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Aufspüren des Heiligen im Alltag

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Pfarreiausflug

Pfarreiausflug

Anni Rickenbacher | «Jeder Teil dieser Erde ist meinem Volk heilig.» Dieser Satz aus der Rede des Indianerführers

Noah Seattle aus dem Jahre 1854 hat mich seit meiner Jugend beeindruckt.

Was ist mir heilig? Was hilft mir, in meinem Alltag Spuren des Heiligen zu entdecken?

Immer wieder mache ich die Erfahrung, dass es mir und den Teilnehmenden von den Exerzitien im Alltag hilft, sich Zeiten des Innehaltens zu schenken. Es tut gut, still zu werden und mich zu öffnen für das, was mich vielleicht ganz leise im Tiefsten bewegt. Ich darf einfach da sein, so wie ich bin, und mich ausrichten auf die unbedingte Zuwendung Gottes.

Die angebotenen Impulse für die tägliche Zeit der Stille wollen einladen, achtsamer zu werden, der ganz persönlichen Sehnsucht näher zu kommen und Spuren Gottes im eigenen Leben zu entdecken.

Mitten in all den vielen Aufgaben und Verpflichtungen des Alltags wächst ein Gespür für das, was wichtig ist. Ich spüre besser, was ich wirklich möchte im Hier und Jetzt und in der Ausrichtung meines Lebens. Ich muss nicht von einer Aufgabe zur nächsten hetzen, sondern darf Schritt für Schritt meinen Weg suchen und gehen.

Durch die regelmässige Übung wächst die Achtsamkeit auch gegenüber den alltäglichen Gegebenheiten.

Unerwartet kann in uns ein Staunen über eine kleine Blume, das Lächeln eines Kindes, eine gelungene Begegnung oder neu gefundene Klarheit in einer Entscheidung aufsteigen.

Die ganze Wirklichkeit darf in den Blick genommen werden. Die Not in uns selbst, bei den Menschen im alltäglichen Umfeld und in der Welt muss nicht verdrängt werden, sondern darf in der wachsenden Beziehung zu Gott Raum erhalten.

Durch die Betrachtung ausgewählter Schrifttexte können Momente einer leisen inneren Freude über das vorbehaltlose Angenommensein von Gott mit allen Fähigkeiten und Grenzen aufsteigen. Aus der Erfahrung, von Gott gewollt und geliebt zu sein, kann der Wunsch wachsen, mitzuhelfen, dass Gottes Sehnsucht nach «Leben in Fülle» für alle immer mehr Wirklichkeit wird.

Alfred Delp formuliert es so: «Die Welt ist Gottes so voll. Aus allen Poren der Dinge quillt uns dies gleichsam entgegen. Wir aber bleiben in den schönen und in den bösen Stunden hängen. Wir erleben sie nicht durch bis zu dem Punkt, an dem sie aus Gott hervorströmen. Das gilt für das Schöne und auch für das Elend. In allem will Gott Begegnung feiern und fragt und will die anbetende, liebende Antwort.» Diese Worte ermutigen auch uns, mitten in unserem Alltag Spuren des Heiligen aufzuspüren.

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