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Heute ist ein heiliger Tag
Sunny Thomas | Wenn europäische Menschen mich als Inder fragen: «Was ist heilig in Indien?», erwarten sie Antworten, wie die heiligen Kühe, Affen, Elefanten und andere Tiere. Eigentlich sind für einen hinduistischen Inder alle Lebewesen heilig.
Wenn ich «was heilig ist» betrachte, kommt mir sofort meine Reise nach Indien im Jahr 2013 zusammen mit dem Pfarrteam von der Pfarrei St. Peter und Paul in den Sinn. Der Reise führer, ein gläubiger junger Hindu, hat uns jeden Tag mit den Worten «Heute ist Montag (Dienstag…), heute ist ein heiliger Tag», begrüsst. Er meinte damit, was Gott uns gibt, ist heilig. Der Tag, den wir haben, ist ein Geschenk Gottes. Deshalb ist er heilig. Dieses Verständnis von einem jungen Menschen ist in seinem tiefen Glauben verankert. Ein Hindu besucht einen Tempel und opfert Gott Geschenke (Prasadam), Blumen und Sandelholzpaste. Gesegnet bekommt er die Sandelholzpaste wieder zurück. Dann legt er diese Paste auf seine Stirn. Er legt sie deshalb auf die Stirn, weil er sie von Gott bekommen hat. Auf diese Weise heiligt er seine Person und seinen Tag. Was Gott geheiligt hat, ist heilig. Deshalb ist auch der Tag heilig.
Im Buch Genesis (Gen 1,31) lesen wir, dass Gott alles sah, was er gemacht hatte und dass es sehr gut war. Was Gott macht ist gut. Es ist heilig, weil es durch seine Hände erschaffen wurde.
Unser Ordenspatron, der heilige Franz von Sales, fasst in seinem Buch
«Abhandlung über die Gottesliebe» ein heiliges Leben mit den Worten zusammen: «Alles gehört der Liebe.» Salesianisches heiliges Leben heisst deshalb, leben in der Gegenwart des liebenden Gottes. Gott ist da wie die Luft, die wir atmen und zum Leben brauchen. Franz von Sales spricht von kleinen Tugenden, die unser Leben heilig halten: Gott verlangt vom Menschen sehr selten grosse Leistungen, aber kleine Gelegenheiten, Gott zu dienen, gibt es täglich. Für diese kleinen Gelegenheiten brauche ich die kleinen Tugenden: Demut, Sanftmut, Gleichmut, Herzlichkeit, Geduld, Sorgfalt, Ertragen unserer Fehler und der Fehler der anderen, Höflichkeit, Hilfsbereitschaft, Milde, Bescheidenheit, Aufrichtigkeit und Vertrauen.
In einem Gespräch mit dem obengenannten Reiseführer in Indien habe ich ihn gefragt, warum er jeden Tag als «heiligen Tag» bezeichnet. Er hat ge -
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Tag ist heilig: reiches Angebot auf einem Markt in Indien
Jeder Wochentag ist besonders sagt: «Es ist schön, wenn verschiedene Menschen zusammen sind, zusammen reisen, sich kennen lernen und einander bereichern. Dann ist Gott da. Solch ein Tag ist ein heiliger Tag.»
Gott schenkt uns jeden Tag als einen heiligen Tag. Was wir daraus machen, bezeichnet uns als heilig oder nicht heilig. Also heute ist ein heiliger Tag – für dich und uns!
Heiliger Kirchenraum – aus Sicht der Kinder
Was macht den Kirchenraum «heilig»?


map | Woran merkt man, dass die Kirche ein «heiliges» Gebäude ist? Machen die Fenster, die Grösse des Gebäudes, der Kirchenturm den Kirchenraum zu etwas Besonderem, ja zu etwas «Heiligem»? Oder liegt es daran, weil Gott darin wohnt?
Für uns Erwachsene ist die Antwort vielleicht auch nicht so schnell und so klar zu beantworten und auch da würde es viele verschiedene Antworten geben. Aber was denken Kinder darüber?
Zusammen mit den Katechetinnen Pia Gutzwiller und Jacqueline Miguez haben wir den Schülerinnen und Schülern der zweiten und vierten Klasse in der Kirche diese Frage gestellt. Hier sind einige Antworten:
■ «Die goldenen Figuren und dass man hier betet. Hier trifft man sich und betet zusammen mit anderen Menschen.»
■ «Das goldene Kreuz dort hinten, was bestrahlt wird.»
Heiliger Kirchenraum – aus Sicht der Kinder
■ «Die vielen Kerzen vor dem Marienaltar. So viele Kerzen haben wir zu Hause nicht.»
■ «Die Decke, weil die einfach cool ist.»
■ «Das Weihwasser.»
■ «Der Pfarrer – weil er aus der Bibel liest. Er steht vorne und tauft die Kinder.»
■ «Die vielen Blumen. So viele haben wir zu Hause nicht.»
■ «Die Fenster, wo was drauf gezeichnet ist. Das sind Personen, heilige Personen – Frauen und Männer. Und die Fenster sind gross und haben eine besondere Form. Unsere zu Hause sind nicht so gross.»
■ «Das Taufbecken, weil hier Kinder getauft werden. Frage: Kann man Kinderauchwoanderstaufen?Nein – Kinder werden nur in der Kirche getauft.»
■ «Die Orgel. Sie ist riesig und macht heilige Töne, ungefähr so…»
■ «Das viele Gold. Ist das echt? Das ist total wertvoll.»
■ «Die goldene Frau mit Jesus an der Hand beim Ausgang (gemeint ist Antonius).»
■ «Die Treppe da hoch und da kann der Pfarrer stehen (gemeint ist die Kanzel).»

■ «Man betet, beichtet und isst Hostien.»
■ «Die vielen Bänke… so viele. Und es sind bestimmte Möbel. Wieso gibt es hier kein Sofa?»
■ «Der Turm mit den Glocken. Die läuten laut, so laut, dass man nichts mehr hört. Können wir auf den Turm gehen?»
■ «Die Kirche ist so alt.»
■ «Der Raum ist so hoch. So hoch ist unser zu Hause nicht. Das sind bestimmt 7000 Meter.»
■ «Die Bilder der Heiligen, der Engel, die Altäre, die man aufklappen kann.»
■ «Man kann hier hinkommen, wenn man traurig ist und Hilfe braucht.»
■ «Der grosse Adventskranz. Und die grosse Osterkerze.»
■ «Hier sind alle nett. Niemand ist böse mit jemand anderem. Alle hören dir zu.»
■ «Die Kirche ist verbunden mit uns. Man heiratet, Kinder werden getauft. Es macht alles der Pfarrer. Da hängen Fotos von den getauften Kindern.»
Und dann gab es noch eine Antwort, die für mich alles einschliesst: