Kleine Zeitung - 09.12.2023

REISE & GENUSS

SKI-WELTCUP IN ST. MORITZ

Diesmal dreht sich (fast) alles um Weihnachten.

Platz zwei für Conny Hütter im Super-G.

Zum Herausnehmen

Sport, Seite 46/47

9.

DEZEMBER 2023

SAMSTAG -3 | 1 °

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Die große Klimashow der Scheichs Kaum ein Land hat einen so großen ökologischen Fußabdruck wie Dubai.

Eine Reportage vom Weltklimagipfel, der nun ins Finale geht.

Thema, Seite 2/3 IMAGO IMAGES, GEPA PICTURES

POLITIK

STEIERMARK

WIRTSCHAFT

Oppositionsikone Maria Kolesnikowa ist seit Monaten in Haft. Ihre Schwester bangt.

Robbie-Gastspiel ist zu Ende: Der Star lieferte seine größten Hits und viele Anekdoten.

Bei Signa droht die nächste Pleite und in der Holding laufen die Aufräumarbeiten.

Seite 6/7

Seite 18/19

Seite 28/29

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Kleine Zeitung Samstag, 9. Dezember 2023

30 | Beruf & Bildung Gerade in wirtschaftlich angespannten Zeit kommen auf das mittlere Management in vielen Unternehmen Herkulesaufgaben zu.

Der Druck steigt. Wie sich dieses Dilemma bewerkstelligen lässt.

Von Manfred Neuper

s sei die „berüchtigte Sandwich-Position“, in der sich immer mehr Führungskräfte ausgesetzt fühlen.

Der Unternehmensberater Jürgen Götzenauer verweist auf aktuelle Studien von international renommierten Institutionen und Unternehmen wie dem Workforce Institute und Microsoft. Diese würden zeigen, dass Führungskräfte sich „zunehmend überfordert und alleingelassen fühlen“. Besonders betroffen von diesem Dilemma sei das sogenannte „mittlere Mana-

E

Unternehmensberater Jürgen Götzenauer OLIVER WOLF

gement, die zweite Führungsebene“. Diese habe häufiger „mit einem doppelten Druck von oben und unten zu kämpfen“ – Stichwort „Sandwich-Position“.

Führungskräfte müssen hier „zwischen den Anforderungen des Topmanagements und den Bedürfnissen der operativen Ebenen vermitteln“. Diese Rolle verlange ein hohes Maß an diplomatischem Geschick und die Fähigkeit, gegensätzliche Erwartungen auszugleichen, so Götzenauer. Gerade, weil sie aktuell sehr oft die Überbringer schlechter Nachrichten sind. „Innerbetriebliche Unterstützung und Mentoring sind in vielen Unternehmen nicht ausreichend vorhanden oder funktionieren nicht wie gewünscht“, so eine weitere Beobachtung.

Die Umfrage-Ergebnisse, so Götzenauer, würden hier „eine dramatische Entwicklung aufzeigen“: Fast die Hälfte (46 Prozent) der Führungskräfte aus dem mittleren Management überlegt, sich innerhalb des nächsten Jahres einen neuen Job zu suchen und mehr als die Hälfte (53 Prozent) der Führungskräfte gibt an, sich ausgebrannt zu fühlen. Der Druck auf die Führungskräfte und die damit verbundenen Herausforderungen haben sich in den letzten Jahren nochmals massiv erhöht. Dies umfasse die steigende Komplexität in ihren Aufgaben oder aber auch Aspekte wie gestiegene Preise (je nach

„Im Sandwich“: Das Dilemma der Führungskräfte

ADOBE STOCK

ADOBE STOCK

Branche etwa von Rohstoffen).

Hinzu komme, derzeit besonders häufig, zusätzliche Verantwortung aufgrund von Unternehmensverschlankungen oder aber auch die Auswirkungen des Fachkräftemangels, so Götzenauer. Hier gelte es, neue Wege im Recruiting und Talentmanagement zu beschreiten. „Sie müssen kreative Lösungen finden, um diese Lücken zu schließen, und gleichzeitig ihre Teams effektiv einsetzen und weiterentwickeln.“ Auch die Führungskultur unterliege hier einem Wandel hin zu mehr Leadership statt traditionellem Management. „Dies erfordert von Führungskräften, als positive Beispiele voranzugehen, Entscheidungs- und Handlungsspielräume zu gewähren und sich auf die Anfor-

derungen der ‚Generation Z‘ und des ‚New Work‘ einzustellen“, so Götzenauer.

Hinzu kommen Herausforderungen rund um hybrides Arbeiten und auch die steigende Diversität in Unternehmen, die bei allen positiven Aspekten, auch dazu führen, dass „Führungskräfte lernen müssen, mit dieser Vielfalt umzugehen, Konflikte zu managen und die Potenziale ihrer diversen Teams voll auszuschöpfen“.

Gibt es einen Ausweg aus diesem Dilemma? Götzenauer nennt einige konkrete Maßnahmen für Führungskräfte im mittleren Management: Steigerung der eigenen Resilienz: Es ist wichtiger denn je, dass Führungskräfte lernen, mit Stress und Veränderungen umzugehen, um langfristig leis-

Kleine Zeitung Samstag, 9. Dezember 2023

Beruf & Bildung | 31 GERECHTIGKEIT BEI LÖHNEN

tungsfähig und ausgeglichen zu bleiben.

„Ich weiß genau, was meine Kollegen verdienen“

Fortbildung

und SkillsEntwicklung: Kontinuierliche Weiterbildung in Bereichen wie digitale Kompetenzen und hybrides Arbeiten ist entscheidend, um mit den sich ändernden Anforderungen Schritt zu halten.

Förderung einer inklusiven und diversen Unternehmenskultur: Aktives Engagement für Vielfalt am Arbeitsplatz kann helfen, eine Umgebung zu schaffen, in der alle Mitarbeiter ihr volles Potenzial entfalten können.

Entwicklung effektiver Kommunikationsstrategien: Klare und transparente Kommunikation nach oben und nach unten ist entscheidend, um Missverständnisse zu vermeiden und die Zusammenarbeit im Team zu stärken.

Delegation und Empowerment der Mitarbeiter: Die Übertragung von Verantwortlichkeiten und die Ermächtigung der Mitarbeiter zur Selbststeuerung können die Effizienz des Teams steigern und die Mitarbeiterzufriedenheit erhöhen. Stichwörter: Agilität und Selbstbestimmtheit.

Unterstützung von erfahrenen Experten von außen in Anspruch zu nehmen, sei in vielen Fällen ebenfalls sehr hilfreich, betont Götzenauer. Der Schlüssel liege hier aber „nicht in abstrakten Führungskräfteschulungen oder Coachings, sondern in echtem Erfahrungsaustausch, also dem intensiven Austausch zu konkreten beruflichen Problemstellungen und der damit verbundenen professionellen Unterstützung auf Augenhöhe“.

Das Start-up „123 Transporter“ hat drei Frauen in der Führung und übt Transparenz beim Gehalt. Ist das gut? isa Husz ist 23 Jahre alt, arbeitet viel aus dem Homeoffice und besetzt als eine von drei Frauen eine Führungsposition in einem Start-up. Bonus: Sie kennt die Gehälter ihrer Kolleginnen und Kollegen. „Ja, ich weiß genau, was meine Kolleginnen und Kollegen verdienen und das macht uns als Team nur stärker.“ Nachsatz: „Nicht auf den Cent genau, aber wir leben Transparenz.“ Die Lohnungleichheit zwischen Frauen und Männern ist bei „123 Transporter“ also kein großes Thema. Damit ist das Transportunternehmen die Ausnahme. Aber auch dass drei Frauen in der Führung sitzen, ist ungewöhnlich. Gerade in einer Branche mit dem Thema Mobilität. Ganz kurz erklärt, bieten „123 Transporter“ ähnlich wie andere Sharing-Dienste Großfahrzeuge an, die man sich ausborgen kann. Das in Niederösterreich gegründete Unternehmen ist Anbieter von 200 Fahrzeugen und hat auch kürzlich nach Kärnten expandiert, weil österreichweit die Nachfrage gestiegen ist. Es ist also wie Car-Sharing, aber das auch für große Transporte, wie Baumaterialien oder Topfpflanzen.

L

eben eine Position, ja was die Arbeit einer Position wert ist, und damit könnte man aufhören, Frauen ständig Coachings für Verhandlungsgeschick anzudrehen, sondern einfach nach Kompetenz bewerten.“ Die „123 Transporter“-Führungskraft Lisa Husz kennt das: „Bei uns gibt es natürlich ein Leistungsprinzip, also wer mehr Verantwortung nimmt, bekommt mehr bezahlt, aber man wird auch gefördert, erhält Feedback und das Voran-

Doch zurück zu den Frauen, den

Gehältern und den Möglichkeiten. Natürlich ist es toll, wenn es diese Transparenz gibt, doch die Ökonomin Henrike von Platen meint, um den Gender-PayGap zu schließen, sollte man in erster Linie die Art und Weise der Entlohnung neu gestalten, damit es eben nicht auf das „Verhandlungsgeschick“ ankomme. „Die Firmen kennen am allerbesten den Wert, was

kommen wird damit einfacher.“ So erzählt sie etwa von Diana Kokic, sie ist Head of Business Support, hat direkt nach der Karenz in Teilzeit im Unternehmen begonnen und ist innerhalb eines Jahres in diese Position vorgerückt.

Dass es zwischen Männern und Frauen aktuell Differenzen gibt, ist eine Tatsache. Laut Statistik Austria liegt diese bei 18,8 Prozent. Damit hat man sich verbessert, denn 2021 lag sie noch bei 23,5 Prozent, doch Österreich ist trotzdem immer noch sehr viel höher, als der EU-Schnitt, der bei 12,7 Prozent liegt.

Doch man könnte sich auch fragen: Warum gibt es überhaupt einen Unterschied? Die aktuelle Nobelpreisträgerin für Wirtschaftswissenschaften, Claudia Goldin, beschreibt es so: „Es gibt drei Faktoren: die Mutterschafts-Strafe, die Vaterschafts-Prämie und der Preis dafür, eine Frau zu sein.“ Gemeint ist damit, dass Frauen durch die Tatsache, dass sie Kinder bekommen, von Karriere und Geld ferngehalten werden, unter anderem durch fehlende Kinderbetreuung und der daraus resultierenden Teilzeitquote, die in Österreich bei fast 50 Prozent liegt.

Werden aber Männer Väter, so winkt oft eine Gehaltserhöhung. Ökonomin von Platen sieht es dennoch positiv, dass durch Termine, wie den Equal Pay Day das Thema im Gespräch bleibt und sich damit Stück für Stück verBarbara Haas bessert.

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Vier Führungsjob, drei davon haben Frauen, wie Lisa Husz

scannen und direkt das Interview mit Henrike von Platen hören.