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Weihwasser, ein Segenssymbol
odu | Weihwasser ist mir seit frühester Kindheit vertraut, pflegte meine Mutter mir doch ein Kreuzzeichen mit Weihwasser auf die Stirn zu zeichnen, bevor ich aus dem Haus ging. Beim gemeinsamen sonntäglichen Gräberbesuch auf dem Friedhof spritzten wir alle mit einem Thujazweig Weihwasser in Kreuzform über das Grab der Grosseltern. Und das Hochamt am Sonntag begann stets mit dem feierlichen «Asperges», bei dem der Pfarrer durch den Mittelgang der Kirche schritt und die Gläubigen mit Weihwasser besprengte – ein liturgisches Element, das die Reform nach dem Konzil abgeschafft hat.
In der Taufe werden die Täuflinge mit Wasser übergossen, das in der Osternacht geweiht wurde. Das Weihwasser erinnert als Zeichen an die eigene Taufe. Seine symbolische Bedeutung ist die des Wassers überhaupt: Es bedeutet Leben und Reinigung. Weihwasser ist ein Segenszeichen. Mit ihm werden am Dreikönigsfest die «C+M+BStreifen» zur Wohnungssegnung, an Maria Lichtmess die Kerzen, am Palmsonntag die Palmzweige und an Maria Himmelfahrt die Kräuter gesegnet. Mit Weihwasser werden aber auch Wohnungen und Häuser, Haustiere, ja selbst Motorfahrzeuge gesegnet, kurz alles, was zum menschlichen Leben gehört.
Die breite Palette möglicher Anwendungen von Weihwasser zeigt, dass Glauben und Magie nahe beieinander liegen. Wasser spielte bei kultischen Handlungen schon in vorchristlicher Zeit eine grosse Rolle. Magische Riten, zum Beispiel um Fruchtbarkeit, wurden
❱ später nur christlich umgedeutet und wurden so legitimiert. Während die katholische Lehre das Weihwasser als reines Symbol auffasst, wurde es in der Volksfrömmigkeit immer auch zu
Am Eingang jeder katholischen Kirche steht gewöhnlich ein Weihwasserbecken. Beim Betreten und Verlassen der Kirche tauchen die Gläubigen die Finger ins Becken und bekreuzigen sich. Dieses Ritual ist in der Kirche St. Peter und Paul seit der Covid-19-Pandemie aus hygienischen Gründen mit einem «veredelten» Weihwasserspender möglich.