BER: selbstgemachtes Chaos durch bauliche Planänderungen
wir – in Ermangelung einer genügend großen Fläche – eine Zwischenebene einfügen mussten, die zu einer geringeren Geschosshöhe im Erdgeschoss führte, was wiederum zwanghafte Anpassungen der technischen Anlagen erforderte, die ihrerseits umfangreiche Planungs- und Bauänderungen auslösten.“104 Es wird deutlich, wie Fehlplanungen und sich widersprechende Anordnungen des Bauherrn Zeit und Kosten in besonders eklatanter Weise erhöhen. In Ermangelung eines fachlich determinierten Terminplans, der durch fachkundige Planer und Bauleiter mit den terminlich strukturierten Arbeitsabläufen erarbeitet werden müsste, ist das nach der Erfahrung von Gerkan beim Hauptstadtflughafen völlig anders: Ć Im Falle des Hauptstadtflughafens indes wurden – unabhängig von einem sachverständig ausgearbeiteten Terminplan – Eröffnungstermine nach dem politischen Kalender gesetzt, zumeist mit verkürzten oder zu kurz bemessenen Fristen und gegen den Einspruch der Bauleitung.“105 Abschließend sei auf die Aussagen von Gerkans zur Frage der „überfallartigen Änderungswünsche“ hingewiesen: Ć „Als die Vergabe an einen Generalunternehmer nicht einmal, nein, zweimal scheiterte, wollte man die verlorene Zeit scheinbar sinnvoll nutzen und initiierte die erste große Umplanung: die Verdichtung der Verkaufsflächen auf der Luftseite. Dies führte zwar zu erhöhten Mieteinnahmen aus den Non-AviationFlächen, aber auch zur Reduktion von Check-in-Schaltern und damit zur Reduktion der Abfertigungskapazitäten und der Kapazitäten in den Wartezonen. Wir schlugen vor, das Terminal wie ursprünglich geplant um jeweils ein Joch (43,25 Meter) nach Norden und Süden zu erweitern, und bezifferten die Mehrkosten für diese Kapazitätserweiterung. Der Vorschlag wurde vom Bauherrn unter Verweis auf die Kostenobergrenze abschlägig beschieden. Die Kosten für die Umplanung und die Umwidmung der Nutzungen (mehr Non-Aviation-Flächen bei weniger AviationFlächen) erhöhten die Anforderungen an die Planung und an die Brandschutzmaßnahmen weiter.
104 Ebd., S. 65. 105 A. a. O., S. 67.
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