Kleine Zeitung PRIMUS - 27.05.2023

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Das Wetter spielt über Pfingsten mit, der Wandertrend hält an: Es ist angerichtet für die Hüttensaison. Zu kämpfen haben die Hüttenwirte dennoch – mit der Teuerung und mit dem Personalmangel.

Steiermark, Seite 14/15

DER HÜTTEN-TREND HÄLT AN

Gut behüttet!

POLITIK

Hans Peter Doskozil im Interview: „Ich habe mich aus der Komfortzone gewagt.“

Seite 2/3

SPORT

Dem GAK fehlt nach einem 3:0 gegen Amstetten nur noch ein Sieg zum Aufstieg.

Seite 60/61

PRIMUS

Wo heimische Betriebe und Forscher international als Problemlöser gefragt sind.

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Graz, Samstag, 27. Mai 2023

Wie man erfolgreich kommuniziert

KÖRPER SPRACHE

Zu leise?

Wer starkist,kannsicherlauben,leisezu sprechen. (FranklinD.Roosevelt)

Kann man mit heiserer, leiser Stimme Wahlkampf führen?“ Mehrere Medien, haben diese Frage dem burgenländischen Landeshauptmann Hans Peter Doskozil gestellt. Würde er den SPÖParteivorsitz übernehmen, wäre er damit wohl der Spitzenkandidat im nächsten Nationalratswahlkampf. Viele Stadtplätze, Bierzelte und Interviews müsste er mit Wahlkampf beschallen. Die einen fragen: Ist seine Stimme nicht ein wenig zu dünn dafür? Dafür gibt‘s Mikrofone, sagen andere, doch die machen eine dünne Stimme lauter, nicht aber voluminöser

Und darum geht‘s, um Volumen. Ist nicht, bei Doskozil. Bleibt also die Frage, ob er damit schon von vorne herein chancenlos ist. Kurze

Antwort: Ist er nicht!

Den ersten Eindruck macht sich unser Gehirn nämlich nicht anhand der Stimme, sondern anhand der Körpersprache. Wenn der burgenländische RichtungWien-Rufer mit seinem Habitus ausreichend Kraft und Volksnähe vermittelt, triggert das die Gefühle von Menschen an. Sprich, er ist für sie wählbar. Die Stimme kommt erst im Nachgang. Sie wird mit dem ersten visuel-

len Eindruck abgeglichen und verstärkt im Idealfall die Einschätzung. Hier hat Doskozil definitiv einen Nachteil. Der wiegt aber nicht so schwer, als dass er damit nicht als Kandidat geeignet wäre. Das Temperament, das ein Mensch mit seiner Gestik, Mimik und Haltung vermittelt, entscheidet, ob wir jemanden als glaubwürdig, als sympathisch oder arrogant einordnen. Die besondere Stimme von Doskozil ist also nicht völlig bedeutungslos. Aber sie wird auf seinen Erfolg einen überschaubaren Einfluss haben. Das Problem liegt woanders. Die Stimme fällt auf, nicht nur der Presse, sondern auch der Bevölkerung. Je mehr dieses Thema also herum geistert, desto größer wird das Thema in den Köpfen der Menschen. Gerüchte werden aufkommen, und die können zu einem echten Nachteil werden. Der einzige Weg diesen „elephant in the room“ loszuwerden: ihn direkt anzusprechen. Hans Peter Doskozil wäre also gut beraten, auf derlei nicht pikiert, sondern offen und direkt zu antworten. Am besten mit Humor!

Stefan Verra ist Körpersprache-Experte

Strategiearbeit in unsicheren

Zeiten

In einer brüchigen Welt wird langfristige Planung zunehmend unmöglich. Wie die Arbeit an strategischen Zukunftsthemen dennoch gelingen kann. Von Manfred Neuper

Eine stabile und verlässliche Planung sei mittlerweile „nicht einmal mehr auf Monatsbasis möglich“ – dieser Befund ist in Gesprächen mit Unternehmerinnen und Unternehmern, mit Managerinnen und Managern oder Abteilungsleitern zum Dauerbrenner geworden. Der immer lauter werdende und oft zitierte Ruf nach Planungssicherheit verhalle jedoch nicht erst seit der Coronapandemie ungehört, sagt der Unternehmensberater Jürgen Götzenauer Und das nicht, „weil man nicht will, sondern weil man

schlichtweg nicht kann, willkommen in der BANI-Welt“, so Götzenauer Den Begriff, eigentlich ein Kürzel, hat der USamerikanische Zukunftsforscher und Autor Jamais Cascio geprägt. Er fasst damit die dramatischen Veränderungen der letzten Jahre zusammen. Durch massive Veränderungen wie etwa Pandemie, Krieg, Rohstoffkrise und Inflation sei die Welt brüchiger, ängstlicher, nicht linearer und unverständlicher geworden (oder englisch: brittle, anxious, non-linear, incomprehensible – also BANI). „Diese gravierenden Verände-

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rungen machen eine stabile langfristige Planung in den meisten Unternehmen heutzutage eben schlichtweg unmöglich“, so Götzenauer Dennoch gebe es Möglichkeiten für Entscheidungsträger, „um in diesem Umfeld trotzdem erfolgreich an strategischen Zukunftsthemen für das Unternehmen und seine Beschäftigten arbeiten zu können“. Diese fünf Punkte nennt Götzenauer, ein Überblick.

Vorausschauendes Fahren –Balance zwischen dem Jetzt und der Zukunft

Die wichtigsten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind am Feuerlöschen im Tagesgeschäft. Umso wichtiger ist es also, dass gerade in Krisenzeiten nicht Feuer gelöscht werden müssen, die man vorher selbst gelegt hat. Man muss und sollte schon immer auch ein Gefühl dafür haben, welche Auswirkungen kurzfristige Entscheidungen auf die mittel- und langfristige Zukunft des Unternehmens haben. 2

Das Ohr am Gleis haben –Oder das Licht am Ende des Tunnels.

Eine gute Aufklärung und ein solides Lagebild sind wesentliche Grundlagen, um Entscheidungen zu treffen bzw. Prioritäten

EUROKSILLS Voller Fokus auf die Berufs-EM

In rund 100 Tagen geht die Berufs-EM „EuroSkills“ im polnischen Danzig über die Bühne. Die Vorbereitungen der fast 50 österreichischen Teilnehmerinnen und Teilnehmer, darunter neun aus der Steiermark und vier aus Kärnten, laufen bereits auf Hochtouren. In Linz ist gerade ein Teamseminar zu Ende gegangen. Sportmediziner, Motivationstrainer und Fachexperten in den jeweiligen Berufen stehen den EM-Startern während Vorbereitung und Wettkampf zur Seite. SKILLSAUSTRIA/ANNA

richtig zu setzen und die ohnehin knappen Ressourcen bestmöglich und zielgerichtet einzusetzen. Oft ist das Licht am Ende des Tunnels der Zug. Damit man weiß, was auf einen zukommt, ist ein solides Lagebild also unbedingt erforderlich. Gerade in größeren Unternehmen, die ja eher schwergewichtigen Tankern als wendigen Schnellbooten entsprechen.

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Anaximander hatte recht –Vom Denken in multiplen Szenarien.

Der griechische Philosoph Anaximander war der Erste, der von Paralleluniversen gesprochen hat. Nachdem es keine Planungssicherheit gibt, ist es notwendig, in Szenarien zu denken. Ich sage bewusst nicht planen, sondern denken. Kein schwergewichtiges Planen, aber zumindest die Kernparameter, wesentlichen Einflussfaktoren und deren Auswirkungen sollte man im Blick haben.

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Kann bitte jemand

George Martin holen? – Die Wichtigkeit der Orchestrator-Rolle.

Sir George Martin war der Arrangeur der Beatles. In der Klassik nennt sich diese Rolle „Orchestrator“. Es geht darum, dass es jemanden braucht, der die Fähigkeiten und die Ressourcen hat, die mittel- und langfristige Planung an die jeweils aktuellen Rahmenbedingungen anzupassen. Oftmals versucht man ja, die Wirklichkeit an den Plan anzupassen und wenn das nicht gelingt, einfach sämtliche Pläne über den Haufen zu werfen.

5 Feuer mit Feuer bekämpfen –Oder wie man eine brennende Ölquelle löscht.

Außergewöhnliche Zeiten erfordern oftmals außergewöhnliche Maßnahmen.

Stichwort: Disruption. Überdenken Sie, was alles möglich ist, bzw. bis jetzt einfach „nicht gegangen“ ist. Und das ganz gezielt und konkret zu fordern und zu fördern. Gerade die Pandemie hat gezeigt, dass es

oftmals notwendig war, kurzfristig sehr außergewöhnliche Maßnahmen zu treffen, um durch den Sturm zu kommen. Hier gilt der alte Spruch: Die Chance in der Krise. Oft erleichtern externe Krisen die Umsetzung radikaler Veränderungen im Unternehmen, die vorher – sozusagen im Schönwetter – nicht möglich waren, weil die Not oder der Druck zu gering und die internen Beharrungskräfte zu groß waren.

Zusammengefasst, so Götzenauer gehe es darum, „über die genannten Faktoren die Resilienz und die Belastbarkeit zu stärken und in der Unternehmenskultur nachhaltig zu verankern“. Dabei sei es wichtig, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei diesen Veränderungen „mitzunehmen, für transparente Kommunikation zu sorgen und auch Emotionen zuzulassen“. Wenn es dann noch gelinge, so Götzenauer, „Veränderungskompetenz aufzubauen, agile Methoden und selbstorganisierte Teams zu etablieren und so von hierarchischen Strukturen hin zu Werten wie Eigenverantwortung, Vertrauen und Wertschätzung zu kommen, ist man auch für die Herausforderungen aufgestellt.“

27 MAI 2023 | SAMSTAG | 9 Beruf & Bildung
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Jürgen Götzenauer OLIVER WOLF
LEHNER

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