Steiermarkmagazin Klipp Dezember 2012

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Hintergrund

In Wien eine mächtige Frau Eva Dichand, 37, Herausgeberin der Gratiszeitung „Heute“, kommt aus Graz

Im Jahr 2010 wählte das World Economic Forum Eva Dichand als einzige Österreicherin zum Young Global Leader. Ein Beleg dafür, dass Eva Dichand, gebürtige Grazerin, Tochter des bekannten Ziviltechnikers Hans Kriebernegg, zu den einflussreichsten Managerinnen der Alpenrepublik aufgestiegen ist. Bei den Nationalratswahlen im kommenden Jahr wird ihrer Gratiszeitung „Heute“ eine wichtige Rolle zukommen, davon gehen politische Beobachter aus. Die Auflage von mehr als 500.000 Exemplaren liegt in Straßenbahn- und U-BahnStationen auf, wird an Haltestellen von den Wienern entnommen, ist also auf dem Weg zur oder von der Arbeit eine willkommene Lektüre. Die alleinige Entscheidungsgewalt über den Kurs der Zeitung und die Themen liegt bei Eva Dichand. Sie kann (und wird) mit ihrem Massenblatt politische Themen und Entscheidungen klarerweise aufgreifen, forcieren oder auch für entsprechenden Gegenwind sorgen. Ob „Heute“ bei bestimmten Themen für oder gegen die schwarz-

rote Koalition und damit Faymann und Spindelegger schreiben wird, für oder gegen Karl-Heinz Strache bzw. Frank Stronach, wird in der erwartet scharfen Wahl-Auseinandersetzung nicht ohne Wirkung bleiben. „Es wird Themen geben, die werden wir versuchen zu verstärken, vor allem im Bildungsbereich. Mehr Geld für die Bildung, mehr Integration, Unis für unsere Kinder und nicht für irgendwelche Ausländer“, umreißt Dichand ihren Standpunkt. „Es wird sicher keine parteipolitischen Leitlinien geben, wie es sie bei vielen anderen Medien gibt. Für Bildung würde ich mich sehr zum Kampagnenjournalismus hinreißen lassen, denn anders geht in dem Land nichts weiter“, stellt Eva Dichand fest (Ö1 – „Im Journal zu Gast“). Gemeinsam haben „Heute“ und „Kronenzeitung“ österreichweit eine Reichweite von mehr als 50 Prozent – fast vier Millionen Leser, in Wien sind es gemeinsam fast 75 Prozent. Im Ö1-„Im-Journal-zuGast“-Interview weist die Medien-

Managerin die Vermutung zurück, es gäbe ein inhaltliches Abstimmen mit der „Kronenzeitung“. Einen Unterschied zur „Kronenzeitung“ sähe sie im Bereich Bildungspolitik. Diese sei für sie ein großes Thema. „Ich glaube, dass 90 Prozent der Leute interessiert sind, ob sie einen Job haben, welche Ausbildung sie kriegen, ob sie eine Pension kriegen, wie viel Steuern sie zahlen und warum sie in diesem Land noch immer keinen Studienplatz kriegen, obwohl ihre Eltern 20 Jahre lang Steuern gezahlt haben. Ich glaube, das sind Themen, mit denen sich die Politik ein bisschen mehr beschäftigen sollte. Da bin ich durchaus nicht der Meinung der ,Kronenzeitung‘!“, stellt Eva Dichand klar.

Eigenes Ideenlabor Offensive mit DigiLab Mit 2.043.864 Besuchern und 953.698 Unique Clients laut ÖWA wies das heute.at-Dach­angebot im Oktober 2012 einen weiteren Besucherrekord auf – das Nachrichtenportal www.heute.at wuchs seit Jahresbeginn um mehr als 70 Prozent. netdoktor.at boomt Im Rahmen der Vermarktungsoffensive des Verlages wurde das Gesundheitsportal netdoktor.at mit rund einer Million Unique Clients laut ÖWA übernommen. „Ein Premium­umfeld, ein unverwechselbares und aufmerksamkeitsstarkes redaktionelles Umfeld mit hoher Reichweite“, findet Eva Dichand. Trends und Marktchancen im digitalen Bereich sollen im eigenen DigiLab entwickelt werden. „Wir werden weiterhin mit Print wachsen“, ist Dichand überzeugt, „und das wahrscheinlich als Einzige in der Branche“, setzt sie selbstbewusst nach. Darüber hinaus „werden wir in wenigen Jahren zu den ganz Großen im Digital Business zählen“. (Quelle: „Horizont“ Nr. 46)

Fakten Eva Dichand wurde am 26. Februar 1975 in Graz als Eva Kriebernegg geboren. Ihr Vater Hans Kriebernegg machte sich ein Jahr später als Zivilingenieur selbstständig, mit den Kernkompetenzen in der Verkehrsund Straßenplanung. Hans Kriebernegg zog sich 2008 in die Pension zurück. Sein Sohn Georg nahm seine Position als Geschäftsführer in der IKK Kaufmann-Kriebernegg ZT-GmbH ein. Diese beschäftigt 80 MitarbeiterInnen in Graz und Wien und zählt zu einem der führenden Zivilingenieurbüros für Bauwesen in Österreich. Karriere Nach der HTL-Matura studierte sie an der Wirtschaftsuniversität in Wien und schloss mit einer Dissertation über Immobilien-Off-ShoreModelle in Osteuropa ab. Zwei Jahre lang praktizierte sie als Consultant bei Roland Berger. Über ihren Mann, „Krone“-Chefredakteur Christoph Dichand, kam sie zum Zeitungsgeschäft: 2005 übernahm sie die Gratis-U-Bahn-Zeitung „Heute“. 2010 wählte das World Economic Forum Eva Dichand als einzige Österreicherin zum Young Global Leader (YGL). Familie Mit Christoph Dichand ist sie in zweiter Ehe verheiratet. Die beiden haben drei Kinder. Ihr Schwiegervater Hans Dichand war Gründer und bis zu seinem Tod im Juni 2010 Hälfteeigentümer und Herausgeber der „Kronenzeitung“.

Dreifache Mutter: Constantin, Arthur und Annabelle heißen die Kinder der Dichands.

KLIPP Dezember 2012

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