KLIPP April/Mai 2019

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Foto: MKK

„Auch im Leben geht nicht immer alles glatt“

Kirche zum Hl. Jakobus von Ernst Fuchs in Thal feiert 25-jähriges Jubiläum

arum der Kiesweg, der außen um die Kirche herum führt, bis zum Altar hin so uneben ist, wollte ein Kirchgänger (eher kritisch gemeint) von Ernst Fuchs wissen. Dieser: „Unser Weg auf Erden ist nicht eben. Im Leben geht nicht alles glatt.“ In der Kirche zum Hl. Jakobus in Thal bei Graz erhalten Pilger, die dort Station machen oder von dort aus zum Jakobsweg aufbrechen, den Pilger-Stempel in ihren Pilger-Pass. Ganz egal, ob deren Ziel die Weststeiermark oder darüber hinaus Italien, Frankreich oder das Pilgerziel Santiago de Compostela in Spanien ist. Heuer, am 12. Mai, feiert die Kirche, der von Maler Ernst Fuchs mit viel Glitzer und Swa-

„Herr Bürgermeister, Sie müssen den Bau einstellen lassen‘, zeigten sich Kirchengänger und Bürger während der mehrjährigen Bauphase beunruhigt“, erinnert sich Thals Altbürgermeister Peter Urdl an diese Zeit. „Wegen seines unkonventionellen Lebensstils fürchete man Schlimmes. Geplant hatte die Diözese eine stinknormale Restaurierung der mehrere Jahrhunderte alten Dorfkirche.“ Dann soll man bei einer Fuchs-Ausstellung in

Innsbruck auf dessen Marienbild aufmerksam geworden sein. Auf eine Anfrage bei Fuchs, ob er für Thal ein zweites Marienbild gestalten wolle, meinte dieser: „Das Marienbild alleine nicht, aber die ganze Kirche schon.“ Und so geschah es dann auch. Der Neubau und die Restaurierung der alten Kirche kosteten knapp 20 Millionen – damals noch Schilling. Die Summe wurde zu je einem Drittel von der Pfarre selbst, dem Stift Rein und der Diözese aufgebracht. Eine Million habe die Gemeinde mit Hilfe des

Landes Steiermark beigesteuert, so Alt-Bürgermeister Peter Urdl. Insgesamt, so heißt es, verschlang der „Himmelspalast“ mit der großzügigen Unterstützung von Swarovski rund 26 Millionen Schilling (rund zwei Millionen Euro). „Ernst Fuchs weilte Monate während der Bauzeit in Thal. Er stieg von der Leiter, wenn Besucher oder Thaler wissen wollten, was er da malte. Er hatte eine unendliche Geduld,“ so Altbürgermeister Peter Urdl, „Fuchs wohnte im Schloss Thal als Gast der Familie Ramsauer, der

Foto: Pfarre Gösting

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rovski-Steinen gestaltete Himmelspalast, ihr 25-jähriges Jubiläum. Die Grazer, noch weniger die Nicht-Grazer, haben bis heute nicht richtig wahrgenommen, welches Kunstjuwel es da in ihrer Nähe gibt. Wiewohl die Werke und Arbeiten von Ernst Fuchs (13.02.1930 bis 9.11.2015) am Kunstmarkt Höchstpreise erzielen. Da ist schon eher bekannt, dass der Lebemann mit 82 Jahren zum vierten Mal heiratete und immerhin 16 Kinder mit sieben Frauen hat.

„Es war der schönste Auftrag in meinem ganzen Leben. Ich war überglücklich, obwohl es ein Mörderauftrag war, was den Umfang der Arbeiten betraf.“

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