INFORMER DEZ 2016

Page 23

EVENT-SPEZIAL

23

Widersprüchlichkeit Wagners - Theater. Richard Wagner, der Mensch und Komponist – für sie zwei Welten.

Und diese Sicht übertragen Sie auch auf die Aalto-Bühne? Gürbaca: Natürlich. Das Tolle an Opernregie ist ja, dass sich Text und Musik sehr oft widersprechen bzw. die Musik den Tonfall macht. Und die Aufgabe von uns Regisseuren ist dann, aus diesen widersprüchlichen zwei Elementen die dritte Ebene zu gewinnen. Und das macht extrem Spaß. Sie wurden für Ihren ‚Parsifal‘ in Antwerpen 2013 von der ‚Opernwelt‘ zur Regisseurin des Jahres gekürt und 2014 in London mit dem International Opera Award in der Kategorie ‚Beste Opernproduktion‘ ausgezeichnet. War der ‚Parsifal‘ Ihre erste Wagner-Produktion als Regisseurin? Gürbaca: Nein, das war der ‚Holländer‘ in Berlin. Aber den ‚Parsifal‘ machen zu dürfen, war für mich wirklich das große Glück – an diesem Haus in Antwerpen, wo der Intendant Aviel Cahn den Regisseuren viel Raum gibt und die Möglichkeit, mit wirklich tollen Leuten zu arbeiten. Erst kürzlich vor dem ‚Lohengrin‘ habe ich in Antwerpen auch wieder den ‚fliegenden Holländer‘ inszeniert. Aber auch hier in Essen haben wir das Glück, eine ganz, ganz tolle Besetzung zu haben. Wir haben Sänger, die sind jung, spielfreudig und intelligent. Sie bringen alles mit, was man für diese Rollen im ‚Lohengrin‘ braucht. Sie haben die Stimmen, aber auch noch sehr viel mehr darüber hinaus … (strahlt) … und der Chor ist einfach wunderbar. Wagners ‚Parsifal‘ in Antwerpen, der ‚Lohengrin‘ in Essen und beide Stücke eint das Gralsmotiv. Ihre Arbeit hier am Aalto für Sie eine Art logische Fortsetzung? Gürbaca (lächelt): Ich dachte zunächst, dass es das nicht sei. Aber tatsächlich ist es so. Lohengrin ist der Sohn des Parsifal. Und man stellt sich permanent die Frage: Wer ist dieser Lohengrin? Woher kommt er? Und was stimmt mit ihm eigentlich nicht, was ist das Problem dieser Figur? Er verspricht ja irgendwie Liebe für alle, also die ganz große Utopie kommt mit ihm in diese Gesellschaft rein. Und dann in der Szene im Brautgemach geht es zwischen ihm und Elsa dann doch schief.

G r u g a h a ll e

Man hat das Gefühl, er ist nicht in der Lage zu individueller Liebe, nur eine Person so nah an sich ran zu lassen. Da hilft es mir, dass ich mich mit dem ‚Parsifal‘ schon so intensiv auseinandergesetzt habe. In diesem Stück erlebt man auch eine Welt von Männern, die die Frauen komplett ausschließen und mit persönlicher Liebe so gar nicht umgehen können. Als würde es sich gegenseitig ausschließen, so als Prinzip: Liebe für alle bedeutet, dass ich mich nicht auf eine einzelne Person alleine konzentrieren darf. Da kann man sich natürlich auch fragen: Wie ist dieser Lohengrin eigentlich erzogen worden in dieser Gralsrittergesellschaft? Was hat er erlebt, wie ist er dort aufgewachsen?

Proben-Pause: Die Opern-Regisseurin trifft sich mit INFORMERRedakteur Lars Riedel zum Interview in der Aalto-Foyer.

EINE FÜR ALLE!

11 | 12 | 2016

Wise Guys Abschiedstour! Das Beste aus 25 Jahren

15 | 12 | 2016

Eros Ramazzotti „Perfetto“

16 | 12 | 2016

257ERS Weihnachtsfeier

17 | 12 | 2016

Kaya Yanar Planet Deutschland

17 | 12 | 2016

Die kleine Meerjungfrau – Musical Congress Center West

18 | 12 | 2016

Windelrocker Der Baby- und Kindermarkt Abgesagt! im Foyer

21 | 12 | 2016

Lasst uns Weihnachtslieder singen! Kindgerechte Lieder zum Mitsingen und Einstimmen auf das Weihnachtsfest

13 | 01 | 2017

K.I.Z „Hurra! Die Welt geht immer noch unter“ Tour 2017

02 | 02 | 2017

Die Teddy Show „Ds passiert alles in dein Birne!“

10 | 02 | 2017

Dieter Nuhr „Nur Nuhr“

11 | 02 | 2017

Mantastic Sixx Paxx XXL-Tour „Ten Men – 10 Dreams“

17 | 02 | 2017

Ehrlich Brothers Zusatzshow! Faszination Die neue Magie Show

18 | 02 | 2017

Ehrlich Brothers Faszination Die neue Magie Show

04 | 03 | 2017

Kreator Tour 2017 plus Sepultura / Soilwork / Aborted

04 | 11 | 2017

Bibi Blocksberg „Hexen, Hexen überall“

01 | 12 | 2017

Manowar The Final Battle

08 | 12 | 2017

Ina Müller Juhu-Tour 2017

11 | 01 | 2018

Atze Schröder „Turbo“

22 | 09 | 2018

Markus Krebs „Permanent Panne“

Kann man mit Wagner also vielleicht sogar aufklären? Gürbaca: Ja, ich glaube schon, dass man mit Wagner auch aufklären kann. Was er auf jeden Fall zeigt, ist ein König, der keine Antworten hat auf die Fragen des Landes und der Menschen. Er zeigt – was, glaube ich, zeitlos ist und wir auch in unserer Zeit sehr starkt wiederfinden –, dass es eine wahnsinnige Sehnsucht gibt bei den Menschen nach Emotionen und nach Pathos und nach dem Gefühl, aufgehoben zu sein. Das ist natürlich ambivalent, das birgt auch Gefahren. Und eine Gefahr ist sicher, die auch in diesem Stück eintritt, dass sich dieses Volk, das eben so wundergläubig ist, dem charismatischen, ich sag‘ mal Führer ergibt. Die ganze Oper handelt aber auch davon, dass dieses Mädchen Elsa erwachsen wird und an den Punkt kommt, an dem sie sich die Frage stellen muss: Wer bist du eigentlich und woher kommst du? Und sie entscheidet für sich selber, dass sie jetzt nicht mehr in dieser absoluten Hingabe und diesem absoluten Vertrauen verharren darf. Und man sieht sehr schön in diesem Stück, wie die Menschen alle aneinander scheitern. Jeder will das Beste und auch das Beste für das Land. Aber sie arbeiten nicht zusammen, sondern gegeneinander. Und das führt dazu, dass am Ende alles in alle Richtungen fliegt. Also ich finde schon, dass man mit Wagner auch aufklären kann – (lacht) und nicht nur benebeln. Das Interview führte Lars Riedel

Privatpraxis Dr. med. Klaus Thiemer

Facharzt für Orthopädie Sportmedizin Biologische Medizin Chirotherapie Betriebsmedizin Sprechzeiten: Mo. – Do. 9 – 12 Uhr und nach Vereinbarung Bredeneyer Str. 122 · 45133 Essen Telefon: 02 01- 3 10 76 70 · Fax 4555615 www.thiemer-orthop.de · info@thiemer-orthop.de

design: com.formedia . Ute Glebe . www.comformedia.de

sich die Stücke anguckt: Wagner der Komponist ist sehr viel klüger als Wagner der Mensch. Ich weiß gar nicht, ob ihm selbst immer so bewusst war, was ihm da passierte, wenn er Musik geschrieben hat. Die vermeintlichen Übeltäter in seinen Stücken sind häufig sehr liebevoll und genau geschildert. Zum Beispiel die Figur der Ortrud im ‚Lohengrin‘: Sie wird oft als die böse Hexe inszeniert und als das böse Weib aufgefasst. Wagner selbst schreibt, sie sei eine Reaktionärin. Doch gleichzeitig ordnet er ihr die Tonart fis-Moll zu. Und die Harmonien sind bei ihr mit am kompliziertesten, am fortgeschrittensten. Also eigentlich ist Ortrud nicht die Reaktionärin, sondern die fortschrittlichste Figur im ‚Lohengrin‘ – und die interessanteste.

Terminstand: November 2016 . Änderungen vorbehalten

Ticket-Hotline 02 01.72 44 290 Montag bis Freitag 10.00 – 18.00 Uhr

info@grugahalle.de . www.grugahalle.de MESSE ESSEN GmbH Grugahalle / CCE Norbertstraße . D-45131 Essen Telefon: +49.(0)201.7244.0 Telefax: +49.(0)201.7244.500


Issuu converts static files into: digital portfolios, online yearbooks, online catalogs, digital photo albums and more. Sign up and create your flipbook.