Sammelschiffchen: Die kleinste Bootsklasse finanziert große Schiffe
Vierzehn Tage auf Standby: Leben auf dem Seenotrettungskreuzer
Im Interview:
Botschafter und Bestsellerautor Klaus-Peter Wolf
Schauspieler
Wolfgang Fierek, der „Bayer auf Rügen“, übergibt 1996 das 50.000. Sammelschiffchen auf der Zugspitze vor dem „Münchner Haus“ an Wirt Hans Jörg Barth.
Rund um den Globus, in Höhen und Tiefen
Das „Schiffsregister“ verzeichnet manch ungewöhnlichen Liegeplatz. Sammelschiffchen reisen „huckepack“ auf dem Segelschulschiff „Alexander von Humboldt II“, auf einem Hapag-Lloyd-Großcontainerschiff und sogar unter Wasser auf einem UBoot der Deutschen Marine über –und durch – die Weltmeere. Mit dem Forschungseisbrecher „Polarstern“ erreichte eines den Nordpol. In der Antarktis wiederum liegt eines vor Anker auf der Forschungsstation „Neumayer III“.
Das 50.0000 Sammelschiffchen stellte Schauspieler Wolfgang Fierek 1996 auf der Zugspitze auf, nahezu
Wer Kapitän eines Sammelschiffchens werden möchte, braucht dazu weder einen eigenen Hafen noch ein Patent. Es genügt ein Ort, an dem viele Menschen verkehren, die es „beladen“. Die Beantragung erfolgt einfach via seenotretter.de/ sammelschiffchen
drei Höhenkilometer über dem Meeresspiegel. Vier Jahre später zog Sänger und DGzRS-Botschafter Reinhard Mey mit dem 55.000. nach – auf dem Berliner Fernsehturm, Deutschlands höchstem Gebäude. Auch tief unter der Erde ist eines zu finden, im Weltkulturerbe-Bergwerk Rammelsberg im Harz, und ganz in der Nähe im BrockenHotel in mehr als 1.100 Metern Höhe.
Im thüringischen Heilbad Heiligenstadt markiert ein Sammelschiffchen den von der Universität Bonn errechneten Mittelpunkt Deutschlands.
Die Bote können auch für Geburtstage, Familienfeiern oder Firmenjubiläen ausgeliehen werden, um statt Geschenken um eine Spende für die Seenotretter zu bitten. Neben dem Münzschlitz tragen diese Schiffchen anstelle des klassischen Einfüllstutzens für zusammengerollte Banknoten einen geldscheinbreiten Schlitz mit gummibereiftem Rädchen zum leichteren Einzug – Handbetrieb, wie früher auf den Ruderrettungsbooten.
150 Jahre Sammelschiffchen
Kleinste „Bootsklasse“ der DGzRS ist für die Finanzierung unverzichtbar
„Die Seenotretter – das sind doch die mit den kleinen rot-weißen Schiffchen!“ Richtig, seit 150 Jahren: Nur zehn Jahre jünger als die DGzRS selbst sind ihre Sammelschiffchen. Seit 1875 tragen sie frei nach dem Motto „Der Kleine hilft dem Großen“ nicht unerheblich zur Finanzierung bei. Und sie haben unverwechselbare Symbolkraft. Sie stehen gleichermaßen für den freiwilligen Einsatz der Seenotretter wie für die unabhängige, ebenso freiwillige Finanzierung – ohne jegliche staatlichöffentliche Mittel in Anspruch zu nehmen. Rund 13.000 Sammelschiffchen sind zwischen Flensburg und Sonthofen, zwischen Aachen und Frankfurt an der Oder aktiv. Mehr als 75.000 Einheiten der kleinsten DGzRS-„Bootsklasse“ sind bisher insgesamt vom Stapel gelaufen – einst aus Metall, seit den 1960er Jahren aus Kunststoff-Spritzgussteilen, bruchsicher verschweißt per Ultraschall. Wie die Großen, die Rettungseinheiten, müssen auch die Kleinen angesichts natürlichen Verschleißes regelmäßig modernisiert werden. Die jüngsten tragen modernste „Kommunikations- und Navigationsanlagen“: QR-Codes und NFC-Chips, um auch bargeldlose Zahlungen via Smartphone entgegenzunehmen. Erste Sammelbüchsen der Seenotretter, noch nicht in Bootsform, erwähnt der Jahresbericht 1868/69 der DGzRS. Sechs Jahre später kam das Thema auf der Gesellschaftsausschusstagung in Bremen am 29. Mai 1875 grundsätzlich auf die Tagesordnung. Der Bezirksverein Bremen beantragte, „der Vorstand wolle Placate anfertigen lassen, welche an geeigneten öffentlichen Orten mit Sammelbüchsen aufzuhängen sind“. Fünf Monate später waren die ersten in Form „geschmackvoller Böte“ fertig, hergestellt „nach dem Muster eines kleinen Peake’schen Bootes“. Diesen von James Peake entwickelten Ruderrettungsboot-Typ benutzte auch die junge DGzRS, bis sie ein leichteres, für
GEBURTSTAG VORAUS!
Sammelschiffchen aus verschiedenen Jahrzehnten: Die Form ist nahezu unverändert geblieben.
den Transport durch den losen Dünensand an der deutschen Nordseeküste tauglicheres Boot selbst entwickelt hatte. Die Sammelschiffchen sollten „an Orten, an welchen ein zahlreiches Publikum verkehrt, also in Bahnhöfen, Geschäften, Restaurationen, öffentlichen Gärten u. dgl., vornehmlich auch an Badeorten, in unseren Seebädern etwa auch an den Rettungsschoppen“ aufgehängt werden. 1.240 wurden allein im ersten Jahr gefertigt, die meisten (442) in die preußische Provinz Hannover verschickt, namentlich in den starken Bezirksverein Emden, 203 nach Schleswig-Holstein, 188 blieben in Bremen, jeweils rund 50 gingen nach Pommern, Sachsen und Rheinland/Westfalen, jeweils rund 25 nach Bayern, Hessen und Lübeck, jeweils zehn nach Brandenburg, Schlesien, Baden und Mecklenburg und sogar zwölf nach Österreich. Schon im zehnten Jahr nach ihrer
Einführung brachten die Sammelschiffchen mehr als 20.000 Mark, im Jubiläumsjahr der DGzRS 1890/91 wurde mit mehr als 27.000 Mark ihr höchstes Ergebnis vor dem Ersten Weltkrieg registriert. Nach dem Zweiten Weltkrieg mangelte es zunächst an „Baumaterial“ und einer „Werft“. 1950 war die Flotte wieder im Einsatz und erlöste 4.000 Mark. Von nun an ist der Erfolg ungebrochen. 1958 überschritt der Erlös 100.000 Mark, 1971 eine halbe Million, 1974 erstmals eine Million, und heute sind es bis zu einer Million Euro jährlich. Damals wie heute betreuen unermüdliche Ehrenamtliche die Sammelschiffchen von der Waterkant bis zum Alpenrand. Genauso wichtig sind die Aufsteller selbst, die ihre Kundschaft, Patienten und Gäste mit „ihrem“ Sammelschiffchen auf die Arbeit der Seenotretter hinweisen. Regelmäßig wird die „Fracht“ gelöscht und stets nach dem Vier-Augen-Prinzip gezählt.
Seenotretter bekommt Rolle im nächsten Ostfriesenkrimi
Sie sind heute ein bekannter Bestsellerautor. Wie war der Weg dorthin?
Bei einer Seenotretter-Übung vor Cuxhaven mimte Ostfriesenkrimi-Autor Klaus-Peter Wolf einen Schiffbrüchigen und wagte im Rettungsanzug den Sprung in die eiskalte Nordsee.
KLAUS-PETER WOLF: meiner Jugend musste ich immer ge gen den Rat der Erwachsenenankämpfen, „Lern erstmal etwas Vernünftiges“, hieß es. Doch ich ließ mich nicht entmutigen. Schon als Schüler war ich freier Mitarbeiter bei der „Westfälischen Rundschau“ in Gelsenkirchen, mit 16 Jahren war ich jüngstes Mitglied im Schriftstellerverband, und für meinen ersten Band mit Kurzgeschich ten erhielt ich 1972einen Literaturpreis. Anfangs konnte ich allerdings vom Romane schreiben nicht leben. Deshalb arbeitete ich für Tageszeitungen und schrieb Drehbücher für Fernsehserien wie „Tatort“ und „Polizeiruf 110“. Alles, was ich machte, diente jedoch immer dem Ziel, besser schreiben zu können. Letztlich hat der große Erfolg der Ostfriesenkrimis alle überrascht, mich eingeschlossen.
Jetzt setzen Sie Ihre Popularität für die Seenotretter ein. Seit wann kennen Sie die DGzRS? Seit meiner Kindheit. Mein Onkel war Ostfriese und Seemann. Als er sich in meine Tante verliebte, gab er sein Leben an der Küste auf, zog ins Ruhrgebiet und wurde Bergmann. Er hat mich oft an die Küste mitgenommen. An eine Situation kann ich mich noch genau erinnern: In einer Kneipe gab mir mein Onkel mal 20 Pfennig. Davon hätte ich Nüsse ziehen oder sie in einen Spielautomatenstecken können. Stattdessen warf ich sie ins Sammelschiffchen. Ich war neugierig, was passieren würde. Mein Onkel war so gerührt, dass er mir weiteres Geld für Bonbons gegeben hat, die 20 Pfennig haben sich echt gelohnt (lacht). Er erklärte mir, wofür die Schiffchen da sind. Meine Sehnsucht nach der See und meine Liebe zu Ostfriesland habe ich sicherlich von ihm. Sie haben im vergangenen Jahr in Norddeich und im Januar in Cuxhaven einige Seenotretter ken-
nengelernt. Wie ist Ihr Eindruck? Ich bin sehr freundschaftlich aufgenommen worden und haberichtig gute Typen kennengelernt, auf die sich alle auf See verlassen können. Die Seenotretter strahlen so etwas aus wie „Alles wird gut, wir können es zum Guten wenden“. Das fasziniert mich. Sie sind bescheiden, obwohl sie Helden des Alltags sind. So würden sie sich niemals selbst bezeichnen, denn das sagen wahre Helden niemals von sich. Wer sagt, er sei ein Held, wäre gern einer.
Sie haben vor Cuxhaven sogar an einer Übung teilgenommen, bei der Sie einen Schiffbrüchigen gemimt haben. War Ihr Sprung vom Seenotrettungskreuzer in die kalte Nordsee heldenhaft? Nein, ich wusste in meinem Herzen, mir wird nichts passieren, die Seenotretter holen mich raus, egal was geschieht. Ich habe mich bei ihnen die ganze Zeit sicher gefühlt. Vor der Übung hat mir die Besatzung alles genau erklärt, auch die Rettungsweste, die ist ohnmachtssicher und dreht den Körper vom Bauch auf den Rücken, damit das Gesicht nicht im Wasser liegen bleibt. Als Journalist und Schriftsteller bin ich natürlich neugierig und wollte wissen, ob es tatsächlich funktioniert. Auf dem Seenotrettungskreuzer hielt ich es noch für eine richtig gute Idee, mit dem Gesicht nach
Wir gratulieren der DGzRS herzlich zum Jubiläum und danken allen Seenotrettern für ihren unermüdlichen Einsatz auf See – gestern, heute und morgen.
Bestsellerautor Klaus-Peter Wolf über seine Arbeit als ehrenamtlicher Botschafter der DGzRS − und über ein Kindheitserlebnis mit Sammelschiff
unten ins Wasser zu springen. Direkt nach dem Absprung dachte ich: „Was für eine doofe Idee!“ Aber die Rettungsweste hat mich tatsächlich umgedreht, es hat geklappt. Danach war es wie Meditation. Gut, vielleicht war es etwas zu kalt dafür (lacht).
Einer der Seenotretter, die Sie kennengelernt haben, soll in Ihrem nächsten Krimi „Ostfriesenerbe“ eine Rolle spielen. Können Sie etwas darüber verraten?
Die Kulisse und Figuren meiner Romane haben immer ein reales Vorbild, lediglich der Fall ist fiktional. Wenn ein Maurer oder ein Konditormeister in meinen Geschichten vorkommen, gibt es siewirklich. So wird es auch bei dem Seenotretter sein. Es rattert schon in meinen Kopf. Vielleicht
wird er privat bedroht und Opfereines Gewaltverbrechens. Auf jeden Fall wird er von seinen Erlebnissen auf See erzählen.
Haben Sie davon abgesehen noch mehr Ideen, um die Seenotretter zu unterstützen?
Ich werde meinen Namen dafür einsetzen, ihre Arbeit noch stärker publik zu machen. In meinen Büchern gibt es ab sofort eine Seite, auf der ich zu Spenden für die Seenotretter aufrufe. Denn es beeindruckt mich wirklich sehr, dass sie rein spendenfinanziert sind. Bei meinen Lesungen trage ich beim Reinkommen immer die Seenotretter-Jacke und ein Sammelschiffchen steht auf dem Tisch. Ich erzähle von meinem Engagement für die DGzRS und von ihrer wertvollen Arbeit, um sie weiter in die Gesellschaft zu tragen.
Seit 160 Jahren unermüdlich im Einsatz für das höchste Gut. Wir gratulieren der DGzRS ganz herzlich! www.sparkasse-bremen.de
Vom Ruderboot zum Seenotrettungskreuzer
Die bewegende Geschichte der Seenotretter
Noch Mitte des 19. Jahrhunderts wird Seenot vielerorts als unabwendbares Schicksal angesehen. Zwar sind einzelne Hilfeleistungen mutiger Menschen an der Küste aus allen Zeiten überliefert. Doch bis sich humanitäre Gedanken im Zuge der Aufklärung überall durchsetzen, steht man dem Unglück auf See meist gleichgültig gegenüber. Innerhalb weniger Jahre ändert sich dies grundlegend.
Mitte des 19. Jahrhunderts geraten allein vor den deutschen Nordseeinseln jährlich mehr als 50 Schiffe in Seenot. Mit einfachen Booten durch die Brandung zu stoßen, um Schiffbrüchige zu retten, hält man seinerzeit für unmöglich. Zudem herrscht noch das jahrhundertealte Strandrecht, alles in Besitz zu nehmen, was das Meer an Land spült – ein willkommener Nebenerwerb für die überwiegend in bescheidenen Verhältnissen lebende Küstenbevölkerung. Doch innerhalb weniger Jahre vollzieht sich ein beinahe unbegreiflicher Wandel. Gemeinschaftsgeist und Hilfsbereitschaft überwinden die Ohnmacht des Einzelnen. 1860 ruft der Vegesacker Navigationslehrer Adolph Bermpohl nach schweren Schiffsunglücken an der Nordseeküste zur Gründung eines spendenfinanzierten Seenotrettungswerkes auf. 1861 gründet Oberzollinspektor Georg Breusing in Emden den ersten deutschen regionalen Verein zur Rettung Schiffbrüchiger. Weitere Vereine folgen entlang der Küste. Für den sinnvollen Zusammenschluss setzt sich der Bremer Redakteur Dr. Arwed Emminghaus ein.
1865 wird die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) am 29. Mai in Kiel gegründet. Sitz wird Bremen. Die Rettungsstationen sind ausgestattet mit speziell entwickelten offenen Ruderrettungsbooten sowie Raketenapparaten und Hosenbojen zur Hilfeleistung von Land aus. 1890, 25 Jahre nach Gründung, haben
die Seenotretter mehr als 1.800 Menschen gerettet. Es gibt 111 Stationen und mehr als 1.000 Freiwillige. Wichtige Aufgaben sind, die Rettungstechnik zu verbessern und die Seenotretter als Ersthelfer auszubilden.
1911 wird das erste Motorrettungsboot OBERINSPECTOR PFEIFER getauft. Schon 1913 sind acht neue und sechs nachgerüstete offene Boote mit Motor im Dienst. Nach dem Ersten Weltkrieg kommen nach und nach gedeckte Boote mit Dieselaggregaten zum Einsatz.
1939 sind 39 Motor- und 55 Ruderrettungsboote sowie 71 Raketenapparate auf 101 Stationen im Dienst. Im Zweiten Weltkrieg sind die Seenotretter unter dem Schutz der Genfer Konvention für „Freund und Feind“ verstärkt im Einsatz. Als unpolitische, rein humanitäre Organisation bewahrt die DGzRS ihre Eigenständigkeit, soweit es die Verhältnisse zulassen.
1945 trägt die Rolle der DGzRS während Krieges erheblich dazu bei, dass die Besatzungsmächte ihren Wiederaufbau nicht nur dulden, sondern unterstützen. Mit der Teilung Deutschlands setzt die DGzRS den Seenotrettungsdienst in der Deutschen Bucht und in der Westlichen Ostsee fort.
1957 wird der erste neuzeitliche Seenotrettungskreuzer mit Tochterboot getauft. Mit der THEODOR HEUSS beginnt eine wegweisende Ära im Bau moderner, selbstaufrichtender, äußerst seetüchtiger, schneller und vielseitiger Rettungseinheiten.
1965 erfährt die seit jeher eigenverantwortlich und unabhängig tätige DGzRS eine erste staatliche Rechtsgrundlage. Der Bund erkennt sie als alleinigen Seenotrettungsdienst an.
1967 verunglückt der Seenotrettungskreuzer ADOLPH BERMPOHL im Orkan vor Helgoland schwer. Die vierköpfige Besatzung und drei gerettete niederländische Fischer kommen ums
Leben: seenotretter.de/bermpohl. Bis Ende der 1970-er Jahre lösen neue Rettungseinheiten zwischen sieben und 44 Metern Länge mit bis zu 30 Knoten Geschwindigkeit die letzten Boote aus dem Krieg ab. 1982 überträgt der Bund die hoheitliche Aufgabe, den maritimen Suchund Rettungsdienst durchzuführen und zu koordinieren, verbindlich der DGzRS. Sie tut dies weiterhin gemeinnützig und unabhängig, ohne staatlichöffentliche Mittel zu beanspruchen. Die Einheiten der Rettungsflotte werden mit der weltweit verbindlichen Abkürzung SAR (Search and Rescue, Suche und Rettung) als Schiffe der zuständigen Organisation gekennzeichnet. Einsatzzentale für sämtliche SAR-Maßnahmen ist das Maritime Rescue Co-ordination
Adolph Bermpohl (links) rief 1860 zur Gründung eines spendenfinanzierten Seenotrettungswerkes auf. Arwed Emminghaus (rechts) setzte sich für den Zusammenschluss der verschiedenen Rettungsvereine ein.
Centre (MRCC) Bremen, die Rettungsleitstelle See der DGzRS. 1988 nimmt die DGzRS ihr eigenes UKW-Funknetz in Betrieb. Heute decken 19 Relaisstationen das Einsatzgebiet lückenlos ab. 1992 wird MRCC Bremen an das weltweite Seenot- und Sicherheitsfunksystem GMDSS (Global Maritime Distress and Safety System) angeschlossen. 1990 übernimmt die DGzRS bei der Wiedervereinigung erneut die Arbeit auf zunächst elf Stationen in Mecklenburg-Vorpommern, heute sind es 17. Innerhalb von nur vier Jahren gelingt es, die dortige Technik an den hohen Standard der DGzRS anzugleichen.
1995 verunglückt in der Neujahrsnacht der Seenotrettungskreuzer ALFRIED KRUPP im schweren Sturm auf
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Durch die 100 Hz Schall-Vibration entsteht ein in Schwingung versetztes Aerosol, das die feinen Engstellen passiert und bis in die Nasennebenhöhlen/Ohren (eustachische Röhre) gelangt, sodass das Medikament direkt am Ort der Entzündung wirken kann.
dem Rückweg von einem Einsatz vor Borkum. Zwei Seenotretter kommen ums Leben. Seit Gründung der DGzRS haben 45 Seenotretter ihr Leben im Dienst für andere verloren. seenotretter. de/retter-in-seenot
1996 richtet die DGzRS in Neustadt in Holstein ein Trainingszentrum zur strukturierten Aus- und Fortbildung ein. In Bremen geht bereits im Jahr zuvor ein Simulator in Betrieb. 1999 übernimmt die DGzRS nach Schließung von Norddeich Radio die Hörwache für den Not- und Dringlichkeitsverkehr auf UKW-Seefunk.
2003 wird der größte Seenotrettungskreuzer der DGzRS in Dienst gestellt. Das Einsatzgebiet der HERMANN MARWEDE ist die Deutsche Bucht. Heute sind rund 60 Rettungseinheiten im Einsatz. Die Rettungsflotte zählt zu den modernsten und leistungsfähigsten der Welt. Trotz aller Technik: Im Mittelpunkt steht nach wie vor der Mensch mit seiner freiwilligen Einsatzbereitschaft. Seit der Gründung haben die Seenotretter mehr als 87.300 Menschen aus Seenot gerettet oder Gefahr befreit. Wachsende Anforderungen an Mensch und Technik bestimmen die Arbeit in der Zukunft.
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Tag und Nacht im Einsatz
Das Kleine ist immer mit an Bord: Die Hermann Rudolf Meyer mit Tochterboot Christian.
Alles im Blick: Vormann Timo Wieck auf der Brücke des Kreuzers.
Die Deutsche Gesellschaft zur Rettung Schiffsbrüchiger sorgt für Sicherheit auf See
LAURA STACHE
Inmitten von Knöpfen zum Drücken und Drehen, bunten Displays sowie diversen Anzeigen und Telefonen bereitet Vormann Timo Wieck mit geübten Handgriffen die HERMANN
RUDOLF MEYER zum Auslaufen vor. Auf der Brücke schaukelt es leicht: Das Wasser der Außenweser bringt den 23,1-Meter-Seenotrettungskreuzer sachte in Bewegung. Es riecht nach Salzwasser und das ganze Schiff scheint zu vibrieren. In Rot und Weiß, wie der Kreuzer selbst, eilt die übrige Besatzung gezielt zum Taue und Leinen lösen. In unter drei Minuten verlässt das eingespielte Team den Liegeplatz am Lotsengebäude in
Bremerhaven und nimmt Kurs auf die Nordsee.
„Wir haben 60 bis 100 Einsätze im Jahr und kein Jahr gleicht dem anderen“, erzählt Wieck, der seit 2008 bei der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffsbrüchiger (DGzRS) dabei ist. Am häufigsten rücken die Seenotretter zu Grundsitzern, Motorausfällen und bei Orientierungslosigkeit aus. Besonders die kommenden Sommermonate lassen erfahrungsgemäß auf einen Anstieg der Notfälle schließen, wenn ausgelassene Badegäste und Wassersportlerinnen und -sportler sich bei steigenden Temperaturen wieder häufiger ins Meer begeben. „Zieht dann ein Gewitter auf, können wir den Motor eigent-
lich schon anwerfen“, sagt der Vormann. Der Wetterbericht und die Beobachtung der Wetterverhältnisse sei elementar für die Sicherheit auf See. Die Gezeiten, starke Stürme und Strömungen verursachen laut der Rettungseinheit regelmäßig Sedimentverschiebungen und machen die Nordsee dadurch zu einem unberechenbaren Gewässer. Die Besatzung weiß: „Wir dürfen nicht davon ausgehen, dass wir in vier Wochen noch dieselben Strecken fahren können wie heute.“ In unzähligen Revierfahrten stellen die Seenotretter also stetig Veränderungen im tückischen Wattfahrwasser fest, um nicht selbst auf Grund zu laufen.
Auch wenn die HERMANN
RUDOLF MEYER bei guten Wetterverhältnissen auf dem Meer unterwegs ist, zerrt der Wind schon kräftig an Kleidung und Haaren. Die Seenotretter fahren jedoch auch raus, wenn andere reingehen und riskieren bei hohem Wellengang und Sturm immer wieder ihr Leben. Werden Einsätze in Flachwassergebieten nötig, rutscht das „huckepack“ getragene Tochterboot CHRISTIAN rückwärts durch eine geöffnete Heckklappe ins Wasser. Schwungvoll und nicht ohne kleine Überschwemmungen landet es in der See und erleichtert durch die geringe Größe und weniger Tiefgang die Rettung.
Florian Thormälen, Timo Wieck und Sebastian Kernich sind volle 14 Tage zusammen im Dienst auf der HERMANN RUDOLF MEYER. Anschließend haben sie dann 14 Tage frei.
„Es ist einfach ein tolles Gefühl, den Leuten helfen zu können“, so Wieck über seine Leidenschaft zum Beruf. Die Arbeitszeiten folgen einem Rotationsmodell: Zwei Wochen Erholung auf dem Festland lösen zwei Wochen Dienst derzeit mit Norbert Schwoch (Maschinist), Florian Thormälen (Laufbahner) und Sebastian Kernich (Nautik) an Bord der HERMANN RUDOLF MEYER ab. Um 6.45 Uhr klingelt der Wecker, um 7.30 gibt es Frühstück. Kochen, duschen, und schlafen an Bord - Die Seenotretter befinden sich im Zeitraum der zwei Wochen rund um die Uhr auf „Standby“ und verlassen den Kreuzer nur kurzzeitig, beispielsweise um Vorräte aufzustocken oder um im gegenüberliegenden Gebäude ihre Wäsche zu waschen. „Auf so engem Raum ist nicht nur das fachliche Wissen und Eigenverantwortung wichtig, es muss auch auf menschlicher Ebene passen“, betont der Vormann.
16 Monate lang waren Videojournalisten immer wieder auf den DGzRS-Stationen Norderney, Cuxhaven, Deutsche Bucht/Helgoland, Travemünde und Warnemünde zu Gast. Im Auftrag des Norddeutschen Rundfunks und Radio Bremens drehte die Bremer Produktionsfirma Kinescope Film für die zehnteiligen ARD-Dokumentation „Die Seenotretter“. „Herausgekommen sind spektakuläre Bilder, die es so noch nicht gegeben hat“, sagt Frank Beckmann, Programmdirektor des NDR. Bei der Vorpremiere im Bremer Cinespace betonten Beckmann und Brigitta Nickelsen, die auf Seite von radio Bremen für das Projekt verantwortlich zeichnete, im Gespräch mit Yared Dibaba, wie sehr die Seenotretter zu Norddeutschland im Allgemei-
Dokumentation gibt authentische Einblicke in die Arbeit
terstreicht Brigitta Nickelsen, die die DGzRS bereits seit ihrer Kindheit auf Helgoland kennt. „Ihre Arbeit verdient unserer aller Respekt“, ergänzt Beckmann. Die Bilder der Serie vermitteln authentische Einblicke in die Gefühlswelt der Seenotretter, in die Tragik mancher Einsätze, aber auch in den Humor an Bord. Es ist diese ungewöhnliche, direkte Perspektive, die die Zuschauerinnen und Zuschauer in die Dokumentation hineinzieht und sie mit den
Seenotrettern mitfiebern lässt. Dies liegt sicher auch an den multiperspektivischen Aufnahmen, die mit fest installierten Kameras und Bodycams der Besatzungen sowie von Videojournalisten eingefangen wurden. All das lässt die Menschen hautnah an den Geschehnissen teilhaben. Deutlich wird dabei: Jeder Einsatz ist anders. Die je 30-minütigen Folgen dokumentieren die große Bandbreite der Notfälle: Feuer auf Schiffen, Menschen über Bord, Kollisionen, medizinische Notfälle auf See, manövrierunfähige Segler im Sturm – die Gründe für den Ruf nach den Seenotrettern sind vielfältig.
Alle Folgen der Reportagereihe sind seit dem 12. Februar in der ARD-Mediathek zu sehen: einfach seenotretter.de/ ard-serie eingeben.
In die Töpfe geschaut
Seenotretter-Kochbuch mit vielen Rezepten und Geschichten
Wer oft stundenlang im kräftezehrenden Einsatz auf Nordund Ostsee ist, muss auch gut essen: Für das neue Seenotretter-Kochbuch hat Autorin Silke Arends in Kochtöpfe und Kombüsen geschaut. Auf den Stationen der Deutschen Gesellschaft zur Rettung Schiffbrüchiger (DGzRS) hat sie originelle, aber zugleich einfache Rezepte gesammelt und spannende Geschichten aus dem Bordalltag der DGzRS-Besatzungen aufgeschrieben.
Verlassen Sie sich auf unsere starke Mannschaft.
Seit 160 Jahren stehen die Seenotretter für Einsatz und Verlässlichkeit – Werte, die auch unsere tägliche Arbeit prägen. Ob bei hohem Wellengang in wirtschaftlichen Fragen, steuerlichen Untiefen oder rechtlichen Klippen: Wir navigieren Sie sicher durch alle Herausforderungen.
Als modernes mittelständisches Beratungsunternehmen mit den Kernfeldern Wirtschaftsprüfung, Steuer- und Rechtsberatung finden wir gemeinsam mit Ihnen den richtigen Kurs. Unsere 1.200 Steuerkapitäne begleiten Sie an 19 Standorten in Deutschland und mit unseren CLA GlobalPartnern weltweit sind wir auf allen Decks bestens aufgestellt.
Wir freuen uns auf Ihren Funkruf.
dhpg
Die inzwischen vierte Auflage ist ein völlig neues Seenotretter-Kochbuch: Silke Arends hat sämtliche Rezepte neu zusammengetragen. Erstmals hat sie alle 18 der insgesamt 55 DGzRS-Stationen besucht, auf denen fest angestellte Besatzungen rund um die Uhr mit den größe ren Seenotrettungskreuzern einsatzbereit sind – also nicht weit von Kochtopf und Kombüse entfernt rund um die Uhr le ben und ar beiten.
„Seit das erste Seenot retter-Kochbuch vor mehr als 13 Jahren entstand, sind viele neue Besatzungsmitglieder auf die Stationen gekommen. Sie kochen nach anderen Rezepten und haben viele neue Geschichten erlebt. Beides habe ich mit großer Begeisterung aufgeschrieben“, sagt Silke Arends. Das Ergebnis ihrer Besuche der Seenotrettungskreuzer zwischen Borkum im Westen und der Greifswalder Oie im Osten ist ein Kochbuch
Für das Kochbuch teilten die Besatzungen der Rettungsstationen ihre Lieblingsrezepte und erzählten ihre Geschichten.
mit charmanten kulinarischen Kuriositäten, die gerade deshalb so besonders sind, weil sie mit wenig Aufwand und einfachen Hilfsmitteln – aber immer frisch! – auch an Bord zubereitet werden können. Die Gerichte sind den verschiedenen Stationen zugeordnet. Jede Station wird mit Informationen zur Mannschaft und zu besonderen Einsätzen vorgestellt. Es folgen je zwei bis vier – eigens von der jeweiligen Besatzung ausgewählte – Rezepte. Darunter sind originelle KombüsenKreationen wie „Lulus Boh-
nentopf“ von Norderney, „Sauerfleisch nach Oma Irma“ aus Büsum, „Seefeste Kartoffelsuppe“ aus Laboe, „Kassler mit Schlagseite“ vom Darßer Ort oder „Vormanns Fischklopse“ aus Sassnitz. Alle Schiffe, Stationen und viele Gerichte sind mit authentischen Fotografien bebildert. Die Musiker und DGzRS-Botschafter von Santiano haben zudem eigene kulinarische Kreationen beigesteuert. „Allzeit guten ... Appetit!“ Im Verkaufspreis ist einen Spendenanteil von einem Euro je Buch für die DGzRS enthalten. Das 144 Seiten starke Buch (Format 21 x 25 cm) mit zahlreichen Farb-Abbildungen ist bei Koehler im Maximilian Verlag Hamburg erschienen. Es kostet 24,95 Euro im und ist im Seenotretter-Shop erhältlich: seenotretter-shop.de (ISBN 978-3-7822-1385-1).