Pfarreiforum Stadt St.Gallen August 2022

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Lebensraum St.Gallen

Für mehr Lebensqualität im Alter Angemessene Armlehnen bei öffentlichen Bänkli, das SuntigsKafi oder gemeinsames Grillieren am Sonntag: Die Interessengemeinschaft IG Alter Südost setzt sich seit zehn Jahren für eine bessere Lebensqualität von älteren Menschen ein. Brigitta Holenstein ist Sozialarbeiterin beim katholischen Sozial­ dienst Ost und Mitgründerin der Interessengemeinschaft (IG) Al­ ter Südost. Sie erinnert sich noch gut, als die IG damals, im August 2012, auf Initiative der Pro Senectute der Stadt St.Gallen, gemein­ sam mit dem katholischen Sozialdienst Ost, der Sozialdiakonie der evangelisch-reformierten Kirchgemeinde Tablat und den in den Quartieren Grossacker, St.Fiden und Krontal wohnhaften Se­ niorinnen und Senioren entstanden ist. «Mit der IG-Gründung sahen wir eine Chance im gemeinsamen Anpacken und regel­ mässigen Austausch», sagt sie.

Sozialarbeiterin Brigitta Holenstein (links) und ­Sandra Stark von der Pro Senectute (rechts) treffen sich regelmässig mit den Seniorinnen und Senioren, die sich für die IG Alter Südost engagieren.

2011 hatte die Pro Senectute eine Sozialraumanalyse der Situation von älteren Menschen im Gebiet St.Fiden-Krontal durchgeführt. Die Ergebnisse zeigten einerseits, dass die Wohnqualität vielerorts sehr gut ist und bereits verschiedene Angebote für ältere Quartier­ bewohnerinnen und -bewohner bestehen. Andererseits gab es noch Verbesserungspotenzial. Aufgrund der Untersuchungs­ ergebnisse und der Kontakte, die im Rahmen dieser Analyse ent­ standen sind, wurde die IG Alter St.Fiden-Krontal gegründet. Ei­ nige Jahre später kamen die Quartiere Neudorf, Stephanshorn und Halden dazu. «Die IG möchte die Möglichkeiten von älteren, fragilen Menschen zur Teilnahme am öffentlichen Leben verbes­ sern und sich grundsätzlich für die Lebensqualität dieser Men­ schen einsetzen», sagt Brigitta Holenstein. Eine der Stärken der IG Alter sei die Vernetzung innerhalb der Gruppe wie auch mit den anderen Quartiersakteuren.

wald und Ackerpärkli neue Sitzgelegenheiten gibt und dass jene beim Blutspendezentrum St.Fiden mit einer angemessenen Sitz­ flächenhöhe, mit Rücken- und Armlehnen ausgestattet wurden. Zudem wurden auf Initiative der IG an verschiedenen Orten in der Stadt, beispielsweise an der Saturnkreuzung, die Trottoirs ab­ gesenkt. «Was für viele Menschen selbstverständlich ist, ist für viele betagte Menschen oder solche mit einer körperlichen Beein­ trächtigung eine Herausforderung», sagt Holenstein. Deshalb setze sich die IG dafür ein, dass diese Menschen selbstständig und ohne Anstrengung von einem Bänkli aufstehen oder problemlos mit dem Rollator die Strasse überqueren können. «Es macht ihren Lebensraum zugänglicher, erhöht dadurch die Lebensqualität und stärkt die Autonomie.» Das Suntigs-Kafi ist beliebt Die IG ist auch im Bereich des Zusammenlebens tätig. Zum einen sorgt sie dafür, dass Seniorinnen und Senioren von der IG und ­ihren Angeboten erfahren und sich bei Fragen und Anliegen an die Gemeinschaft wenden können. Andererseits organisiert sie das Suntigs-Kafi im evangelischen Kirchgemeindehaus Grossacker. «Seniorinnen und Senioren hatten uns immer wieder erzählt, wie schwierig der Sonntag für sie sei», erinnert sich Brigitta H ­ olenstein. Oft würden sie sich am Sonntag einsam fühlen, da die meisten Cafés und Geschäfte geschlossen seien und viele Menschen den Sonntag mit ihren Familien verbrachten. Daher wurde das Sun­ tigs-Kafi ins Leben gerufen. Das war vor neun Jahren. Mittlerweile ist es aus dem Angebot der IG nicht mehr wegzudenken. Jeden zweiten Sonntagnachmittag geniessen Seniorinnen und Senioren bei Kaffee und Kuchen das Zusammensein mit anderen Men­ schen. «Das Suntigs-Kafi wird sehr geschätzt», so Brigitta ­Holenstein. Sie erinnert sich an eine Besucherin, die sagte, dass ihr das Suntigs-Kafi Halt und Struktur gebe. «Das Willkommen-Sein hätte ihr – neben anderem – geholfen, den Tod ihres Ehemanns zu verkraften und neue Kontakte zu knüpfen.» Nebst dem SuntigsKafi gibt es mittlerweile auch den Suntigs-Suppätopf und den Sun­ tigs-Grill. Letzteres ist entstanden, weil viele für sich allein oder zu zweit nicht grillieren. Beides wird gemäss Holenstein von Senio­ rinnen, Senioren und anderen Personengruppen rege genutzt. Für die nächsten zehn Jahre wünscht sich die Sozialarbeiterin, dass in der IG weiterhin ein lebendiges Zusammenwirken statt­ findet, noch mehr Seniorinnen und Senioren in der IG mit­machen und Visionen für weitere Projekte im Sinne von betagten Men­ schen entwickelt werden. (lom)

Bänkli und herabgesetzte Trottoirs Aktuell setzt sich die IG aus sieben im Gebiet wohnhaften Senio­ rinnen und Senioren zusammen sowie aus Sükran Magro vom Solidaritätsnetz Ostschweiz, Agnes Haag vom Quartierverein, ­ ­Sandra Stark von der Pro Senectute, Damaris Saxer von der evan­ gelischen Kirchgemeinde Tablat und Brigitta Holenstein. Jedes Jahr lädt die IG auch Quartiersakteure aus der Altersarbeit zu ­einem Austausch ein. «So sind wir auch mit jenen gut vernetzt, die nicht direkt in der IG vertreten sind.» Nebst der Vernetzungsarbeit packt die IG auch konkret Projekte an. So setzte sie sich beispielsweise in der Vergangenheit dafür ein, dass es bei der Bushaltestelle Grossacker, im Krontal, Hagenbuch­ kathsg.ch

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