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Werner Büchel hat lange getüftelt, bis er die Idee hatte, die Kardmaschine für seinen Verwendungszweck einzusetzen und er hat vieles ausprobiert, bis es dann wirklich nach seinen Vorstellungen funktionierte. Dank der Hilfe des früheren Besitzers ist glücklicherweise die letzte der acht Kardmaschinen der heutigen Karderei erhalten geblieben. Und dank dessen Hilfe und Fachwissen konnte Werner Büchel die Maschine seinen Bedürfnissen anpassen. Es musste das richtige Mischverhältnis der unterschiedlich groben und feinen Kardwalzen herausgefunden werden. Da Werner Büchel, anders als in der Garnbereitung, die gesamte Wolle des Schafes verwendet, müssen im gleichen Arbeitsgang die feinen und die groben Haare alle gleichermassen gekardet werden. In früheren Zeiten war die Kardmaschine für schmalere und dünnere Bahnen eingerichtet. Jetzt ist es möglich, Matten in einer Dicke bis 25 cm herzustellen. Die gekardete Wolle wird mehrschichtig auf eine Rolle aufgespult, deren Umfang 3 m misst, und somit der maximalen Länge einer Matte entspricht. Die Breite ist je nach Kundenwunsch bis zu 1.4 m einstellbar. Die Isolationsmatten erreichen durch dieses Kardverfahren eine sehr gute Zugfestigkeit und können als vertikale Bahnen befestigt werden. Sie sind verarbeitungsfreundlich; es erübrigt sich das Zuschneiden, da sie problemlos in der Richtung der Haare in schmalere Bahnen getrennt werden können. Auf dieser restaurierten Kardmaschine ist es heute Werner Büchel möglich, Isoliermatten in einer Dicke bis 25 cm und einer maximalen Länge von 3 Metern herzustellen.

Natürliche Produktionsbedingungen nutzen Bevor die Wolle jedoch gekardet und zu Matten verarbeitet wird, muss sie noch gereinigt werden. Werner Büchel kann dafür die ehemalige Waschanlage der Karderei einsetzen, die aus alten aber wunderschönen intakten Maschinen besteht. Besonders freut ihn der Bach, welchen er gleichzeitig als Wasserlieferant sowie als Energiequelle nutzen kann. Das Wasser braucht er zum Reinigen der Wolle, die Energie liefert ihm ein altes Wasserrad, welches den Ventilator des Trocknungskastens betreibt. Mit einer sanften Reinigung der Schafwolle soll bloss der Schmutz ausgewaschen werden. Alle guten Eigenschaften der Wolle, wie sie das Schaf uns liefert, sollen möglichst beibehalten werden. Die feinen gekrausten inneren Haare besitzen einen hohen Dämmwert, die äusseren, gröberen Haare sind eher fettig und wasserabstossend. Nach dem Waschen und Trocknen wird die Wolle im «Wolf» gelockert und mit Borsalz angereichert. Das Borsalz hemmt die Vermehrung von Larven, d. h. schützt indirekt vor dem Befall von Motten und Insekten.

Impuls für benachbarte Schafbauern Die Wolle bezieht Werner Büchel von Schafbauern aus der näheren Umgebung, die zuvor ihre Wolle eher schlecht oder gar nicht verkaufen konnten und sie zum Teil sogar in der Kehrichtverbrennung entsorgten. Eine Tatsache, die Wer ner Büchel aufhorchen liess und mitunter ein Auslöser war, aktiv zu werden und diesen wertvollen Rohstoff für seine Idee zu nutzen. Handwerk 1/97 14


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