
1 minute read
Liebe Leserin, lieber Leser
Pfarreibulletin 150
Impressum
Herausgeber
Pfarreien St. Peter und Paul und St. Ulrich
Winterthur
Auflage
2600 Exemplare
EmpfängerInnen
Angehörige der Pfarreien
Redaktion / Gestaltung
Otto Dudle |odu
Hugo Gehring |hug
Andrea Holenstein |aho
Rainer Holenstein |rho
Marianne Pleines |map
Giovanni Schäfli |gio
Redaktionsadresse
Andrea Holenstein
Lärchenstrasse 34
8400 Winterthur
Telefon 052 203 11 81
Mail: andrea.holenstein
@greenmail.ch
PC-Nr. 84-44650-2
Adressverwaltung
Pfarramt St. Peter und Paul
Telefon 052 269 03 70
Pfarramt St. Ulrich
Telefon 052 269 03 80
Druck und Versand
Sailer Druck Medien GmbH
8400 Winterthur
Erscheinung viermal jährlich
Bei der Vorstellrunde zu Beginn eines Glaubenskurses habe ich den Teinehmenden vorgeschlagen, uns gegenseitig zu erzählen, was uns «heilig» ist. Damit wollte ich nicht Anstoss zu einer eng religiösen Blickrichtung geben (zum Beispiel die Messe, das Tischgebet, der Rosenkranz), sondern persönliche «Heiligtümer» auch weltlicher Natur aufspüren. Darum habe ich den Reigen bewusst begonnen mit: «Mir sind allabendlich die ‹Tagesthemen› in der ARD um 22.15 Uhr heilig. Da will ich nicht gestört werden und mir fehlt etwas, wenn ich diese Sendung nicht sehe.» Eine Kursabsolventin ist im ersten Moment entsetzt gewesen, eine solch säkulare Aussage aus dem Mund eines Pfarrers zu hören. Ich habe vor der Gruppe die Fragestellung verteidigt, die ja auch diesem Pfabü zugrunde liegt.
Menschen weden von ganz unterschiedlichen Erfahrungen und Erlebnissen berührt. Manchmal finden wir etwas so wertvoll, dass wir es «heilig» nennen möchten. Das kann eine Landschaft sein, eine geliebte Tätigkeit, eine Begegnung, eine Lektüre, eine Musik, ein Brief, ein Telefonanruf, ein Moment der Stille. Die Qualität des Heiligen macht nicht in erster Linie die Nähe zum explizit Religiösen aus, sondern eher die Dichte des Angerührt-Seins. Das göttliche Geheimnis kann uns in ganz verschiedenen Gestalten nahekommen, die völlig individuell gefärbt sind.
Der deutsche Theologe Rudolf Otto hat 1917 ein grundlegendes Buch mit dem Titel «Das Heilige» verfasst, in dem er transkulturell das Phänomen des Heiligen zu umschreiben versucht. Was Menschen überall auf der Welt und zu allen Zeiten als «heilig» erfahren und als solches bezeichnen, weist stets zwei Charakteristika auf: Es ist faszinierend und erschütternd zugleich («mysterium tremendum et fascinosum») –wie in vielen Reglionen zum Beispiel der Donner, der oft als Manifestation Gottes gedeutet wird.
Solch faszinierende und gleichzeitig bewegende Lebensmomente, Lebensbereiche, Lebensorte, in denen gleichsam die «andere Dimension» – das Heilige – innewohnt, will dieses Pfabü, angeregt durch das neue Hungertuch, zum Thema machen. Hoffentlich findet es interessierte Lesende!
Für die Redaktion
Hugo Gehring