mit Reise, Wohnen & Kulinarik

GREGORY WÜTHRICH
Glück im Unglück für Sturms Abwehrchef.
Sport, Seite 44/45


354.000 DOSEN
mit Reise, Wohnen & Kulinarik
GREGORY WÜTHRICH
Glück im Unglück für Sturms Abwehrchef.
Sport, Seite 44/45
354.000 DOSEN
Das Gesundheitsministerium sucht rund 354.000 Impfdosen, die in der letzten Grippesaison verschwunden sind – jetzt werden Ärzte überprüft. Beim aktuellen Impfstoff gibt es Lieferprobleme.
Österreich, Seite 12/13
Wieso die Steiermark und Graz entscheidend für die
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Unternehmenneudenken.
FrischgemüseKnödl: DerFrischgemüse PartnerinÖsterreich.
NäheresimWirtschaftsteil.
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Wie man erfolgreich kommuniziert
Amazon streicht seinen Mitarbeitern gerade die Homeoffice-Option – und ist dabei in guter Gesellschaft mit anderen Riesen-Konzernen. Einem angeblichen Trend auf der Spur.
Von Daniela Bachal und Manfred Neuper
„Wir sind, was wir wiederholt tun. Exzellenz ist daher keine Handlung, sondern eine Gewohnheit.“ (Aristoteles)
Montag Morgen, sie ist abmarschbereit. Noch ein kurzer Blick in die Emails, bevor sie die Wohnung verlässt. In der letzten Email stehen Dinge, die sie so gar nicht einordnen kann. Verwirrung. Sie bekommt es nicht bewusst mit, aber ihr Körper hat diese Verwirrung sofort umgesetzt in eine Bewegung der Augenbrauen. Die Stirn runzelt sich und eine strenge Nachdenkfalte bildet sich senkrecht nach oben. Sie schüttelt auch den Kopf ein klein wenig, ein Zeichen ihrer Verständnislosigkeit. Als sie mit dem Auto zum Termin fährt, schaltet eine Ampel nicht und nicht auf grün um. Sie ärgert sich ein wenig drüber. Stirnfalten und Kopfschütteln sind das sichtbare Zeichen dafür. Am Firmenparkplatz angekommen, sieht sie einige schwarze Limousinen mit ausländischen Kennzeichen. Wer ist da wohl zu Besuch beim Chef? Stirnfalten. Natürlich steht einer auf ihrem Parkplatz. Stirnfalten. Kopfschütteln. Das Meeting beginnt, sie sitzt drinnen und hört gespannt zu. Plötzlich unterbricht der Kollege, wendet sich an sie und fragt: „Sag
”
Machen Sie sich Ihre körpersprachlichen Gewohnheiten bewusst. Sie bestimmen nämlich, wie Sie als Person wirken!
“
mal, warum schaust du so skeptisch? Was passt dir denn nicht?“ „Ich? Wieso? Ich höre doch interessiert zu!“ Unsere Körpersprache ist auch ein Ergebnis unserer Gewohnheiten. Machen wir Bewegungen sehr häufig, werden sie zu einer Gewohnheit. Ohne, dass es dafür einen psychologischen Grund geben muss. Die Stirnfalten bleiben also auch dann bestehen, wenn man eigentlich gut drauf ist. Aber Achtung: beurteilt werden wir trotzdem genau danach, wie diese Stirnfalten eben wirken. Nacherklärungen wie, dass man es doch nicht so meine, man einfach konzentriert sei, man gerade an was anderes gedacht habe, mögen stimmen. Die Erklärungen kommen neurologisch aber zu spät. Zuerst nämlich ordnen wir emotional ein. Bevor man sich also rechtfertigt, hat sich die Wirkung schon festgesetzt: skeptisch und unzufrieden. Hören Sie also des Öfteren das gleiche Feedback über Ihre Wirkung, könnte es daran liegen, dass Sie unbewusst etwas aussenden, was Sie so eigentlich gar nicht wollen.
Stefan Verra ist KörperspracheExperte.
m Jahr 2021 gab Arbeitsminister Martin Kocher die Parole aus: „Homeoffice ist gekommen um zu bleiben, und wird uns auch nach der Pandemie im Arbeitsleben weiter begleiten.“WarHomeofficevorder Pandemie für die meisten noch ein Fremdwort, war es danach für weite Teile der arbeitenden Bevölkerung Arbeitsnormalität. SeitherreißtdieDiskussionüber Fluch oder Segen flexibler Arbeitsmodelle nicht ab. Beharrlich werden Produktivität und Karrierechancen ohne permanente Präsenz im Unternehmen infrage gestellt. Mittlerweile zeichnet sich eine Bewegung zurück ins Büro, auch „Return to Office“ (RTO) genannt, ab. In Deutschland waren es zuletzt Großkonzerne wie SAP, Volkswagen oder Deutsche Bank, die ihren Mitarbeitern mehr Anwesenheit im Büro verordneten. Aus den USA kommt gerade die Nachricht, dass Amazon von seinen Angestellten ab 2025 fordert, wieder fünf Tage pro Woche in der Firma zu arbeiten – das soll die Arbeit effizienter machen und Teams zusammenschweißen. Aktuell gesteht der Online-Händler seinen Mitarbeitern grundsätzlich zwei Tage pro Woche im Homeoffice zu. Nur in Ausnahmefällen soll es möglich sein, manchmal von Zuhause aus zu arbeiten, etwa wenn ein Kind krank sei oder man sich auf eine Arbeitsaufgabe konzentrieren wolle, heißt es seitens des Konzerns.
Beim deutschen Ifo-Institut warnt man indes davor, von einzelnen prominenten Unternehmen, in denen Homeoffice zurückgefahren wird, auf die Gesamtsituation zu schließen. Nur
Kehrtwende auch beim weltgrößten Online-Händler Amazon: Beschäftigte werden aus dem Homeoffice zurückgeholt IMAGO/ARTUR WIDAK
vier Prozent der deutschen Firmen würden die Arbeit von Zuhause aus abschaffen wollen –zwölf Prozent planen strengere Vorgaben und drei von vier Betrieben, in denen Homeoffice möglich ist, würden es unverändert beibehalten wollen.
„Es ist unbestritten, dass Präsenzarbeit dem Homeoffice in manchen Aspekten überlegen ist“, erklärt Ifo-Experte JeanVictor Alipour. Strengere Regeln durch eine stärkere Koordinierung von gemeinsamen Präsenzzeiten könnten das Homeoffice insgesamt produktiver gestalten. Die Uhren ließen sich jedenfalls nicht auf 2019 zurückdrehen.
Ähnlich die Einschätzung des Unternehmensberaters Jürgen Götzenauer: „Remote-Arbeit kann in vielen Bereichen durchaus Sinn machen, und hybride Arbeitsmodelle bieten eine Flexibilität, die für viele Menschen essenziell ist. Gleichzeitig gibt
es zahlreiche Situationen, in denen die physische Anwesenheit einen großen Vorteil darstellt und das Zwischenmenschliche eine entscheidende Rolle spielt. Der direkte Austausch fördert Kreativität, stärkt den Teamzusammenhalt und erleichtert spontane Problemlösungen –Aspekte, die virtuell oft schwerer zu erreichen sind.“ Wichtiger Zusatz: „Die Entscheidung, ob im Büro, hybrid oder vollständig remote gearbeitet wird, sollte wie bei jedem anderen Werkzeug getroffen werden: mit gesundem Menschenverstand und ohne Ideologie.“
Dassbeieiner solchen Entscheidung nie nur der Kopf allein den Ausschlag gibt, gibt man in Unternehmen wie der Wirtschaftsprüfungskanzlei Rabel&Partner/Deloitte, wo man, wie es heißt, „New Work“ seit einigen Jahren erfolgreich lebt, unumwunden zu. „Remote work und
Homeoffice basieren auf Vertrauen“, sagt Peter Kofler als einer der Partner. Im Nahrungsergänzungsmittel-Bereich ist die FirmaPromedicomitihremneuen Hauptquartier in Graz ein Paradebeispiel dafür, dass „New Work“ weniger Einzelarbeitsplätze, dafür mehr Begegnungszonen für die Mitarbeiter nötig macht. Geschäftsführer Reinhard Wagner sagt: „Bei der Entscheidung für Mobile Office muss man schon eine Hürde nehmen, es braucht Vertrauen.“
Eine heuer im Jänner veröf-
fentlichte Studie der Universität Pittsburgh, in der die Auswirkungen der Wiedereinführung der Büropflicht in 137 Unternehmen des US-Aktienindex S&P 500 analysiert wurden, bestätigt diese Bekenntnisse: Die Untersuchungen haben gezeigt, dass es den Führungskräften mit den Rückholaktionen gar nicht so sehr darum ging, die Leistung zu steigern, als vielmehr die Kontrolle über die Mitarbeiterwiederzuerlangen–und die Schuld für schlechte Firmenergebnisse auf die Beleg-
schaft im Homeoffice abschieben zu können. Insgesamt wurden für die Analyse Daten von 457 Unternehmen mit 4455 Quartals-Beobachtungen zwischen Juni 2019 und Jänner 2023 erfasst.
Die RTO-Vorgaben haben laut Studienautoren zu einer Verschlechterung der Mitarbeiterzufriedenheit geführt und keine Auswirkung auf den Geschäftserfolg gehabt.
Jürgen Götzenauer sagt zu dem Thema, das offenbar nicht emotionslos diskutiert werden kann „Aus meiner Erfahrung sollte man bei jedem gehypten Thema grundsätzlich vorsichtig sein. Schon Paracelsus sagte treffend: Die Dosis macht das Gift. Die extremen Pendelbewegungen, wie sie aktuell bei Homeoffice und RTO zu beobachten sind, sind nicht unüblich und oft Teil eines natürlichen Einschwingvorgangs.“