachteten Schweinen lag sie 2004 leicht über der Nachfrage, so dass die Preise sanken. Darauf gaben viele BioBauern ihre Schweinehaltung auf. Als in den Jahren 2008 bis 2010 beide Grossverteiler nach zusätzlichen BioSchlachtschweinen fragten, gestaltete sich deren Beschaffung wesentlich schwieriger als erwartet. Bei Coop zeichnet sich Konstanz ab In den letzten beiden Jahren baute

Grafik: Mengenentwicklung Bio-Schlachtschweine 20 000

Quelle: Bio Suisse

Anzahl pro Jahr

1 .– 3. Quartal

16 000 12 000 8 000 4 000 0

2000

UFA-REVUE · 12 2012

2006

2012

Coop eine Vertragsproduktion auf und sprach damit direkt Produzenten an, die auf Bio umstellen wollten. So wurde eine regelmässige wöchentliche Belieferung sichergestellt. Planbarkeit ermöglichte es dem Detailhändler, neue Produkte einzuführen. Das stärkte den Absatz an Fleischprodukten wie BioWürsten oder -Schinken. Für das Jahr 2013 erwartet Coop eher Konstanz im Absatz von Bio-Schweinefleisch. Urs Weingartner, verantwortlich für den Einkauf von Labelfleisch, warnt: «Es braucht vorläufig nicht noch mehr Bio-Schweine.» In diesem vergleichsweise kleinen und damit verletzlichen Markt sollten keine Wagnisse eingegangen werden: «Bio-Schweine müssen verkauft sein, wenn sie geboren werden!», so Urs Weingartner. Laut Coop gibt es Betriebe, die per Januar 2012 in die Vertragsproduktion eingestiegen sind. Coop wird von diesen Betrieben noch bis Ende 2013 Umstellschweine abnehmen. Bereits seit Längerem nimmt Coop keine neuen Umstellbetriebe mehr auf.

Migros-Sortiment

Michèle Hürner

Werner Ammann

ausgebaut

Der Bio-Schweinefleischabsatz ist auch bei Migros seit 2011 gewachsen. In einzelnen regionalen Genossenschaften verkauft Migros mariniertes Bio-Schweinefleisch, und auch in der Charcuterie wurde das Sortiment stark ausgebaut: Bratspeck, Walliser Rohschinken und Aufschnitt in Bio-Qualität gehören unter anderem erst seit diesem Jahr zum Sortiment. Eine nationale Ausweitung mit Frischfleisch und SchweinefleischGrillartikeln ist momentan in Prüfung. Abhängig davon muss die Produktion geplant werden. 䡵

Autoren Michèle Hürner, Produktmanagerin Fleisch, Geflügel, Fisch, Bio Suisse, 4053 Basel. Werner Ammann, Präsident der Fachkommission Fleisch, 9608 Ganterschwil.

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www.ufarevue.ch

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