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«Diese Idee habe ich nie bereut»

Frederick Mangold (19), Student an der Universität St.Gallen, lancierte kurz nach Beginn des Ukraine-Kriegs zusammen mit anderen Studenten eine Sammlung von Sachspenden und löste damit eine grosse Solidaritätswelle aus. Inzwischen wurde die Sammelstelle im Lattich-Areal geschlossen. Der HSG-Student will jetzt auf eine andere Art helfen.

«Unsere Aktion ‹St.Gallen helps Ukraine› war eine ganz spontane Idee», erinnert sich Frederick Mangold, «meine Kollegin Emilia von Albertini und ich sagten uns: Wir müssen etwas tun. Einen Tag später schon haben wir einen Flyer gestaltet und mit der Werbung gestartet.» Und sie waren überwältigt, wie schnell der Stein ins Rollen kam: «Uns hat überrascht, wie gross in der St.Galler Bevölkerung das Bedürfnis war, etwas zu tun. Wir haben unglaublich viele Sachspenden bekommen.» Die ursprünglich geplante Sammelfläche von 20 Quadratmetern im Hektor-Areal (beim Güterbahnhof) kam schon nach wenigen Stunden ans Limit. Auch das Medieninteresse war gross. «Es war zeitweise gar nicht mehr so einfach, das Studium und mein freiwilliges Hilfsprojekt unter einen Hut zu bekommen.» Schnell merkt Mangold, wie wichtig die Zusammenarbeit mit der Ukrainischen Botschaft in Bern ist: «Die haben das Netzwerk und die wissen auch, wohin die Waren in der Ukraine geliefert werden müssen. Wenn wir auf eigene Faust losgefahren wären, wären wir wahrscheinlich an der Grenze gestrandet.»

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Langfristig helfen

Fünf Monate später ist es ruhiger geworden. Nachdem die Öffnungszeiten bei der Sammelstelle sukzessive reduziert wurden, nimmt der Verein «St.Gallen helps Ukraine» inzwischen gar keine physischen Sachspenden mehr entgegen. «Man spürt schon, dass die Spenden von Privatpersonen nachgelassen haben», sagt Mangold nachdenklich. Dies sei auch verständlich. Das höre er auch von anderen Organisationen und Projekten, die sich für die Menschen in der Ukraine engagieren. «Wir haben uns jedoch von Anfang an vorgenommen, mehr als nur ein Tropfen auf dem heissen Stein zu sein, und deshalb einen Verein gegründet. An unserem Vorsatz wollen wir festhalten, denn die Menschen in der Ukraine sind nach wie vor auf die Hilfe der Schweizer Bevölkerung angewiesen.»

Kooperation mit Coop

Mangold habe sich intensiv Gedanken gemacht, wie Menschen in der Schweiz langfristig zur Solidarität motiviert werden können. «Noch immer ist es für viele ein Bedürfnis, zu helfen. Es gibt aber zu wenig niederschwellige Möglichkeiten für die Solidarität.» Vielen, die im Berufsleben stehen, fehle oft die Zeit. «Wenn ich bis siebzehn Uhr arbeite und dann noch einkaufen muss, kann ich nicht noch durch die halbe Stadt fahren, um Kleider oder andere Waren abzuliefern.» Deshalb hat der Verein ein neues Angebot lanciert:

Seit Juli besteht die Möglichkeit, via Coop-Onlineshop Waren des täglichen Bedarfs für die Ukraine zu kaufen.

Coop sammelt diese Bestellung und liefert dann die Waren via Ukrainische Botschaft in die Ukraine.» Werbung dafür macht der Verein vor allem über Social Media. Frederick Mangold schmunzelt, als er beschreibt, wie sie die Kooperation mit dem Detailhandelsriesen eingefädelt haben: «Wir hatten keine Kontakte. Deshalb haben wir einfach mal angefangen, uns durchzutelefonieren. Das hat einige Zeit gedauert, doch irgendwann hatten wir dann jemanden von der Geschäftsleitung am Hörer und konnten unsere Idee vorstellen.»

Von Resonanz überrascht

In den letzten Monaten ist Frederick Mangold fast täglich mit seinem Hilfsprojekt beschäftigt gewesen. Das sei vor allem während der Prüfungsphase im Juni eine ziemliche Herausforderung gewesen. Er ist für das ganze Team und Freiwillige dankbar, die sich seit Tag 1 für die Ukraine einsetzen. Neben ihm engagieren sich vier weitere junge Erwachsene freiwillig im Verein. Die Resonanz, die er mit seinem Team ausgelöst hat, sei beeindruckend und erfülle ihn mit Dankbarkeit: «So viele Menschen haben uns auf unserem Weg unterstützt. Es steckt eine grosse Community hinter uns, ohne die wäre das alles nicht möglich gewesen. Ich hätte nie gedacht, dass meine Kollegin und ich mit einem so spontanen Projekt etwas so Grosses auslösen können.» Eines steht für ihn fest: «Diese Idee habe ich nie bereut. Auch wenn es viel Arbeit ist, ich würde es wieder genau gleich machen.» (ssi) stgallen-helps-ukraine.ch

Bild: Frederick Mangold (Mitte) und sein Team unterzeichnen die Kooperation zwischen der Ukrainischen Botschaft in Bern und dem Verein St.Gallen Helps Ukraine.

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