Steiermarkmagazin KLIPP April/Mai 2016

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CHRONIK

18 ÖGB: 35-Stunden-Woche muss kommen

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Frutura am Ziel

Manfred Hohensinner (re.): „Wir waren manchmal nahe am Verzweifeln.“

Es war ein steiniger Weg und gibt noch massiven Widerstand in Form einer Bürgerinitiative. Doch nun geht’s für das oststeirische Unternehmen Frutura mit Blumau los. Vier Biogewächshäuser mit einer Fläche von 43.000 Quadratmetern stehen und in diesen Tagen wurden die ersten Tomaten- und Paprikapflanzen gesetzt, Gurken folgen später. Insgesamt 1.200 Tonnen will man heuer ernten. Positiv: Im Winter muss weniger importiert werden. Die Energie kommt mittels eines Thermalwasserkreislaufs über zwei Bohrungen aus dem Boden. Auf weiteren 190.000 Quadratmetern werden weitere Biogewächshäuser errichtet.

WKO Steiermark (v.l.): Direktor-Stv. Peter Hochegger, die Vizepräsidenten Andreas Herz und Benedikt Bittmann und Direktor Karl-Heinz Dernoscheg.

Steiermark: Jeder zweite Euro aus Export Karl-Heinz Dernoscheg. Kraftfahrzeuge, Maschinen und elektronische Produkte machen knapp 45 Prozent des Exports aus. „Wachstum über den Inlandsmarkt allein ist nicht mehr möglich, darum braucht es einen Blick über den Tellerrand. Steirischen Produkten steht ein Markt von mehr als sieben Milliarden Kunden offen, aus

diesem Grund haben wir mit dem ICS eine österreichweit einzigartige Einrichtung ins Leben gerufen, die exportorientierte Unternehmen in jederlei Hinsicht unterstützt“, betont Dernoscheg. Hauptexportmärkte aus weiß-grüner Sicht sind Deutschland, USA, Italien, China und Großbritannien. Alarmierend: Das jüngste Ergebnis einer

WKO-Erhebung. „59 Prozent der Unternehmer würden (eher) nicht mehr einen Standort hier eröffnen“, so Andreas Herz und Benedikt Bittmann. Erfreulich hingegen: „Insgesamt bilden die steirischen Arbeitgeber rund 16.000 Lehrlinge aus und bereiten diese damit auf ihre berufliche Laufbahn vor“, berichtet WIFI-Chef Peter Hochegger.

Spitzenprojekte für Energiewende

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s braucht jeden von uns, um die Energiewende zu meistern – unter diesem Motto wurden kürzlich in der Aula der Alten Universität in Graz die Energy Globe Styria Awards verliehen, die bemerkenswertesten Energie- und Umweltprojekte steirischer Initiativen. Insgesamt 80 Initiativen reichten ihre Projekte in mehreren Kategorien ein. Im Vergleich zum Vorjahr gab es um 30 Prozent mehr Bewerberinnen und Bewerber. Der Gesamtsieg ging an die „Grüne Großbrauerei“ in Göss. Mit der Initiative „Brewing a Better World“ hat die Brau Union Österreich die weltweit erste „Grüne Großbrauerei“ in Leoben Göss realisiert. Mit Strom aus Wasserkraft, Biomasse-Fernwärme und Solarthermie wurde das Ziel einer CO2-neutralen Grossbrauerei in den vergangenen Jahren bereits zu großen Teilen umgesetzt. Im Vorjahr hat die Brauerei gemeinsam mit dem steirischen Anlagenbauer BDI eine neuartige Anlage für die

Foto: Werner Krug

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hne Arbeitszeitverkürzung und ohne Wertschöpfungsabgabe werden die Herausforderungen am Arbeitsmarkt in Zukunft nicht zu bewältigen sein. Diese Forderung begründet der steirische ÖGB-Chefs Horst Schachner mit der Tatsache, dass viele „menschliche Arbeitsplätze“ künftig durch Roboter (Industrie 4.0) ersetzt werden. „Konkret sollte“, so Schachner, „die Arbeitszeit in naher Zukunft auf 35 Stunden herabgesetzt werden, mittelfristig sogar auf 30 Stunden.“ In ÖGB-Papieren gibt es ohnehin schon eine gültige Beschlusslage. Nur bisher bestand keine Chance auf Durchsetzung. Laut einer ÖGB-internen Berechnung gäbe es bei einer 35-Stunden-Woche praktisch keine Arbeitslosigkeit mehr in Österreich. Horst Schachner: „Die ÖGB-Initiative richtet sich nicht gegen die Wirtschaft. Alle Sozialpartner müssten daran interessiert sein, sich möglichst früh auf die kommenden dramatischen Umwälzungen am Arbeitsmarkt einzustellen. Aufgrund des verstärkten Einsatzes von Arbeitsrobotern müsse auch über eine Wertschöpfungsabgabe auf Maschinen nachgedacht werden. Nur so haben wir in Zukunft eine Chance.“

Energy Globe Styria Awards: Energie-Steiermark-Vorstandssprecher Christian Purrer (li.) gratuliert in der Kategorie „Forschung“ den Siegern der Montanuniversität Leoben.

Vergärung von Biertreber entwickelt. Dank der neuen Vergärungsanlage produziert die Brauerei Göss nun zur Gänze CO2-neutral. Energie-Steiermark-Vorstandssprecher Christian Purrer, aber auch die beiden Landesräte Jörg Leichtfried und Johann Seitinger zeigen sich beeindruckt, wie viel steirischen Innovationsgeist es gibt. „Erfolgreiche Projekte sind Meilensteine auf dem Weg in eine nachhaltige Energiezukunft.“

Weitere Gewinner Die Montanuniversität Leoben holte sich zwei Mal eine Trophäe in der Rubrik „Forschung“ (Kunststoffverarbeitung und Rückbau von Deponien). In der Rubrik „Jugend“ gewann die HTL-Bulme Graz-Gösting mit dem Projekt „Green Village“. Die Öko-Pfarre Dechantskirchen gewann die Rubrik „Kampagne“ mit ihrem Projekt „Viele kleine Schritte in Richtung Ökologie und Nachhaltigkeit.“

Hoch hinaus mit Holzbau

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ückenwind für den steirischen Holzbau gibt es seit 1. Jänner. Gesetzliche Änderungen im Rahmen des Brandschutzes bei der Bautechnik-Verordnung führen zu großen Möglichkeiten für den Holzbau: Hochhäuser und mehrgeschossige Bauten sind jetzt ohne bürokratischen Zusatzaufwand möglich. Oskar Beer, Landesinnungsmeister

Holzbau, freut sich darüber: „Mit diesem Gesetz wird der sechsgeschossige Holzbau nicht mehr die Ausnahme bleiben, sondern Standard werden.“ Johann Seitinger: „Wer mit Holz baut, erhält nicht nur höchste Qualität und ein hervorragendes Wohnklima, sondern leistet auch einen aktiven Beitrag zur regionalen Wertschöpfung und, was be-

Foto: Lebensressort

Horst Schachner: Ohne Verkürzung geht‘s nicht.

in wesentlicher Erfolgsfaktor der steirischen Wirtschaft war und ist ihre Exportorientierung. „Jeder zweite Euro wird bereits im Außenhandel verdient. Mit einem Gesamtvolumen von mehr als 19 Milliarden Euro pro Jahr ist die Steiermark im Österreichvergleich mittlerweile zum drittgrößten Exportbundesland aufgestiegen“, weiß WKO-Steiermark-Direktor

v.l.: Holzbaumeister Josef König, LR Johann Seitinger, Landesinnungsmeister Oskar Beer

sonders wichtig ist, auch zum Umwelt- und Klimaschutz.“

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