KLIPP & KLAR Mittun aus Angst
Die Gruppe der Corona- und Impfbefürworter ist vielschichtig. Die Überzeugten fürchten keine negativen Folgen. Daneben gibt es auch viele, die anders denken und ticken, aber doch mit tun. Sie lassen sich impfen, weil die Medien es empfehlen – zu ihrem Schutz und Schutz von anderen. Und dann jene, die alles aus Angst tun: angesteckt zu werden und damit zu erkranken, auf der Intensivstation zu landen, sozial ausgegrenzt zu werden, private Kontakte zu verlieren, keine Restaurants, Kinos, Theater, Museen mehr besuchen zu können, diskriminiert zu werden, letzten Endes vollkommen isoliert zu sein, als asozial zu gelten, beschimpft zu werden, als Angsthase zu gelten, als verbohrt, stur und unbelehrbar abgestempelt zu werden, und, und.
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18 September/Oktober 2021
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Ein Satz, der Angst und Panik auslöste:
„Bald wird jeder von uns jemanden kennen, der an Corona gestorben ist.“
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ieser wohl überlegt formulierte Satz von Kanzler Sebastian Kurz vor einem Millionen großen TV-Publikum am 30. März 2020 brannte sich förmlich in die Köpfe der Österreicher ein. Er löste Angst und Panik aus, war aber – zum Glück oder Gott sei gedankt – eine unverzeihliche Falschaussage. Diese ist die Legitimation dafür, dass eine wachsende Minderheit von Österreichern die Covid19-Folgen und jene Pandemie anders beurteilt als es Sebastian Kurz tut. Die keine Leugner des Virus sind, aber dessen Gefährlichkeit differenzierter bewerten. Die das Hickhack um die Maskenpflicht, das An-den-Pranger-Stellen von Impfkritikern und Skeptikern, aber auch Gegnern („deren Verhalten ist schäbig“, LH Schützenhöfer) und die Einschränkung der Grundrechte nicht kritiklos hinnehmen wollen. Deren Einwände vom Tisch gekehrt werden, die als „Schädlinge“ bereits beschimpft werden, die beruflich unter Druck gesetzt werden, die schon „Bürger zweiter Klasse“ sind, weil sie keinen Impfpass haben, sondern nur getestet sind. Diese Liste von Fakten ließe sich noch verlängern. Auch wenn ich in Vielem nicht übereinstimme, sehe ich als Bürger und als Journalist meine Aufgaben darin, dazu beizutragen, dass die Meinungen, Argumente und Standpunkte jener gehört, gelesen und nicht verschwiegen werden. Alles andere wäre bei einem so entscheidenden, die Gesellschaft spaltenden Thema mit meinem Verständnis auf das Grundrecht für Meinungsfreiheit nicht zu vereinbaren. Denn wo der kritische Diskurs fehlt, ist die Zensur nicht mehr weit – und gleichzeitig regiert die Angst, welche, kräftig geschürt durch anhaltende Panikmache, viele Zeitgenossen kopflos macht und absonderliche Blüten treibt.
21.09.21 14:26