Kapitel VI: „Impossible is Nothing!“ Das Urteil liegt vor. Verfechter der Rechte von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, führende Sportbekleidungsmarken und Multi-Stakeholder-Initiativen sind alle zu dem Schluss gekommen, dass durch regelmäßige Inspektionen der Betriebe zwar Probleme erkannt, aber nicht gelöst werden. Nach Untersuchung der Ergebnisse, die bei Audits in mehr als 800 Nike-Zulieferbetrieben in 31 Ländern in einem Zeitraum von über sieben Jahren gesammelt wurden, sind beispielsweise die Akademiker Richard Locke, Fei Qin und Alberto Brause zu dem Schluss gekommen, dass sich „trotz erheblicher Anstrengungen und Investitionen seitens Nike und seiner Mitarbeiter zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen bei ihren Zulieferern der Erfolg derartiger Überwachungsmaßnahmen sehr im Grenzen hält.”224 Das überrascht die Tausende von Arbeitern, die weiterhin unter menschenunwürdigen Bedingungen in den Betrieben der Sportbekleidungslieferketten arbeiten, nicht wirklich, wenn auch in den vergangenen 10 Jahren viel unternommen wurde, um diese Branche zu verändern. Dies ist jedoch noch kein Grund zu verzweifeln. Veränderungen sind möglich. Oder, wie Adidas zu sagen pflegt: „Impossible is nothing!” Aber für echte Veränderungen ist eine andere Vorgehensweise von Nöten, bei der auch die Grundursachen – sowie strukturelle Faktoren – berücksichtigt werden müssen, welche immer wieder aufs Neue zum Missbrauch von Arbeitnehmerrechten führen. Außerdem müssen alle Akteure in dieser Branche verstärkt und beständig zusammenarbeiten, um diese strukturellen Hindernisse zu überwinden 2004 präsentierte Play Fair der Branche ein Arbeitsprogramm, mit dem tatsächliche Verbesserungen rechtzeitig zu den Olympischen Spielen 2008 in Peking herbeigeführt werden sollten. Wir sind immer noch enttäuscht darüber, dass die Branche, insgesamt gesehen, die Herausforderungen nicht angenommen hat. Es sind nur noch wenige Monate bis zu den Olympischen Spielen in Peking und wir ergreifen daher jetzt die Gelegenheit, um zu unseren vier Kernbereichen des Arbeitsprogramms zurückzukehren, in denen unserer Meinung nach tatsächliche Veränderungen möglich sind, durch die wiederum nachhaltige Verbesserungen im Bereich der Arbeitnehmerrechte in dieser Branche möglich werden. Wenn die Sportbekleidungsunternehmen Probleme wie fehlende Vereinigungsfreiheit und Recht auf Tarifverhandlungen, prekäre Arbeitsverhältnisse, die Auswirkungen von Betriebsschließungen und die Erhöhung von Löhnen und anderen Vergütungen auf ein Niveau, das es den Arbeitern ermöglicht, ihre Grundbedürfnisse zu stillen, tatsächlich in den Griff bekommen wollen, müssen sie eine Reihe konkreter und messbarer Maßnahmen in enger Zusammenarbeit mit Multi-Stakeholder-Initiativen, Gewerkschaften, NichtRegierungsorganisationen (NRO) und Regierungen ergreifen. Einige Sportbekleidungsunternehmen und auch Firmen aus anderen Bereichen haben versucht, zahlreiche Schritte ansatzweise umzusetzen. Auf der Grundlage dieser Bemühungen können wir
68