28 Franzbrötchen.qxp_kloen 22.12.21 15:05 Seite 28
ESSKULTUR aus fünf verschieden großen Teilen: aus zwei Zipfeln und drei Ellipsen – die saftigste natürlich in der Mitte! Das ist die neue, gerollte Art. Das klassische Franzbrötchen wird nur gefaltet. Das Geheimnis der verschiedenen Schichten: Auf den Teig kommt ein Butterzusatz, er wird gefaltet, ruhen gelassen und das Spiel beginnt von vorne – so dass es am Ende neun Schichten sind, bevor der Teig gerollt und geformt wird. Die Form ist also klar – aber was ist mit den Zutaten? Nichts gegen Zucker und Zimt, das Original ist immer noch die beste Version. Doch heute kennt die Hansestadt zahlreiche Sorten. Hier nur einige davon: mit Streuseln oder Schokolade, mit den verschiedensten Nusssorten, Banane, Apfel oder Pflaume, mit Rosinen, Marzipan, Nougat, Pudding oder Kürbiskernen. In Berlin soll es eine deftige Version mit Grünkohl geben. Warum nicht!? Preisgekrönt in jedem Jahr Eine weitere Auffälligkeit von Franzbrötchen ist die Verbreitung: Es gibt sie zwar schon an vielen Orten in Deutschland, aber zum Stadtbild gehören sie nur in Hamburg. Gestreuselt, mit Schokolade oder klassisch mit Zucker und Zimt – das süße Teil ist ein Gewinn für Seele und Hüften. Vielleicht ist es ja bald Weltkulturerbe, wie die Cuisine Française. Außerhalb der Hansestadt ist das Plundergebäck kaum bekannt. Woran das liegt, ist noch weniger bekannt als die Herkunft. Franzbrötchen Die Hamburgerinnen und Hamburger aber lieben ihre Franzbrötchen. Das wird spätestens klar, wenn man die Franzbrötchen-Homepage besucht oder sich den Gefaltet, gewickelt, mit Streuseln, Schokolade oder klassisch mit Zimt – Franzbrötchen-Krimi bestellt. In jedem das Franzbrötchen ist eine Hamburger Konstante. Doch woher kommt es Jahr gibt es Wettbewerbe und Tests mit dem und warum ist es so einzigartig? Ziel, das ultimative Franzbrötchen zu finden. Dabei bleibt es nicht: Es gibt FranzHinrich Thielemann soll auf die brötchen-Torte, -Eis, -Likör und noch viel ie Geburt dieser Idee des Franzbrötchens gekom- mehr. Franzbrötchen sind. Wir finden: Das Köstlichkeit liegt im men sein, nach Vorbild der skan- ist toll! Dunklen. Zwar gibt dinavischen Zimt-Schnecken. es viele Ansätze, Anders als bei denen stand jedoch die sind unAutoren: sophie.rhine@kloenschnack.de doch nicht der Zimt, sondern die deutlich, gegensätzlich oder michael.wendland@kloenschnack.de www.franzbroetchen.de blättrige, oft leicht matschige Infos: schlicht erlogen. Aber, wie schon und buttrige Konsistenz im Vorin „Das Franzbrötchen“ vom dergrund. Franzbrötchen-Verlag – oh ja, ZUR SACHE: Laut einer anderen Legende das gibt es und es ist sehr gut – Das Rezept zum Glück entstand das Franzbrötchen unsteht: Franzbrötchen sind. Und Teig: ter der Besatzung Hamburgs das ist gut so. 450 g Mehl Type 550 durch die Truppen Napoleons 30 g Hefe und war schlichtweg ein missSchöpfungsmythen 250 ml Milch glücktes Croissant, dessen Teig Die wahrscheinlichste Geschi- „Das ist des 50 g Butter nicht aufging. chet geht so: In Altona gab es im 1 Eigelb Plunders Wie auch immer das Franzfrühen 19. Jahrhundert mit Jean 1/2 Teelöfel Salz Kern.” brötchen entstanden ist, es ist Stephan Sabatier einen französiButterzusatz: aus Hamburg nicht wegzudenschen Bäcker, der jedoch nicht 150 g Butter ken und obwohl es ein Traditizur Zunft gehörte und sein 50 g Mehl Füllung: onsgebäck ist, ging das FranzHandwerk nicht legal ausüben 50 g Butter brötchen mit der Zeit. durfte. Die Familie Thielemann 100 g Zucker mit Zimt – erwarb die Bäckerei im Jahre oder mehr oder was anderes Gerollt oder gefaltet 1804 und führte sie über drei Aber was macht ein FranzGenerationen unter dem Namen Und dann – let the magic happen! brötchen aus? Es besteht meist „franz’scher Bäcker“. Johann
Hamburgs Hüftgold
Klönschnack 1 · 2022
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