Ingolstädter Stimme Ausgabe Mai 2020

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INGOLSTÄDTER STIMME

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WEG DAMIT?

Ganz langsam normalisiert sich das Leben im Lande wieder. Hoffentlich dürfen auch die Friseure, wie zunächst angekündigt, ab 4. Mai wieder ihr Kunst-Handwerk ausüben.

Foto: StockSnab / Pixabay

Heimliche Helden und irrende Sachverständige Umweltreferent Dr. Rupert Ebner über die Corona-Krise Nur gut, dass Rupert Ebner selbständiger Tierarzt war, bevor er zum Umweltreferenten der Stadt Ingolstadt gewählt wurde. Da gehörte es zum Berufsalltag, gegebenenfalls am Wochenende oder nachts zu arbeiten. Das kommt ihm jetzt in den Zeiten der Corona-Krise zugute. Dennoch dürfte ihm das nun schon einige Zeit zurückliegende Osterwochenende in Erinnerung bleiben. Da lief eine von ihm koordinierte Aktion des Ingolstädter Gesundheitsamtes, für das er als Referent zuständig ist. Rund 2500 Bewohner und Mitarbeiter der Ingolstädter Senioren- und Behindertenheime wurden auf das Virus getestet. In Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt wurden die Abstriche durch Ingolstädter Hausärzte vorgenommen. Hier erfolgte die Koordination durch den Versorgungsarzt der Führungsgruppe Katastrophenschutz Siegfried Jedamzik und dessen Stellvertreter Anton Böhm und Karsten Helbig. Den genannten Beteiligten zollt Rupert Ebner höchstes Lob. Er weist aber auch auf die vielen heimlichen Helden im Hintergrund hin: Zum Beispiel auf die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes, die wie er rund um die Uhr

im Einsatz waren. Besonders erwähnt er eine erst kürzlich eingestellte Mitarbeiterin des Gesundheitsamtes, die an sich dafür eingestellt wurde, die Datenverarbeitung des Amtes zu modernisieren. Sie hatte einen maßgeblichen Anteil am Gelingen dieser Aktion. Nicht vergessen dürfe man auch die Lebensmittelkontrolleure, die beim Ablauf der Teststation eine wesentliche Rolle spielten. Als „Dauerhelden“ - also unabhängig von der erwähnten Test-Aktion – bezeichnet Ebner die Mitarbeiter in den Alten- und Pflegeheimen und im Klinikum, die fortwährend Pflegeleistungen erbringen. Sie sind, so Ebner, ständig einem hohen Risiko ausgesetzt und halten den Betrieb am Laufen - und das unter Bedingungen, die jetzt ungleich schwerer sind als vor Beginn der Corona-Krise und der damit verbundenen Schutzmaßnahmen. Wenn Kranke oder Senioren keinen Besuch mehr von Freunden und Verwandten erhalten, so entsteht ein zusätzlicher Betreuungsbedarf, der von diesen Mitarbeitern auch noch erbracht wird. Das sei eine anerkennenswerte und bewundernswerte Arbeit.

Umweltreferent Dr. Rupert Ebner ist in der Corona-Krise stark gefordert. Für den früheren selbstständigen Tierarzt ist aber Wochenendarbeit kein Problem. (Foto: oh)

Dank der hervorragenden Mitarbeiter und ausreichender Kapazitäten in der Region ist Ebner einigermaßen entspannt: „Alles, was geplant war, hat funktioniert. Wir haben bei weitem genügend Infektionsbetten und Beatmungsplätze. Ich möchte betonen, dass auch die normale Versorgung zum Beispiel für Schlaganfallpatienten und Patienten mit Herzinfarkten gesichert ist. Die Versorgung ist hier zu hundert Prozent gewährleistet. Dies gilt natürlich auch für Unfallverletzte. Selbstverständlich stellen auch notwendige Blinddarmope-

rationen kein Problem da. Es wurden nur bestimmte Operationen verschoben: Etwa Knieoperationen oder ähnliche Eingriffe wurden zunächst zurückgestellt. Man kann auch unbesorgt ins Krankenhaus gehen, da eine hundertprozentige Trennung von Corona-Infizierten und anderen Patienten erfolgt ist.“ Weniger euphorisch äußert sich der Umweltreferent über die vielen Experten, die derzeit über die Bildschirme Flimmern. Ganz zu Beginn der Corona-Krise war er bei einer Fachtagung in Berlin,

wo alle medizinischen Kapazitäten auf diesem Gebiete referierten. „So oft wie bei dieser Corona-Krise haben sich Wissenschaftler noch nie getäuscht“, schildert Ebner seine Eindrücke. „Noch vor drei Wochen haben die Experten jedem, der es hören wollte, erzählt, dass der Mundschutz nicht zur Lösung des Problems beitragen würde. Die Viren seien relativ schwer und würden rasch nach unten sinken. Das hat sich jetzt plötzlich geändert. Nunmehr wird der Mundschutz plötzlich als sinnvoll und sogar geboten betrachtet. Ein anderer

gravierende Fehler war: Wir haben am Anfang immer nur die Menschen mit Symptomen gesucht und nur sie getestet, um sie zu isolieren. Seit wenigen Wochen wissen wir, dass die Hauptproblematik von denen ausgeht, die überhaupt keine Symptome haben. Sie können nämlich trotzdem das Virus übertragen. Wir hatten schließlich auch gehofft, dass - wie bei der Influenza - mit dem sommerlichen Wetter, also dem Anstieg der Temperaturen, die Zahl der Infektionen ganz deutlich zurückgehen würde. Am Rand: In den Jahren 2017/18 waren durch die Grippe 25.000 Tote in Deutschland zu beklagen waren. Allerdings sind hier durch Schutzimpfungen oder eigene Immunität etwa 70 Prozent der Bevölkerung geschützt. Ich hoffe, dass auch das Coronavirus, das auch wärmelabil ist, bei steigenden Temperaturen wenigstens etwas zurückgeht.“ Und wie sieht es mit dem Sommerurlaub im Jahre 2020 aus? „Ich bin italophil. Aber in diesem Jahr werde ich wohl meinen Urlaub lieber in Garmisch-Partenkirchen verbringen. Aber dass verreisen möglich ist, das hoffe ich doch.“ (hk)


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