Gründer-Journal 2023

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Die Erwartung war groß und sie wurde erfüllt. 7000 Besucher beim „Founder Summit 2022“ in Wiesbaden sollen es gewesen sein, vielleicht ein paar mehr oder weniger. Sie alle, die Gründer, Jungunternehmer, Start-ups, Beauty-Influencerinnen, Motivationstrainer, Speaker, Möchtegern-Millionäre und die selbst ernannten New-Media-Coaches feierten bei bombiger Stimmung. Nicht alle „Größen“ kamen auch persönlich, manche wie Jürgen Klopp und US-Milliardär Richard Branson waren nur per Livestream zugeschaltet. Bei Dieter Bohlen war es anders. Er scheute sich nicht, jugendliche Feh-

ler dem Moderator und dem Publikum zu gestehen und auch vom Suchen nach einer SuperFrau plauderte er nach

Bohlen-Manier mega.

Auch Andreas Hammer, Herausgeber des „Gründer-Journals“, hatte seinen Spaß am „Founder Summit 2022“. Allerdings war er nicht zufrieden mit dem übertragenen und auch aufgezeichneten Interview mit Dieter Bohlen. „Da waren einige wichtige Fragen vom Moderator vergessen worden.“ Und Hammer hatte Glück, als einziger Pressevertreter noch ein Kurzinterview hinter der Bühne mit Bohlen führen zu können. Danach war der Star verschwunden.

Hier das Interview des Gründer-Journals“ !

Andreas Hammer: Junge Künstler und Musiker, die sich selbstständig machen wollen, warten auf einen Tipp vom Profi.

Dieter Bohlen: Ich würde das nicht machen (und lacht dabei). Ich würde irgendetwas Vernünftiges machen. Wie kann man als Musiker heute noch mega Geld verdienen. Also ehrlich, ich rate jedem, es sein zu lassen.

AH: Unser „Gründer-Journal“ wird von jungen Künstlern gelesen. Sie werden enttäuscht sein.

DB: Die Selbstständigkeit ist schwer. Also, die jungen Leute müssen wirklich überragende Leistungen bringen. Und sie müssen etwas Glück haben, damit man sein ganzes Leben davon leben kann. Man kann heute nur noch Kohle über Liveauftritte verdienen, also auf Tour gehen. Streamen ist einfach zu wenig.

AH: Soll sich ein junger Musiker unter Preis verkaufen, um ins Geschäft zu kommen?

DB: Ja! Also wenn man das macht, um einen Fuß rein zu kriegen, dann finde ich das auch ok. Man wird natürlich am Anfang „beschissen ohne Ende“, aber das gehört dazu. Man muss auch etwas lernen. Heute sind die Leute viel besser informiert über das Internet und YouTube und Pipapo. Früher musste man über Schallplattenfirmen sein Glück versuchen.

PITCH-ARENA ERFOLGREICH GESTARTET

Frankfurt. Die Pilotveranstaltung der Pitch-Arena war ein voller Erfolg. Wie sonst hätte IHK-Präsident Ulrich Caspar dem „Erfinder“ Andreas Hammer, Vorsitzender des IHK-Arbeitskreises „Start-up & Existenzgründung“ es so bescheinigt: „Es war ein gelungener Start.“ Und auch IHK-Hauptgeschäftsführer Matthias Gräßle als Organisator der Pilotveranstaltung lobte das Niveau des Zusammentreffens und war hochzufrieden.

Die Pitch-Arena als neue Methode der Gründungsfinanzierung mit dem Ziel der Beschleunigung der Finanzierungszugänge hat sich bewährt, auch wenn, wie bei jeder Premiere, etwas Improvisation dazugehörte.

Die ursprüngliche Idee stammte von Mitte 2019, als nämlich Hammer das Konzept bei Matthias Gräßle gepitcht hatte. Damals schlummerte das CoronaVirus noch irgendwo in China. Gründungswillige und Vertreter der Kreditinstitute sollten sich Aug in Aug gegenübersitzen. Das Virus jedoch wollte es anders. Die „Kreditgeber“ waren elektronisch zugeschaltet, die „Hoffenden“ wurden

nach und nach hereingerufen. Im Nachhinein haben Beteiligte die Verfahrensweise als Vorteil empfunden, wie ein „Kreditgeber“ die Onlineumsetzung so treffend lobte: „Es war genau richtig. Ich glaube, das Onlineformat hat auch zur Einhaltung

der Struktur und des Zeitplanes beigetragen.“

Die Verantwortlichen hatten es nicht leicht. Die Premiere war nämlich überbucht. Es gab 15 Business-Kurzkonzepte und Lebensläufe, die hochgeladen wurden. Davon konnten acht Start-ups mitmachen. Die nächste Pitch-Arena findet am 31. Januar 2023 statt. Noch werden Anmeldungen entgegengenommen.

Es passte rein rechnerisch. Acht Kreditinstitute haben mitgemacht, acht Projekte wurden besprochen. Dazu gehörten

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Konzentration: Innerhalb von fünf Minuten muss das Gründerinnen-Team die Jury (teils zugeschaltet) aus Bankern, IHK-Hauptgeschäftsführer Gräßle und Andreas Hammer überzeugen.
Rote RTL-Rosen sind Pflicht “
Gespräch mit Pop-Titan Dieter. Mega-konzentriert plauderte er mit Andreas Hammer über sein Kerngeschäft.
Mega viel Ahnung ist Voraussetzung Fortsetzung Seite 2 powered by IHK Frankfurt „Station F“, größter Start-upCampus der Welt – Seite 5 UNABHÄNGIG & WELTOFFEN
Alles über den Bachelor und seine Anna auf Seite 5 Acht Start-ups durften mitmachen – Projekt soll fortgesetzt werden
Exklusiv-Gespräch mit Musikproduzenten Dieter Bohlen

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Mega viel Ahnung…

AH: Und so kommt man dann an größere Verträge?

DB: Genau, die Record-Bosse sitzen permanent und gucken, was so abgeht. Es gibt Künstler, die eben mal ein Video veröffentlicht haben, das gut ankam. Und dann kaufen die Bosse es sofort vom Markt weg.

AH: Vielen Dank für das Interview.

DB: Kein Problem.

Zur Person: Dieter Bohlen, deutscher Musikproduzent, Komponist, Songwriter und Sänger wurde am 7. Februar 1954 in Berne geboren. Er gehörte u.a. viele Jahre der Jury der RTL-Castingshow „Das Supertalent“ an. 2023 soll er für die 20. Staffel zu DSDS zurückkehren. Dieter Bohlen war mit verschiedenen Frauen liiert und hat sechs Kinder. Er gehört zu den reichsten Deutschen.

Quelle: Wikipedia

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PITCH-ARENA…

beispielsweise ein besonderer Pilotenkoffer, die Unternehmensnachfolge eines Rohrreinigungsbetriebes, nachhaltige Lebensmittel, digitale Hebammensuche, ein Feldberghaus mit Spezialitäten im Taunus oder auch Labor-Diamanten, um nur einiges zu nennen. Als wohltuend wurde es auch empfunden, dass ein ausgewogener Mix aus Gründerinnen und Gründern gegeben war. „Das habe ich schon ganz anders erlebt“, kommentierte ein zugeschalteter Kreditgeber.

Angebot schafft Nachfrage, heißt es. Daher sollen in den nächsten Monaten einige der Pilot-Teilnehmer mit ihren Projekten „begleitet“ werden. Andreas Hammer ist sich da sicher, dass es „schöne Erfolgsgeschichten“ werden. Er denkt zudem schon an die nächste Pitch-Runde. Hauptgeschäftsführer Gräßle wünscht sich auf jeden Fall eine Fortsetzung der Pitch-Arena-Idee.

Gedankenaustausch zwischen

Boris Rhein und Andreas Hammer

Der Zufall wollte es. Gründungsexperte und Mitglied der Frankfurter IHK Andreas

Hammer traf unerwartet in der Hessischen Landesvertretung in Berlin seinen „Landesvater“ Boris Rhein. Beide kennen sich aus Zeiten der Jungen Union, beide waren unabhängig zu verschiedenen Terminen in der Bundeshauptstadt – und sie nutzten das Treffen zu einem Gedankenaustausch. Dabei wollte Minis-

terpräsident Rhein wissen, was aus dem von ihm entwickelten Programm „Hessen Ideen“ geworden sei. Hammer musste als Experte bekennen, dass er das Programm nicht wahrgenommen habe, wies aber darauf hin, dass es Seitens des Bundes das Programm „Exist“ gebe, das wohl ein Pendant zum hessischen Programm sei. Und er erwähnte auch die neue Startup-Strategie des Bundes, die einen „Link“ zu den Ländern suche.

Das Bild entstand vor einer Fototapete mit der Frankfurter Skyline in der Landesvertretung.

Nicht ohne Stolz sagt Florian Gürbig (Jahrgang 1983) von sich: „Ich bin Kasseläner.“ Damit, um die im Dialekt nicht so Bewanderten aufzuklären, werden Menschen bezeichnet, deren Eltern schon in Kassel geboren sind. Seit 2013 ist er als Immobilienfotograf tätig bis hin zum „Home Stage“ (also auch das Einrichten von Wohnungen mit Möbeln, um so dem Interessenten es besser schmackhaft zu machen). Inzwischen hat er sich mit einem zweiten Standbein beruflich orientiert und will vielleicht, dies sei schon mal verraten, die ursprüngliche Immobilienfotografie abgeben.

Jetzt ist er hauptsächlich Makler und vermietet möblierte Wohnungen für Tage, Wochen oder Monate. Begonnen hatte es im Sommer 2018 mit einem Studio von 50 Quadratmetern. Und trotz Pandemie hatte er eine Auslastung von 80 Prozent, denn seine Zielgruppen sind in der Regel nicht Touristen, sondern Geschäftsleute, Handwerker, Monteure und, und, und.

Der „Probelauf“ der Kurzzeitvermietung hat wohl gut funktioniert, da im Februar 2022 vier Wohnungen hinzukamen. Und ein weiterer Schwung, nämlich

Gefragte Kurzzeitwohnungen

zwölf Stück, folgten im Mai 2022. Dafür hatte er Kapital gebraucht und in Andreas Hammer den richtigen Gründungsberater gefunden. Es war eine persönliche Empfehlung eines Bekannten. Mit dem KfW-Kredit in Höhe von 110.000 Euro über die Kasseler Sparkasse konnte er die Wohnungen von seinen Vorgängern übernehmen. Die Gespräche, an denen auch Andreas Deiseroth beteiligt war, seien „toll gelaufen“, sagt Christian Exner vom Gewerbekundencenter.

Der Vorteil der Wohnungsübernahme war, dass diese mit Genehmigung der Eigentürmer schon seit Jahren als Kurzzeitobjekte genutzt werden konnten. Und der studierte Diplom-Ökonom Gürbig hat mit Kassel auch Glück, denn dort sind Kurzzeitvermietungen ohne Probleme und ohne zusätzliche Abgaben zulässig. In Berlin beispielsweise sieht dies anders aus.

Weltweit boomen diese Kurzzeitvermietungen, manchmal zum Ärger von Städten, die darunter einen Entzug von Wohnraum sehen. Und über das Internet kann man weltweit solche Übernachtungen buchen. Auch Gürbig nutzt dies, bevorzugt aber die Direktvermietung, denn die Provisionen sind heftig. Seine Direktbuchungen liegen zwischen 50 und 70 Prozent je nach Wohnungsart.

Zum 1. Juni 2022 hat Florian Gürbig eine weitere Wohnung „an Land gezogen“. Jetzt will er einen Mitarbeiter einstellen, obwohl er viele Teile der Buchung automatisiert oder an Firmen vergeben hat, wie beispielwei-

se die Wohnungsreinigung einschließlich der Bettwäsche. Und er begleitet die Mieter auch nicht zur Wohnung. Sie bekommen den Schlüssel in einem verschlossenen Umschlag.

Die Ausstattungen seiner Wohnungen sind unterschiedlich. Es sind einfache Wohnungen mit je drei Zimmern für Facharbeiter, maximale Belegung sechs Personen, dabei. Es gibt Dachgeschosswohnungen, Ein-ZimmerAppartements, aber auch eine Wohnung für Touristen mit Kindern. Meistens haben die Wohnungen zwei Zimmer und eignen sich für Geschäftsreisende.

Je nach Selbstvermietung oder Einschaltung einer „weltweiten“ Buchungsfirma müssen die Mieter eine Fülle von Daten angeben. Dies geht bis zum Kopieren des Personalausweises, wobei oftmals auf das Wort „Kopie“ auf der Kopie nicht direkt hingewiesen wird. Und manchmal gibt es auch Fälle, in denen die Mieter ein kurzes Video vom Zustand der Wohnung abliefern müssen. Datenschutzbeauftragte sehen mit Sorgen den gläsernen Mieter.

Der „Kasseläner“ hat den privaten Sprung nach außerhalb der Kasseler Stadtgrenzen gewagt. Er lebt und wohnt in Schaumburg, hat aber dort keine Kurzzeitwohnung im Angebot, wie er auf Anfrage sagt. Sein Geschäftsmodell bleibe in der Stadt Kassel. Und welche Gegend außer dem heimischen Nordhessen liebt der Familienvater mit zwei Töchtern von ein und fünf Jahren noch: ganz einfach, es ist Asien. (wi)

Nach einer Untersuchung von KfW-Research (Marktforschungsabteilung der KfW) scheuen Zweidrittel aller kleinen Betriebe in Deutschland die Kreditverhandlung mit ihrer Hausbank, ganz im Gegensatz zu Großunternehmen, wo sich die Situation zum zweiten Mal entspannt hat. „Dies muss aber nicht sein“, sagt der Frankfurter Kreditstratege Andreas Hammer, der seit 30 Jahren im Tagesgeschäft tätig ist, in Bezug auf die kleinen und mittleren Unternehmen. Und er macht ihnen berechtigte Hoffnung trotz drohender Rezession, Energieverteuerung und steigenden Zinsen. Die Mittelständler sollten mit Mut und dem direkten Vorschlag

auf einen KfW-Kredit mit Haftungsfreistellung zu ihrer Hausbank gehen. Hintergrund dazu sei, dass derzeit speziell für den etablierten Mittelstand, also für kleine und mittlere Unternehmen, die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) billige ERP-Förderkredite KMU anbiete. Nicht nur der billige Zinssatz, auch die tilgungsfreien Anfangsjahre sowie die staatliche Absicherung der Kredite seien für die Unternehmen von Vorteil, sagt er. Hammer hat die genauen Einzelheiten verständlich in einem aktuellen YouTube-Filmchen zusammengefasst, zumal der Antrag über die Hausbank eingereicht werden muss und man „bankfeine Unterlagen“ dazu braucht.

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Man kennt sich: Rhein (re) und Hammer. Die hessische Landesvertretung in Berlin. Bei Existenzgründer Florian Gürbig läuft es rund Florian Gürbig BILLIGE KREDITE FÜR DEN MITTELSTAND

Zollfreie

Sonne und Sand hat die Dominikanische Republik in den Augen vieler Bürgerinnen und Bürger zu bieten. Doch dies ist nicht alles, wie das „Gründer-Journal“ in einem Gespräch mit Botschafter Dr. Volker Pellet erfährt. „Deutsche Unternehmen haben das Land noch nicht richtig entdeckt“, sagt der Diplomat.

Andreas Hammer, „GründerJournal“: Herr Dr. Pellet, Sie sind als Botschafter Ansprechpartner für deutsche Firmen, die in der Dominikanischen Republik investieren wollen. Wie können Sie den Firmen helfen?

Botschafter Dr. Volker Pellet: Die Dominikanische Republik ist ein sehr interessantes Land für deutsche Unternehmen. Sie ist aber noch nicht richtig entdeckt, da sie als eine Pauschaltourismus-Destination wahrgenommen wird. Es gibt einige deutsche Unternehmen, die hier tätig sind, beispielsweise Fresenius aus Frankfurt oder B-Braun aus Melsungen. Alle großen deutschen Marken, gerade aus dem Automobilbereich, sind hier im Bereich der erneuerbaren Energi-

en aktiv. Der größte Solarpark der Karibik wird von Deutschen betrieben, wurde von Deutschen gebaut und hat einen deutschen Eigentümer. Ansprechpartner ist natürlich die Deutsche Botschaft. Aber wir haben hier auch eine Deutsch-Dominikanische-Handelskammer. Sie ist relativ klein, hat 60 bis 70 Mitglieder, aber ist immer bereit, unterstützend einzugreifen

„G-J“: Weshalb kommen deutschen Firmen hier her?

P: Geld zu verdienen! Das ist…

„G-J“: Ja, sind es die niedrigen Arbeitskosten?

P: Ja, um das Beispiel Fresenius wieder aufzugreifen. Hier wird produziert, weil vergleichsweise die Arbeitskosten gering sind, sehr gering. Das Durchschnittseinkommen liegt hier bei etwa 250 Dollar im Monat. Das heißt: Für die lohnintensive Arbeit ist dies hochattraktiv. Es gibt ein breites Angebot an zollfreien Produktionszonen. Textil ist ein großes Beispiel. Hier wird sehr viel für den amerikanischen Markt

produziert. Auch unter dem Gesichtspunkt des nearshorings, also weg von China, und nah an den großen Markt Amerika. Es gibt exzellente Verkehrsverbindungen. In wenigen Tagen ist man mit den Produkten von den Zollfrei-Gebieten aus in den USA. Davon gibt es zwei im Grenzgebiet mit Haiti. Die dort produzierten Waren können zollfrei in die USA eingeführt werden.

„G-J“: Gibt es hier die 100% deutsche Firma oder ist ein JointVenture Partner vorgeschrieben?

P: Es gibt nach meiner Kenntnis sehr wenige, bis gar keine deutschen Firmen, die 100% hier tätig sind. Ich würde es auch nicht empfehlen. Es ist eine Insel, wo sich jeder kennt und wo man, um wirtschaftlich erfolgreich zu sein, Kontakte haben muss und deswegen wäre es mein dringender Rat, sich einen starken wirtschaftlichen Partner im Land zu suchen.

„G-J“: Welche Aufgabe hat das „Centro-Dominico-Aleman“?

P: Das ist eine Kulturvereinigung, der ein Haus in der historischen Altstadt als Begegnungsstätte gehört. Es gibt Konzerte und Ausstellungen, es wird Kulinarisches aus Deutschland angeboten. Es war vor der Pandemie ein netter Begegnungsort. Sie müssen wissen, hier gibt es kein Goethe-Institut.

„G-J“: Ist es ein Verein?

P: Es ist ein Verein. Der Vorsitzende ist ein Dominikaner, der lange Zeit in Deutschland studiert und gearbeitet hat.

„G-J“: Gefällt Ihnen Santo Domingo besonders gut?

P: Es ist der Ort in der neuen Welt, wo alles zum ersten Mal passiert ist. Es ist eine Gründung von Christoph Kolumbus. Die Altstadt ist als UNESCO-Kulturerbe ausgewiesen. Die erste Straße, die erste Festung, das erste Krankenhaus, die erste Kirche, alles in der neuen Welt hat sich hier zum ersten Mal abgespielt und das spürt man in dieser Stadt einfach noch.

„G-J“: Herzlichen Dank für das Interview.

Das Interview führte Andreas Hammer

Zur Person: Dr. Volker Pellet, geboren 1961 in Nördlingen studierte von 1982 bis 1988 Rechtswissenschaften. 1992 legte er das 2. juristische Staatsexamen ab, im gleichen Jahr erfolgte die Promotion. Von 1992 bis 1993 war er Rechtsanwalt in Hamburg, danach folgte die Vorbereitung auf den höheren Dienst im Auswärtigen Amt (AA). In der Folgezeit war er in der Botschaft in Serbien eingesetzt, von 1998 bis 2001 als Pressesprecher des AA und später in Berlin an verschiedenen Stellen tätig. Im Juli 2018 wurde er Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Santo Domingo.

Quelle: Botschaft in Santo Domingo

Mitten in der Altstadt von Santo Domingo steht das ehrwürdige Casa del Cordon. Vor 520 Jahren wurde es aus Stein gebaut und ist damit das erste Steinhaus auf dem Kontinent Amerika nach der Entdeckung von Christopher Columbus. So ist es auch nicht verwunderlich, dass dort eine Zeitlang Diego Columbus, ein Sohn des Entdeckers, lebte. Im Laufe der Jahrhunderte haben weitere illustre Persönlichkeiten darin gewohnt. Heute hat das Centro Dominico-Aleman Unterschlupf gefunden und hat das ehrwürdige Steinhaus damit zu einer gut genutzten Begegnungsstätte und damit

gleichzeitig zu einem Zentrum kultureller Veranstaltungen gemacht. Und natürlich finden hier auch die deutschen Sprachkurse des GoetheInstitutes statt. Anmeldungen dazu nimmt die Botschaft entgegen. Der Herausgeber des „Gründer-Journals“, Andreas Hammer, zeigte sich begeistert von dieser kulturellen Einrichtung während eines Rundganges mit Francisco Santos, dem Präsidenten des Centro Dominico Aleman. Und vom Balkon des Hauses genossen zum Abschluss beide, Hammer (re) und Santos, den Blick auf die restliche „jüngere“ Altstadt.

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Im Steinhaus Casa del Cordon ist 500 Jahre alte Geschichte spürbar
Botschafter Volker Pellet im Interview: Dominikanische Republik noch nicht richtig entdeckt
Bundesadler wird es gefallen haben: Ein nettes und lockeres Gespräch mit Botschafter Volker Pellet (re). Andreas Hammer hat es ebenfalls gefallen.
Dem
Produktionszonen Zollfreie Produktionszonen
Produktionszonen Zollfreie

“ Sundowner“ sind in Thailand beliebt

Interview mit Botschafter Schmidt: Investition in Bildung

sagen, für die deutschen Firmen ist Bildung, Bildung, Bildung ein Riesenthema. Jetzt investiert Thailand viel Geld in die Bildung. Aber es kommt nicht so viel dabei heraus. Problem Nr. 1: Menschen, die vernünftig Englisch sprechen, ganz schwierig. Problem Nr. 2: Probleme erkennen, lösen und die Eigenverantwortlichkeit. Das muss man lernen!

AH: Das muss man schon in der Schule und in der Universität lernen.

GS: Das ist eines der großen Probleme, wie mir die Firmen schildern, dass sie sagen, die Leute sind sehr gut und sehr willig, aber die Erziehung legt eben nicht den Schwerpunkt darauf, sondern es wird zu viel auswendig gelernt. Ein wichtiges Thema ist das duale System, das alle auf der ganzen Welt von Deutschland haben wollen.

Aber wir werben dafür, dass auch die kleinen mittelständischen Firmen es machen und dass sie den Mehrwert daraus ziehen. Die großen deutschen Firmen bilden hier nach deutschen Standards aus. Mercedes-Benz (Thailand) bildet z.B. aus und gibt Zertifikate, mit denen die Thais auch in Deutschland arbeiten können.

AH: Was gefällt Ihnen an Thailand besonders?

GS: Ich bin jetzt im vierten Jahr hier. Was ich faszinierend finde, ist, wie Thailand die verschiedenen kulturellen Einflüsse absorbiert und daraus etwas Eigenes macht. Man sieht es auch an der thailändischen Küche. Die Vielfältigkeit ist einfach sehr schmackhaft. Und ich bin nach wie vor nicht müde, in Bangkok zu Fuß unterwegs zu sein. Das geht zum Glück und es ist sicher. Man entdeckt immer wieder etwas Neues.

Mit Unterstützung der deutschen Regierung wurde das Standardwerk der Mechatronik ins „Thai“ übersetzt. Das „Gründer-Journal“ informierte sich bei Botschafter Georg Schmidt über die Förderung deutscher Unternehmensansiedlungen in Thailand und den Ausbau des notwendigen Bildungsstandards der Arbeitskräfte. Dabei ist das deutsche Duale System Vorbild.

„Gründer-Journal“, Andreas Hammer: Sie sind der Ansprechpartner für deutsche Firmen, die in Asien investieren wollen. Wie können Sie den Firmen helfen?

Botschafter Georg Schmidt: Wir helfen den Firmen natürlich mit Rat und Tat, und zwar schon bevor sie hierher kommen. Einen sehr detaillierten Service bieten auch die Auslandshandelskammern der deutschen Wirtschaft. Aber wenn Firmen bei uns, sagen wir mal, ein politisches HintergrundBriefing haben wollen, machen wir das gerne. Wenn die Firmen dann vor Ort sind, haben wir auch eine Verantwortung gegenüber den Firmen. Das sind manchmal Einzelfälle, die geregelt werden müssen; auch bei steuerrechtlichen Fragen und im Bereich des Imports helfen wir.

AH: Fördern Sie auch?

GS: Wir unterstützen. Wir haben das Gebiet der Public-Private-

Partnerschaft und entwickeln beispielsweise Plattformen, mit denen wir Experten kontinuierlich zusammenbringen, und zwar Experten über das rein Geschäftliche hinaus. Wir organisieren Workshops zu vielen Themen. Die Thais schätzen diese Informationsveranstaltungen sehr.

AH: Die Pandemie hat ihre Spuren hinterlassen.

GS: Knapp 20 Prozent der Wirtschaftsleistung kommen durch den Tourismus. Wenn das wegbricht, tut es jedem weh. Tourismus wird aber nicht Schlag auf Schlag wieder zurückkommen. Viele mittlere und kleine Hotels haben diese langen, langen Monate der Schließung nicht überlebt. Ein zweiter Grund ist,

AH: Green-recovery, ist das nicht eine zusätzliche Last, die auf die ohnehin schon angegriffenen Wirtschaftsbetriebe zukommt?

GS: Das kommt darauf an. Ich habe das Gefühl, einige der Wirtschaftsbetriebe sehen darin einfach die Möglichkeit, sich jetzt modern und anders aufzustellen. Für sie ist „green“ eben kostensparend.

AH: Welche Schwerpunkte gibt es zurzeit in der Wirtschaftsförderung? Welche Erfahrungen haben Sie mit den Wirtschaftsgesprächen in der Residenz gemacht?

GS: Wir hatten hier bereits seit Langem Wirtschaftsgespräche und Wirtschaftsrunden.

AH: Seit wann?

AH: Das ist eigentlich ein Modell der Wirtschaft.

dass sich die Thais sehr stark auf China als Markt konzentriert haben. Von den 40 Millionen Gästen, die wir vor der Pandemie hatten, kam ungefähr ein Drittel aus China und die Thais haben immer gesagt: „Naja, Europa ist schön und gut, aber wir haben ganz andere Märkte, die wichtig sind.“ Und das ist jetzt für Thailand natürlich bitter, dass die chinesische Regierung, so wie es jetzt aussieht, überhaupt kein Interesse mehr daran hat, ihre Bürger ins Ausland reisen zu lassen.

GS: Ich bin 2018 nach Thailand gekommen, da gab es diese Formate schon. Wir haben hier sehr viele Wirtschaftskunden. Wir haben eine Veranstaltung, die nennen wir „Sundowner“. Wir laden dazu hochrangige Gäste ein, um den Kontakt mit der deutschen Wirtschaft zu ermöglichen. Jüngst war zum Beispiel der stellvertretende Premierminister dabei.

AH: Es ist nicht einfach, so einen hochrangigen thailändischen Politiker an den Tisch zu bekommen.

GS: Das ist eigentlich unser großer Mehrwert. Wenn ich ein Gespräch mit Ansprechpartnern aus dem Industrie- oder Energieministerium habe, die Investitionen wünschen, dann kann ich denen natürlich sehr deutlich

GS: Das versuchen wir immer zu erklären. Das klappt aber nicht immer. Wir helfen auch. (Er zeigt auf ein dickes Fachbuch in thailändischer Sprache). Das ist das ins „Thai“ übersetzte deutsche Standardwerk zur Mechatronik. Es ist mehr als nur eine Übersetzung.

AH: Da steht Europa-Lehrmittel drauf. Heißt das, dass es in Kooperation mit einem thailändischen Verlag publiziert wurde?

GS: Der Aufwand, die ganzen Tabellen, Diagramme und Schaubilder ins „Thai“ zu übersetzen, ist enorm. Mit dem Lehrbuch bieten wir Thailand den neuesten Stand des Wissens.

AH: Das hat die deutsche Regierung gefördert?

GS: Das ist eine Zusammenarbeit. Es wurde von der Bundesregierung gefördert und von der Handelskammer umgesetzt. Aber natürlich auch mit unserer Unterstützung.

AH: Und adaptieren die Thais dann dieses Erfolgsmodell, die duale Ausbildung?

GS: Es gibt viele Ansätze dafür. Die großen Firmen machen das.

Zur Person: Georg Schmidt, der gebürtige Freiburger (*1963) studierte an der Universität Hong Kong und London, war ab 1996 zunächst Referent im Bundeskanzleramt in Bonn und danach im Auswärtigen Amt. Im Jahre 2000 wurde er 1. Sekretär in der Deutschen Botschaft in Tokio, ab 2003 Vertreter des Botschafters in Mali. Von 2006 bis 2018 hatte er verschiedene Positionen im Bundespräsidialamt und im Auswärtigen Amt in Berlin inne, ehe er im zweiten Halbjahr 2018 Botschafter in Bangkok wurde.

Quelle: Deutsche Botschaft Bangkok

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AH: Herzlichen Dank für das Interview! Mit einem nachhaltigen Gefährt ist Botschafter Georg Schmidt in Bangkok unterwegs. Entspannung: In der privaten Residenz fand das Interview statt. Eine traditionelle Geste zum Abschied mit den Worten „Sawadee Krap“. Vor einem geheimnisvollen Dschungel steht der Besucher der Deutschen Botschaft in Thailand. Doch Angst musste Andreas Hammer (re) vor der 3,5 Meter langen Python, die dort residiert, nicht haben. Botschafter Schmidt war ja dabei.

Booster für Start-ups in Paris

Wer Start-up sagt, der denkt fast schon automatisch an die USA, vielleicht auch an Silicon-Valley. Eine aktuelle globale Studie untermauert dies mit San Francisco, Peking und New York. Doch wo bleiben wir Europäer. Da muss man schon bis Platz 8 vorwärtsschreiten, da wird dann Paris erwähnt und noch weiter, erst auf Platz 13, folgt die bundesdeutsche Hauptstadt Berlin.

Gründer braucht nur anfragen und kann die Antwort in sein Businesskonzept einarbeiten.

Interessant ist auch das „FightersProgramm“ für die „less privileged Entrepreneurs“, also Benachteiligte, die einen Schub brauchen. Dazu gehören selbstverständlich auch Flüchtlinge und Ex-Strafgefangene. Bewerben kann man sich auch auf die Partnerprogramme von Weltmarktführern, beispielsweise von Microsoft oder Facebook. Und wem das noch nicht reicht, der sollte die Community von mehr als 150 Venture-CapitalInvestoren ansprechen. Nicht nur französische, sondern auch internationale VC-Player sind hier am Start. Mehr als 11.000 Jungunternehmer bewerben sich pro Jahr, nur knapp neun Prozent werden genommen.

Garagen bringen Geld

Als „ Rosen kavalier“ hat Stuckmann bei R T L seine Traumfrau gefunden

Hauptgrund für die europäische Start-up-Hauptstadt Paris ist die „Station F“, der größte Start-upCampus der Welt (world‘s biggest start-up-campus) im 13. Arrondissement. Und doch ist es fast ein Geheimtipp. Steigt man an der Metro-Station Bibliothèque François Mitterrand aus und fragt dort Studenten nach „Station F“, ist ein Kopfschütteln die lapidare Antwort. Man muss schon fast vor dem Haupteingang der ehemaligen Bahnstation von 1928 stehen, bis man den „Wallfahrtsort“ europäischer Start-ups erkennt.

Das imposante Gebäude erinnert an die ehemalige Frankfurter Großmarkthalle. 2017 wurde das Gründerzentrum unweit der Nationalbibliothek renoviert, saniert und eröffnet – und ist damit selbst noch ein Start-up. Über 34.000 Quadratmeter stehen zur Verfügung, auf denen in den vergangenen fünf Jahren schon über 5000 Jungunternehmer herangewachsen sind. Für etwa 15 Prozent ist die Muttersprache nicht Französisch.

Bei „Station F“ wird mit einem Start-up-Programm gestartet, erläutert der PR-Referent Gregoire Duhourcau dem „Gründer-Journal“. Davon gibt es mehr als 30. Das populärste Programm nennt sich „Foundersprogram“, gedacht für ambitionierte Unternehmer, die sich nicht gleich auf eine Marktnische festlegen wollen. Beliebt ist das Angebot von Google, Apple und Amazon mit „quickly-askquestion meet with experts“. Der

Im ehemaligen Bahnhof sind auch über 35 öffentlich geförderte Serviceeinrichtungen präsent und warten auf das Gespräch mit den Gründern. Diese Abteilung nennt sich „French-TechCentral“, es ist der „Booster für Start-ups“. Die Schnittstelle für „Deep-Tech“ aus der Forschung mit praktischem Unternehmertum sorgt für einen gegenseitig befruchtenden Prozess im „Innovationsraum“.

Den typischen Co-Working Space mit einem Tisch und einem Computer gibt es für 205 Euro monatlich, selbstverständlich sämtliche Events, Programme und Serviceleistungen inklusive. Natürlich gehören eine Mensa, ein Café, ein Restaurant und drei Bars dazu, für zwischendurch und für rauschende Partys bei geschäftlichen Erfolgen. Zehn Minuten von der „Station F“ entfernt stehen die „Co-Living-Appartements“ mit Küche zur Verfügung mit drei Preisklassen zwischen 499 und 899 Euro im Monat. Da kann sich Paris sehen lassen.

Gesagt, getan, Dominik Stuckmann (31) machte sich an die Arbeit: „Ich will im großen Stil denken.“ Also nicht eine, sondern gleich in einer Vielzahl. Und er hatte auch etwas Glück dabei, denn die Grundvoraussetzung ist Mangelware, größere Grundstücke eben, auf denen man Garagen errichten kann. Die Suche bei dem Durchstreifen der Gebiete und die damit verbundenen Anfragen dauerten ihre Zeit. Doch das Glück war Stuckmann hold. Fünf Kilometer östlich von Fechenheim, in Maintal im benachbarten Main-Kinzig-Kreis, hatte er in der Otto-Hahn-Straße einen Treffer mit einem 3000 Quadratmeter großen Grundstück gelandet. Seine Firma „Carparks24“ konnte bauen.

Stuckmann fühlt sich als Glückspilz. Als „Rosenkavalier“ hatte er bei RTL vor einigen Monaten Glück. Er war der Bachelor 2022, hat seine Publizität genutzt, ist nach eigenen Angaben derzeit ein Gefragter im Showbereich. Seine

Traumfrau, zu der er es geschafft hat, ist Anna Rossow (33), eine gebürtige Rostockerin, sie hatte in Mexiko die letzte Rose bekommen. Im April, so heißt es bei RTL, konnte das Glück endlich öffentlich verkündet werden – und seit dieser Zeit wird gependelt, denn die „Rosenkönigin“ arbeitet in Hamburg in einer öffentlichen Verwaltung, der Bachelor in Frankfurt.

„Sie wird bald zu mir nach Frankfurt umziehen“, verriet Stuckmann in einem Gespräch mit dem „Gründer-Journal“ im Juni. Und ein erholsamer Urlaub ist auf Gran Canaria geplant. Sein Großvater hat dort eine Finca.

Dominik Stuckmann, der Sportwissenschaften studiert hat, hofft, dass sein „Garagenpark in Frankfurt“, wie er ihn nennt, baldigst in Betrieb gehen kann. Die bürokratischen Hürden waren anscheinend doch höher als erwartet, denn ursprünglich war die Fertigstellung schon für das Frühjahr angekündigt. 40 Garagen, 14 Lagerräume und neun Stellplätze bietet er in Maintal an. Der Garagenpark ist eingezäunt und wird per Videoüberwachung Tag und Nacht gesichert. Die Garagen kosten 175 bis 350 Euro pro Monat, die Mindestmietdauer beträgt sechs Monate.

Mit 26 Jahren hatte Stuckmann das Start-up „Make Health“ aufgebaut, wobei er auf Erfahrungen

eines von ihm zuvor aufgebauten Start-up in der Logistikbranche, das er nach 18 Monaten verkaufte, zurückgreifen konnte. Doch dieses gesundheitsfördernde Unternehmen gehört ihm jetzt nur noch zu fünf Prozent, wie er sagt. Geschäftsführer ist sein jetziger Manager. (wi)

Das Gründer-Journal ist umgezogen

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Die Idee war plötzlich in einem Gespräch da: Garagen! Garagen sind gefragt, Garagen sind Mangelware, mit Garagen kann man Geld verdienen und Autobesitzer glücklich machen. Das Gespräch mit dem RTL-Bachelor (links) und „GründerJournal“-Herausgeber Andreas Hammer (Mitte) sowie dem Journalisten Georg Wittenberger fand im Westhafen-Tower statt. Unweit der Nationalbibliothek: „Station F“ ist „Wallfahrtsort“ für Gründer
Google Maps, 2023 Huh! Amazing
Beeindruckend: Die Container im ehemaligen Bahnhof können für die Gespräche gemietet werden.

METALL IST SEIN LEBEN

Karsten Guth übernahm den Betrieb von seinem Chef

Am 21. Dezember 2021 ist der Handelsregistereintrag erfolgt. Der gebürtige Hanauer Karsten Guth (Jahrgang 1981) ist zufrieden. Er hat die Firma seines Chefs Dieter Jäger (Jäger GmbH, Metallbau und Schlosserei) komplett mit Inventar und Mitarbeitern übernommen. Jetzt heißt das Unternehmen Guth Metallbau GmbH und ist komplett in Großkrotzenburg angesiedelt. Dort war schon immer das werktätige Zentrum mit Lagerhalle und allem, was dazu gehört. Der Ex-Chef hatte als Sitz Kahl angegeben, da er dort sein Wohnhaus hat. „In Kahl gibt es nichts firmenmäßiges mehr. Allein das Privathaus meines Ex-Chef steht noch dort“, sagt Karsten Guth und nickt dazu.

Edina Guth in Teilzeit fürs Büro. Und auch Ex-Chef Dieter Jäger steht als Berater auf der Lohnliste. „In einem Jahr wird er die 45 Jahre für die Rente erreicht haben“, sagt Guth, „solange ist er noch bei uns“.

Die Übernahme war nicht umsonst. Guth musste eine Ablösung für Halle und Material zahlen, das Grundstück selbst in Großkrotzenburg gehört ihm noch nicht. Er visiert es aber an mit der Möglichkeit einer Erbrente.

„Stöffche“ hat Kultstatus

Äppelwoi-Orte – viel Tradition, aber auch Start-ups

sich ganz der Apfelweinkultur der Region widmet, beschreibt nicht nur Lokale, Theater und Denkmäler, die die Lebendigkeit der Tradition belegen; in dem Buch von Laszlo Trankovits, „111 Orte rund um den Äppelwoi, die man gesehen haben muss“ finden sich auch manche Keltereien, Läden und Gasthäuser, die als mutige Start-ups gelten können.

Musik. Die „Apfelweinagentur“, der „JB“-Laden oder das Apfelweinkontor offerieren Apfelwein-Edelprodukte.

Es hatte sich anscheinend schon vor Jahren angedeutet, dass das Metallbau-Unternehmen in andere Hände übergeht. Von seinem Ex-Chef erzählt der ausgelernte Metallbauer Karsten Guth, der am 29. Mai 2018 seine Meisterprüfung erfolgreich absolviert hat, wie ein Blick auf den Meisterbrief zeigt, dass dieser nur noch die Rechnungen geschrieben hat. Morgens sei er gekommen, dann ging er spazieren. „Seit zehn Jahren habe ich die Firma geleitet“, betont Guth. Auf die Frage, ob der ExChef ein „Frühstücksdirektor“ gewesen sei, sagt Guth etwas ausweichend „man könnte es so sagen“.

Und so kam es, dass Guth die 30 Jahre alte Firma übernommen hat. Insgesamt mit ihm als Geschäftsführer sind es zehn Personen, die jetzt für die Guth Metallbau GmbH arbeiten. Sieben sind „Metaller“, hinzu kommt seine Ehefrau

Von einem „Finanzmanager“, der wohl eher ein Versicherungsvertreter gewesen sei, habe er sich beraten lassen, doch dies sei sehr merkwürdig gewesen. Die ursprünglich im Gespräch notwendigen 200.000 Euro seien immer mehr geschrumpft; und schließlich sei es sogar fraglich gewesen, ob er 50.000 Euro bekomme. Da hat dann Karsten Guth die Reißleine gezogen, hat im Internet gegoogelt und war so zu dem Businessplan-Spezialisten Andreas Hammer gekommen. Mit diesem Fachmann habe er dann, wie er schwärmt, ohne Schwierigkeiten von der KfW die notwendigen finanziellen Mittel bekommen. Nicht unbeteiligt war dabei die Sparkasse Hanau mit Berater Thomas Preis.

Karsten Guth, der nach eigenen Angaben alles aus Eisen wie Hoftore, Zäune, Türen und Bleche herstellt und montiert, ist zwar glücklich über seine Firma, schaut aber trotzdem mit sorgenvollem Blick in die Zukunft. Er will unbedingt Azubis einstellen, denn in absehbarer Zeit werden drei seiner Fachleute ausscheiden. „Es graut mir, wenn ich in zehn Jahren Leiharbeiter holen muss“, sagt er. Doch zunächst wird mit der Familie, die in Altenstadt im Wetteraukreis lebt, Urlaub gemacht. Tochter Almedina (7) und Sohn Arian (5) freuen sich schon darauf. (wi)

Leider hat Herr Guth dem GründerJournal kein Foto zur Verfügung gestellt.

Apfelweine gibt es in halb Europa – in Frankfurt aber gilt er als das Nationalgetränk. Das „Stöffche“ genießt hier Kultstatus. Ein neues Buch, das

In der „Apfelweingalerie“ bei der Kleinmarkthalle schlägt Besitzer Martin Schitto den Bogen zwischen Kunstfotografie und Äppelwoi, im „Ebbelwoi Unser“ lockt Multitalent, Volksschullehrer und Travestie-Künstler Alexander Grund mit lästerlichen Gesängen und Gedichten vor allem junge Leute in sein Sachsenhäuser Lokal; Im FAB (Frankfurt) „Das Schanz“ (Mühlheim) gibt es zum Apfelwein Jazz- und Rock-Live-

Das Buch führt quer durch die spannendsten und schönsten Orte der regionalen Apfelweinkultur, die stolz darauf ist, beim »Schoppe« Alt und Jung, Hausfrauen und Manager, Arbeiter und Intellektuelle zusammen zu führen. Auch „Oigeplackte“ (Zugezogene) werden hier einbezogen. Und so bleibt zu hoffen, dass die Keltereien überleben und dass die Streuobstwiesen erhalten bleiben.

Laszlo Trankovits: 111 Orte rund um den Äppelwoi, die man gesehen haben muss

Emons-Verlag, 240 Seiten ISBN 978-3-7408-0861-7

„Volle Pulle“ ist „blanke Theorie“

Das Land Hessen hat, wie auch die anderen Bundesländer, für Unternehmen jeglicher Art im Jahre 2020 Hilfsprogramme aufgelegt. Sie sind als November-/Dezemberhilfen bekannt. Dabei haben in Hessen Finanzminister Michael Boddenberg, der für den haushälterischen Teil verantwortlich ist, und Wirtschaftsminister Tarek Al Wazir, zuständig für die Förderprogramme und die notwendigen Ermittlungen dazu, gemeinsam den vom Volksmund bezeichneten „Schluck aus der vollen Pulle“ vorgestellt. Es sei eine gute Zusammenarbeit gewesen, die allerdings nicht neu sei, heißt es.

Für Boddenberg sind „nur Einzelne dabei, die ordentlich gut rausgekommen sind“. „So schnell hätten wir gar nicht prüfen können“, sagt der Staatsminister weiter: „Es hat Unternehmen gegeben, die davon profitiert haben, aber die

große Masse glaube ich, denen wäre es lieber gewesen, wenn wir den Lockdown nicht gehabt hätten.“

Zurück zur „vollen Pulle“: Damals war die Kritik des Hotel- und Gaststättenverbandes verstummt, eine überregionale Tageszeitung schrieb sogar

von „Schweigegeld“. Boddenberg sieht das anders. „Ich weiß gut, wie es den Unternehmen geht“, spricht von ausgefallenen Umsätzen, von weiter laufenden Fixkosten und von Mitarbeitern, die Kurzarbeitergeld brauchten. Und beim Wieder-Anlauf habe sich gezeigt, dass die Unternehmen ein massives Personalproblem gehabt hätten. Der Staatsminister sieht dieses Ergebnis: „Schluck aus der Pulle wäre mir nie über die Lippen gekommen.“ Doch andere sehen das anders. Ein Wirtschaftsfachmann, der seinen Namen allerdings nicht im „GründerJournal“ lesen will, sagt: „Die Gastronomen hatten eine Liquidität, wie sie sie noch nie hatten“. Man brauche auch nur übers Land zu fahren und komme aus dem Staunen nicht heraus wie die Gastronomie alles renoviert und herausgeputzt habe…Für Boddenberg ist das allerdings „blanke Theorie“.

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Ein Rückblick auf November/Dezember 2020 Impressum: Gründer-Journal 2023/Nr. 23 Herausgeber: Gesellschaft für Existenzgründungsberatung mbH V.i.S.d.P.: Andreas Hammer, T8 Tower, Taunusanlage 8, D-60325 Frankfurt am Main, Telefon: 069/87001732, gruenderjournal@ingruendung.de Nachdruck, auch auszugsweise, mit Quellenangaben erwünscht, Belegexemplar erbeten – Abonnementpreis: € 2,00.
Layout: Christian Weiß, designwut Illustrationen: Prof. Thanistha Nunthapojn Autoren: Georg Wittenberger, Andreas Hammer Fotos: Dieter Bohlen Titelseite von picture-alliance und von Jannis Güthge, PitchArena von Kristin Langholz, linsenmomente. Seite 2: Portrait von Florian Gürbig. Seite 3: Botschafter Pellet von Jorge Rodriguez Messina. Seite 4: Botschafter Schmidt von Thausina Chawla. Seite 5:
Dominik Stuckmann von Ben Kilb, Stuckmann & Rossow IMAGO. Seite 6: Michael Boddenberg von Jennifer Wolters/Art in Picture, Laszlo Trankovits von Patric Hammer. Laszlo Trankovits, ehemals 25 Jahre Auslandskorrespondent der Deutschen Presse-Agentur, liebt das Frankfurter Nationalgetränk. Sonst hätte er das Buch nicht geschrieben. Entspannung im Vorgarten des Hessischen Finanzministeriums: Minister Michael Boddenberg (li) und „Gründer-Journal“-Herausgeber Andreas Hammer. Rückblick auf eine angespannte Zeit.

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