Ingolstädter Stimme Ausgabe 02/März 2020

Page 1

INGOLSTÄDTER STIMME w w w . s t i m m e . I N

DIE DIGITA LE SONNTAGS ZEITUNG

Berlinale auch in Ingolstadt Hannah Herzsprung flanierte in Berlin über den roten Teppich und flimmerte in Ingolstadt im Audi Programmkino über die Leinwand. Mehr auf Seite 2.

Labor statt Leichen

Was Pathologen auch in Ingolstadt wirklich (hauptsächlich) tun (ma) Man nehme einen ortsüblichen Anlass wie eine Jubiläumsfeier oder ein Konzert. Es entsteht ein Gespräch und irgendwann taucht die Frage auf: „Und was machen Sie beruflich?“ Es folgt die Antwort: „Ich bin Pathologe.“ Oha! Vermutlich hat der Fragende mit dieser Antwort nicht gerechnet. Die Reaktionen darauf beschreibt Pathologin Prof. Dr. med. Eva Geißinger, die zusammen mit Dr. med. Brigitte Popp und Prof. Dr. med. Patrick Adam die Praxis „Pathologie Ingolstadt“ im Ärztehaus am Klinikum betreibt, folgendermaßen: „Entweder es heißt ‚Oh, spannend‘ oder ‚das muss ja auch jemand machen‘“. Im Kopf des (ahnungslosen) Gesprächspartners entsteht dabei das Bild eines etwas seltsamen Mediziners, der irgendwo in einem fensterlosen, eiskalten Keller den Brustraum einer Leiche öffnet und kryptische Bemerkungen in ein Diktier-

Arbeiten hauptsächlich am Mikroskop und nur gelegentlich am “leblosen Körper”: Prof. Dr. med. Eva Geißinger, Prof. Dr. med. Patrick Adam und Dr. med. Brigitte Popp

gerät nuschelt, weil er gerade Spuren eines Mordes entdeckt hat. Soweit das Image, das über Kriminalromane und Filme

transportiert wird. Mit Pathologie hat das aber kaum etwas zu tun. Ja, Pathologen führen Obduktionen durch. Aber das

war es auch schon. Sie sind nicht als „Mordermittler“ im Einsatz. Wenn im Krimi also der Ermittler einen Pathologen

noch dazu am Tatort nach der Todeszeit des Opfers befragt, dann spricht er eigentlich mit dem Rechtsmediziner. Alle unnatürlichen und ungeklärten Tode werden ausschließlich von diesen untersucht. „Gerichtsmedizin und Pathologie sind unterschiedliche Facharztausbildungen. Wir lernen beispielsweise gar nicht, einen Schusskanal zu vermessen. Dafür sind Rechtsmediziner nicht darauf spezialisiert, Tumore zu analysieren,“ erklärt Eva Geißinger. Wer was warum untersucht, liegt damit auch an den jeweiligen Umständen und Verdachtsmomenten: „Ein 30-Jähriger, der tot im Bett liegt, ist eher ein Fall für die Rechtsmedizin.“ Den „Patienten“, mit denen es ein Gerichtsmediziner zu tun hat, ist in der Regel – so grausam es klingt – nicht mehr zu helfen. Schließlich geht es um die Ermittlung der Todesursache. Pathologen hingegen retten durchaus

Am 15. März BGI wählen!

Kandidatenflyer DIN Lang 8S 3-bruch Fensterfalz -1 Montag, 21. Oktober 2019 10:02:34

Leben oder tragen dazu bei, diese zumindest zu verlängern, weil ihre Untersuchung z.B. den behandelnden Ärzten Klarheit über eine Erkrankung verschafft hat. Den zirka 50 Obduktionen im Jahr stehen in der Ingolstädter Pathologie Praxis allein 45 000 histologische, also feingewebliche Untersuchungen gegenüber. Dazu kommen mehrere tausend weitere hinzu, die sich z.B. mit Körperflüssigkeiten (Zytologie) befassen oder dem Bereich der Gynäkologie zuzuordnen sind. Nun könnte es doch sein, dass bei all diesen Untersuchungen so ganz nebenbei und aus Versehen doch ein Mordfall aufgedeckt worden ist? Eva Geißinger, Brigitte Popp und Patrick Adam verneinen. Zumindest während ihrer bisherigen beruflichen Laufbahn ist ihnen so eine Entdeckung noch nicht untergekommen. Mehr unter der Rubrik Wissen bei www.stimme.IN


Turn static files into dynamic content formats.

Create a flipbook
Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.