Steiermarkmagazin KLIPP April/Mai 2014

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GEDENKJAHR

gefackelt hatte, ist auch auf das BemĂŒhen von Kurt BrĂŒhl zurĂŒckzufĂŒhren. Auch der jĂŒdische Friedhof gehört dazu. Ohne die Wiedererrichtung der Synagoge hĂ€tte die Stadt Graz nie Europas Kulturhauptstadt 2003 werden können. Gemeinsam mit Landeshauptmann Josef Krainer und dem Grazer BĂŒrgermeister Alfred Stingl gelang dies. BrĂŒhl, ganz Gentleman und Sir – er wurde von der britischen Königin Elisabeth geadelt – wollte, dass die GrĂ€uel des NaziRegimes nicht in Vergessenheit geraten, ohne aber diese Haltung provokant zur Schau zu stellen. Seinen Vater und einige seiner nĂ€chsten Angehörigen hatte er durch die Nazi-Vernichtungsmaschinerie verloren. Feinsinnig verwies Kurt David BrĂŒhl wiederholt auf die Ressentiments, denen er sich ausgesetzt fĂŒhlte. So wollten junge KĂŒnstler Kurt David BrĂŒhl fĂŒr ein Projekt im Steirischen Herbst gewinnen, bei dem die Schaufenster seines Modehauses in der Schmiedgasse wieder mit Judenkreuzen verschmiert werden soll-

Weingut DomĂ€ne MĂŒller feiert drei Tage lang

Gute Kondition gefragt

Wenn Eva und GĂŒnter MĂŒller samt Familie zu sich nach Hause ins weststeirische Groß St. Florian einladen, dann ist das nicht ein „stinknormales Festl“, sondern dann muss das Stil haben. „Was wir heute sind, verdanken wir nicht zuletzt unseren Kunden“, so GĂŒnter MĂŒller, dessen Weingut, DomĂ€ne MĂŒller, von 26. bis 28. April den 20. Geburtstag feiert. „NatĂŒrlich mit eigenen Weinen, aber auch guten Tropfen zahlreicher internationaler Topwinzer.“ Als kulinarisches Highlight gibt es ein Sechs-Gang-GourmetmenĂŒ mit den besten Weinen der DomĂ€ne MĂŒller aus den letzten 20 Jahren am Samstagabend auf der Burg Deutschlandsberg. „Die 25 Euro fĂŒrs Verkosten fließen in unser Behindertenprojekt“, so Dipl.-Kfm. GĂŒnter MĂŒller, der auch viele Kunden aus dem Raum Niederösterreich bei sich in Groß St. KLIPP April/Mai 2014

1938 wurde die Synagoge vom Nazi-Mob niedergebrannt, im Jahr 2000 durch gemeinsame Initiative der Stadt Graz und des Landes wieder aufgebaut. SpÀt, aber doch, rechtzeitig vor dem Kulturjahr 2003.

W

Im Dezember 2007 ĂŒberreicht BĂŒrgermeister Siegfried Nagl Menschenrechtspreis der Stadt Graz an Konsul Kurt David BrĂŒhl.

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ir wurden ignoriert oder geduldet, aber von einem Wohlwollen war nichts zu spĂŒren“, beschreibt Konsul Kurt David BrĂŒhl, heute 79, von 1980 bis zum Jahr 2000 PrĂ€sident der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG), die AtmosphĂ€re in den ersten Jahrzehnten nach dem Krieg. Der GeschĂ€ftsmann, der etliche Jahre in England verbracht hat, spricht mit britischem Understatement von der Judenfeindlichkeit, die nach dem Holocaust keineswegs verstummt war. „Es ist eine Hypothek, noch da zu sein“, sagt der TrĂ€ger des hohen britischen Ordens O.B.E. (Officer of the Most

Excellent Order of the British Empire) knapp. Der vulgĂ€re Antisemitismus, der ihm in Graz in verschiedenen Facetten immer wieder begegnet ist, hat auf die alten Wunden der Schoah immer wieder Salz gestreut. Sein Vater, Wolf BrĂŒhl, wurde 1943 in Auschwitz ermordet.+)

Hilflos und verstĂ€ndnislos BrĂŒhls Jugend war ĂŒberschattet vom gerade hier in dieser Stadt damals tief verwurzelten Antisemitismus, und es gab mehrere Situationen, in denen sich der kleine Junge hilflos und verstĂ€ndnislos ausgeliefert sah. Er war noch nicht einmal neun Jahre alt, als sich die Stadt mit KLIPP Mai 2008

KLIPP-Bericht im Gedenkjahr 2008. Im Dezember 2007 erhielt BrĂŒhl den Menschenrechtspreis.

ten. BrĂŒhl lehnte dies nicht prinzipiell ab und sagte den KĂŒnstlern sinngemĂ€ĂŸ: Wenn die Inhaber jener GeschĂ€fte in Graz mitmachen, die

vor dem Krieg jĂŒdisch waren, dann können wir gerne darĂŒber reden. Nie wieder hörte er von diesem Projekt.

Fußball-WM in Brasilien Irans Team trainiert in Bad Waltersdorf Die Steiermark war mit der „Internationale Fußballcamps Steiermark GmbH“ ein Pionier dafĂŒr, dass die international bekanntesten Profiklubs hier Station machen – angefangen von Real Madrid bis Arsenal London. „Im Vorjahr waren es 30 Camps, 28 Teams aus 17 Nationen“, so Martin Walizadeh, IFCS-GeschĂ€ftsfĂŒhrer. Heuer sind bereits insge-

samt 19 Trainingslager fixiert. Das erste Highlight: Irans Nationalteam steigt im Therme & Golf Hotel Falkensteiner Bad Waltersdorf ab und bestreitet auch drei Testspiele. Gegen Weißrussland (18. Mai, Kapfenberg), Montenegro (26. Mai, Hartberg) sowie Angola (30. Mai, Hartberg).

Shen Yun 2014

20 Jahre Weingut von GĂŒnter MĂŒller

Florian erwartet. Mit seiner Vinothek „Kostbar“ in der Riemergasse in Wien hat GĂŒnter MĂŒller ein Lokal fĂŒr Genießer von Weinen, Cognac, Whiskey, SchnĂ€psen, aber auch KĂ€se und anderer Schmankerl geschaffen. So viel Weinkultur wie in Groß St. Florian braucht auch einen passenden Rahmen, mit dem die GĂ€ste unterhalten werden sollen. Von Klassik ĂŒber Jazz, Lyrik, aber auch urtĂŒmliche steirische Musik auf kĂŒnstlerisch hochwertigem Niveau bis hin zu den steirischen Schmankerln gibt’s alles, damit es bei der Geburtstagsfeier auch gemĂŒtlich zugeht.

Eine Wien-Reise wert Shen Yun erweckt mit fast 100 KĂŒnstlern in 400 handgefertigten KostĂŒmen 5000 Jahre chinesische Zivilisation durch klassischen chinesischen Tanz und Musik in einer aufregenden Show, die den Geist einer lĂ€ngst verlorenen Kultur zeigt. Ethnische TĂ€nze und VolkstĂ€nze fĂŒllen die BĂŒhne mit Farbe und Energie. Enorme Athletik, donnernde Schlachten, Trommeln und meisterhafte SĂ€nger und ein einzigartiges Orchester versetzen Sie zusammen mit animierten HintergrĂŒnden in eine andere Welt. Die

Foto: Shen Yun Performing Arts 2014

Am 26. Mai 2014 hĂ€tte Honorarkonsul Kurt David BrĂŒhl seinen 85. Geburtstag gefeiert. Praktisch bis zuletzt – er verstarb Ende MĂ€rz – war der Mode-Unternehmer im Stammhaus in der Schmiedgasse prĂ€sent. Die GeschĂ€fte fĂŒhrte er mit einer seiner drei Töchter – Eva BrĂŒhl. Kurt David BrĂŒhl war EhrenbĂŒrger der Karl-Franzens-UniversitĂ€t und MenschenrechtspreistrĂ€ger der Stadt Graz, von 1980 bis 2000 war er PrĂ€sident der Israelitischen Kultusgemeinde. In dieser Zeit initiierte er mit der Uni Graz auch den David-Herzog-Fonds, der Stipendien vergibt. Seit 2001 gibt es an der Uni Graz die KurtDavid-BrĂŒhl-Gastprofessur fĂŒr jĂŒdische Studien. „Wir sind das letzte jĂŒdische GeschĂ€ft in dieser Stadt.“ Wissend um die GrĂ€uel, die wĂ€hrend der Nazi-Zeit passiert sind, fĂŒhlte er sich dennoch wohl in Graz. Sein zweites Zuhause war fĂŒr viele Jahrzehnte Großbritannien, weil seine verstorbene Frau von dort kam. Dass Graz heute wieder eine Synagoge hat, die der Mob in der Reichspogromnacht 1938 ab-

Foto: Stadt Graz/Fischer

Er war ein Sir

2008

SL PE OB TE SN & L E U T E

1938

Kurt David BrĂŒhl wurde in der Landeshauptstadt geboren, verbrachte seine Jugend hier. Er durchlebte alle Phasen, die ein jĂŒdischer MitbĂŒrger erleben kann – DemĂŒtigung, Ablehnung, Hass und spĂ€te WertschĂ€tzung. Kurt David BrĂŒhl, seines Zeichens auch seit 1982 Britischer Honorarkonsul, tut alles, um kein Salz in alte Wunden zu streuen. Die Eröffnung der Synagoge im Jahr 2000 war nicht nur ein großer Tag fĂŒr ihn, sondern auch fĂŒr unser Land.

TĂ€nzer des Ensembles zĂ€hlen zu den besten der Welt. Vorstellungen: 10. und 11. Mai (19:30 Uhr), Wiener Stadthalle, Tickets: 0720/511993, de.shenyun.com/vienna Gewinnen Sie zwei Mal zwei Karten fĂŒr die Vorstellung am Muttertag (11. Mai) in der Wiener Stadthalle. Mail „Shen Yun“ an isabella.hasewend@klippmagazin.at. 5


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