Gründer-Journal 2021

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UNABHÄNGIG & WELTOFFEN

2021/Nummer 22

Interview mit Nico Rosberg

Volle Kraft für Gründer und Start-ups

IHK-Präsident Caspar: Mit Partnernetzwerk in die Selbstständigkeit

Juror Rosberg: Höhle der Löwen ist eine Löwen-Höhle

Vom Boden in die Luft: Nico Rosberg ist auf nachhaltige Mobilität fokussiert. Im Gespräch mit dem „Gründer-Journal“ plaudert der Ex-Formel-1-Pilot über Berufliches und Privates.

„Gründer-Journal“: Was waren Ihre besten erfolgreichsten Investments in der „Höhle der Löwen“ und außerhalb?

Nico Rosberg: In der „Höhle der Löwen“ bin ich jetzt erst einmal dabei gewesen; es braucht seine Zeit, die Investments erfolgreich zu entwickeln. Da wäre es jetzt noch zu früh, um zu sagen, dieses oder jenes war erfolgreich. Das wird sich noch zeigen, aber in meinem privaten Umfeld bin ich sehr stark auf die nachhaltige Mobilität fokussiert und da ist es sehr, sehr gut gelaufen. Ich will ein paar nennen: das ist die „Formel-E“, wo ich als frühzeitiger Investor eingestiegen bin. Sie ist schon im „Unicorn-Status“. Dann ist

„Lilium“ zu erwähnen, unser weltweit führendes FlugtaxiUnternehmen in der Nähe von München, schon in der Nähe vom „Unicorn-Status“. Ein tolles Wachstum für „Lilium“. Und da ist noch „Tier Mobility“.

„G-J“: Haben Sie sich auf Technik-getriebene Geschäftsmodelle spezialisiert?

NR: Ich habe mich erstmal darauf spezialisiert, weil die Mobilität mein Zuhause ist und weil ich da auch ein tolles Netzwerk mit einbringen kann. Trotzdem schaue ich mir auch „Food“ an, wo ich schon ein paar Investments getätigt habe, auch außerhalb der „Höhle der Löwen“. Das liegt mir auch, das ist halt wegen der Nachhaltigkeit, die mich sehr bewegt. Gesundes Essen erinnert mich an meine Zeit als Sportler: Da habe ich mit zehnmal gesünderem Essen gelebt.

„G-J“: Sie hatten einmal auf dem Weltwirtschaftsforum in

Davos den Umstieg der Formel-1 auf Elektrofahrzeuge angeregt. Ist der Vorschlag auf fruchtbaren Boden gefallen?

NR: Die Anregung wurde ein bisschen missverstanden. Was ich gesagt habe, ist, dass ich der Überzeugung bin, dass Motorsport und auch die Formel-1 wertebasierter werden sollten. Mobilität muss nachhaltiger gestaltet werden und dafür ist gerade die Formel-1 prädestiniert. Schon immer galt die Formel-1 als Entwicklungsplattform für die Mobilität für uns in der Gesellschaft. So wurden die Turbomotoren entwickelt. Für die Zukunft erhoffe ich mir beispielsweise, dass synthetische Kraftstoffe entwickelt werden. Davon könnten wir alle profitieren. Und für die Entwicklungsländer wäre er preislich erschwingbar, zumal ein synthetischer Kraftstoff CO2-neutral ist.

„G-J“: Wie informieren Sie sich über den aktuellen Trend?

NR: Man muss sich den Gründer anschauen, man muss überzeugt und fasziniert sein vom Gründer, und nicht nur vom Gründer, sondern auch vom Gründerteam. Weil es sehr selten ist, dass eine Person alles selbst macht. Das ist halt das Entscheidende. Man muss auch eine gewisse Flexibilität sehen. Gründer dürfen nicht arrogant sein und nur meinen, „das ist meine Idee und nur die ist die Richtige“.

Fortsetzung Seite

„Gründer-Journal“: Was spricht für Frankfurt als ein Gründerzentrum in unserer Republik?

IHK-Präsident Ulrich Caspar: Die Metropolregion FrankfurtRhein-Main ist unbestritten der Motor der deutschen Volkswirtschaft. Angehende Unternehmerinnen und Unternehmer finden bei uns hervorragende Bedingungen, um ihre Geschäftsideen umzusetzen: Eine Vielzahl an Gründer- und Technologiezentren, darunter das TechQuartier, ein engmaschiges Beraternetzwerk, exzellente Hochschulen, vorbildliche Infrastruktur und ein dynamischer Markt direkt vor der Haustür. Vor allem aber ein idealer Standort für Gründer mit Wachstumsperspektiven, denn durch unsere gute Verkehrsanbindung kann man sich von hier aus den europäischen und den internationalen Markt am besten erschließen und in keiner anderen Region in Deutschland gibt es so viele Adressen für Wachstumsfinanzierungen, egal ob Eigen- oder Fremdkapital, wie hier.

„G-J“: Als IHK-Präsident haben Sie es sich zum Ziel gesetzt, das Gründungsgeschehen im Rhein-Main-Gebiet zu unterstützen. Können Sie uns dies näher erläutern?

Caspar: Je mehr Gründungsdynamik, desto stärker wird Innovation und Strukturwandel vorangetrieben und desto besser entwickelt sich ein

Wirtschaftsraum. Dies ist umso wichtiger, als die Zahlen bundesweit seit einiger Zeit zu schwach sind – im Trend leider auch in Frankfurt. Wir wissen aber, woran das liegt: Ist die Konjunktur gut, wie etwa vor der Corona-Pandemie, können kluge Köpfe vielfältige und lukrative Jobalternativen ergreifen; der Weg in die Selbstständigkeit ist dann häufig kaum attraktiv. Auch ist die Vernetzung zwischen Kapitalsuchenden und -gebenden noch nicht optimal. Daher setzt sich die IHK mit voller Kraft für mehr Gründer und Startups ein. Hierzu habe ich einen IHK-Arbeitskreis Start-ups initiiert und konnte mit unserem Vollversammlungsmitglied Andreas Hammer einen in Gründungsfragen erfahrenen und hochkarätigen Arbeitskreisleiter gewinnen, um erfolgreich Kapitalsuchende und -gebende zusammenzubringen.

„G-J“: Nicht allen scheinen die Gründungsaktivitäten zu gefallen. Immer wieder wird sich über die Kreditinstitute beklagt, diese würden „Bestandskunden“ vorziehen, so dass sehr oft Gründungsfinanzierungen „auf der Strecke“ blieben. Wie kann man gegensteuern?

Caspar: Gründer haben in Kreditverhandlungen den Nachteil, dass sie nicht auf eine längere Zahlenhistorie verweisen können, und so für Investoren und Gläubiger schwieriger zu beurteilen ist, wie tragfähig eine Geschäftsidee wirklich

Schönheit siegt Seite 3
Howie macht Künstlern Mut Seite 4
Ulrich Caspar an der Schnittstelle zwischen Politik und Wirtschaft
Im Zeichen von Corona sind Videoschaltungen normal. So auch beim Interview mit Nico Rosberg, der eine Beanie trägt, also eine Pudelmütze ohne Bommel. Am Bildschirm von links Georg Wittenberger und Andreas Hammer.

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