ERNST PLOIL
Vorgeschichte Im Jahr 1851 kaufte die Witwe des böhmischen Glasfabrikanten Johann Lötz († 1844), Susanne Gerstner, eine seit 1836 in Klostermühle/Böhmen bestehende, auf die Herstellung von Hohlglas, Überfangglas, Flachglas und Glasperlen spezialisierte Glashütte. Sie erweiterte den Betrieb kontinuierlich, ließ die Firma „Johann Lötz Witwe“ 1858 im Handelsregister eintragen und übertrug ihn 1879 ihrem Enkel Max, Ritter von Spaun (1856–1909). Spaun machte aus dem immer noch verhältnismäßig kleinen Unternehmen eine der größten Glasproduktionsfabriken Böhmens, die weit über die Grenzen des Landes hinaus Geltung erlangte. Eine im Jahr 1900 veranstaltete Weltausstellung löste auf drei Jahre hinaus riesige Geschäftserfolge des Unternehmens aus. Die Glasfabrik beschäftigte damals rund 200 Mitarbeiter und arbeitete mit zahlreichen internationalen Auftraggebern zusammen. Verkauft hat Johann Lötz Witwe ihre Erzeugnisse weltweit, vor allem in den österreichischen Kronländern sowie England, Deutschland, Frankreich, aber auch in den USA, Indien und Australien.
In 1851, the widow of the Bohemian glass manufacturer Johann Lötz (d. 1844), Susanne Gerstner, purchased a glassworks in Klostermühle/Bohemia (today Klášterský Mlýn, Czech Republic) that since 1836 had specialised in the production of hollow glass, overlaid glass, plate glass, and glass beads. She steadily expanded operations, entered the company in the commercial register as “Johann Lötz Witwe” in 1858, and in 1879 transferred ownership to her grandson Max von Spaun (1856 1909). Spaun turned the relatively small firm into one of the largest glass factories in Bohemia, one that attained renown far beyond the national borders.
JUGENDSTIL / ART NOUVEAU
Background
A world exhibition in 1900 led to huge commercial success for Lötz, with the factory employing some 200 workers and collaborating with numerous clients around the world. Documents show that this commercial success began declining in 1904, in part because of strong competition from French firms like Gallé, Daum-Nancy, and Schneider, and in part due to the serious illness of Max von Spaun, which ultimately forced him to turn over the management of the company to his 25-year-old son Max von Spaun Jun. at the beginning of 1908. Due to the son’s youth and inexperience, and because factory manager Eduard Prochaska was fully occupied with the administrative side of the business, the firm urgently sought an artistic director, whom it found in the person of Adolf Beckert.
Die überlieferten Umsatz- und Gewinnzahlen zeigen, dass dieser Geschäftserfolg 1904 abgerissen ist. Die französische Konkurrenz, namentlich Gallé, Daum-Nancy und Schneider, übertraf Lötz bei weitem. Hinzu kam eine schwere Erkrankung Max von Spauns, die ihn ab 1906 zunehmend an der Führung des Betriebes hinderte und Anfang 1908 zwang, das Unternehmen seinem – in der Leitung einer Fabrik unerfahrenen – Sohn Max von Spaun jun. zu übertragen. Der Betriebsleiter/Unternehmensverwalter Eduard Prochaska war zu dieser Zeit mit der administrativen Führung des Unternehmens völlig ausgelastet. Da Max von Spaun sen. de facto ausfiel und sein zum Zeitpunkt der Betriebsübergabe 25 Jahre alter Sohn dazu nicht in der Lage war, musste dringend ein künstlerischer Leiter gesucht werden. Er wurde in Adolf Beckert gefunden. 59