Freizeit
Nora Trierenberg – spätberufen
Nora Trierenberg hat als Weinbäuerin, wie sie sich selbst bezeichnet, nicht den erwarteten traditionellen, familiären Hintergrund. Sie ist eine Quereinsteigerin. „Ich war 20 Jahre in der Reisebranche.“ Heute führt sie das traditionsreiche – 1777 gegründete – kleine, aber schmucke Weingut Georgiberg, das das Ehepaar Trierenberg im Jahre 2007 gekauft hat.
Wein in feinen Nuancen, wo er geschmacklich hingeht. Ich rieche Zwischennoten. Wein machen ist wie Kinder erziehen – es handelt sich beim Wein um eine lebende Materie. Wir sind auf einem guten Weg“, möchte Nora Trierenberg natürlich in die Top 10
Nora Trierenberg: „Ich erkennen Wein in feinen Nuancen.“ Bild oben (v.l.): Franz Habel und Christian Trierenberg. Vulcano ist mit dem Georgiberg „verbandelt“.
Fotos: Nina Krok, Hans-Jürgen Maier, Heimo Ruschitz (2)
Im Keller: alles tip-top renoviert und modernisiert.
„Während meiner touristischen Tätigkeit war ich oft in Bordeaux, hab mir da ein großes Wissen über Wein angeeignet“, erzählt sie. „Bereits 2005 habe ich begonnen, unterstützt vom Weinexperten Wagner, auf einer Fläche von zwei Hektar Wein zu produzieren. Rasch habe ich aber gespürt, dass ich selbst auch eine professionelle Ausbildung brauche. Ich wollte einfach selbst wissen, was da chemisch passiert in der Weinproduktion.“ Nora Trierenberg setzt sich 2008 und 2009 in Silberberg auf die Schulbank – fünf Tage die Woche. Da war sie natürlich die Älteste in ihrer Klasse und ist heute Facharbeiterin. Ein Talent aus eigener Sicht: „Ich erkenne den KLIPP Juli 2012
der steirischen Winzer. Auch denfinanziellen Background dafür gibt es. Ihr Mann ist im ,,Hauptberuf“ Miteigentümer der Trierenberg-Holding, zu der der Weltmarktführer bei Zigarettenfilterpapier, Tann Papier, gehört. 2010 wurden mit 1250 Mitarbeitern 235 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet. 2013 will man mit der Weinkellerei den Break-even erreichen; 80.000 Flaschen sollen heuer das Weingut Georgiberg verlassen. Und es braucht bei einer Quereinsteigerin viel Überzeugungsarbeit, dass der Konsument an den Wein glaubt, ihn schmeckt und letztendlich auch kauft. Da tun sich junge Winzer
leichter. Seit der Übernahme im Jahr 2007 hat sich am Weingut vieles verändert, vor allem, was den Weinkeller betrifft. Im ehemaligen Abfüllraum wurden Gewölbe und Wandteile mit altem Mauerwerk freigelegt und zu einem Verkostungsraum umgewandelt. Auch die übrigen Keller wurden modernisiert und technologisch upgedatet. Es herrschen heute optimale hygienische Bedingungen – was für einen Spitzenwein eine Voraussetzung ist. Neue Maischetanks wurden angeschafft, die mit modernsten Rührtechniken eine optimale Weingä-
rung sichern. Auszeichnungen hängen bereits an der Wand. Die Lagen für den Anbau sind erstklassig. Es sind insgesamt zehn Hektar und eines davon liegt sogar auf der slowenischen Seite. Einen völlig eigenen Weg gehen die Trierenbergs in der Degustation. „Wir haben Sets eingeführt – die Georgiberg-Phiolen, die als Miniatur-Glaszylinder ausgewählte Kostproben enthalten.“ Was in der Pressemappe als Liaison bezeichnet wird, bedeutet im Klartext: Christian Trierenberg ist 50-Prozent-Eigentümer der Vulcano Schinkenmanufaktur. „Wir passen gut zusammen“, erklärt Nora Trierenberg. „Auf diese Weise gibt es ein optimales Geschmackserlebnis.“ Und auch beim Schinken gibt’s so etwas wie familiäre Mitarbeit – die Tochter ist dort im Marketing verantwortlich. H.R.
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